Populismus - Freund oder Feind der Linken?

  • Das Ziel muss aus kapitalismuskritischer Sicht darin bestehen, die private Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel abzuschaffen, sie zu vergemeinschaften, indem man sie in den Kollektiven Besitz der mit ihnen arbeitenden Menschen überführt, und die Entscheidung darüber, was damit anzufangen ist wirklich demokratisiert. Das Problem ist, dass man das nur sinvoll tun kann, wenn man sich dabei von den Denkschablonen löst, die uns die herrschende Ideologie aufzwingt.

    Na das ist doch direkt schon ne Antwort auf die Frage nach ner Alternative, mit der man viel mehr machen und erreichen kann, als einfach zu sagen, dass es nicht Aufgabe und/oder Ziel der Kapitalismuskritik ist eine Alternative zu benennen. Damit ist ja die Antwort auf die Frage quasi: "eine konkrete gibt es noch nicht und muss noch ausgearbeitet werden, aber das hier sind Grundvoraussetzungen welche davon erfüllt sein müssten..." oder nicht? Würde sowas nicht schon mehr Diskurs schaffen können?


    Ja, das wäre nach meinem Verständnis dann die Debatte um die Reformierbarkeit des herrschenden Systems. Das Spiel spielen wir ja nun schon einige Zeit.

    Ich dachte da eigentlich jetzt nicht daran das bestehende System einfach nur zu reformieren. Eher so im und aus dem bestehenden Ist-Zustand heraus die Art und Weise wie ein Wandel ablaufen soll und vllt sogar muss fest zu legen. Wenn natürlich auch schon das finden eines Wandlungsprozesses als unmöglich gesehen wird, solang das System vorherrscht, dann weiß ich ehrlich gesagt nicht wie das überhaupt gelöst werden soll?!? Dann muss ja erstmal alles zusammenbrechen??? Und zudem müssen dann nach dem Zusammenbruch erstmal neue Generationen entstehen, welche nicht im aktuell vorherrschenden System aufgewachsen, sozialisiert und "gedankenverengt" wurden?


    Da gab von lateinamerikanischer Seite kein Interesse an einem Konflikt mit den Kapitalistischen Ländern. Man wollte und will halt sein eigenes Ding machen

    Das ist doch bereits der Konflikt oder nicht?

    Frage ist ja sogar, ist es ein Systemkonflikt oder ein Konflikt innerhalb des Systems? Vermutlich primär um Macht und Einfluss?


    Das System kann keine Alternativen dulden.

    Hmm das weiß ich nicht. Gefühlt würde ich dem erstmal nicht zustimmen. Ich denke es kann erstmal alles dulden was ihm nützt.


    Die These ist doch, dass sich ein Ziel sehr klar ergibt, sobald die Kapitalismuskritik durchdringen kann.

    Ok, das höre ich so zum ersten mal. Also ist die Annahme, dass wenn nur genug so wirklich die Kapitalismuskritik durchdrungen haben, diese dann das Ziel klar definieren können und daraus dann eine Roadmap für die gesamte Gesellschaft entsteht?


    Ein neues System muss ein antiautokratisches sein. Und die Transformation dahin ist sehr schwer, wenn man auf das Verständnis der Menschen angewiesen ist, das gleichzeitig unter Dauerbeschuss eines autokratischen Systems, wie dem Kapitalismus, steht. Macht das Sinn für Dich?

    Also ich denke ich verstehe das es schwer ist. Ob ich begreife wie schwer es ist, wäre ne andere Frage. Sofern das ist worauf deine Frage danach ob es Sinn für mich ergibt abzielt.

  • Das Ziel muss aus kapitalismuskritischer Sicht darin bestehen, die private Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel abzuschaffen, sie zu vergemeinschaften, indem man sie in den Kollektiven Besitz der mit ihnen arbeitenden Menschen überführt, und die Entscheidung darüber, was damit anzufangen ist wirklich demokratisiert. Das Problem ist, dass man das nur sinvoll tun kann, wenn man sich dabei von den Denkschablonen löst, die uns die herrschende Ideologie aufzwingt.


    Damit ist ja die Antwort auf die Frage quasi: "eine konkrete gibt es noch nicht und muss noch ausgearbeitet werden, aber das hier sind Grundvoraussetzungen welche davon erfüllt sein müssten..." oder nicht?

    Doch genau. Das ist im Grunde eine anders formulierte Variante der selben Antwort. Aber es hilft ja nichts, einfach zu proklamieren, dass private Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel abgeschafft gehört und die Arbeit demokratisiert werden muss.

    Das habe ich hier auch schon oft geschrieben (auch wenn gewisse Leute eisern das Gegenteil behaupten). Aber wie man da hin kommt ist doch die große Frage.

    Würde sowas nicht schon mehr Diskurs schaffen können?

    "Können" würde es das bestimmt. Aber so ein Diskurs findet halt im medialen Mainstream - wo er stattfinden müsste, um mehr Leute zu erreichen als ein paar Akademiker und die Handvoll Foristen, die hier überhaupt noch mitliest - überhaupt nicht statt. Auch im äußersten äußeren Mainstream, z.B. bei Jung & Naiv, findet kein Diskurs über echte Alternativen zum Kapitalismus statt. Auch Silja Graupe - nur mal als aktuelles Beispiel - hat Angst davor in eine "linke Ecke" gestellt zu werden und redet mittlerweile fünf Stunden lang um den heißen Brei herum.


    Warum das meiner Meinung nach so ist, habe ich nun wirklich schon oft genug geschrieben. Das wiederhole ich jetzt nicht schon wieder.

  • Wüsste nicht, dass es jemand behauptet hätte.

    Wer hat behauptet, dass es jemand behauptet hat?

    Na wenn Du fragst,...

    Glaubt ihr über die reine Kapitalismuskritik eine kritische Masse, in hinreichender Zeit erreichen zu können, welche sich dadurch dann vom Kapitalismus löst und das System fixt?

    ... ob "wir" sowas glauben, dann legt das doch nahe, dass es Deiner Meinung nach hier mal irgendwer behauptet haben muss. Warum soltest Du sonst so eine Frage stellen?

  • weil der Dealer verspricht bestimmt bald wieder besonders sauberere Nadeln im Angebot zu haben, ist das alles echt schwer.

    Ich sehe das Problem eher weniger dabei, dass suggeriert würde es würde bald besser werden, als viel mehr dabei, dass eben die Angst vor noch schlimmer so riesen groß ist. Und da gibts irgendwie auch keine Angebote, welche diese Angst nehmen.



    Hast Du ne Idee?

    Für ne Alternative?


    Mir wäre aktuell daran gelegen, einen Prozess zu finden, mit welchem man Ideen entwickeln könnte, denn eben den sehe ich schon nicht als gegeben.

  • Na wenn Du fragst,...

    ... ob "wir" sowas glauben, dann legt das doch nahe, dass es Deiner Meinung nach hier mal irgendwer behauptet haben muss. Warum soltest Du sonst so eine Frage stellen?

    Das jetzt echt nicht als Angriff gemeint, du hast voll die Tendenz andauernd irgendwelche Beweggründe und Hintergedanken zu unterstellen... Ich habe Euch konkret und direkt gefragt, da ich Eure Meinung dazu hören wollte, da ich mich mit Euch hier darüber unterhalte. An eben der hinterfragten Stelle war ich in meinen eigenen Gedanken, bzw bin es sogar irgendwie noch immer, aktuell noch gefangen, da eben als nächster Schritt, aus meiner eigenen Sicht aktuell dann die Frage nach der Alternative kommt. Und genau da stehen wir hier ja gerade.

  • Aber wie man da hin kommt ist doch die große Frage.

    Genau.


    Dazu fällt mit folgende Geschichte ein. In Frankreich ist man ja ein wenig besser aufgestellt als bei uns. Man kann ja von Melenchon halten was man will aber er hätte die Wahlen gewinnen können. Nach der Wahl hatte ich mich mit einem Franzosen unterhalten. Er sagt er sei weit links. Aber auf Melenchon hat er nur geschimpft. Er hat dann eine Minipartei gewählt und im letzten Wahlgang gar nicht. Auf meinen Hinweis dass er so ja eigentlich gegen einen Wechsel und für Macron gestimmt hat hat er mich nur komisch angeschaut.


    Ist es also besser für Frankreich die neoliberalen Reformen Macrons nochmal ein paar Jahre durchzuzuziehen, und derweil zu hoffen dass eine allgemeine Kapitalismuskritik Fuss fasst? Oder hat man da eine riesige Chance verpasst?

  • Der moderat linke Sozialdemokrat Bernie Sanders hat im Wahlkampf mal gesagt, dass es nichts bringen würde, ihn nur zum Präsidenten zu machen, wenn dahinter keine breite Bewegung von unten stünde, die Druck auf den Kongress ausübt und ihm den Rücken stärkt.


    Ich glaube zwar überhaupt nicht mehr, dass es irgendwas bringen wird, eine wie auch immer geartete "linke" Partei an die Macht zu wählen (selbst wenn das nicht ohenhin schon komplett unrealistisch wäre), aber nur mal angenommen es würde tatsächlich passieren - Wie kann sich diese Linke Partei dann gegen die "Sachzwänge" des Systems zur Wehr setzen?


    Man muss das gar nicht so hypothetisch sehen. In Griechenland ist damals während der sogenannten "Staatschuldenkrise" genau das passiert. Syriza war ein Bündnis aller möglichen linken Bewegungen, die sich zu einer Partei zusammenschlossen, um endlich das neoliberale Regime der Konservativen und Sozialdemokraten zu brechen, welches Griechenland überhaupt erst in die missliche Lage gebracht hatte, in der es sich dann nach der Finanzkrise fand, und zum Protektorat der von Deutschland dominierten Eurogruppe zu werden drohte.


    Man hat sogar eine Volksabstimmung gemacht, um nicht über die Köpfe der Bevölkerung hinweg gegen eine Fortführung des Schäubleschen Teufelspaktes "Geld gegen harte Austerität" zu entscheiden. Finanzminister Varoufakis ist dann zurück getreten, als sich die Syriza-Regierung den Strukturen beugte, sich gegen den erklärten Willen der Mehrheit der griechischen Bevölkerung dennoch Schäubles Kurs unterwarf, und sich unter das neoliberale Austritätskuratel der "Troika" aus IWF, EZB und EU-Kommission stellen ließ.


    Heute ist Griechenland immer noch hoch verschuldet, hat wieder eine rechtskonservative Regierung, Syriza hat die alte PASOK als neue, völlig zahnlose sozialdemokratische Partei abgelöst, und Varoufakis sitzt mit 7 anderen Mitgliedern seiner kleinen linken MERA25 alleine auf weiter Flur als tatsächlicher Linker in einem neoliberalen Parlament.


    Es kann nur gehen, wenn der Druck von unten kommt. Und dafür braucht es genug Leute die sich von der Illusion befreit haben, dass man dieses System noch irgendwie reformieren kann. Dafür muss nicht die gesamte Arbeiterklasse Marx & Engels gesammelte Werke studiert haben, aber es muss viel mehr Leute geben, die andere Antworten auf die allgemeine Unmut über die herrschenden Verhältnisse haben, als die zahnlosen neoliberalen Sozialdemokraten, die neoliberalen Tarngrünen oder die rechten Demagogen, die mindestens zur Hälfte auch alle neoliberal sind.

    Selbst um dann tatsächlich erst mal nur sozialere Reformen durchzusetzen, braucht es die Überzeugung, dass das nicht das Ziel sondern nur der Weg sein kann, und dafür ist es einfach von Nöten, dass ein Verständnis darüber einkehrt, dass Kapitalismus und Demokratie nicht zusammen passen.


    Der größte Feind einer solchen Bewegung sind gar nicht die "Faschisten" (die heute zum großen Teil sowieso nur rassistische erzkonservative Kapitalisten sind und keine glühenden VerehrhrerInnen des Führerprinzips und der Unterordnung der Wirtschaft unter den vom Führer verkörperten "Volkswillen"). Die wurden eigentlich immer erst dann wirklich gefährlich, wenn es tatsächlich eine starke Linke gab und das Kapital keine andere Möglichkeit mehr sah seine Pfründe zu retten, als sich mit den Völkischen gegen die Linken zu verbünden.


    Der größte Feind ist die "links"-liberale bürgerliche Mitte, weil die es ist, die eisern daran festhält den Kapitalismus grün, ethisch korrekt und gerecht machen zu können, wenn man nur endlich mal - auch gegen den Willen der Mehrheit - die richtige Moral und die klügste Technokratie durchsetzte und weil die nachwachsenden Generationen diesem Märchen immer wieder von neuem auf den Leim gehen.


    Es sind die grünen Sozialdemokraten, die eine echte linke Wende blockieren.

  • Ja, das ist das Problem. Aber nichts anderes wird ja hier gesagt.


    Solange der Junkie sich ein Leben ohne Nadel nicht mal vorstellen kann und Vorschläge für ein Leben ohne Nadel als schlechtere Alternative gesehen werden, weil der Dealer verspricht bestimmt bald wieder besonders sauberere Nadeln im Angebot zu haben, ist das alles echt schwer.


    Hast Du ne Idee?

    RE: Populismus - Freund oder Feind der Linken?

  • Der größte Feind einer solchen Bewegung sind gar nicht die "Faschisten" (die heute zum großen Teil sowieso nur rassistische erzkonservative Kapitalisten sind und keine glühenden VerehrhrerInnen des Führerprinzips und der Unterordnung der Wirtschaft unter den vom Führer verkörperten "Volkswillen"). Die wurden eigentlich immer erst dann wirklich gefährlich, wenn es tatsächlich eine starke Linke gab und das Kapital keine andere Möglichkeit mehr sah seine Pfründe zu retten, als sich mit den Völkischen gegen die Linken zu verbünden.


    Der größte Feind ist die "links"-liberale bürgerliche Mitte, weil die es ist, die eisern daran festhält den Kapitalismus grün, ethisch korrekt und gerecht machen zu können, wenn man nur endlich mal - auch gegen den Willen der Mehrheit - die richtige Moral und die klügste Technokratie durchsetzte und weil die nachwachsenden Generationen diesem Märchen immer wieder von neuem auf den Leim gehen.


    Es sind die grünen Sozialdemokraten, die eine echte linke Wende blockieren.

    Stimmt. Es sind die Veganer und Grünenwähler🥴


    Die 6.000 Lobbyisten im Bundestag, die top 10% der Reichsten und die extrem starke Konzentration von Konzernen und Unternehmen, die mit ihrer politischen und wirtschaftlichen Macht jeden Ansatz von weitgehender Sozialpolitik im Keim ersticken wollen, haben bestimmt alle nichts damit zu tun.



    https://johncarlosbaez.wordpre…global-corporate-control/


    https://arxiv.org/abs/1107.5728






    https://johncarlosbaez.wordpre…global-corporate-control/

    (artikel über das paper) :





    Diese 1347 Unternehmen lwünschen sich bestimmt die Abschaffung des Kapitalismus. Bin ich mir sicher. Aber die sind doch lieb, die wirtschaften doch nur, oder? ;)

    Für einen angeblichen Marxist legst du deine Hoffnung aber ziemlich stark in die Sozialdemokratie und in das parlamentarisch-repräsentative System.



    edit:

    Neoliberale ThinkTanks

  • Ich glaube zwar überhaupt nicht mehr, dass es irgendwas bringen wird, eine wie auch immer geartete "linke" Partei an die Macht zu wählen

    Vielleicht nicht. Vielleicht doch. Man müsste es wenigstens mal ausprobieren.

    die Syriza-Regierung den Strukturen beugte, sich gegen den erklärten Willen der Mehrheit der griechischen Bevölkerung dennoch Schäubles Kurs unterwarf

    Ich denke das kann man nicht 1 zu 1 übernehmen. Griechenland ist ne kleine Republik, die hatten keine Chance. Deutschland hätte zumindest in der EU nicht so starke "Gegner" die "sozialistische" Reformen blockieren könnten. (Leider ist D aber bald auch eine kleine Bananenrepublik so wie es aussieht. Da wird es schwerer.)

    Es kann nur gehen, wenn der Druck von unten kommt.

    Genau. Ein wichtiger Punkt. Deswegen sprach ich zum Beispiel die Querdenker an. Man kann ja nicht eine Bewegung von unten einfordern, und wenn dann da mal eine ist, diese dann verteufeln. Finde ich unklug. Auch wenn die nicht alle ganz genau die richtige Kapitalismuskritik verinnerlicht hatten, wenigstens waren da sehr sehr viele auf den Strassen. Mein Traum wäre es gewesen wenn sich linke Gruppen und zB auch FFF mit denen zusammengetan hätten.


    Wie findet ihr eigentlich die Argumentation dieser Dame ab Minute 1:35:45 hier auf so einem Montagsspaziergang?



    Spinnt diese Querfront-Sau, oder ist da was dran? Ich finde das hat was.

    Der größte Feind ist die "links"-liberale bürgerliche Mitte, weil die es ist, die eisern daran festhält den Kapitalismus grün, ethisch korrekt und gerecht machen zu können

    Ja das ist wohl so.

    Die 6.000 Lobbyisten im Bundestag, die top 10% der Reichsten und die extrem starke Konzentration von Konzernen und Unternehmen, die mit ihrer politischen und wirtschaftlichen Macht jeden Ansatz von weitgehender Sozialpolitik im Keim ersticken wollen, haben bestimmt alle nichts damit zu tun.

    Die haben sicher auch was damit zu tun.

  • Vecna Glaubst du ernsthaft, die sogenannten "linksliberalen" sind schlimmer als faschismus? Die Sozialdemokratie ist wenigstens besser als Faschismus und im notfall würde ich die Sozialdemokratie auch dagegen verteidigen. Ich bin nicht gegen kurzfristige Reformen, aber das größere Ziel muss die Überwindung der Sozialdemokratie sein. Aber wer ist denn der, der am Kapitalismus festhält? Es sind die neoliberalen Lobbyisten und die Arbeitgeberverände, nicht eine kleine Gruppe von Wählern. Ohne Witz, im forum werden immer mehr die narrative von rechten wirtschaftsliberalen ideologen aus den pr agenturen der thinktanks, die die linken diskreditieren wollen, wiederholt, anstatt sich mit den wirklich mächtigen zu beschäftigen. Und das geht leider auf utan zurück. Weil die Leute keine eigene Meinung haben und nur wie Papageie ihn wiederholen. Und Utan hat mir letztens noch gesagt, die Arbeiterklasse würde nicht existieren und mir vorgeworfen ich würde behaupten, die arbeiterklasse macht bald eine revolution (was ich NIE behauptet habe) . Jetzt auf einmal redet er wieder von arbeiterklasse. Er ändert seine meinung, wie es ihm gerade passt. Wieso fällt das niemandem auf? seine Beiträge werden wohl einfach nur unkritisch abgenickt. Macht auch Sinn, wer ist denn heute noch in der lage längere texte zu lesen.

  • Nein, das ist ein Missverständnis. Der Faschismus ist natürlich langfristig das grösste Problem. Er steht aber nun nicht der Bildung einer erfolgreichen Linken Bewegung im Wege. Das tun aber die "linksliberalen". Und zwar ganz massiv.

    Querdenker oder AfD fallen dir hier nicht ein? Die sogenannten linksliberalen als Entschuldigung für das Fehlen einer neuen linken Bewegung macht keinen Sinn, weil die sowieso von den Leuten, die zu den Querdenkern gehen nicht gemocht werden. Aber ich glaube, die politischen Begriffe verwirren langsam alle.

  • Naaa, Jonny, Ist mal wieder Gegenteiltag? Basteln wir uns wieder lustige kleine Strohmännchen im Hobykeller der Bibilothek und bewerfen sie dann mit Argumenten gegen Behauptungen die gar nicht aufgestellt wurden?


    Nichts von dem hier...:

    Die 6.000 Lobbyisten im Bundestag, die top 10% der Reichsten und die extrem starke Konzentration von Konzernen und Unternehmen, die mit ihrer politischen und wirtschaftlichen Macht jeden Ansatz von weitgehender Sozialpolitik im Keim ersticken wollen, haben bestimmt alle nichts damit zu tun.

    ...oder dem hier...

    Diese 1347 Unternehmen lwünschen sich bestimmt die Abschaffung des Kapitalismus. Bin ich mir sicher. Aber die sind doch lieb, die wirtschaften doch nur, oder? ;)

    ...habe ich jemals in diesem Forum behauptet. Und falls doch: Du liest ja gerne lange Texte, da wird es Dir sicher möglich sein, entsprechende Zitate von mir zu finden, die auch nur im entferntesten belegen könnten, dass ich so einen Quatsch jemals erzählt hätte.

    Für einen angeblichen Marxist legst du deine Hoffnung aber ziemlich stark in die Sozialdemokratie und in das parlamentarisch-repräsentative System.

    Ja natürlich, Jonny. Ich habe hier in den letzten Monaten eisern die Sozialdemokratie verteidigt - besonders gegen den Genossen Vecna, der sie hier ständig schlecht geredet hat - und Loblieder auf das parlamentarisch-repräsentative System gesungen. Die wissenschaftliche Forschung hat das ganz klar nachgewiesen.

    Aber Du als größter aller Utanologen hast mich natürlich erst so richtig durchschaut und wissenschaftlich heraus gearbeitet...


    Ohne Witz, im forum werden immer mehr die narrative von rechten wirtschaftsliberalen ideologen aus den pr agenturen der thinktanks, die die linken diskreditieren wollen, wiederholt, anstatt sich mit den wirklich mächtigen zu beschäftigen. Und das geht leider auf utan zurück. Weil die Leute keine eigene Meinung haben und nur wie Papageie ihn wiederholen.

    ...dass ich im Forum rechte wirtschaftsliberale Ideologie verbreite, und dass der Rest der Bande hier einfach nur willenlose Schlafschafe sind, die sich von mir damit indoktrinieren lassen.


    Und Utan hat mir letztens noch gesagt, die Arbeiterklasse würde nicht existieren

    Wo steht das? Wann habe ich das wie gesagt?


    Was ich nicht nur Dir schon immer sage ist, dass die Arbeiterklasse sich selbst nicht mehr(!) als solche wahrnimmt. Und das liegt daran - auch das habe ich schon mehrfach versucht zu erklären - dass sie von der herrschenden Ideologie dazu verleitet wird, sich selbst nur noch als freie BürgerInnen mit staatlich zu grantierenden bürgerlichen Rechten wahrzunehmen.

    Erst gestern habe ich gesagt, dass der moderne bürgerliche Staat mitsamt seiner parlamentarischen Demokratie genau die Aufgabe hat, den Klassengegensatz zu negieren und die Arbeiterklasse mit dem Kapital zu einem gemeinsamen nationalen Zweck zu vereinnahmen - nämlich: den Erhalt der kapitalistischen Produktionsweise und der kapitalistischen Marktwirtschaft am wirtschaftsstandort Deutschland.

    Das ist genau das, was natürlich auch Deine ganzen Thinktanks und Neoliberalen Netzwerke nach Kräften befördern, und damit dazu beitragen, dass es als Ideologische Prämisse allem staatlichen Handeln zu Grunde gelegt wird.

    Das gilt auch und ganz besonders für staatliches Handeln von Sozialdemokraten.


    Ich widerspreche dem überhaupt gar nicht und habe das auch niemals getan.


    Ich widerspreche allerdings schon immer der weit verbreiteten These, dass das alles alleine von "den Mächtigen", "der Elite", oder von sonst irgendeiner koordinierten Verschwörung betrieben wird. Ich behaupte hingegen, dass diese spätestens seit dem Ende des zweiten Weltrkrieges in Deutschland massiv und kollektiv(!) betriebene ideologische Vereinnahmung der Arbeiterklasse für die Ziele des kapitalistischen bürgerlichen Staates dafür sorgt, dass radikale Linke Kritik am Kapitalismus von den lohnabhängig beschäftigten BürgerInnen heute als Angriff auf diese, von ihnen als demokratische Staatsräson und Grundlage der Gesellschaft mehr oder weniger zwangsweise akzeptierte Basis ihres eigenen bescheiden Wohlstandes und ihrer "Freiheit" als "freie" BürgerInnen gesehen, und daher erst mal abgelehnt wird.


    Dadurch macht sich "die Arbeiterklasse" unweigerlich zumidest insofern mit dem Kapital gemein, als sie die Verteidigung dieser grundsätzlichen Ordnung für gut, richtig und alternativlos hält. Das tut sie nicht, weil sie so begeistert davon ist, sondern weil ihr von Kindsbeinen an eingetrichtert wird, dass dies nun mal die Realität sei und der "Natur des Menschen" entspreche.


    Die Sozialdemoratie - und da gehören natürlich auch die Grünen (noch) dazu - ist Teil dieses kapitalistischen Staates. Ihre Funktion in diesem System ist es insbesondere, die Klassengegensätze zu verwischen und den eigentlich historisch nur durch harte Arbeitskämpfe immer wieder neu erzwungenen Klassenkompromiss zum permanenten Konsens der gesamten Staatsgesellschaft zu erklären. Sie sind die eigentlichen "Links"-Liberalen. Sie haben einerseits den klassisch linken Anspruch, sich für das Wohl der ArbeiterInnen einzusetzen und ihren gesellschaftlichen Stand zu verbessern, behaupten aber gleichzeitig das liberale bürgerliche Selbstverständnis der "hart arbeitenden" Menschen als freien und gleichberechtigten Teil der Solidargeneinschaft mit den UnternehmerInnen, und sich selbst als die großen Gleichrichter und Abwäger unterschiedlicher Interessen zum Wohle der gesamten Nation.


    Das macht sie für tatsächlich linke Bewegungen zum "Feind" weil sie genau das verhindern, was linke Bewegungen eigentlich zwingend brauchen: ein Klassenbewustsein der Arbeiterklasse, das den unvereinbaren Gegensatz zwischen den Interessen des Kapitals und den Interessen der LohnarbeiterInnen erkennt und eine solidarische Massenbewegung "von unten" dazu befähigt, ihn endlich zu überwinden.


    Es mag ja sein, dass ich nicht recht habe und man könnte das ja sachlich diskutieren, Aber wenn Du lieber irgendwelche pubertären Ego-spielchen spielen, und mir Sachen in den Mund legen willst, die ich nicht geschrieben habe, dann bewerfen wir uns halt weiter gegenseitig mit Beleidigungen. Kann ja auch ganz unterhaltsam sein.

  • Wie findet ihr eigentlich die Argumentation dieser Dame ab Minute 1:35:45 hier auf so einem Montagsspaziergang?

    Interessant ist vor allem der Teil, in dem die Dame der Journalistin prophezeit, dass die Verantwortlichen am Ende vor Gericht gestellt würden, und dann auch der Rechtsstaat wieder funktionieren werde.


    Was sie nicht sagt, ist, wie das vonstatten gehen soll. Wer übernimmt dann die Führung des Rechtsstaates und sorgt dafür, dass die ÜberltäterInnen ihrer gerechten Strafe zugeführt werden?


    Sie redet von einer "Spaltung" gegen die sie auf die Straße geht. Die deutsche Wertejournalistin ist natürlich zu blöd um einfach mal zu fragen, in welche Teile sich da eigentlich was aufspaltet, sondern sie kommt dann mit dem üblichen Vorwurf, dass da ja auch rechtsradikale unterwegs seien.


    Was ist die Position der Protestantin? Wofür, außer "gegen die Spaltung" und für eine bessere Debattenkultur und Wertschätzung geht sie auf die Straße? Was sind denn die "gemeinsamen Interessen", die sie mit den freien Linken, den freien Sachsen und den parteilosen MitdemonstrantInnen teilt?

    Will sie eine grundlegende Veränderung der Verhältnisse, oder will sie einfach nur für ihr gutes bürgerliches Recht demonstrieren, ihre Meinung öffentlich kundzutun?

    Sieht sie auch die Verantwortlichen, die sie gerne vor Gericht gestellt sähe, als gemeinsamen "Teil der Schöpfung" - auch die "rechtsradikalen" die sie bei den Linken und den Grünen vermutet? Oder sind das dann doch eher gemeine VerbrecherInnen, die aus dem Verkehr gezogen werden sollten?


    Ich schreibe das nicht um zu behaupten, dass die interviewte Dame eine ganz schlimme und erzböse...

    Querfront-Sau

    ...sei, die eigentlich mit den Neonazis von den freien Sachsen im Bunde stehe, sondern um zu verdeutlichen, was ich schon x-mal geschrieben habe, von der Baseler Studie als größtenteils bestätigt erachte, und auch meinem besten Erzfreund Jonny hier oben drüber - wahrscheinlich völlig vergeblich - noch mal zu erklären versucht habe - nämlich: Dass sich die heutige "Arbeiterklasse" (mal angenommen die Dame ist Arbeiterin oder Angestellte) - oder zumindest der politisch noch nicht völlig apathische, öffentlich wahrgenommene Teil davon - mit dem bürgerlichen Staat identifiziert, und von ihm einfordert, ihr ihre bürgerlichen Rechte zu garantieren, und dass der jetzt auf der Straße stattfindende Kampf sich leider mehrheitlich nicht primär gegen die ausbeuterischen Verhältnisse im von diesem bürgerlichen Staat organisierten Kapitalismus richtet, sondern gegen ein schlechtes Staatsmanagement, das den bisher geltenden Konsens der "Solidargemeinschaft" auch nach dem Wechsel zur sozialdemokratischen Herrschaft nicht mehr erfolgreich erzwingen kann.


    Ich sage nicht, dass die Proteste, da wo sie sich gegen autoritären staatlichen Zwang aussprechen nicht legitim seien. Ich behaupte allerdings, dass sie so wie es in diesem kurzen Ausschnitt zum Ausdruck kommt, nicht dazu geeignet sind, die grundsätzlichen Verhältnisse zu verändern, sondern dass sie eher dazu führen werden, dass sich das politische System davon dazu angehalten fühlen wird, den Konsens wieder herzustellen und ihn gegebenenfalls auch mit immer härteren Mitteln zu erzwingen.


    Diese neue "Spaltung" der Gesellschaft, die dort beklagt wird, vollzieht sich - meiner Ansicht nach - dabei nicht zwischen den wirklich materiell Benachteiligten und den materiellen ProfiteurInnen des Systems - da hat sie sich schon längst weit aufgetan - sondern sie ist eine Bruchlinie, die direkt durch die bürgerliche Mitte geht und durch ideologische Gegensätze zwischen "progressiven" und "traditionellen" Vorstellungen darüber definiert wird, worin der moralische Konsens bestehen sollte.


    Man könnte Nachtwey und Amlinger vorhalten, dass sie für ihr Buch über den "libertären Autoritarismus" nur die eine Seite der Bruchlinie analysiert, und dass sie die moralische Rigorosität auf ihrer eigenen, "links"liberalen Seite dabei nicht berücksichtigt haben. Aber das ändert nichts daran, dass ihre Analyse zumindest auf den untersuchten Teil zutrifft.

  • Ich habe hier in den letzten Monaten eisern die Sozialdemokratie verteidigt - besonders gegen den Genossen Vecna, der sie hier ständig schlecht geredet hat - und Loblieder auf das parlamentarisch-repräsentative System gesungen.

    Wenn man diese Konstellation wie gedanklich beabsichtigt invertiert, dann sieht es so aus als verteidigte ich eisern die Sozialdemokratie und sänge Loblieder auf dien liberale Demokratie. Diesem Eindruck möchte ich nun noch einmal entschieden entgegenwirken. Sowas habe ich nirgendwo geschrieben. Was ich schrieb ist dass wenn wir denn im parlamentarisch-repräsentativen System mal tatsächlich eine wirkliche sozialdemokratische Kraft hätten, die diesen Namen verdient, dass dann die Voraussetzungen viel bessere wären als in diesem völlig alternativlosen System in das wir nun eingemauert sind.

  • Interessant ist vor allem der Teil, in dem die Dame der Journalistin prophezeit, dass die Verantwortlichen am Ende vor Gericht gestellt würden, und dann auch der Rechtsstaat wieder funktionieren werde.

    Ja den Teil fand ich auch eher schwach. Wenn man das grosszügig auslegt dann kann man die Aussage aber mit unser aller Beobachtung in Einklang bringen dass die politische Klasse ja machen kann was sie will, und es passiert nichts. Ein Scheuer muss ja noch nicht einmal zurücktreten für den Schwachsinn den er verzapft hat. Wer ein Brötchen klaut, der bekommt die ganze Härte des Gesetzes zu spüren. Da funktioniert der Rechtsstaat. Aber Cum Ex geht so durch. Da ist schon was faul, und dieses Gefühl bringt die Dame rüber. Die Verschärfung von 130 macht übrigens auch mir ein sehr schlechtes Gefühl. Warum macht man das? Warum gerade jetzt?

    Was ist die Position der Protestantin? Wofür, außer "gegen die Spaltung" und für eine bessere Debattenkultur und Wertschätzung geht sie auf die Straße? Was sind denn die "gemeinsamen Interessen", die sie mit den freien Linken, den freien Sachsen und den parteilosen MitdemonstrantInnen teilt?

    Der aktuell wichtigste Anlass für die Montagsdemonstrationen ist der Krieg. Das sieht man wenn man sich die Plakate und Redebeiträge anschaut. Man ist für Diplomatie und gegen Anheizen durch Waffenlieferungen.


    Ich bin in der Friedensbewegung selber aktiv und ich sehe dass die Leute total angepisst sind weil wir in den Medien immer und überall in die rechte Ecke gestellt werden. Und wir sind ganz bestimmt keine rechten. Die Spaltung ist zwischen dem was die Medien (hier der Stern) berichten (der veröffentlichten Meinung) und dem was die Menschen denken (der öffentlichen Meinung). Die Spaltung ist zwischen "linksliberalem" Mainstream (die in den Medien dominanten Narrative) und dem per Hackebeil davon abgespaltenen Rest der Menschen die andere Ansichten haben und die dafür in die rechte Ecke gestellt werden. Die Spaltung ist zwischen der "neuen Mitte" in die fast alle politischen Parteien gedriftet sind, und den Menschen die sich eine andere Politik wünschen aber dafür keinen Anlaufpunkt finden (ausser der AfD). Die Spaltung ist zwischen moralbellizistischem Mainstream und Anhängern einer klassischen Friedenspolitik, die nun diskreditiert ist, da man damit angeblich Putin in die Hände spielt, oder weil man einfach ein total irrer Querdenker sei.


    Diese Spaltung hat auch etwas damit zu tun was wir hier diskutieren. Man sieht das an der medialen Berichterstattung über SW, die ja auch anscheinend rechts ist. Und wenn sie mal endlich ihre eigene Partei gründet, dann werden wir sehen welche Instrumente ausgepackt werden um sie fertig zu machen. Das wird sicher hässlich.


    Ich mag was die Dame im Video zum gemeinsamen Protest zu sagen hat. Es ist doch egal wenn zufällig ein rechter auch für Frieden ist. Ich kann doch neben ihm für Frieden demonstrieren. Das heisst ja nicht dass ich damit auch gleich gegen Flüchtlinge bin. Nebeneinander herlaufen ist noch keine Querfront. So funktioniert aber doch die Stigmatisierung in den Medien. Jeder linke der in das Querdenker- und Friedensaktivisten-Bashing mit einsteigt stützt also eigentlich das System. Wir sollten das Gegenteil tun. Wer das System kritisiert, wenn auch aus anderen Gründen als wir (Freiheiten oder Frieden statt allgemeine Kapitalismuskritik), der verdient unsere Unterstützung (denn Freiheit und Frieden sind ja Grundpfeiler linker Politik). Ausser er ist wirklich rechts. Dann verdient er natürlich unsere Kritik.

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