Populismus - Freund oder Feind der Linken?

  • Wer hätte das gedacht...?



    „Von Feinden umzingelt“: Warum ein prominenter Aktivist „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ verlässt

    Musikjournalist Marcus Staiger verlässt die Kampagne und übt scharfe Kritik. Auch die Justiz beschäftigt sich nun mit den internen Querelen, einem Mitglied wird sexuelle Belästigung vorgeworfen. (Tagesspiegel - Paywall)

  • is das jetzt eigentlich kritik an der art und weise wie er seine kritik geäußert hat und in welcher art und weise das dann weiter "genutzt" wird?

    frage für einen freund, der nur inhalte behandelt haben möchte

    Jedenfalls scheint auch Herr Staiger selbst mittlerweile verstanden zu haben, dass die Initiative wichtiger ist, als seine Person.


    Antworte ich jetzt mal für einen Freund, der nicht versteht, warum manche Leute den Drang verspüren, Kritik immer ganz binär in entweder freundlich oder absolut feindlich einteilen zu müssen.

  • Jedenfalls scheint auch Herr Staiger selbst mittlerweile verstanden zu haben, dass die Initiative wichtiger ist, als seine Person.


    Antworte ich jetzt mal für einen Freund, der nicht versteht, warum manche Leute den Drang verspüren, Kritik immer ganz binär in entweder freundlich oder absolut feindlich einteilen zu müssen.

    Es scheint sich bei ihm erstmal nix gravierend verändert zu haben. Es scheint ihm aber, von manchen, eine Intention impliziert worden zu sein, ohne nähere Infos noch Wissen, welche sich nun nicht bewahrheitet/bestätigt.


    Dem Freund kann ich da dann sagen, dass zumindest ich durchaus sehr gut differenzieren kann. Mahne ich ja sogar häufig dahingehend die Grautöne nicht zu übersehen und Leute und Handlungen voreilig dichotom in einzuordnen und in Kisten zu packen. Wovon eine meist direkt AFD, Fascho, Nazi, Rechts, ... drauf stehen hat, also als maximal feindlich gesehen wird.

  • . Wovon eine meist direkt AFD, Fascho, Nazi, Rechts, ... drauf stehen hat, also als maximal feindlich gesehen wird.

    Mein Freund versteht allerdings immer noch nicht, warum du ihm das erzählst.


    Aber vielleicht sieht er die Dinge ja nicht so "differenziert" wie Leute, die beim kleinsten Anlass, sich über die böse linke Meinungspolizei zu beschweren gleich mal alle, die ihre "differenzierte" Sichtweise nicht teilen, in den selben Sack stecken, und mit der Anti-Nazikeulen-Keule drauf hauen.

  • Mein Freund versteht allerdings immer noch nicht, warum du ihm das erzählst.


    Aber vielleicht sieht er die Dinge ja nicht so "differenziert" wie Leute, die beim kleinsten Anlass, sich über die böse linke Meinungspolizei zu beschweren gleich mal alle, die seine "differenzierte" Sichtweise nicht teilen, in den selben Sack stecken, und mit der Anti-Nazikeulen-Keule drauf hauen.

    Mein Freund würde allerdings checken, dass er da nunmal in eben genau dieses Thema reingekrätscht hat und wäre dann doch auch im Stande nicht jedes Wort einzig auf sich selbst zu beziehen, aber durchaus den Themenkomplex als solches dann zu behandeln.


    Na aber vllt würde er ja auch erkennen, dass anfänglich böse linke Meinungspolizei garkein Thema war und das also entweder nur mal wieder fehlimpliziert wird/wurde oder sich dann erst noch später als doch gegebener Teil festgestellt wurde, aber halt überhaupt nicht als auslösender Teil gegeben war.

  • Mein Freund sagt, er findet es irgendwie lustig, dass man ihm vorwirft, er habe irgendwo "reingekrätscht" und beziehe "jedes Wort einzig auf sich selbst", wo er doch beim reingrätschen explizit nur ganz "allgemein" formuliert hatte, ohne irgendwen persönlich anzusprechen (er hatte nämlich erst kurz zuvor gelernt, dass man das neuerdings so macht, wenn man Leute ein bisschen provozieren will, um sich im unvermeidlichen Nachgang dann von jeglichem Vorwurf des persönlichen Angriffes freihalten zu können)...

    Es ist schon ein bisschen lustig.


    Ständig wird sich über Spalterei beschwehrt oder über den richtigen Ton der doch bitte zu treffen sei, aber sobald auf twitter irgendeiner in die richtige Kerbe haut, wird gespalten bis der Arzt kommt.


    ...und in Folge dann umgehend dennoch von einem selbsterklärten Verteidiger der differenzierten Sichtweise angesprochen wurde, welcher ihm nicht nur vorwarf, sich ganz persönlich - sowie als kollektives "wir" - davon angegriffen zu fühlen...


    ach is ja lustig. jetzt sind wir die spalter, nicht etwa die, welche zu ner aktion und organisation für die enteignung von überbordenden kapitalmonstern dann noch mit anderen themen, insbesondere dann natürlich mal wieder idpol, ankommen.

    ... sondern zugleich auch noch implizierte, ganz genau zu wissen, das "idpol" "natürlich mal wieder" der Spaltpilz gewesen sei, welcher im betreffenden Fall dazu geführt habe, dass ein ehemaliges Mitglied einer linken Organisation sich dazu genötigt sah, seine Abspaltung von derselben in aller Öffentlichkeit zu verkünden.


    Ganz besonders lustig findet mein Freund allerdings, dass ihm auf die (zugegebenermaßen eher rhetorische) Frage, ob das differenzierungsmächtige Individuum - bzw. sein angedeutetes kollektives "wir" - denn über genauere Kenntnis der Vorgänge verfüge, welche zu jener veröffentlichten Verkündigung geführt hatten...

    Warst Du dabei?


    Oder ziehst Du diese Erkenntnis alleine aus dem tweet eines Fremden, den Du nach eigenem Bekunden bisher gar nicht kanntest und von dem Du nichts weißt, außer das, was in diesem Tweet steht?

    ...keine differenzierte Sichtweise dargestellt wurde,...

    ah ok, also ist in dem Fall, da Fremd der richtige Weg ihn als AFD Anhänger V-Mann und Bewegungsschädiger zu brandmarken? Und überhaupt nur noch das glauben was einem genehm is, alle andere sind erstmal Lügner, ach ne Spalter?

    ...sondern lediglich eine erneute Iteration der bereits zuvor geäußerten

    emotionale[n] entrüstung

    ...über eine angeblich erfolgte pauschale Assoziation des öffentlich seinen Ausstieg aus der betroffenen Organisation verkündenden Aktivisten mit rechtsreaktionärem Gedankengut - garniert mit dem (nur dürftig mittels Fragezeichen am Ende getarnten Vorwurf), er - mein Freund - finde es wohl in Ordnung, jeden Träger einer nicht genehmen Meinung als Lügner - ach nee: Spalter - zu verunglimpfen.


    Und weil das ja jetzt langsam albern wird, mit diesen imaginären Freunden, schreibe ich einfach noch mal ganz explizit an Dich, nachdenklich gerichtet folgendes:


    Nur mal so rein theoretisch gesellschaftlich - also über alle individuellen Befindlichkeiten hinweg - gedacht:


    Was ist aus Deiner "differenzierten" Sicht wichtiger?


    a) Dass eine künftige Landesregierung - deren designierte Regierungschefin gerade erst gestern nochmal klar gemacht hat, dass sie mit der einzigen Partei die DW & Co. enteignen uneingeschränkt unterstützt nicht weiter koalieren, und statt dessen lieber mit der neoliberalen Betongoldpartei fdP regieren will - einen mit 59 prozentiger Zustimmung erfolgten Volksentscheid auch tatsächlich umsetzt, und dass der dazu unbedingt nötige Druck aus der Zivilbevölkerung aufrecht erhalten wird?


    oder


    b) Dass eine Einzelperson mit gewisser gesellschaftlicher Reichweite ihre offenbar persönlichen Differenzen mit einem Teil der diesen Druck organisierenden Bewegung öffentlich macht, ohne hart dafür kritisiert zu werden, dass sie den publizistisch und finanziell bestens ausgestatteten GegnerInnen der Bürgerinititaive (die den Vergesellschaftungsparagrafen §15 GG als

    ""Blinddarm des Grundgesetzes“, ein Relikt aus der Nachkriegszeit und totes Recht" bezeichnen), damit unnötig weitere Munition dafür liefert, sie öffentlich als Projekt gefährlicher linker "Ideologen" oder bourgeoiser "Lifestyle-Linker" darzustellen?




    Herr Prütz - der allen Grund dazu hat, sich persönlich angegriffen zu fühlen - hat sich offenbar entschieden.


    Binäre Auswahl. Ganz einfach.

  • ...und in Folge dann umgehend dennoch von einem selbsterklärten Verteidiger der differenzierten Sichtweise angesprochen wurde, welcher ihm nicht nur vorwarf, sich ganz persönlich - sowie als kollektives "wir" - davon angegriffen zu fühlen...

    ja ok, natürlich waren mit seinem Beitrag ausgerechnet nicht die Leute gemeint die zuvor zu dem Thema in selbigem Thread geschrieben hatten sondern ganz andere, denn er redet bekanntlich immer nur von anderen und ist auch sonst mit Vorwürfen da sehr zurückhaltend und überaus differenziert.



    ... sondern zugleich auch noch implizierte, ganz genau zu wissen, das "idpol" "natürlich mal wieder" der Spaltpilz gewesen sei, welcher im betreffenden Fall dazu geführt habe, dass ein ehemaliges Mitglied einer linken Organisation sich dazu genötigt sah, seine Abspaltung von derselben in aller Öffentlichkeit zu verkünden.

    nene du, zu dem Zeitpunkt war dann der Text hier schon veröffentlicht und da musste man garnix mehr implizieren. Denn gerade die andauernd vorgeworfene Implikation des (achtung achtung achtung, das sind bestimmt niemals deine Worte gewesen und trotzdem verwende ich sie nun zum ausdrücken und beschreiben, aber achtung achtung achtung, es wird dir damit nicht in den mund gelegt, aber kannst es natürlich dann trotzdem so auslegen) bösen Antilinken welcher nur nach Möglichkeiten der Empörung sucht trifft hier halt so garnich. Es sei denn man verwendet seinen Implikationswürzer mal wieder großzügig.

    mein Freund - finde es wohl in Ordnung, jeden Träger einer nicht genehmen Meinung als Lügner - ach nee: Spalter - zu verunglimpfen.

    also ersteres hat er zumindest mal stark angedeutet, wenn er schon die Forderung, ach ne Frage nach eigenem Insiderwissen stellt um das was in dem kritisierten Text steht auch erstmal für eben nicht gelogen halten zu können. Zweiteres hat er ganz wörtlich formuliert, wenn zwar auch auf eine völlig unbekannte Allgemeinheit bezogen.

    mit rechtsreaktionärem Gedankengut

    in genau diesen kontext hat er reingekrätscht, sich nicht davon abgegränzt und auf dessen gegeseite, gaaanz Allgemein draufgedroschen. Mit oder ohne Absicht dieser Abgrenzung spielt dann erstmal keine Rolle, denn der Kontext ist gegeben, allein schon deutlich zeitlich.


    Was ist aus Deiner "differenzierten" Sicht wichtiger?


    Mir persönlich wäre es wichtiger, dass diese Empörerietis und Verurteilungsscheiße aufhört, insbesondere das nach Rechts und ins Abseits stellen.


    Und weiterhin lese ich jetzt die von dir gesehene Abkehr bei ihm nicht raus. Er reagiert da und aus den beiden Tweets kann man erstmal nur mitnehmen, dass er gegen die Verwendung seines Geschriebenen als Waffe gegen das Volksbegehren als solches ist.


    Und das wäre alles auch einfacher, wenn da allgemein differenzierter reagiert werden würde. Indem eben nicht von allen Seiten auf einen Kritiker eingehauen wird und dessen Kritik damit auch erstmal mindestens klein gemacht wird. Denn das ermöglicht dann das Ausnutzen selbiger erst so wirklich.

  • aber kannst es natürlich dann trotzdem so auslegen) bösen Antilinken welcher nur nach Möglichkeiten der Empörung sucht trifft hier halt so garnich. Es sei denn man verwendet seinen Implikationswürzer mal wieder großzügig.

    Mach doch mal - nur als Gedankenexperiment - folgende Unterscheidung und stell' Dir vor, ich würde sie auch machen:


    1. Die eine Seite der anti-linken "Querfront" sind in der tat protofaschistische bis völkische NationalistInnen, denen es eigentlich überhaupt nicht um die Verteidigung der bürgerlichen Freiheit wider totalitäre linke Gesinnungsdiktatur und willkürliche Enteignung des Leistungsträgertums geht - auch wenn sie das gerne als Motiv vorschieben, um sich an die andere, "bürgerliche" Seite (s.u.) anzudocken, und so eine breitere Zustimmung in der heiß umkämpften "Mitte" zu bekommen.

    Tatsächlich geht es denen darum, ihre eigene Idealvorstellung dessen, was Wohlstand und Frieden der deutschen Volksgemeinschaft am zuträglichsten sei als herrschende Ideolgie zu etablieren. In deren Vorstellung hat ein großer Teil der Bevölkerung eigentlich ganz ähnliche Ansichten, kann sie aber nicht klar zum Ausdruck bringen, weil sie von linksverdrehter "Lügenpresse", von linksverdrehten PolitikerInnen aus den "Altparteien", und von linksversifften AktivistInnen ständig mit linker Ideologie infiziert und per gesinnungspolizeilich oktroyierter politischer Korrektheit am freien Widerspruch dagegen gehindert werden.

    Zu dieser Seite gehören Teile der AfD, diverse Neonazi-Kleinparteien, rechtslibertäre ideologen wie Markus Krall und Hans Hermmann Hoppe, oder die ganzen reaktionären FeulletonistInnen, die bei Tichys Einblick veröffentlichen und natürlich der harte, ideologische Kern der "konservativen Revolution" um Götz Kubitschek und seine Zeitschrift "Sezession".


    2. Die andere Seite des "Widerstandes" gegen den "linken" Zeitgeist sind Leute, deren Ansichten sich eigentlich grundsätzlich mit jenen der seit vielen jahrzehnten herrschenden politischen Klasse und der "bürgerlichen Mitte" decken. Sie haben den Kapitalismus lägst als alternativlose Naturgewalt akzeptiert und verteidigen die "soziale" Marktwirtschaft als Grundlage der modernen Gesellschaft. Radikale linke Eingriffe in das "freie" Marktgefüge und in die Eigentumsrechte der Marktgewinner sind für diese Leute nicht nur häufig eine Bedrohung der eigenen gehoben Stellung in dieser Gesellschaft, sondern tatsächlich ein gesellschaftliches Übel, vor dem sie die Bevölkerung schützen zu müssen glauben.

    Das ist natürlich aus linker, kapitalismus- und Ideologiekritischer Sicht völliger Unsinn, weil die ganze Naturalisierung der kapitalistischen Verhältnisse auf reiner Ideologie beruht, während die Leute die sie verbreiten sich auf die Fahnen schreiben, ganz besonders ideologiefrei und der Realität™ verbunden zu sein. Aber denen kann man zumindest noch zugute halten, dass sie offenbar größtenteils der Überzeugung sind, sich damit auf allgemein anerkannte humanistische Grundwerte zu stützen und nicht auf den reinen Sozialdarwinismus.

    Zu dieser Seite gehören zum Beispiel Leute wie Ulf Poschardt und der ganze Springer-Apparat, Franziska Giffey, Friedrich Merz und die Wirtschaftsunion, die fdP, oder die Anti-R2G-Sturmabteilung in der "liberalen" berliner Tagesspiegel-Redaktion, welche den Artikel zu Staigers Austritt aus der Initiative veröffentlichte, und vermutlich auch die Interviewanfrage gestellt hat, welche von ihm offenbar klugerweise abgelehnt wurde.


    Was könnte nun aber diese beiden Seiten, die sich doch oft spinnefeind gegenübertreten und sich regelmäßig gegenseitig absprechen, wahrhaft demokratisch gesinnt zu sein, auf ein gemeinsames Ziel vereinen?


    Zum Beispiel die Erzählung von "den Linken" und "linksgrünen" als noch viel anti-demokratischeren, totalitären Gleichmacher*innen, welche "die kleinen Leute" mit Sprechverboten gängeln, ihnen ihre kleinen Häuschen, ihre Autos und ihre Schnitzel wegnehmen, den Staat überschulden, Recht und Ordnung durch organisiertes Chaos zerstören, und das traditionelle Familienbild mit LGBTQ+-Ideologie verschwulen wollen.


    Diese Erzählung ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in allen anderen Ländern, wo es noch eine halbwegs relevante politische Linke gibt, die große Front, hinter der sich all jene versammeln, welche den Kapitalismus als alternativlos und die kapitalistische Marktwirtschaft als zwar schmerzhaften, aber gleichsam kreativen und letztendlich nötigen Ausleseprozess zwischen LeistungsträgerInnen und MinderleisterInnen, zwischen Effizienz und Ineffizienz, zwischen Stillstand und Fortschritt, und zwischen guten und schlechten Ideen betrachten, und die alles was dagegen argumentiert, als gefährliche, realitätsferne "Ideologie" brandmarken.


    Denn eigentlich haben die allermeisten Leute die in solchen Ländern leben längst verstanden, dass die kapitalistische Marktwirtschaft nicht "sozial" ist, dass sie keinen Wohlstand für Alle schafft, sondern nur für einen immer kleiner werdenden Teil der Bevölkerung, dass sie nicht effizient, sondern verschwenderisch ist, und das die einzigen Ideen, die der kapitalistische Markt als "gut" bewertet jene sind, mit denen die Kapitalisten am meisten Profit machen können.

    Es ist überall in der westlichen Welt offensichtlich, dass die Bevölkerungen der neoliberalen Erzählung nicht mehr so recht glauben wollen, Der american dream ist für die meisten AmerikanerInnen längst zur american nightmare geworden und der Klimawandel, den die industrielle kapitalistische Produktionsweise in den letzten 250 Jahren verursacht hat, trifft die ärmsten Menschen zuerst am aller härtesten.


    Also muss eine neue Erzählung her, die stärker ist, als ein diffuses Heilsversprechen vom meritokratischen sozialen Aufstieg durch harte Arbeit und kreatives Unternehmertum, um die Leute davon abzuhalten, sich linken Bewegungen anzuschliessen, die diesen Widerspruch auflösen möchten, oder z.B. die Vergesellschaftung des knappen Gutes Wohnraum in der deutschen Hauptstadt fordern, und damit das Kapital daran hindern wollen, seine akkumulierten Gelderträge vor der unvermeidlichen nächsten Krise und einer (angeblich) drohenden Geldentwertung in physischem Betongold zu verbunkern.


    Und die stärkste Erzählung ist und wahr schon immer jene, die den Menschen Angst vor Verlust einjagt. Dazu gehört nicht nur der materielle Verlust, der von der anti-linken Querfront als Horrorszenario einer Wiederkehr der "real"-sozialistischen Plan- und Mangelwirtschaft an die Wand gemalt wird, sollten sich die linken "Ideologen" mit ihren Enteignungsfantasien durchsetzen. Diese Erzählung mag bei der gut situierten oberen Mittelschicht mit Wohneigentum und kapitalgedeckter Altersvorsorge noch Anklang finden, aber für einen großen Teil der Bevölkerung verliert sie zunehmend an Schrecken, weil jener Teil sowieso kaum noch irgendein Anlagevermögen hat, das man ihm wegnehmen könnte.

    Daher muss die linke Kritik als solche nicht nur ökonomisch sondern auch kulturell als zerstörerisch und freiheitsfeindlich dargestellt werden. Der "kleine Mann" mag zwar vielleicht auch nur zur Miete wohnen, nur mit Ach und Krach die Ratenzahlung un die Tankfüllung seines für die Fahrt zum Lohnarbeitsplatz nötigen Autos abbezahlen können, und am Ende des Monats froh sein, wenn er die Abschlagszahlung für die Gas- und Stromrechnung noch bezahlen kann.

    Womöglich hat er für sich schon beschlossen, dass "denen da oben" nicht zu trauen sei - egal welcher Partei sie angehören, und dass die sowieso alle korrupt sind und mit den anderen "da Oben" in den Konzernzentralen und Hedgefonds-Chefbüros gemeinsame Sache machen. Womöglich ist er sogar überzeugt davon, dass das zwar alles furchtbar, aber leider nicht zu ändern sei, weil "der Mensch" halt nun einmal leider eine solche "Natur" habe.

    Aber seine Meinungsfreiheit hat er ja immer noch. Die kann ihm keiner wegnehmen. Das steht so im Grundgesetz. Und dann kommen diese Linken Meinungspolizist*innen und wollen ihm das auch noch verleiden?


    Und genau diese Erzählung wird von der anti-linken Querfront ganz gezielt aufrecht erhalten. Es spielt gar keine Rolle, dass es sich bei Angelegenheiten wie dem Austritt von Marcus Staiger aus der Bürgerinitiative eigentlich fast immer um eine interne Diskussion unter Linken handelt, die mit dem eigentlichen Ziel der jeweiligen Organisation überhaupt nichts zu tun hat. In dem Moment, wo solche Interna - natürlich auch von der emörungsgeilen linken Twitteria! - in der Öffentlichket breit getreten werden, kann man sicher sein, dass die Gegenseite sie aufgreifen und zum Teil dieser Erzählung machen wird. Und niemand redet so häufig über linke Identitätspolitik, wie die Gegner der Linken (und natürlich Sahra Wagneknecht).


    Wenn man es also nun kritisiert, dass ein Linker selbst dieses Narrativ bedient (obwohl er - zumindest im nachhinein erklärt - gar nicht die Absicht hatte, dies zu tun), indem er öffentlichkeitswirksam aus der Initiative austritt und zur Begründung Andeutungen über interne Streitigkeiten veröffentlicht, anstatt dieselben intern zu klären, dann heißt das nicht, dass man den Mann automatisch zu einem "Spalter", "Lügner" oder gar Helfershelfer der rechten Reaktion erklärt, sondern es heißt lediglich, dass er damit eben - ob gewollt oder nicht - der Gegenseite Munition für ihre Propagandaerzählung frei Haus liefert.


    Und genauso wie man der linken Blase gerne vorwerfen darf, dass sie mit ihrer Empörung darüber nur noch mehr Aufmerksamkeit darauf gelenkt, und somit ihrerseits das anti-linke Narrativ bestärkt hat, muss man all jenen, die das für einen Beweis der Vorherrschaft linker Meinungsterrorist*innen halten, leider vorwerfen, das sie dabei mit Ansage auf eine Propagandaerzählung reingefallen sind.

  • Ich verstehe ehrlich gesagt nicht wo hier das Verständnisproblem zwischen uns ist.

    - Hälst du mich für nen Antilinken?

    - Hälst du mich für nen Verfechter der hier oft genannten These "der Vorherrschaft linker Meinungsterrorist*innen"?

    In irgendeiner Schublade scheine ich andauernd zu landen, gegen welche dann die entsprechenden Argumente zu Felde geführt werden...

    - Heiligt der Zweck die Mittel?


    Wenn man es also nun kritisiert, dass ein Linker selbst dieses Narrativ bedient (obwohl er - zumindest im nachhinein erklärt - gar nicht die Absicht hatte, dies zu tun), indem er öffentlichkeitswirksam aus der Initiative austritt und zur Begründung Andeutungen über interne Streitigkeiten veröffentlicht, anstatt dieselben intern zu klären, dann heißt das nicht, dass man den Mann automatisch zu einem "Spalter", "Lügner" oder gar Helfershelfer der rechten Reaktion erklärt, sondern es heißt lediglich, dass er damit eben - ob gewollt oder nicht - der Gegenseite Munition für ihre Propagandaerzählung frei Haus liefert

    Ist also die Art und Weise wie Kritik geäußert wird ein zu kritisierendes Problem?

    Oder wäre nicht viel mehr der Umgang mit der Kritik zu kritisieren? (dieses aber eben dann nicht nur bei der Gegenseite, also konkret wie die Kritik dann als Waffe verwendet/missbraucht wird)

  • Ist also die Art und Weise wie Kritik geäußert wird ein zu kritisierendes Problem?

    Was ist das nur immer mit der "Art und Weise"?


    Was soll das heißen?


    Ich habe kritisiert, dass jemand seine nicht besonders detaillierte "Kritik" auf reichweitenstarken Plattformen veröffentlicht. Ich weiß ja gar nicht was genau vorgefallen ist. Genau wie alle anderen, die nur diesen Tweet und den Facebook-Post gelesen, daraus ihre spekulativen Schlüsse gezogen, und dann versucht haben, dieselben zu ihrem jeweiligen politischen Zweck zu instrumentalisieren.

  • Triggers much

  • Triggers much

    unsolidarisch?

    Spalter?

    War er überhaupt dabei?

    Ausnutzung von Reichweite und überhaupt diese Plattform...?

    Verletztes Ego?

    Munition für Rechts!?!

    Insgeheim nen AFD Wähler und verspricht sich davon nun Karrierechancen oder so?

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