Populismus - Freund oder Feind der Linken?

  • hier ist btw die Meinung von Marcel Reich Ranicki über Bildung und NS-Regime


    Ich denke es ist auch so, dass durchaus noch zu wenig über die NS-Zeit in den Schulen geredet wird. Man müsste zB. einen mitgeben, dass vieles immer noch so vorhanden ist für eine Diktatur und das nicht einfach so verschwindet imo

  • hier ist btw die Meinung von Marcel Reich Ranicki über Bildung und NS-Regime


    Ich denke es ist auch so, dass durchaus noch zu wenig über die NS-Zeit in den Schulen geredet wird. Man müsste zB. einen mitgeben, dass vieles immer noch so vorhanden ist für eine Diktatur und das nicht einfach so verschwindet imo

    Infrastruktur lief jedenfalls bei Hitler

  • Deindustrialisierung in Deutschland seid ihr Schuld mit euren beschissen hohen Gehältern.

    Wie misst man eigentlich Deindustrialisierung? Bestimmt man einfach die Entwicklung des Anteils von industrieller Produktion am BIP?

    10-- 1-01 10=- 1-00 1--2 10=0 1-2= 1-01 10=0 1-01 1-20 10=1 10=2 10=1 1-10 10=0 10=1 1-00 1-21 1-21 1-02

  • Ja, und wie so oft bei dieser Art von Gefühlen beschleicht es einen auch beim Gucken der Tagesschau: Audi 7500 Stellen, Continental 3000, ZF 14000, BASF 3200 (vorläufig) usw.


    Das Klimaziel Zero-CO2 bis 2045 ins Grundgesetz zu schreiben war vielleicht auch nicht ganz so schlau: Welcher Erdgaslieferant schließt unter diesen Umständen noch langfristige Verträge ab? Und kurzfristig bedeutet teuer…

    Das einer der Absatzmärkte der am stärksten gewachsen ist für unsere Automobilindustrie China ist (oder war), und die uns inzwischen was E-Mobilität angeht überholt haben, spielt in deinem Weltbild keine Rolle oder? Wir nehmen einfach irgendwelchen Fakten aus der Tagesschau verknüpfen sie mit irgendwas, das wir nicht mögen und behaupten dann, das kausal miteinander zusammenhängt.

    Aber ich stimme dir beim zweiten Punkt zu, wir hätten Grüne Energie viel stärker forcieren müssen, um uns unabhängig von fossilen Energieträgern aus dem Ausland zu machen.

    10-- 1-01 10=- 1-00 1--2 10=0 1-2= 1-01 10=0 1-01 1-20 10=1 10=2 10=1 1-10 10=0 10=1 1-00 1-21 1-21 1-02

  • Keine Ahnung Syd. Ich erinnere mich leidenschaftlich an unsere Diskussionen bzgl. Kausalität und Korrelation. Die Automobilindustrie macht eine Transformation durch hin zu einer objektiv besseren Technologie, die wir nicht draufhaben. Die Kautschukindustrie (Conti) bezahlt schon jetzt verbrecherisch schlechte Tariflöhne, deutlich schlechter als die Chemiebranche (BASF) bei der sich die Produktion von Basischemikalien wie Ammoniak einfach nicht lohnt. Man hat sich Jahrzehnte lang über fette Margen und Gewinne gefreut, konnte ganze Heerscharen an Außendienstlern, Distributeuren und sonstwen beschäftigen, die nix weiter tun als Produkte von A nach B zu verschieben und auf dem Weg dorthin Geld abzugreifen. Ist alles der Klimawandel Schuld, dass dieses Modell irgendwann vor die Wand gefahren wird. Ich hab dich manchmal so lieb.


    Edit : Kenosse Gurt war schneller

  • Alles richtig, aber was Danton sicher meint, und da würde ich ihm voll zustimmen, ist doch, dass das eine (z. B. (vermeintlicher) Erhalt der Arbeitsplätze in der Automobilindustrie) konkrete Folgen für den individuellen Arbeiter (oder ihm persönlich bekannte Arbeiter) hat, während das andere (z. B. weniger Macht im Arbeitskampf durch Individualisierung und Schwächung von Gewerkschaften) abstrakte gesellschaftliche Folgen hat, die ihn natürlich irgendwie irgendwo irgendwann auch treffen.

    Letzteres lässt sich einfach schwer greifen für unsere Reptilienhirne.

    Ansonsten müssten wir uns über Klimawandel oder sowas ja auch nicht unterhalten.


    Und da ist dem einfachen Gemüt eben das Hemd näher als die Hose und er wählt schwarz oder blau.

  • Es ist eben nicht nur das "einfache Gemüt", das blau wählt - und schon gleich gar nicht hat schwarz eine Wählerschaft aus überwiegend "einfachen Gemütern". Zu Beginn waren es vor allem die kleinen Unternehmer, Händler, Handwerker, Anwälte, Beamte - eben das was man früher als "Kleinbürgertum" bezeichnete, die der Anti-Euro-Partei der VWL-Professoren ihre Stimme gaben und dann auch treu dabei blieben, als sie sich während der sogenannten Eurokrise schnell von der Anti-Griechen und Anti-Südländer- zur generellen Anti-Ausländer-Partei entwickelte, und schliesslich noch dazu voll in den Kulturkampf von rechts gegen die angeblich "woke" und "linksgrüne" Politik der "Altparteien" einstieg.


    Die AfD hat erst in den letzten Jahren immer mehr Zulauf unter einfachen ArbeiterInnen, GeringverdienerInnen und Arbeitslosen bekommen, denen man aus dem Bidlungsbürgertum gerne eine "einfache Gesinnung" attestiert. Und den bekommt sie, trotz ihres eigentlich total Arbeitgeber- und Reichen-freundlichen Programms. Das gleiche ist analog auch in den USA mit Ex-Obama-WählerInnen passiert - selbst mit vielen Migranten, Frauen und mit Nicht-Weißen, die jetzt einen wahsninnigen alten weißen Mann an die Macht gewählt haben, der - mit Ansage im Wahlkampf! - haufenweise Nicht-weiße Menschen aus dem Staatsdienst entfernen, und Migranten aus dem Land werfen lässt.


    Wenn man sich mit AfD-WählerInnen unterhält, kommt zwar an erster Stelle die - zumeist völlig an der eigenen Lebensrealität vorbei durch diverse social media Kanäle, aber vor allem auch durch den medialen Mainstream geschürte - Angst vor dem messermordenden Muselmann und vor dem großen Austausch, den Geroge Soros und die Antifa zusammen mit den woken Grünen und Linken mit ihren offenen Grenzen organisieren wollen, damit die weiße Mittelschicht von dauerschwangeren braunen Kopftuchmädchen verdrängt, und in Deutschland das LGBTQ+-Kalifat errichtet werden kann, oder so ähnlich.

    Das ist dann erst mal die gezielt geschürte dumpfe Angst vor dem Unbekannten und der Fremdenhass, der den völkisch-nationalen Zusammenhalt als einzigen Schutz präsentiert.


    Was denen aber eigentlich noch viel härter gegen den Strich geht, ist das Gefühl, dass sie - in ihrer abgrundtief bürgerlichen Selbstwahrnehmung, ob die jetzt so stimmt oder nicht - alle wie die blöden immer nur hart am arbeiten sind, um sich ihr immer teureres Leben in einem der reichsten Länder der Welt noch leisten zu können - und da spielt der Unterschied zwischen tatsächlichem oder gefühltem Wohlstand keine Rolle, denn da sind sich gut verdienende HandwerksmeisterInnen, StaatsanwältInnen und mittelständische UnternehmerInnen einig mit einfachen Angestellten, Hanwerkergesellen und prekär Beschäftigten HilfsarbeierInnen - während es da auf der anderen Seite Leute gibt, denen der deutsche Staat auf Steuerzahlerkosten einfach alles vorne und hinten rein schiebt. Wohnung, Handy, Klamotten, Essen - alles kriegen die bezahlt! Am meisten natürlich für die Ausländer, aber auch bei den deutschen Faulenzern, die nicht arbeiten wollen, lässt der Staat "soziale Wohltaten" regnen - genauso wie er allen möglichen nutzlosen Schwulen- und Transkram finanziert, oder irgendwelche Jugendförderung macht, damit die Jugend noch linkser und grüner und arbeitsscheuer wird. Darüber können die sich den ganze Tag lang aufregen.


    Sie selbst hingegen haben natürlich immer alles richtig gemacht, waren nie krankgeschrieben und stets fleissig und pünktlich zum Dienst, um ihren Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten. Ihnen musste noch niemand was schenken, und sie haben immer für sich selbst gesorgt. Aber denen da, diesen Schmarotzern, denen besorgt's der Staat den ganzen Tag lang umsonst, obwohl die noch nie irgendwas für unser Land getan haben, Das haben die nicht verdient und deshalb gehören die weg.

  • So sad, die Mechanismen sind so einfach und trotzdem sind Politologen von links nicht in der Lage, aus der Erkenntnis Handlungsoptionen abzuleiten, die in Machtzuwachs münden. Das schaffen immer bloss die Rechten, wie gerade in den USA. Zum Verrücktwerden.

  • und trotzdem sind Politologen von links nicht in der Lage, aus der Erkenntnis Handlungsoptionen abzuleiten,

    Was sollen sie daraus auch an Handlungsoptionen ableiten, die "Linken", wenn schon ihre Denkoptionen in vorauseilendem Gehorsam gegenüber der potenziellen Regierungsverantwortung größtenteils - und bestenfalls - darauf beschränkt sind, diese bürgerliche kapitalistische Konkurrenz- und Klassengesellschaft noch irgendwie so zurecht zu reformieren, dass dabei eine "antifaschistische" Wirtschafstpolitik heraus kommt, die von Staats wegen gerade genug von der Ober- an die Unterklasse umverteilt, dass der nationale Wirtschafts- und Investitionsstandort dadurch keine Wettbewerbsfähigkeit einbüßen muss, und der unteren, lohnarbeitenden Klasse dabei trotzdem nicht mehr gar so arg auffällt, wie sie nach Strich und Faden ausgebeutet wird...


    ...anstatt genau diesen Umstand zum Anlass zu nehmen, diese kapitalistische Primärverteilung von unten nach Oben radikal in Frage zu stellen, die nicht aus "unfairen" Löhnen oder aus "ungerechten" Unternehmens-, Erbschafts-, und Vermögenssteuern resultiert, sondern aus den herrschenden Eigentumsverhältnissen, die der bürgerliche Staat mit seinen Gesetzen und seinem Gewaltapparat nach innen und nach außen absichert, und damit seine StaatsbürgerInnen nicht nur gegen fremde Staaten und deren Arbeitskräfte, sondern auch gegeneinander in permanente Konkurrenz setzt, und es ihnen beibringt, dabei stets darauf zu achten, dass in einem der (immer noch) reichsten Länder der Welt bloß keiner auch nur ein Krümelchen mehr vom kappen Kuchen abbekommt, als er es sich aber wirklich redlich "verdient" hat - es sei denn ihm gehört die ganze Kuchenbäckerei.

  • So sad, die Mechanismen sind so einfach und trotzdem sind Politologen von links nicht in der Lage, aus der Erkenntnis Handlungsoptionen abzuleiten, die in Machtzuwachs münden. Das schaffen immer bloss die Rechten, wie gerade in den USA. Zum Verrücktwerden.

    Die Gegenüberstellung ist halt auch hart unfair. Die Rechten agieren schliesslich in einem durch und durch rechten Biotop und zeigen keine Widersprüche auf, sondern spitzen nur grundlegend und existierende rechte Framings konsequent zu. Das Feld ist für sie bestellt und der „liberale” Politisch-Mediale-Komplex trägt täglich den Dünger aus.


    „Die Linke”, der das agieren in diesem Biotop gestattet wird, agiert hier als Staubsauger für nachwachsendes und immer wieder aufkeimendes Potential, dass die Verhältnisse in Frage stellen könnte. Es konzentriert sich hier und wird - wie aktuell wieder schön zu sehen - mürbe gemacht, desillusioniert und ultimativ kalt gestellt.


    Ich unterstelle den Funktionären nichtmal, dass sie das im vollen Wissen und mit kalkulierter Absicht so managen. Aber die „Realität” lässt ihnen halt nicht mehr Optionen, werden sie sich denken. Die Jüngeren, die noch nicht so abgewixxt wie ein Gysi sind, glauben vielleicht wirklich, man nutze den Moment und konzentriert revolutionäres Potential, um dann geballt und mächtig genug Veränderungen durchzusetzen, aber das Gegenteil ist natürlich der Fall.


    Heidi hat es am Montag bei „Hart aber Fair” wieder demonstriert. Wenigstens ein bissl was könnte ja vielleicht drin sein, wenn sie nur stark genug betteln und gleichzeitig zeigen, dass sie doch dafür auch keine Gefahr für die real existierenden Verhältnisse sind. Wer das Ende dieser Entwicklung - oder besser „Abwicklung” - nicht abwarten kann, schaut sich einfach Die Grünen an.


    Jetzt gibt es zahlreiche Stimmen, die immer wieder sagen werden, dass das nunmal so ist und die Leute es offensichtlich nicht anders wollen. Aber dieses „wollen”, diese freie Meinungsbildung und freie Abwägung ist natürlich eine Illusion, was alle Akte um die #Zeitenwende zeigen.

  • Kleiner Widerspruch: Ich glaube dieses "wollen" ist leider sehr real. Aber die Meinungsbildung, auf die es sich gründet, beruht auf verinnerlichten ideologischen Glaubenssätzen bis hin zu kollektiven Wahnvorstellungen.

    Ja, ich gestehe zu, dass es wahrscheinlich noch etwas komplizierter ist, als in den fünf Absätzen geschrieben. :)


    Die Illusion, so denke ich, ist hier, dass das „wollen” Ergebnis rationaler Abwägung auf einem freien Markt der Ideen ist.


  • Sie selbst hingegen haben natürlich immer alles richtig gemacht, waren nie krankgeschrieben und stets fleissig und pünktlich zum Dienst, um ihren Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten. Ihnen musste noch niemand was schenken, und sie haben immer für sich selbst gesorgt. Aber denen da, diesen Schmarotzern, denen besorgt's der Staat den ganzen Tag lang umsonst, obwohl die noch nie irgendwas für unser Land getan haben, Das haben die nicht verdient und deshalb gehören die weg.

    Das ist tatsächlich auch genau meine Wahrnehmung. Schwer das zu durchbrechen...

    Mir fallen da gerne die Taxifahrer (meistens mit Migrationshintergrund) dieses Landes ein, mit denen ich mich sehr gerne unterhalte, weil die häufig ein bewegtes Leben bis zu meiner Fahrt hatten. Einer erzählte mal von zwei Rechtsgesinnten, die in seinem Taxi saßen und noch ganz oldschool meinten: "Die Ausländer... die nehmen uns die Arbeit weg" Er lachte nur und sagte: "Jungs, ich habe ein eigenes kleines Taxiunternehmen. Ich finde keine Fahrer. Wenn Ihr Lust habt, fangt Ihr morgen bei mir an!" danach war Ruhe.

  • Die Ursachen dafür sind vielfältig, aber es hat imho nicht allein etwas mit Bildung zu tun - eher mit Sozialisation.

    Richtig, aber der Begriff der Bildung muss natürlich breiter gefasst werden. Die letzten Beiträge sind ja schon umfangreich darauf eingegangen, wie die Schule des Lebens, also die individuelle Lebenserfahrung in der kapitalistischen Gesellschaft, und die öffentliche Meinungsbildung den Einzelnen beeinflussen.

    Als Lösungsansatz schreibt Utan:

    ... diese kapitalistische Primärverteilung von unten nach Oben radikal in Frage zu stellen, die nicht aus "unfairen" Löhnen oder aus "ungerechten" Unternehmens-, Erbschafts-, und Vermögenssteuern resultiert, sondern aus den herrschenden Eigentumsverhältnissen, die der bürgerliche Staat mit seinen Gesetzen und seinem Gewaltapparat nach innen und nach außen absichert ...

    Das ist die notwendige Diskussion über das Ende des Kapitalismus und über eine alternative Gesellschaftsform. Diese Diskussion wird im bürgerlichen Staat mit allen Mitteln unterdrückt und diskreditiert.


    Wer also die aktuelle Situation ändern will und und links keinen Ausweg sieht, der geht nach rechts. Und wenn halbrechts nichts bewirkt, dann extrem rechts.


    Das Ende des Kapitalismus und die solidarische, am Gemeinwohl orientierte, internationalistische Gesellschaft müssen zum Thema werden.

  • Also nicht, dass ich diesen Choleriker und autoritären rechten Sozialdemokraten Ramelow vorher besonders sympathisch gefunden hätte, aber das hätte jetzt nun wirklich nicht sein müssen.




    ...oder: "Wie man als strammer deutscher Antifaschist einer rechtsradikalen, völkisch-nationalistischen Partei in Ostdeutschland zur absoluten Mehrheit verhilft". :thumbdown::S :thumbdown:

  • Die nehmen ziemlich viel von Kowalczuk mit wie hier das Gespräch, was im Prinzip ein Purity - Test war und massiv ideologie-fokussiert, obwohl die neue Linke real-politisch wie seit langem nicht mehr


    Die Partei wird mehr Kowalczuk und weniger Gysi...

    Es streiten sich da eig sowas wie zwei linke berliner Blasen höchstens oder?

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