Populismus - Freund oder Feind der Linken?

  • Die Charaktermaske des Bildungsbürgers ist ein Janusköpfiges Ding.


    Auf der rechten Seite zwingt sie den Träger, sich stehts einer eigenen Erhabenheit über das Gemeine, Gewöhnliche, Unkultivierte zu versichern, ohne dessen Existenz in der Gesellschaft ihm gar nichts bliebe, worüber er sich erhaben fühlen könnte.


    Auf der anderen, linken, Seite wollen die ganze Bildung, die Kultur, die nie ein Ende findende Belesenheit, welche den Bildungsbürger als solchen überhaupt erst ausweisen, den Fortschritt mehren, der Aufklärung behilflich sein - mit oder ohne Dialektik - , und sich ganz allgemein und der Allgemeinheit als nützlich erweisen.


    Was bleibt ihr anderes übrig, der bildungsbürgerlichen Charaltermaske, als sich eine bürgerliche Moral aufzusetzen, die beide Seiten dieses Doppelkopfes unter einen breitkrempigen Hut zusammenfasst?


    Womöglich nur der Suff.

  • that Futur II comes in handy) . So praktisch ein sozialistischer trickle down effect mit anschließender Wohligkeit ob der Intakthaltung des eigenen moralischen Kompasses - vergesst mir den Norden nicht (frei Ned Stark).

    Bei diesem leftie vs. leftie brauchts wohl eher einen persistierendes futur imperfekt um eine auch in der Zukunft niemals abgeschloßene interne Kabbelei ausdrücken zu können.

    Wie diese neue Zeitform zu bilden ist können wir gleich nach Festlegung auf das einzig richtige Gendern klären.


    "The north remembers" liegt mir in den Ohren, wobei mir die northeners hier die Ottine-Normalbürgerinnen zu sein scheinen die ob der Tatsachen dass sie keine Wohnungen mehr finden und von der Hand in den Mund leben, während sich das game of thrones drum dreht ob und wenn ja wieviele neue Pronomen verordnet werden sollen.

    Dass es dann zu backlashes und Galgenhumor kommt ist völlig nurmal, aber dafür gibt's ja einen Twitter-Dreckschleudermob (notfalls staatlichsubventioniert, z.B. Kahane-Institut) der sich gern über (am liebsten selbstgeschaffene) Ungeheuerlichkeiten echauffiert.

    Das gilt für SPD und Linke, hug it out!

    September gibt's dann die black/green wedding aber bestimmt keine red wedding.

  • Ich fände es schade, wenn Du aufgibst. Ich fand die Diskussion nämlich sehr spannend!

    Danke Dir sehr für Deinen freundlichen Satz. Ich wollte mich vor allem von Utan verabschieden, der es ja nun mit mir aufgegeben hat. Aber ich gebe zu, wenn wirklich alle reagiert hätten wie AnjaU, dann hätte ich mir durchaus die Frage stellen müssen, ob ich mir nicht dafür zu schade bin, hier bloß als Watschenmann zu fungieren.


    Zu Deinem vorhergehenden Post über den Begriff des Populismus: Ich glaube, es ist in diesem Fall besser, dem Alltagsbegriff zu folgen, also dem, was gemeint ist, wenn jemand jemand andere(n) beschuldigt, populistisch zu sein, ihm oder ihr damit vorwirft, dem Publikum gegen Vernunft und Wahrheit zu gefallen. Der Begriff, den Du vorschlägst, hat ja eigentlich kein Spezifikum mehr, oder? Der Slogan „Atomkraft? Nein Danke!“, mit dem ich in Lüneburg, nahe Gorleben, groß geworden bin, oder der Mietendeckel in Berlin, sind ja rationale Forderungen. Man kann auf Basis von Fakten diskutieren. Dagegen die populistische Forderung, offene Grenzen nicht zu verlangen, wendet sich bloß an das Gemüt. (Die Versuche Wagenknechts, sie zu rationalisieren, blamierten sich doch unmittelbar. Ich denke an ihre Begründung, offene Grenzen für Flüchtende würden zu Problemen im Güterverkehr führen.) Sie ist ganz unabhängig von ihrem sachlichen Gehalt wirksam, eben als Sedativum für fremdenfeindliche Ressentiments.

    Wenn Du nun also mit dem Begriff des ‚Populismus‘ alles umfasst, was publikumswirksam sein könnte, ihn also zu einem Synonym für ‚Popularität‘ machst, wirst Du ihn sehr oft erklären müssen und vor allem den Begriff verlieren für das, was landläufig unter ‚Populismus‘ verstanden wird. Ich gebe zu, der Begriff ‚linker Populismus‘ würde infolge meines Vorschlags zu einem hölzernen Eisen. Aber das sehe ich eher als einen Vorteil, sowohl für die Diskussion, als auch für linke Politik.

  • "The north remembers" liegt mir in den Ohren, wobei mir die northeners hier die Ottine-Normalbürgerinnen zu sein scheinen die ob der Tatsachen dass sie keine Wohnungen mehr finden und von der Hand in den Mund leben, während sich das game of thrones drum dreht ob und wenn ja wieviele neue Pronomen verordnet werden sollen.


    Zum Glück haben die dramaturgischen Genies Benioff & Weiss - ganz anders als die unvollendete literarische Vorlage - bei ihrer TV-Adaption des Liedes von Eis und Feuer weitgehend darauf verzichtet, das Bürgerkriegs-Elend der OttonormalverbraucherInnen im Norden allzu drastisch zu schildern, und sind statt dessen gleich dazu übergegangen, den eisigen Feind aus dem nördlichen Ausland als dämonische Urgewalt aus gefrorener Mordlust, und die adeligen BürgerkriegsheldInnen als letzte Bastion gegen das personifizierte Böse darzustellen.


    Man hatte zwar eine ziemlich überdimensionierte Mauer an der Landesgrenze hochgezogen, aber... Tja scheisse mit diesen fliegenden Feuerdinos.


    Andere Welten, andere Sitten.

  • hat. Aber ich gebe zu, wenn wirklich alle reagiert hätten wie AnjaU, dann hätte ich mir durchaus die Frage stellen müssen, ob ich mir nicht dafür zu schade bin, hier bloß als Watschenmann zu fungieren



    Wtf?

    DU hast doch hier ausgeteilt und wunderst dich,wenn du ne Reaktion bekommst?!


    Edit:

    Im übrigen bin ich nicht die einzige,die auf deinen überheblichen Lateinrotweinpost reagiert hat.

    Warum du aber just die Frau rauspickst- das kläre mal mit deinem Weltbild ab *zwinkersmiley

  • Im übrigen bin ich nicht die einzige,die auf deinen überheblichen Lateinrotweinpost reagiert hat.

    Warum du aber just die Frau rauspickst- das kläre mal mit deinem Weltbild ab *zwinkersmiley

    Ja moment a mal, ich springe jetzt auch mal die klatschende (weil Claqueur) einfache Opferrolle. Die Klatscherei seh ich noch nach, aber auf meinen Roten lass ich nix kommen, ich hol ihn normalerweise aus den Euganeischen Hügeln (für Freunde des Lieds der Deutschen gleich nördlich der Etsch) in Venetien. Mein Latein dagegen... lass mer des.


    Aber die Opferrolle als armer

    Watschenmann

    einnehmen und dann anderen

    fremdenfeindliche Ressentiments

    via Sahra W. reindrücken, da bekommt man eben auch mal barscherer Antworten.

    Der Beleidigte wählt beim Duell die Waffe, da darf ich mich dann nicht wundern wenn ich mit dem Degen reize und der ander steht plötzlich mit dem Säbel da.



  • And who are you, the proud lord said,


    that I must bow so low?


    Only a cat of a different coat,


    that's all the truth I know.


    In a coat of gold or a coat of red,


    a lion still has claws,


    And mine are long and sharp, my lord,


    as long and sharp as yours.




    ob man auch klauen hat, wenn man nicht hegel, marx, adorono und konsorten gelesen hat?

  • Wtf?

    DU hast doch hier ausgeteilt und wunderst dich,wenn du ne Reaktion bekommst?!

    Eigentlich habe ich mich nicht darüber gewundert, dass Du so reagiert hast, wie Du reagiert hast. Ich habe Deine Antwort „rausgepickt“, weil sie mir sozusagen in Reinform zu zeigen schien, was eine Diskussion eben höchstens noch mit masochistischem Interesse führbar macht.


    Deine Reaktion (#121): Ich säße auf hohem Ross, auf dem ich Rotwein schlürfte und von Barrikaden träumte; Ich erklärte diejenigen, die dem Niveau meines Rotweins und meiner Lateinfragmente nicht gewachsen seien, zu Trotteln (ich erklärte mich selbst zu einem Trottel), Claqueuren (ich hatte vermutet, diejenigen, die regelmäßig Utans Beiträge herzen und mir das lateinische Sprichwort verweisen, möchten auch beim Wein aufbegehren, zugegeben eine polemische Spitze, die jedenfalls in Deinem Fall aber ihre gewisse Berechtigung hat, nicht wahr?) und Banausen (nein, ich habe das Wort nicht benutzt, ich glaube, ich habe es hier noch nie benutzt). Du versuchst auch nicht, Deine haltlosen Vorwürfe irgendwie zu belegen, sondern beschränkst Dich darauf, sauer zu sein und mir den Verweis zu erteilen, den mir meine Mutter vor 50 Jahren erteilt haben würde: „Das gehört sich einfach nicht.“ Worauf soll ich da antworten? Über welchen Inhalt wollen wir diskutieren?


    Wie gesagt, gewundert habe ich mich nicht. Übrigens: Wie komme ich dazu, Dich für eine Frau zu halten? Wegen des Namens und des Fotos? Ich dachte, die seien frei wählbar. Und ich verrate Dir jetzt auch was über mich: Ich bin gar kein Fisch. Fische können nicht reiten auf hohen Rössern.


    Marner: Die Opferrolle ist nicht mein Problem. Wie gesagt, wenn die Diskussion sich ganz in der Abteilung ‚Auskeilen und Einschnappen‘ bewegen würde, dann wäre mir einfach meine Zeit zu schade. Ich bin auch nicht dafür, eine Diskussion wie einen Kampf zu sehen. Ich hoffe eher, dass die Beteiligten, sachlich streitend, sich darum bemühen, gemeinsam der Wahrheit näher zu kommen. Ich weiß, ich konnte selbst diesem Anspruch hier nicht immer genügen, aber ich arbeite daran. Übrigens: Wem habe ich fremdenfeindliche Ressentiments „reingedrückt“? Lies noch einmal nach, an der zitierten Stelle ging es nicht darum, jemandem Ressentiments zu unterstellen, sondern die Funktion der Streichung der Forderung nach offenen Grenzen zu bezeichnen.

  • ob man auch klauen hat, wenn man nicht hegel, marx, adorono und konsorten gelesen hat?

    Am bedauernswertesten finde ich die Gereiztheit über die Klassiker linker Gesellschaftstheorie, die hier immer mal erscheint. Warum sehen wir das nicht einfach pragmatisch: Da gibt's ein paar Leute, die sich über die Probleme von Herrschaftsgesellschaften und deren Abschaffung ausgiebig Gedanken gemacht haben (Oder, wie Hegel, deren Vorläufer waren). Könnte sein, dass die Lektüre ihrer Schriften einem selbst erspart, das Rad neu zu erfinden. Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie. Und wer nun was gelesen hat oder nicht gelesen hat, ist doch ganz einerlei. Wenn einem irgendein Zitat oder Verweis nichts sagt, dann kann man doch nachfragen, wenn es eine(n) genügend interessiert. Ja, mir hat die Lektüre der oben Genannten, ohne dass ich übrigens wirklich belesen oder Kenner auch nur eines dieser Philosophen bin, sehr geholfen. Kann das wirklich ein Einwand sein? Ist das schon ein hinreichender Grund, hohe Rösser zu diagnostizieren?

  • @Heyfisch danke für die beiträge und die analyse - ich habe mehr als ein jahr gebraucht um das verstehend zu begreifen, bin aber auch nicht das hellste licht auf der torte :)

  • Am bedauernswertesten finde ich die Gereiztheit über die Klassiker linker Gesellschaftstheorie, die hier immer mal erscheint. Warum sehen wir das nicht einfach pragmatisch: Da gibt's ein paar Leute, die sich über die Probleme von Herrschaftsgesellschaften und deren Abschaffung ausgiebig Gedanken gemacht haben (Oder, wie Hegel, deren Vorläufer waren). Könnte sein, dass die Lektüre ihrer Schriften einem selbst erspart, das Rad neu zu erfinden. Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie. Und wer nun was gelesen hat oder nicht gelesen hat, ist doch ganz einerlei. Wenn einem irgendein Zitat oder Verweis nichts sagt, dann kann man doch nachfragen, wenn es eine(n) genügend interessiert. Ja, mir hat die Lektüre der oben Genannten, ohne dass ich übrigens wirklich belesen oder Kenner auch nur eines dieser Philosophen bin, sehr geholfen. Kann das wirklich ein Einwand sein? Ist das schon ein hinreichender Grund, hohe Rösser zu diagnostizieren?

    na ja man kanns ja auch mal von der anderen seite her betrachten. diese klassiker sind ja nun schon ne ganze weile im umlauf, wurden gelesen, geteilt und haben gewirkt. genauso muss man wohl festhalten, dass sie wenig bewirkt haben, weil die gesellschaftliche gesamtsituation sonst wohl besser wäre. ich meine man kann natürlich auch die behauptung aufstellen, dass es ohne sie noch viel schlimmer gekommen wäre, aber stellen wir einfach mal zum spaß die these auf, dass sie weitestgehend wirkunngslos geblieben sind. woran liegt das dann? sind sie schlecht/falsch? setzen sich die die richtigen und wichtigen dinge einfach nicht durch? wenn ja, warum? also wenn diese werke gut und wichtig sein sollen, dann könnte man ja die theorie aufstellen, dass sie trotzdem zu wenig veränderung führen, weil die leute die sie gelesen haben sich damit begnügen sie gelesen zu haben/sich auf ihr hohes ross setzen, anstatt sich darüber gedanken zu machen wie sie diese inhalte an eine kritische masse von menschen heranzutragen, um eine änderung der verhältnisse zu bewirken. aber wer weiß, vielleicht gibts ja auch irgendein schlaues buch, wo drin steht warum das so ist. aber da dreht man sich dann halt im kreis


    und da sind wir dann auch wieder bei der diskussion um eine notwendigkeit eines linken populismus. die beste theorie bringt mir absolut gar nichts, wenn sie in meinem bücherregal steht, schick aussieht und vor sich hinstaubt, aber keine gesamtgesellschaftliche relevanz entwickelt. also zumindest dann nicht, wenn man die änderung der verhältnisse für eine notwendigkeit hält.


    und ich bin da auch ganz ehrlich, ich möchte einfach dass probleme wie klimaschutz, wachsende ungleichheit, das generelle außeinanderdriften der gesellschaft und viele andere grassierende missstände angepackt und gelöst werden. wenn das kapitalistische system das selber hinkriegt nehm ich das auch, ich seh ihm halt nur gerade dabei zu wie er scheitert und es gibt gute begründungen warum er das gar nicht leisten kann. aber sollte er mich eines besseren belehren ist mir das auch gleich. und ob die alternative dazu dann sozialismus, kommunismus, heyfischismus oder utanismus heißt, is mir auch völlig schnuppe. wichtig ist, dass wir aufhören diesen planeten und die große mehrheit der menschen auszubeuten damit einige wenige sich ne goldene nase verdienen.

  • also wenn diese werke gut und wichtig sein sollen, dann könnte man ja die theorie aufstellen, dass sie trotzdem zu wenig veränderung führen, weil die leute die sie gelesen haben sich damit begnügen sie gelesen zu haben/sich auf ihr hohes ross setzen, anstatt sich darüber gedanken zu machen wie sie diese inhalte an eine kritische masse von menschen heranzutragen, um eine änderung der verhältnisse zu bewirken. aber wer weiß, vielleicht gibts ja auch irgendein schlaues buch, wo drin steht warum das so ist. aber da dreht man sich dann halt im kreis

    Das ist natürlich eine fürchterliche Intellektuellenfeindlichkeit und ein niederträchtigster Klassismus von unten - also halt ganz schlimmer Populismus - was Du hier machst.

  • Danke Dir sehr für Deinen freundlichen Satz. Ich wollte mich vor allem von Utan verabschieden, der es ja nun mit mir aufgegeben hat. Aber ich gebe zu, wenn wirklich alle reagiert hätten wie AnjaU, dann hätte ich mir durchaus die Frage stellen müssen, ob ich mir nicht dafür zu schade bin, hier bloß als Watschenmann zu fungieren.


    Zu Deinem vorhergehenden Post über den Begriff des Populismus: Ich glaube, es ist in diesem Fall besser, dem Alltagsbegriff zu folgen, also dem, was gemeint ist, wenn jemand jemand andere(n) beschuldigt, populistisch zu sein, ihm oder ihr damit vorwirft, dem Publikum gegen Vernunft und Wahrheit zu gefallen. Der Begriff, den Du vorschlägst, hat ja eigentlich kein Spezifikum mehr, oder? Der Slogan „Atomkraft? Nein Danke!“, mit dem ich in Lüneburg, nahe Gorleben, groß geworden bin, oder der Mietendeckel in Berlin, sind ja rationale Forderungen. Man kann auf Basis von Fakten diskutieren. Dagegen die populistische Forderung, offene Grenzen nicht zu verlangen, wendet sich bloß an das Gemüt. (Die Versuche Wagenknechts, sie zu rationalisieren, blamierten sich doch unmittelbar. Ich denke an ihre Begründung, offene Grenzen für Flüchtende würden zu Problemen im Güterverkehr führen.) Sie ist ganz unabhängig von ihrem sachlichen Gehalt wirksam, eben als Sedativum für fremdenfeindliche Ressentiments.

    Wenn Du nun also mit dem Begriff des ‚Populismus‘ alles umfasst, was publikumswirksam sein könnte, ihn also zu einem Synonym für ‚Popularität‘ machst, wirst Du ihn sehr oft erklären müssen und vor allem den Begriff verlieren für das, was landläufig unter ‚Populismus‘ verstanden wird. Ich gebe zu, der Begriff ‚linker Populismus‘ würde infolge meines Vorschlags zu einem hölzernen Eisen. Aber das sehe ich eher als einen Vorteil, sowohl für die Diskussion, als auch für linke Politik.

    Ja, man sollte diesen Begriff als solchen definitiv erstmal klären, soweit das überhaupt möglich ist. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat hierzu etwas verfasst. Man kann sich daran sicherlich orientieren. Utan schreibt in seinem Eingangskommentar:

    Meine These dazu könnte vielleicht lauten: Der Populismus an sich ist nicht zwingend rechts, aber die rechte Seite hat es sehr viel leichter, ihn als politische Waffe zu instrumentalisieren.

    ...insofern finde ich es interessant darüber nachzudenken wie linker Populismus in Deutschland 2021 eigentlich aussehen könnte.

    Worauf wir uns vielleicht einigen können ist der Umstand, dass populistische Forderungen niemals differenziert sein können. Man möchte einfache Antworten auf komplexe Probleme formulieren. Populismus bedeutet auch immer, dass es ein "wir" und "die anderen" gibt, womit "linke" Identitätspolitik sicherlich ziemlich schnell Bauchschmerzen bekommt... aber als selbstbewusster linker Klassenkämpfer ist dieses "wir"(99%) gegen "die anderen"(1%) jetzt nicht zwangsläufig undenkbar, gerade wegen des allgemein linken Anspruches gleichwertiger Lebensverhältnisse und Rechte für alle.


    Populismus ist also nicht gleich Anbiederei... Oder was schwebt Dir da so vor?

  • sich auf ihr hohes ross setzen

    Ah ja, da ist es wieder, Na dann: Hüh!

    aber stellen wir einfach mal zum spaß die these auf, dass sie [die Klassiker] weitestgehend wirkunngslos geblieben sind. woran liegt das dann? sind sie schlecht/falsch? setzen sich die die richtigen und wichtigen dinge einfach nicht durch? wenn ja, warum?

    Wenn einen diese Fragen tatsächlich interessieren; meinst Du nicht, zur Beantwortung wäre es recht günstig, wenigstens im Groben zu wissen, worum es in diesen Klassikern geht?

    ich möchte einfach dass probleme wie klimaschutz, wachsende ungleichheit, das generelle außeinanderdriften der gesellschaft und viele andere grassierende missstände angepackt und gelöst werden. wenn das kapitalistische system das selber hinkriegt nehm ich das auch, ich seh ihm halt nur gerade dabei zu wie er scheitert und es gibt gute begründungen warum er das gar nicht leisten kann.

    Diese "Begründungen", könnte man die auch 'Theorie' nennen? Und könnte diese Theorie eventuell Verbindung zu den 'wirkungslosen Klassikern' haben?


    Wenn Du meinst, Deine Wünsche könnten am besten ohne Theorie in Erfüllung gehen, dann widerspreche ich Dir. Meiner Ansicht nach ist Theorie, sei sie nun klassisch oder nicht, gerade heute bitter, bitter nötig, um nicht mit dem besten Willen und den edelsten Absichten doch der bürgerlichen Ideologie zu verfallen und das Gegenteil dessen zu betreiben, was man eigentlich möchte. Zum Beispiel, indem man 'linken Populismus' propagiert. Mich beschleicht allerdings das Gefühl, eine Begründung dieses Widerspruchs würde mir nur einen weiteren Gaul einbringen, und zwar weil Du vermutest, hinter den Argumenten stünden Klassiker. Habe ich wenigstens darin Recht?

  • nun nicht zwangsweise, ich lehne diese klassischen theorien ja auch nicht grundsätzlich ab,man kann ja auch nichts ablehnen, wovon man nicht viel versteht. gut kann man schon, ist aber eher unklug. ich stelle nur erstmal in vielleicht sehr polemischer, populistischer art fest, dass sie bisher das erwünschte ziel nicht unbedingt zu tage gebracht haben, sind wir uns wenigstens da einig?

    ich meine ich kenne das so gut wie gar nicht, kann durchaus sein, dass sie auch darauf antworten liefern.


    nur wenn ich mir das dann anschaue seh ich irgendwie immer so nen dauerkreislauf aus dem man nicht ausbricht, von dem man also auch keine verbesserung erwarten kann. und wenn das dann schon in einem von überwiegend von linken, politikinteressieren menschen besetzen forum schwer zu vermitteln ist, dann stell ich mir die frage wie man die jemals an eine kritische masse heranträgt. aber vermutlich hätte ich das eh schon alles verstanden, wenn ich die diskussionen zwischen dir und utan aufmerksamer verfolgt hätte.

  • Und da ist er auch schon wieder, der bildungsbürgerliche Januskopf.


    Man hätte ja auch einfach schreiben können, man sei sich zu fein dazu, mit Leuten zu diskutieren, die nicht die richtigen Bücher gelesen haben, um auf das selbe gehobene Niveau zu kommen auf dem man sich selbst längst angekommen wähnt, oder ihnen gar zu erklären, worin deren Gehalt und Relevanz für die laufende Diskussion besteht.


    Aber das wäre dann ja ein Eingeständnis dessen, dass man all die Theorie nur deshalb in seinem überlegenen Geist mit sich herum trägt, um bei Gelegenheit eine tiefere Kenntnis durchblicken zu lassen, welche dem gemeinen, darin ungebildeten Pöbel leider verborgen bleiben muss, um sich damit gegen jegliche Kritik von dessen Seite zu immunisieren.


    Eine andere Möglichkeit wäre, die Essenz der betreffenden Theorie dem kritisierenden Gegenüber verständlich zu machen, anstatt es nur darüber zu belehren dass es nichts versteht, und sich dann in mit kunstvoller Sprache geschmücktem Geraune zu ergehen, welches allertiefstes Verständnis andeutet, aber es trotzdem nicht preisgibt.


    Aber das wäre dann ja wiederum Populismus. Und sowas gehört sich einfach nicht für die feine Gesellschaft.

  • 8) Um hier ein bisschen den Druck rauszunehmen - hier ein simples Praktikerbeispiel für einen möglichen Einsatz von "darkPattern"-Populismus:


    Als linker friedenspolitischer Populist und Möchtergern-Agitator finde ich den Wert dieses Antrags vom WhoIsWho der Grünen äusserst wertvoll. Der läuft konsequent zu Ende gedacht eigentlich darauf hinaus, dass Krieg schon aus Umweltgründen abzulehnen ist. Er kann zumindest dazu verwendet werden, deren allzu robuste aussenpolitische Ambitionen nach Kräften zu sabotieren.


    So, wie Links per Identitätspolitik zuverlässig von der effektiven "Übernahme von Verantwortung in der Politik" ferngehalten werden kann, so könnte man damit Grün per Umweltpolitik vor effektiver

    "Übernahme von Verantwortung in der Welt" fernhalten.


    Das Thema CO2-Abdruck der Bundeswehr gehört ab jetzt parteiweit konsequent angesprochen und um der Sache medial Druck zu verleihen sollte es in der Fridays4Future-Bewegung populär gemacht werden.


    Vorwärts.

  • Das Thema CO2-Abdruck der Bundeswehr gehört ab jetzt parteiweit konsequent angesprochen und um der Sache medial Druck zu verleihen sollte es in der Fridays4Future-Bewegung populär gemacht werden.


    Vorwärts.

    kampfdrohnen haben ja einen erstaunlich guten co2-abdruck - vorwärts 8)

    no offense - wollte nur die inhärente problematik nochmal aufzeigen, weitermachen.

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