Sprachen: Kulturträger oder "nur" Kommunikationsmedium

  • Das war jetzt kein schlechter Scherz, Elter ist die aus Eltern abgeleitete Singularform von Eltern und in der Wissenschaft seit vielen Jahren genutzt. Wenn einem Elternteil zu lang ist, kann man das durchaus verwenden, klingt am Anfang sicher merkwürdig, aber sicher besser als alles, was sich die Experten mit Sternchen, Unterstrich oder sonstwas ausdenken könnten.

  • Das bedeutet ja alles nicht, dass man jeden Quatsch, den sich irgendwelche Genderwissenschaftler in ihrem gläsernen Elfenbeinturm ausdenken, tolerieren oder gut finden muss. Dass das von den Unternehmen missbraucht wird, um "corporate social responsibility" vorzutäuschen, dass erkennt man ja schnell. Genauso wird es von Politikern missbraucht, die sich eigentlich neoliberaler pro Unternehmens und pro Reichepolitik verschrieben haben, um am linken Rand (merke: nicht bei den Arbeitern) zu fischen.


    Schaut man sich mal die Geschichte der PR-Industrie an, beginnend mit Edward Bernays, dann sieht man, dass die Methoden, die er sich für die Darstellung von Werbung ausgedacht hat und die dann sehr erfolgreich waren, auch von den Politikern für ihre Kampagnen aufgenommen wurden (es gibt also einen Austausch zwischen Unternehmen und Politikern, deswegen findet sich die Befürwortung für Gendersprache bei beiden Gruppen, Unternehmen und Politikern. Gleiche Idee: Klassenthemen vermeiden aber wenigstens noch bissl soziale Themen).


    Das Gegendere ist ideal für parlamenatarische linke, die sich nicht mit Klassenfragen ausseinander setzen wollen, aus Angst keinen Zugang zu politischer Entscheidungsfindung zu bekommen oder aus Angst davon ausgeschlossen zu werden. Gegen die Wirtschaftslobby kommt man in den neoliberal durchseuchten Politikerkreisen mit Klassenrhetorik nicht an.


    Warum gibts es überhaupt diese Genderwissenschaftler oder Culturalstudies an den Unis? IMO kommen die daher, weil man bei der Kürzungspolitik die Gelder für die Human und Gesellschaftswissenschaften radikale gekürzt hat und nur noch Geld in die Naturwissenschaften und IT-Forschung (KI, Biotechnologie usw., Patentrelevante Fächer) pumpt. Aus dem Grund mussten die Human und Gesellschaftswissenschaften sich neu legitimieren und sich neu erfinden. Z. B. die Forschung zur Antike hat in dieser auf Innovation getrimmten Finanzierung sehr große Schwierigkeit, plausibel zu machen, warum sie überhaupt existiert. Deswegen hat man dann halt wieder Theorien von Foucault, Derrida usw. rausgeholt und eben das Genderzeugs.

  • Ich mach meinen Master in Wirtschafts- und Sozialgeschichte und bei einigen Seminaren wurde in der ersten Sitzung ein Aufsatz rumgeschickt, bei dem ein Wissenschaftler für sozialkonstruktivistische Theorien wirbt (neben anderen Sachen wie weniger Elitengeschichte, was ich gut finde). Jeder musste dann zu diesem Artikel eine Stellungnahme schreiben, die dann in der nächsten Sitzung besprochen wurde. Dass sich sozialkonstruktivistische Theorien immer mehr in den betroffenen Fächern verbreiten (besonders Soziologie, aber auch Geschichte, Anthropologie, Archäologie usw.), ist also real.

  • Warum gibts es überhaupt diese Genderwissenschaftler oder Culturalstudies an den Unis? IMO kommen die daher, weil man bei der Kürzungspolitik die Gelder für die Human und Gesellschaftswissenschaften radikale gekürzt hat und nur noch Geld in die Naturwissenschaften und IT-Forschung (KI, Biotechnologie usw.) pumpt

    Ich hänge da eher an der Theorie, dass im angelsächsischen Kulturraum teuere Studiengänge mit Depperten Inhalten gut angenommen werden und deren Absolventen dann mit viel Motivation und Fanatismus (und Schulden) glaube die Gesellschaft schulde ihnen was. Leider haben die dann eine Lautstärke, dass eine Kaskade dummer Anreizsysteme durchläuft.

  • Ich hänge da eher an der Theorie, dass im angelsächsischen Kulturraum teuere Studiengänge mit Depperten Inhalten gut angenommen werden und deren Absolventen dann mit viel Motivation und Fanatismus (und Schulden) glaube die Gesellschaft schulde ihnen was. Leider haben die dann eine Lautstärke, dass eine Kaskade dummer Anreizsysteme durchläuft.

    Ob die gut angenommen werden, weiß ich nicht. Aber die meisten Studenten haben keine Ahnung, dass es in den Wissenschaften dieses Schisma gibt und das darüber auch heftig diskutiert wird von Befürwortern und Kritikern (Sozialkonstruktivistisch vs. Klassisch/Positivistisch). Zur Wissenschaftstheorie gibt es zwar immer wieder Seminare, aber wenige zu dem Thema selbst.

  • Ich hänge da eher an der Theorie, dass im angelsächsischen Kulturraum teuere Studiengänge mit Depperten Inhalten gut angenommen werden und deren Absolventen dann mit viel Motivation und Fanatismus (und Schulden) glaube die Gesellschaft schulde ihnen was. Leider haben die dann eine Lautstärke, dass eine Kaskade dummer Anreizsysteme durchläuft.

    Ehrlich gesagt war das auch hierzulande in den Geisteswissenschaften schon der Fall, als ich vor zwanzig Jahren mal vergeblich versuchte sowas zu studieren.


    in manchen Seminaren saß man da als Nicht-Akademikerkind eigentlich nur mit Leuten zusammen, die es schon mit der Muttermilch aufgesogen hatten, dass Kultur und Bildung eine Selbstverständlichkeit seien, die man aus gutem Hause mitbringe und dafür dann von der Gesellschaft entsprechend privilegiert zu werden habe.


    Damals hatte halt bloß noch nicht jede Anwaltstochter und jeder Professorensohn ein mobiles Empörungsverstärkungsgerät in der Tasche, mit dem man diese bourgeoise Anspruchshaltung jederzeit vor einem globalen Publikum veröffentlichen konnte.

  • Ich denke, man kann die Genderschreibweise mit ethischem Konsum vergleichen. Ethischer Konsum bringt nur sehr wenig Veränderung, aber ist es besser lokal oder importe zu kaufen? Lokal kaufen ist immernoch besser für das Klima als einen Import aus einem mehrere tausend Km entferntem Land zu kaufen, wo dann sehr viel CO2 produziert wird. Also wäre lokal hier die ethischere Variante (jetzt mal von allen anderen Faktoren, mir gehts ja nur um das Beispiel). Aber wie gesagt, man darf sich nicht einreden, dass ethischer Konsum irgendwie transformativ wäre, aber wenn man die Wahl hat, ohne sich verbiegen zu müssen, dann schadet es ja nicht ethisch zu konsumieren.


    Gleiches mit Genderschreibweise. Dadurch ändert sich natürlich nichts, aber wenn man die Wahl hat, ohne sich verbiegen zu müssen, dann schadet es ja nicht Genderschreibweise zu benutzen. Was den Aufwand angeht, war 1997 die Umstellung auf die neue Rechtschreibung aufwändiger. Oder ich sag mal, es ein ähnlicher Aufwand einen eigenen entdeckten Rechtschreibfehler zu korrigieren (vielleicht etwas mehr) (ja das ist subjektiv, aber ich denke im Durschnitt stimmt das für jeden Mensch).


  • Wenn man für Gendersprache ist, ist man nochmal stärker für Umverteilung. Finde, das ist common sense. Weil jeder weiß, dass sich mit Gendersprache nicht viel verändern lässt, mit Umverteilung aber schon, daher wichtiger.

  • Ich denke, man kann die Genderschreibweise mit ethischem Konsum vergleichen. Ethischer Konsum bringt nur sehr wenig Veränderung, aber ist es besser lokal oder importe zu kaufen? Lokal kaufen ist immernoch besser für das Klima als einen Import aus einem mehrere tausend Km entferntem Land zu kaufen, wo dann sehr viel CO2 produziert wird. Also wäre lokal hier die ethischere Variante (jetzt mal von allen anderen Faktoren, mir gehts ja nur um das Beispiel). Aber wie gesagt, man darf sich nicht einreden, dass ethischer Konsum irgendwie transformativ wäre, aber wenn man die Wahl hat, ohne sich verbiegen zu müssen, dann schadet es ja nicht ethisch zu konsumieren.


    Gleiches mit Genderschreibweise. Dadurch ändert sich natürlich nichts, aber wenn man die Wahl hat, ohne sich verbiegen zu müssen, dann schadet es ja nicht Genderschreibweise zu benutzen. Was den Aufwand angeht, war 1997 die Umstellung auf die neue Rechtschreibung aufwändiger. Oder ich sag mal, es ein ähnlicher Aufwand einen eigenen entdeckten Rechtschreibfehler zu korrigieren (vielleicht etwas mehr) (ja das ist subjektiv, aber ich denke im Durschnitt stimmt das für jeden Mensch).

    Ein Detail ist dann aber doch leicht anders und das macht den Vergleich doch recht schwierig mMn: Ethischer Konsum ist nichts, was ich anderen aufzwinge, sondern Privatsache. Kommunikation ist das nunmal nicht. Hier ist die gesellschaftliche Komponente eine andere. Es wird an Unis meines Wissens jedenfalls nicht schlechter bewertet, wenn ich im Aldi statt im Fair Trade Laden einkaufe.


    Und ob das, was da mit Sternchen, Pausen usw. getrieben wird, den Begriff "ethische Kommunikation" verdient, vor allem, wenn man die dahinterliegende oder eher dahinter drohende Empörungskultur reflektiert, darüber darf man dann doch auch nochmal geteilter Meinung sein.

  • "Bei der Bevölkerung gibt es keine Konfliktlinie zwischen gendergerechter Sprache und Umverteilung"

    Aha.

    Und was sagt uns das?

    Das sind die gleichen,die pro Umverteilung und pro Gendern sind,

    ergo sind das sie Guten

    Ergo, egal was die anderen sagen?


    Weil jemand,der für Sinnvolles eintritt damit unfehlbar ist und alles wofür er eintritt gut sein MUSS?


  • Wenn man für Gendersprache ist, ist man nochmal stärker für Umverteilung. Finde, das ist common sense. Weil jeder weiß, dass sich mit Gendersprache nicht viel verändern lässt, mit Umverteilung aber schon, daher wichtiger.

    Tja, ein Vergleich, der eigentlich null Erkenntnis liefert und schon gar nicht einen solchen Schluss zulässt. Ist halt immer davon abhängig, wen ich in die Vergleichsgruppe packe und wie die Gesamtmenge aussieht.


    Wenn ich nun also eine Medikamentenstudie mache und schaue, ob die Gruppe mit einer bestimmten Diagnose gegen den Querschnitt der Bevölkerung prüfe, nützt mir das wenig.


    Will heißen, hier müsste man schon ein paar Parameter ansetzen, um die Gruppen möglichst vergleichbar zu machen und Erkenntnisse über die Identity Variable zu bekommen.


    Ansonsten sieht man da erstmal nur Korrelation, die wenig überrascht, denn Identitätspolitik* Gendern ist nun mal besonders ein Phänomen im linken Spektrum. Das Problem bleibt, dass Identitätspolitik die Ursachen an der falschen Stelle verortet und gewissermaßen sogar neue Spaltung erzeugt, statt diese aufzulösen.

    3 Mal editiert, zuletzt von RobFord Gesinnungsgenosse () aus folgendem Grund: * Hier bin ich dem gleichen Fehler, wie der Autor aufgesessen und habe Gendern mit Identitätspolitik gleichgesetzt.

  • Ein Detail ist dann aber doch leicht anders und das macht den Vergleich doch recht schwierig mMn: Ethischer Konsum ist nichts, was ich anderen aufzwinge, sondern Privatsache. Kommunikation ist das nunmal nicht. Hier ist die gesellschaftliche Komponente eine andere. Es wird an Unis meines Wissens jedenfalls nicht schlechter bewertet, wenn ich im Aldi statt im Fair Trade Laden einkaufe.


    Und ob das, was da mit Sternchen, Pausen usw. getrieben wird, den Begriff "ethische Kommunikation" verdient, vor allem, wenn man die dahinterliegende oder eher dahinter drohende Empörungskultur reflektiert, darüber darf man dann doch auch nochmal geteilter Meinung sein.

    Bin ich dafür, dass man ins Grundgesetz schreibt, dass jetzt jeder zu gendern hat ansonsten kommt er in den Knast? Nope.

  • Danke.

    Ich verstehs nicht.

    Mein Handy wird sicher explodieren wenn ich das versuche :P


    Es könnte sich auch wer erbarmen,der sich schon vorbeigemogelt hat und mir durchs Fenster helfen.

    Also das kopieren und per pn schicken.

    Das wäre ausgesprochen nett..Weil Montag doch Blondinen tag war oder so.

  • Bin ich dafür, dass man ins Grundgesetz schreibt, dass jetzt jeder zu gendern hat ansonsten kommt er in den Knast? Nope.

    Am Thema vorbei...

    Es geht in dieser Debatte nicht um gesetzliche Regelungen, es geht um gesellschaftliche Änderungen, die qua Empörungsmaschine twitter - und damit der Angst z. B. von Unternehmen, auf dieser von, im Besitz der einzig wahren Wahrheit befindlichen, Berufsempörten (und deren Mistgabel und Fackel schwingendem Followermob) bei der eigenen Kundschaft angeschwärzt zu werden - durchgesetzt werden.

  • Also wäre mir neu, wenn das mit FAZ klappt. Einzige deutsche Zeitschrift in der Liste in das Handelsblatt. Ob das noch geht, weiß ich nicht.


    Am Handy ginge das nur mit Firefox. Explodieren wirds nicht, aber seit dem die alles neu erfunden haben saugt der definitiv mehr aus meinen Akku ist teilweise arsch lahm und heizt das Telefon. Ist ein anderes Thema, das mich nachhaltig aufregt. Habt Mitleid!

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