Ja, aber das ist halt auch keine andere Ecke, es ist die selbe Ecke.
Nein. Das ist sie eben genau nicht. Typen wie Steinhöfel sind aus linker Sicht natürlich rechts, aber sie sind eben nicht offen rechtsradikal oder gar Staatsfeindlich. Das gilt auch für Tichy, die "Achse des Guten" und andere "Liberalkonservative" deren Schlages.
Die sind vielleicht erzkonservativ, reaktionär, rechtslibertär, oder hegen ein sozialdarwinistisches Menschenbild, aber damit bewegen sie sich eben immer noch am rechten Rand der bürgerlichen Mitte, wo sich gar nicht so weit weiter links auch respektable Personen des öffentlichen Lebens wie Ulf Poschardt, Anna "Freiheit beginnt beim ich" Schneider und andere explizit anti-linke Figuren aus dem erweiterten Springerversum, sowie diverse Parteiprominenz aus den "Altparteien" aufhalten, und sie werden daher auch nicht vom Verfassungsschutz als Extremisten eingestuft.
Man kann deren Haltung von mir aus gerne moralisch verurteilen, aber dann muss man halt auch verstehen, dass die sich damit - genau wie der Großteil des AfD-Spitzenpersonals - immer noch vollkommen im systemkonformen Bereich aufhalten.
Die fordern auch nicht die Abschaffung des deutschen Staates in seiner heutigen Verfassung, sondern sie wollen diesen Staat eher stärken und so regiert sehen, wie es ihren Ansichten entspricht. Wenn sich unter denen sicher auch tatsächliche Faschisten und Verfassungsfeinde befinden, dann sind sie klug genug, das nicht offen auszusprechen. Deren Ziel ist nicht die gewaltsame Ergreifung der Staatsgewalt, sondern ihre demokratiekonforme Übernahme durch eine politische Führung, die ihre Gesinnung teilt.
Dass man den Staat nicht so einfach per gewaltsamem Umsturz übernehmen kann, haben auch Herr Höcke und sein rechter "Flügel" der AfD kapiert. Die wollen sich nicht mit rechten "Terroristen" oder mit irgendwelchen dumpfen Nazi-Schlägern gemein machen - nicht unbedingt, weil sie alle deren rechtsradikales Gedankengut ablehnen, sondern weil sie wissen, dass sie damit keine Chance auf eine tatsächlice Übernahme der politischen Macht hätten.
Deren demagogischer Praxis und ihrer Wirkung auf viele orientierungslose oder vom laufenden System enttäuschte und abgehängte Menschen kommt man auch nicht mit Razzien und Polizeigewalt bei, oder damit, dass man sie als Agenten Putins verschreit, denn das sind eben auch die Leute mit denen brave StaatsdienerInnen - mit oder ohne Uniform, bewaffnet oder zivil -, die fest an Recht und Ordnung glauben viel eher sympathisieren als mit durchgeknallten "Revolutionären" die auf irgendwelchen Jagdschlössern konspirative Pläne schmieden, aber eigentlich null Chancen darauf haben, daraus einen tatsächlichen Staatsstreich zu machen.
Die Reichsbürger und hardcore-Konspiratisten, die diesen "Putsch" geplant haben, sind hingegen deshalb so ein Aufreger und wurden darum jetzt auch von der Staatsgewalt äußerst Medienwirksam zur Räson gebracht, weil sie sich in deren Augen gegen den bürgerlichen Staat in seiner jetzigen Konstitution und gegen seine Institutionen gewandt haben. Das haben sie natürlich eher von "rechts" als von links getan, aber bisher war nirgends zu lesen, dass die tatsächlich irgendein kohärentes politisches Programm, oder breiten Rückhalt in der Bevölkerung gehabt hätten.
Natürlich muss man verhindern, dass die in ihrem Wahn tatsächlich anfangen, Menschen zu ermorden, aber aus einer linken Sicht, die dem Staat eher kritisch gegenüber steht, sind die im derzeitigen rechten Spektrum eher eine kuriose Ausnahme als die Regel und eher individuell gefährlich und nicht als Bewegung.