Hallo zusammen,
ich bin der Ansicht, dass unter dem aktuellen Verhältnis der Geschlechter in Deutschland und großen Teilen der restlichen Welt beide Geschlechter leiden. Der These (die Ralf Bönt aufgestellt hat), dass der Name Feminismus heute zumindest nicht mehr so gut passt, wie der Begriff des Antisexismus, würde ich mich anschließen (ich glaube, er hat es etwas schäfer formuliert, ich zitiere ihn nicht wörtlich). Eben weil Jungen und Männer hier wie Mädchen und Frauen zu Objekten asymmetrischer Erwartungen werden, also teils davon ausgegangen wird, dass der Knabe nicht weint, dass der Mann bitte einen ganz tollen (möglichst viel Zeit fressenden und Geld ausspuckenden) Job haben soll (wobei dieser bekloppte Anspruch jetzt nach und nach immer weiter auch auf die Frau ausgeweitet wird), dass er bitte möglichst stark sein soll und immer wissen soll, was er will. Und nicht zu vergessen: Die Organisation der Kontaktaufnahme und Beziehung zur Frau (ich betrachte in diesem Beitrag jetzt mal Cis-Heten) soll er bitte auch in die Hand nehmen! Aber bitte keine Frau ansprechen, wie wir im Werbeclip von Gilette gesehen haben, was auch Wolfgang angesprochen hat. Eine Ausnahme eventuell: Er sieht aus wie Brad Pitt.
Die Nachteile, die Frauen entstehen, werden ja sehr häufig diskutiert, ich möchte hier jetzt nicht alle aufzählen und bin sicher, dass Euch da einiges einfällt.
Ein weiterer in meinen Augen eher schwieriger Begriff betrifft das Patriarchat. Hier kann ich mich tatsächlich Svenja Flaßpöhler anschließen - dass ich das Patriarchat eigentlich nicht mehr erkennen kann in dem Moment, wo eine Frau mindestens gesetzlich die gleichen Rechte hat wie ein Mann, und das ist in Deutschland definitiv der Fall. Dass das in der Umsetzung oft hapert, muss man natürlich dazu sagen. Und wenn wir in einem Patriarchat leben sollten, dann nicht von weißen alten Männen (vorsicht, es gibt eine Schnittmenge mit folgender Gruppe!), sondern mit reichen, priveligierten, ja, oft weißen Personen. [Edit: Die mächtigste Person im Land? Wohl eher Friede Springer als Angela Merkel, oder?]
Ich finde wirklich, man muss auf jeden Fall auf die Schwachen sehen, aber man sollte nicht den Diskurs scheuen, der dadurch entsteht, wenn man einfach mal offen die cis-männliche Perspektive einnimmt.
Erst mal so viel, ich bin sicher, ich habe schon manchen einen Anküpfungspunkt gegeben und bin sehr gespannt auf Eure Antworten!
Gruß
Felix