Technik & Ges(t)ellschaft

  • @S3BU

    Technologie wird auch als Klassenkampf eingesetzt und auch dadurch innoviert.

    Nach dem zweiten Weltkrieg wurde in den USA computergesteuerte numerische Kontrolle für Fließbandarbeit in den Laboren des MIT und der USA-Airforce entwickelt. Dabei ging es klar auch um größere Effizienz in der Herstellung, ein anderer Grund waren aber die einflussreichen Gewerkschaften. Bei der vorherigen Technologie war der Herstellungsablauf abhängig von speziell ausgebildeten Arbeitern, die den Prozess an den Maschinen kontrolliert und gesteuert haben. Die Maschinen waren ständig in der Kontrolle der Arbeiter, die auch im gleichen Raum zusammengearbeitet haben und die bei einem Streik (die Arbeiter waren meist in Gewerkschaften organisiert) die Maschinen ausschalten konnten. Bei der neuen numerischen Kontrolle allerdings brauchte man nur die Programmierung der Maschinen, die von einem anders ausgebildeten Angestellten, der mit den Maschinenarbeitern praktisch nichts zu tun hatte, in einem eigenen Raum kontrolliert wurden. Dadurch war es möglich die Produktion von der Kontrolle der Gewerkschaften loszubekommen und Streiks schwieriger zu machen und die Arbeitskräfte zu de-skillen, was zu einem Senken der Löhne geführt hat. (konzept von de-skilling durch technologie bei marx)


    https://en.m.wikipedia.org/wiki/David_F._Noble

    Einmal editiert, zuletzt von JonnyMadFox ()


  • Werbefilm für numerische Kontrolle


    Kommentar von Noble dazu:


    In the mid-196os, the Air Force produced a promotional fi lm on numeri­ cal control, to push the use of the newer technologies within industry. Entitled Moder n Manuf acturing: A Command Per f ormance, the fi lm was targeted at top managers in the metalworking fi rms. A technocratic version of Charles Chaplin's Moder n Ti mes, it opens with a drea m sequence of a manager seated at his oak desk. The manager idly sketches a new part, then abruptly leans over and barks the part specif i cations into a desk microphone: "Orders to the plant!" The verbal commands are automatically translated into computer commands and from that point on all manufacturing, assembling, and ship­ ping processes are automatic, requiring no human intervention-the auto­ matic factory. The fi lm concentrates on the machinery rather than people; the "modem" manufacturing establishment has N/C machine tools galore, plus automatic molding, forming, welding, testing, punching, handling, plotting, and dra f ting equipment-all "elements of our plan of the future." (As con­ trasted with "conventional" manufacturing, illustrated by a group of half­ clad black "natives" running a conventional engine lathe in a thatched hut!) The fi lm stresses the importance of total integration of manufacturing pro­ cesses, reproducibility, and interchangeability ("tapes can be sent anywhere in the world and produce interchangeable identical parts") and epitomizes the ideology of automation in action. "Modem manufacturing," the narrator repeatedly points out, "shortens the chain of command," "eliminates human error," and "greatly reduces the opportunities for a breakdown in communi­ cations." "Instructions are fi xed," not subject to human intervention or "human emotion"; management commands cannot change. Modem manu­ facturing is indeed a command performance, where the commands come from the top. We must automate, the fi lm concludes, we must eliminate human intervention and uncertainty and reduce the time required to move "from design concept to fi nished product as soon as possible." Such comma n d performance is vital "for the survival of industry and our country."12


    Der Film verbreitet, laut ihm, unterschwellig, dass die Maschinen sozusagen Gewerkschaftsfrei laufen und dass die nervigen Arbeiter mit ihren Forderungen wegrationalisiert werden.

  • Aber glaubst Du dass das im aktuell realen historischen Verlauf so ist, bzw. jemals war?

    ich glaube das sowohl der nationalsozialismsus, als auch die sowjetunion nicht durch den primat kapitalismus geleitet und durchdrungen wurden. und da ich diese gesellschaftlichen verhältnisse auch für problematisch halte, würde ich diese gerne kritisieren können.

    Es steht doch in jedem Fall eine Ideologie dahinter, welche den Zweck der technischen Entwicklung einem abstrakten Ziel der Akkumulation von technischen Erzeugnissen unterordnet und sie somit von den tatsächlichen Bedürfnissen der menschlichen Produktivkräfte entkoppelt.

    bisher ja, das habe ich ja versucht aufzuzeigen. aber halt nicht immer nur durch kapitalistische ideologie sondern auch andere. und hinzu kommt dann noch die eigenlogik der technik, welche es zu unterscheiden gilt. (was mmn aus den beiträgen von @JonnyMadFox hervorgeht)

    Wir haben halt im Moment nix anderes als Kapitalismus - oder irgendwelche Derivate davon, die sich als "Sozialismus" verkauften, aber im Grunde die technische Entwicklung auch nur zur Steigerung der Produktivität einsetzten um das Staatskapital möglichst schnell aufzustocken und mit dem Westen Schritt halten zu können.

    ist mir neu dass die "derivate des sozialismus" eigentlich verkappter kapitalsmus sind. mmn. ist man hier den zwängen des technischen fortschritts erlegen: wenn es drüben autos und wohlstand gibt brauchen wir das auch, damit die menschen nicht woanders ihre freiheit genießen #6.

    Was ich leider nicht begreife ist, wie die Soziologie Gesellschaft von diesen ideologischen Zielen losgelöst betrachten will, wenn sie keine Gesellschaft analysieren kann, in der die technische Entwicklung nicht von ihnen beeinflusst wird.

    keine ahnung wie du soziologie begreifst, aber es gibt verschiedene denkschulen. eine besagt z.b. das soz. theorien nicht dazu da sind verhälntnisse zu kritisieren, sondern um deutend verstehen und ursächlich erklären zu können. eine thorie zum zweck die eigenen kritik und weltanschauung zu instrumentalisieren kann man leider auch als unwissenschatlich betrachten.
    aber so überspitzt und schwarz/weiß würde ich die sache nicht sehen - ich sehe die kritische theorie eher als praxis von theoretischer theorie.

  • lässt sich ggf. schön drüber philosophieren: neben der abgrenzung technik, kapitalismus und unternehmertum [edit/ und politik nicht vergessen, ist ein film der us airforce ;)] um die es mmn ua ursprünglich ging, lässt sich imo auch die technisierung von technik beobachten: "

    materie (werkzeuge)

    energie (mechanisierung)

    information (automatisierung->numerische kontrolle)

    Beobachtung 1.Ordnung (digitalisierung->virtualisierung*)

    Beobachtung 2.Ordnung (ki maschinelles lernen*)"

    *da grüble ich noch

  • Wenn ich mal aus meinen Erfahrungen erzählen darf:

    Ich hab seit der Jahrtausendwende im Bereich "Business Process Automation (BPA)" der Informatik gearbeitet. Also Software Werkzeuge geschrieben für große Konzerne die damit Prozesse in Bereichen wie Entwicklung, Finanzen, Verwaltung, Vertrieb, etc.automatisiert haben.


    In der Theorie sollte BPA den einzelnen Mitarbeiter durch ein maßgeschneidertes Werkzeug ermächtigen mehr Verantwortung zu übernehmen und effizienter zu Arbeiten damit insgesamt die Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil durch wachsende Produktivität erzielen. Hierarchien sollen dadurch verschlankt und entbürokratisiert werden. Das ist allerdings reine Theorie die in der Praxis nie in dieser Idealform vorkommt.


    In Unternehmen wird ebenfalls viel daran gearbeitet durch Software die Mitarbeiter zu Marginalisieren und zu Kontrollieren in dem Software geschrieben wird die den Handlungsspielraum der Mitarbeiter in ein Eng überwachtes Korsett zwingt. Man fasst das im Neudeutsch der Unternehmen unter dem Ausdruck "Compliance" zusammen.


    Durch die Marginalisierung wird das Ziel verfolgt Arbeitsplätze zu schaffen an denen "Arbeiter" möglichst austauschbar sind. Ganz ähnlich wie an einem Fließband. In der Arbeitssoziologie nennt man diesen Vorgang auch "digital Taylorism". Prozesse werden dadurch ineffiezient und bürokratisch und Mitarbeiter werden entmachtet und neue Hierarchien aufgebaut oder bestehende verstärkt.


    Man sieht, dass diese beiden Konzepte des Techologieeinsatzes diametral völlig entgengesetzt sind. Leider gab es in meiner Laufbahn extrem viele Beispiele in denen BEIDE Konzepte im gleichen Projekt verfolgt wurden. Der Grund ist meist einfach der, dass häufig sowohl die User als auch deren Chefs gleichzeitig mit der Formulierung der Anforderungen betraut werden. Natürlich haben beide Gruppen keine Ahnung davon wie Software funktionieren sollte und sind extrem Beratungsresistent.


    Viele dieser Projekte scheitern als ganzes oder darin irgendeinen nennenswerten Effizienzgewinn zu erzielen. Oft bleibt als einziges die wachsende Frustration der Mitarbeiter.


    Wurden diese Werkzeuge erstmal entwickelt bestimmen sie meist über viele Jahre die Arbeitsweise des Unternehmens. Weil die Entwicklung maßgeschneiderter Software extrem Aufwendig ist, wird sie so lange Eingesetzt wie möglich. Das heisst Unternehmen werden dadurch extrem Schwerfällig. Nicht der Mensch, sondern schlechte Software bestimmt dann wie und was gemacht wird.


    Man wird jetzt fragen wollen, ja warum kaufen die denn dann den Scheiß?

    Die Kaufentscheidung wird meist viele Hierarchiestufen oberhalb der Abteilungen gefällt die diese Software einsetzen. Häufig werden diese Entscheidungen stark davon Beeinflusst was grade "in Mode" ist. Wenn der CEO bei der Aktionärsversammlung damit angeben kann auch "den neusten heissen Scheiss" zu machen, dann wird das durch Kursgewinne quittiert.


    So viel dazu, dass der Kapitalismus das effizienteste aller Systeme ist.

  • ich glaube das sowohl der nationalsozialismsus, als auch die sowjetunion nicht durch den primat kapitalismus geleitet und durchdrungen wurden. und da ich diese gesellschaftlichen verhältnisse auch für problematisch halte, würde ich diese gerne kritisieren können.

    Deshalb schrieb ich oben - und Du hast es ja sogar selbst nochmal zitiert:...

    Es steht doch in jedem Fall eine Ideologie dahinter, welche den Zweck der technischen Entwicklung einem abstrakten Ziel der Akkumulation von technischen Erzeugnissen unterordnet und sie somit von den tatsächlichen Bedürfnissen der menschlichen Produktivkräfte entkoppelt.

    Natürlich war der "Primat" der National-"Sozialisten" - jedenfalls gemäß ihrer propagandistischen Öffentlichkeitsarbeit - ihr quasi-religiöser Glaube an das Recht der Herrenrasse, alle anderen Völker zu dominieren und gegebenenfalls auch zu vernichten, um der eigenen Herrlichkeit mehr Raum zu verschaffen. Aber die Methoden, welche die Faschisten dazu anwandten waren eng mit der kapitalistischen Produktionsweise verknüpft.

    Hätten sich die Nazis nach ihrem Einzug in den Weimarer Reichstag nicht die Unterstützung des Großkapitals und seiner angeschlossenen bürgerlichen Mitte™ gegen die antikapitalistischen Kommunisten und Sozialisten sichern können, dann wäre Hitler womöglich nie Reichskanzler und schliesslich Diktator geworden.

    Ohne eine kapitalistische Industrie hätte die Wehrmacht wohl kaum in so kurzer Zeit und dazu auch noch weitgehend unter dem Radar der Deutschland eigentlich auferlegten Sanktionen und Wiederbewaffnungsverbote nach dem verlorenen 1. Weltkrieg zu einer solchen technischen Überlegeneheit kommen und ihren "Blitzkrieg" gegen die Nachbarländer durchführen können.

    Auch die Beute dieser Raubzüge in Form von Menschen und Rohstoffen haben SS-und Parteiführer anschliessend im Konzert mit privaten Unternehmern sehr kosteneffizient und auch für sich ganz persönlich durchaus profitabel in der kriegswichtigen Industrie und in der Landwirtschaft eingesetzt.


    Das gesamte ökonomische System, auf dem der National-"Sozialismus" seine Terrorherrschaft aufgebaut hatte und mit dem er es finanzierte, war ein durch und durch kapitalistisches. Insbesondere der damals sehr fortschrittliche Technikeinsatz z.B. zur schnellen und massenhaften Verbreitung von Propaganda, konnte nur erfolgen, weil die Produktion der dazu nötigen technischen Gerätschaften nach den bereits gängigen und eingespielten Regeln des kapitalistischen Produktionsprozesses auf ein Ziel hin organisiert wurde, welches den Interessen der arbeitenden Klasse vollkommen zuwieder lief.

    Selbst der systematische Massenmord an Millionen von unschuldigen Gefangenen in den Vernichtungslagern war für die Nazi-Bürokratie vor allem eine Frage des Kosten-Nutzen-Verhätnisses, das man dann mitttels penibler kaufmännischer Buchführung und möglichst günstig massenzuproduzierender Erzeugnisse der chemischen Industrie zu größtmöglicher Effizienz bei geringstmöglichem Ressourcenverbrauch optimierte.


    Die...

    eigenlogik der technik

    ...ist dabei nur ein Mittel zum Zweck. Sie bestimmt nicht das Handeln und Denken der herrschenden Klasse, sondern sie ermöglicht es ihr nur, ihre Machtausübung effizienter zu machen.

    Die selbe Technologie, die in einer kapitalistischen Demokratie vielleicht auch dazu dient, den allgemeinen Lebensstandard zu steigern und als angenehmen Nebeneffekt des globalisierten Handels auch das Interesse der miteinander handelnden Nationen an einem halbwegs friedlichen Zusammenleben begünstigt, kann innerhalb weniger Jahre zum Werkzeug einer alles vernichtenden Kriegs- und Mordmaschine werden und trotzdem hat sich an ihrer "Eigenlogik" überhaupt nichts geändert.


    Die antibürgerliche und antikapitalistische Rhetorik der Faschistischen Herrscher hat sich dabei noch immer recht schnell erschöpft, sobald es den Faschisten gelang, sich mit den privaten Herrschern über die technischen Produktionsmittel zu arrangieren und die arbeitende Bevölkerung so ihrem Willen zu unterwerfen. Der vorgebliche Kampf gegen die Bourgeoisie mündete darin, dass die faschistische politische Klasse selbst Teil derselben wurde und ihr Werk der Unterjochung der ArbeiterInnen unter die Kontrolle der Arbeitsplatzeigentümer dann umso gnadenloser fortsetzte. Der Zweck des Technikeinsatzes - in der Produktion wie im mechanisierten Krieg - ist in jedem Fall nicht die Technik selbst, sondern ihre Anwendung zu einem "höheren" Ziel, welches mit den eigentlichen materiellen Bedürfnissen der arbeitenden Menschen nichts zu tun hat, und nur unter großem propagandistischem Aufwand mit einer scheinbar den Willen des Volkes repräsentierenden Ideologie gleichgesetzt werden kann.


    ist mir neu dass die "derivate des sozialismus" eigentlich verkappter kapitalsmus sind. mmn. ist man hier den zwängen des technischen fortschritts erlegen: wenn es drüben autos und wohlstand gibt brauchen wir das auch, damit die menschen nicht woanders ihre freiheit genießen


    Ganz ähnlich, wenn auch deutlich weniger kriegerisch, entwickelten die stalinistische Sowjetunion oder kulturrevolutionäre China ihre durchaus bedeutenden technologischen Fortschritte. Dabei wurde aber gleichfalls nicht die Befreiung der Arbeiterklasse von den Zwängen der kapitalistischen Produktionsverhältnisse ermöglicht, sondern jene Verhältnisse wurden lediglich neuen "Werten" untergeordnet, welche in den Augen der mit den technischen Produktionsmitteln arbeitenden Menschen kaum weniger abstrakt und - jenseits propagandistischer Beeinflussung - von ihrer eigenen, materiellen Alltagsrealität losgelöst erschienen, als jene "Werte", welche durch die Aktienkurse oder Bruttoinlandsprodukte heutiger kapitalistischer Märkte und Volkswirtschaften repräsentiert, und dem gemeinen Pöbel allabendlich als große Zielvorgabe der kollektiven Leistung des arbeitenden Staatsvolkes vor Augen geführt werden.


    In beiden Fällen - im Faschismus wie im "real existierenden" Sozialismus - wurde die Klassengesellschaft die der Kapitalismus, bzw. der proto-kapitalistische Spätfeudalismus zuvor erschaffen hatte, niemals wirklich aufgelöst, sondern nur die eine herrschende Klasse gegen eine andere ausgetauscht, welche sich dann die "Eigenlogik" der kapitalistischen Produktionsweise und ihres enormen Potenzials zur Produktivitätssteigerungen mittels technischer Produktionsmittel zu eigen machte, sie zur Akkumulation des Staats- bzw. Herrenvolks-Kapitals einsetzte, und dabei echte Mitbestimmung und freie Entfaltung der Bevölkerung unterdrückte oder ganz gezielt der herrschenden Ideologie uterwarf. Ob man das jetzt "Staatskapitalismus" oder real exitsierender Sozialismus nennt, ist für die tatsächliche Praxis des Technikeinsatzes, um die es Dir ja offensichtlich nach wie vor geht, vollkommen irrelevant.


    Die Abstraktion der Produktion von den Bedürfnisses der produzierenden Menschen ist das Problem - nicht die Technik, die dazu angewendet wird, sie noch effizienter den Bedürfnissen der jeweils herrschenden Klasse anzupassen.

    keine ahnung wie du soziologie begreifst, aber es gibt verschiedene denkschulen. eine besagt z.b. das soz. theorien nicht dazu da sind verhälntnisse zu kritisieren, sondern um deutend verstehen und ursächlich erklären zu können. eine thorie zum zweck die eigenen kritik und weltanschauung zu instrumentalisieren kann man leider auch als unwissenschatlich betrachten.

    Kann sein dass ich (heutige) Soziologie überhaupt nicht begreife, aber in meiner Welt muss ich mich, um soziale Phänomene "deutend verstehen und ursächlich erklären" zu können, auch damit auseinandersetzen, wie und unter welchen historisch entwickelten gesellschaftlichen Verhältnissen sie zustande gekommen sind.


    Die praxisorientierte Soziologie hat jedenfalls das Problem, dass sie nur jene Gesellschaft empirisch beobachten kann, in der sie selbst stattfindet. Sie kann sich nicht auf Statistiken aus vorkapitalistischen Zeiten berufen, weil es die in vorkapitalistischen Zeiten einfach nicht, oder nur auf sehr kleine Ausschnitte der Gesellschaft bezogen gab.

    Da wo sie interpretierende historische Betrachtungen mit einbezieht ist sie wiederum darauf angewiesen, die Erkenntnisse der Geschichtswissenschaft in den jeweils auch zur Zeit ihres Erkenntnisgewinns herrschenden gesellschaftlichen Kontext zu stellen und sich damit automatisch auf eine ideologiekritische Ebene zu begeben. Sie kann sich daraus jedenfalls nicht einfach heraus reden, indem sie dem Gegenstand ihrer Forschung eine quasi außerhalb der sonstigen ideologischen Zusammenhänge liegende "Eigenlogik" zuspricht.


    Da kommen wir dann natürlich am Ende wieder zu der alten Frage, ob "Die Technik" ein von ihrem jeweiligen gesellschaftlichen Zweck losgelöstes, und somit auch außerhalb der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse zu analysierendes Phänomen sei. Dafür hast Du allerdings bisher immer noch keine schlüssige Theorie formulieren können.

    Die theoretische Soziologie kann natürlich alles mögliche tun, aber sie muss ihre Hypothesen eben auch in Bezug zu realen gesellschaftlichen Zusammenhängen stellen können, wenn sie nicht im Elfenbeinturm Orchideen züchten will.

    Letzteres ist zweifelsohne ein absolut legitimes Anliegen akademischer Forschung, aber die Behauptung, dass es im Umkehrschluss "unwissenschaftlich" sei, der eigenen Wissenschaft einen außerhalb der eigenen Selbstbestätigung liegenden Sinn verleihen zu wollen, erscheint mir doch eher wenig stichhaltig, bzw. liest sie sich wie der alte - im Grunde nur tautologisch aus sich selbst heraus zu begründende - Vorwurf, die linke Ideologiekritik sei selbst Produkt einer Ideologie und daher von seriöser Wissenschaft nicht ernst zu nehmen.

  • eigentlich hätte ich gerne anhand deiner ausführungen gezeigt, was passiert wenn man technik, politik, kapitalismus und unternehmertum gedanklich nicht trennen kann (aber das hast du eigentlich ganz gut selber hinbekommen). da kommen z.b. so geistige kurzschlüsse wie technik die effizient ist, ist immer kapitalistisch.


    aber nach dem ich folgenden absatz gelesen habe und ich mir überlege was ich bisher so geschrieben habe, muss ich leider feststellen, dass du einfach nicht verstehen oder begreifen willst.

    Da wo sie interpretierende historische Betrachtungen mit einbezieht ist sie wiederum darauf angewiesen, die Erkenntnisse der Geschichtswissenschaft in den jeweils auch zur Zeit ihres Erkenntnisgewinns herrschenden gesellschaftlichen Kontext zu stellen und sich damit automatisch auf eine ideologiekritische Ebene zu begeben. Sie kann sich daraus jedenfalls nicht einfach heraus reden, indem sie dem Gegenstand ihrer Forschung eine quasi außerhalb der sonstigen ideologischen Zusammenhänge liegende "Eigenlogik" zuspricht.


    Da kommen wir dann natürlich am Ende wieder zu der alten Frage, ob "Die Technik" ein von ihrem jeweiligen gesellschaftlichen Zweck losgelöstes, und somit auch außerhalb der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse zu analysierendes Phänomen sei. Dafür hast Du allerdings bisher immer noch keine schlüssige Theorie formulieren können.

    daher betrachte ich eine weitere kommunikation mit dir als irrelevant. vielleicht finden wir ja wie gesagt später nochmal zueinander, oder auch nicht.


    [/dit] "Im Bereich der Stadtforschung ist Martina Löw für Entwicklung eines Forschungsansatzes zur Analyse städtischer Eigenlogik bekannt. Die Eigenlogik der Stadt bezeichnet ein komplexes Ensemble an Wissensbeständen und Ausdrucksformen, die in einem inneren Zusammenhang stehen, auf regelgeleiteten, routinisierten und über Ressourcen stabilisierte Handlungsformen basieren und Städte zu Sinnprovinzen verdichten."....hilfe, hilfe mein stadt lebt :rolleyes:

  • . da kommen z.b. so geistige kurzschlüsse wie technik die effizient ist, ist immer kapitalistisch.

    Die kommen aber nur in Geistern zustande, die ihrerseits nicht verstehen wollen, dass sie im Grunde Kapitalismusktitik betreiben, ohne sich dessen bewusst zu sein.


    Dass effiziente Technik zwingend kapitalistisch sein müsse, hast Du mir jetzt zwar schön den Mund gelegt, aber ich habe es nie behauptet.

  • hast Du mir jetzt zwar schön den Mund gelegt, aber ich habe es nie behauptet.

    :):S....tatsächlich. ging so aus deinen ausführungen hervor. vielleicht musst du dich dann einfach mal mehr anstrengen hier verständliche texte zu schreiben 8)


    .... und kommt dir diese art der argumentation irgendwie bekannt vor und hast du da genauso wenig bock drauf wie ich?

  • ich lasse euch dann mal mit eurer "diskussions-technik" allein, bevor es noch zu irritationen kommt


    "Die Reduktion von Komplexität durch das Ausblenden von Irritationsmöglichkeiten (»funktionierende Simplifikation«) – aus systemtheoretischer Sicht das zentrale Merkmal von Technik – kann mit Bourdieu (2001, 247) als ein »gemeinsames Verkennen« begriffen werden, das für die praktisch an der Praxis beteiligten Akteure zwar selbstverständlich, aber operativ insofern

    prekär ist, als die »objektive Wahrheit« jederzeit ans Licht treten könnte. Man kann die primäre Funktion von Technik folglich darin sehen, dafür zu sorgen, dass eben das nicht passiert: dass das Selbstverständliche hinterfragt, Alternativen in Erwägung gezogen und Irritationsmöglichkeiten geschaffen werden. Die genaue Analyse der Verfahren (Techniken), mit denen das Offenkundige unsichtbar gemacht und das Implizite implizit gehalten wird, könnte das (empirische) Forschungsfeld einer »Ökologie sozialer Systeme« darstellen, die es in Bezug auf das Verhältnis von Gesellschaft und Umwelt demzufolge nicht nur mit der Differenz von Wissen und Nicht-Wissen zu tun hätte, sondern vor allem mit einer Art der Nicht-Anwendung von Wissen, die nicht mit

    Unkenntnis verwechseln werden darf, weil sie gleichzeitig eine Voraussetzung für den (reibungslosen) Ablauf von Praktiken und damit eine praktische Kompetenz (Können) darstellt."

    Gesellschaft, Umwelt und Technik. Zur Problemstellung einer „Ökologie sozialer Systeme"

  • Only in the medium of technology, man and nature become fungible objects of organization. The universal effectiveness and productivity of the apparatus under which they are subsumed veil the particular interests that organize the apparatus. In other words, technology has become the great vehicle of reification*-reification in its most mature and effective form. The social position of the individual and his relation to others appear not only to be determined by objective qualities and laws, but these qualities and laws seem to lose their mysterious and uncontrollable character; they appear as calculable manifestations of (scientific) rationality. The world tends to become the stuff of total administration, which absorbs even the administrators. The web of domination has become the web of Reason itself, and this society is fatally entangled in it. And the transcending modes of thought seem to transcend Reason itself.

  • Zitat von Zitat von Hebert Marcuse: One Dimensional Man (Chapter 6)

    Die Wissenschaft von der Natur entwickelt sich unter dem technologischen Apriori, das die Natur als potentielles Mittel, als Stoff für Kontrolle und Organisation entwirft. Und das Erfassen der Natur als (hypothetisches) Mittel geht der Entwicklung aller besonderen technischen Organisation voraus: »Der neuzeitliche Mensch stellt sich ... als den heraus, der ... als der sich durchsetzende Hersteller aufsteht ... Das Ganze des gegenständlichen Bestandes ist dem sich durchsetzenden Herstellen anheimgestellt, anbefohlen ... und wird im vorhinein ... zum Material«. »Denn überhaupt ist die Benutzung von Maschinerien und die Fabrikation von Maschinen nicht schon die Technik selbst, sondern nur ein ihr gemäßes Instrument der Einrichtung ihres Wesens im Gegenständlichen ihrer Rohstoffe«. Das technologische Apriori ist insofern ein politisches Apriori, als die Umgestaltung der Natur die des Menschen zur Folge hat und als die »vom Menschen hervorgebrachten Schöpfungen« aus einem gesellschaftlichen Ganzen hervor- und in es zurückgehen.

    Dennoch kann man darauf bestehen, daß die Maschinerie des technologischen Universums »als solche« politischen Zwecken gegenüber indifferent ist — sie kann eine Gesellschaft nur beschleunigen oder hemmen. Eine elektronische Rechenmaschine kann einem kapitalistischen wie einem sozialistischen Regime dienen; ein Zyklotron kann für eine Kriegs- wie für eine Friedenspartei ein gleich gutes Werkzeug sein. Diese Neutralität

    wird in Marx' polemischer Behauptung angefochten, daß die »Handmühle eine Gesellschaft mit Feudalherren ergibt, die Dampfmühle eine Gesellschaft mit industriellen Kapitalisten«. Nun wird diese Behauptung in der Marxschen Theorie selbst eingeschränkt: die gesellschaftliche Produktionsweise, nicht die Technik, ist der grundlegende historische Faktor. Wird die Technik jedoch zur umfassenden Form der materiellen Produktion,

    so umschreibt sie eine ganze Kultur; sie entwirft eine geschichtliche Totalität — eine »Welt«. Können wir sagen, daß die Entwicklung der naturwissenschaftlichen

    Methode die Umgestaltung der natürlichen in eine technische Realität im Prozeß der industriellen Zivilisation bloß »widerspiegelt«?

    (s.168f)

  • Warum?

    weil mein zitat den punkt wiedergibt, welchen ich gemacht habe.

    Dennoch kann man darauf bestehen, daß die Maschinerie des technologischen Universums »als solche« politischen Zwecken gegenüber indifferent ist — sie kann eine Gesellschaft nur beschleunigen oder hemmen. Eine elektronische Rechenmaschine kann einem kapitalistischen wie einem sozialistischen Regime dienen; ein Zyklotron kann für eine Kriegs- wie für eine Friedenspartei ein gleich gutes Werkzeug sein. Diese Neutralität

    wird in Marx' polemischer Behauptung angefochten, daß die »Handmühle eine Gesellschaft mit Feudalherren ergibt, die Dampfmühle eine Gesellschaft mit industriellen Kapitalisten«. Nun wird diese Behauptung in der Marxschen Theorie selbst eingeschränkt: die gesellschaftliche Produktionsweise, nicht die Technik, ist der grundlegende historische Faktor.

    den rest drumherum kannste eigentlich weglassen, die strohpuppen kenne wir ja schon.

    übrigens sollte man zwischen effektivität und effizienz unterscheiden.

  • Zitat

    Beitrag von S3BU (Vor 19 Stunden)

    Dieser Beitrag wurde vom Autor aus folgendem Grund gelöscht: keine ahnung was dieses spielchen immer soll, aber ich beende es hiermit. habe ja schon ab und an erwähnt, auf strohpuppen-spiele habe ich keinen bock.


    Ja gut, @S3BU, wenn Du selbst Strohpuppen bastelst wie...:


    da kommen z.b. so geistige kurzschlüsse wie technik die effizient ist, ist immer kapitalistisch.

    ...und dann plötzlich keinen Bock mehr auf Deine eigenen "strohpuppen-spiele" hast, dann kann ich Dir auch nicht helfen.


    Die...


    eigenlogik der technik

    ...,war allerdings nichts was man Dir erst umständlich als Strohmann unterschieben müsste, sondern Du hast sie ja selbst erneut ins Spiel gebracht um Deinen hehren Forschungsgegenstand von der profanen Kapitalismuskritik frei zu halten.


    Eine Eigenlogik der Technik einfach als gegeben zu postulieren um ihre Analyse somit von der Betrachtung der sonstigen Logik des gesellschaftlichen Systems zu lösen in welchem sie angewendet wird, ist nun mal leider kein Argument, sondern zunächst mal eine reine Behauptung.


    Besonders widersprüchlich wird sie allerdings wenn man folgendes liest:


    Darin wird unter "Technik" eigentlich so ziemlich alles subsumiert, was der Mensch über seine angeborenen Instinkte hinaus zu tun, oder zu produzieren in der Lage ist. Da würde ich sogar zustimmen. Nur stellt sich mir dann eben die Frage, wie...

    der grundsätzliche mechanismus die technik erstmal auf die gesellschaft loszulassen, um dann zu beobachten was so passiert, weil man das angeblich nicht prognostizieren kann (und man dann immer noch eine technische lösung entwickeln kann), ist eine durch glauben und meinung überlieferte tradition, welche seit beginn der sesshaftigkeit existiert.

    ...man etwas, das im Prinzip jedem Menschen offenbar per Veranlagung gegeben ist, als etwas betrachten kann, das wie ein wildes Tier auf die menschliche Gesellschaft "losgelassen" wird, bzw. wie der "Glaube", die "Meinung" oder die durch sie überlieferte "Tradition" denn eigentlich anders zustande gekommen sein soll, als dadurch, dass Menschen eben schon immer dazu veranlagt waren, ihre natürliche Umwelt und sogar sich selbst bewusst umzuformen und Techniken zu entwickeln die ihnen dies ermöglichten.

    aber andere verhätnisse würden die technik anders ausprägen. d.h. technik müsste sich auch idealltypisch beschreiben lassen.

    Und dann stellt sich eben auch die Frage, wie man denn einen von den jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnissen unabhängigen, bzw. rein theoretischen "Idealtypus" von Technik beschreiben wollen, und gleichzeitig konstatieren kann...

    man könnte ggf. sagen: beim menschen entscheidet das soziale was aus der technik wird, daher auch sozio-technisches system.

    ..., dass gesellschaftliche Verhältnisse entscheidend dafür seien, was aus der Technik werde?


    Ist die Entwicklung von Technik(en) nun also ein neutrales "Mögliches", also vielleicht - wie oben erwähnt, bzw. von mir interpretiert - eine grundsätzliche Eigenschaft der menschlichen Spezies, welche allerdings erst im sozialen Zusammenspiel zu einem "Konkreten" und beobachtbaren wird und somit selbstverständlich im Hinblick auf eine ethische oder sonstige Bewertung ihrer Auswirkungen von der Art jenes Zusammenspiels und der durch es erschaffenen gesellschaftlichen Verhältnisse bestimmt ist?


    Oder ist "die Technik" ein eigenständiges Phänomen mit einer "Eigenlogik" die auch aus den jeweiligen sozialen Verhältnissen herausgelöst betrachtet und analysiert werden kann?


    Vielleicht bin ich zu doof das zu kapieren, aber es erscheint mir irgendwie als die entscheidenede Frage die man beantworten müsste, oder der man sich zumindest nicht entziehen sollte, wenn man irgendetwas relevantes zur Analyse eines "sozio-technischen" Systems beitragen wollte.

  • AlienObserver


    Richard Heinberg geht es - jedenfalls so wie ich ihn in diesem Video verstehe - nicht darum, zu definieren was Technologie ist, sondern wofür sie eingesetzt wird. Er betrachtet im Prinzip die "sozio-technische" Evolution der Menschheit von Jägern und Sammlern zu Kohle- und Ölverbrennern im Bezug auf den Gewinn von zunächst einmal zum Überleben nötigen, aber heute natürlich vollkommen davon entkoppelten Energieüberschüssen.

    Die jeweiligen Techniken haben nach dieser Darstellung einen ganz konkreten Zweck. Sie dienen den menschlichen Gesellschaften welche sie anwenden dazu, mit möglichst wenig Energie-Einsatz durch menschliche (oder tierische) Arbeit möglichst viel Energie umzusetzen.

    Durch die (Er-)findung von fossilen Brennstoffen mit hohem Gehalt an bereits gespeicherter Energie, wurde die Industrialisierung ermöglicht, und somit auch der Aufwand an menschlicher Arbeitsenergie dramtatisch reduziert, der zur Gewinnung von Energieüberschüssen nötig ist.


    Das ist sicher aus "technischer", bzw. physikalisch-naturwissenschaftlicher Sicht eine schlüssige Sichtweise - insbesondere dann, wenn man veranschaulichen will, wie ein menschengemachter Klimawandel durch erhöhte Freisetzung gespeicherter Energie zustande kommt.

    Sie sagt aber für sich betrachtet zunächst einmal nichts darüber aus, wie sich diese Reduktion von Arbeitsaufwand pro Energie-Gewinneinheit auf die Gesellschaft und die Strukturen ihres sozialen Zusammenlebens auswirkt. Sie zeigt nur, dass sie stattfindet.


    Wenn man z.B. ein von einem neoliberalen Thinktank gesponserter @"Industrieller" wäre, und sich nicht im geringsten daran störte, dass Technologie seit der industriellen Revolution flächendeckend, systematisch und planmäßig nicht mehr primär zur Erleichterung von gesellschaftlicher Arbeit sondern zur Reduktion ihrer geldwerten Kosten im Verhältnis zum ebenfalls geldwerten Warenoutput eingesetzt wird, dann könnte man auch einwenden, dass die Entwicklung der steigenden Energieumsätze jetzt erst recht weiter voran getrieben werden müsse, um genau die Energieüberschüsse zu produzieren, welche dafür nötig werden, die schädlichen Auswirkungen einer erwärmten Erdathmosphäre zu kompensieren.


    Die Thematik bleibt dabei weitgehend von den konkreten Bedürfnissen der arbeitenden (und arbeiten lassenden) Menschen und deren physikalisch messbaren Auswirkungen isoliert, bzw. abstrahiert. Wer seine individuell im eigenen Organismus gespeicherte Energie verbraucht, um seiner täglichen Erwerbsarbeit nachzugehen, dem erscheinen seine Arbeits- oder Produktionsmittel nicht als Werkzeuge zur effizienten Umsetzung von gespeicherter in nutzbare Energie, sondern vor allem als Mittel zur Verwandlung von Arbeitskraft in Geld, oder von Kapital in noch mehr Kapital.


    Das Verhältnis der "VerbraucherInnen" zu den technischen Mitteln welche es ihnen erlauben, ihren individuellen Energieverbrauch zu erhöhen, ohne dabei mehr eigene gespeicherte Energie verausgaben zu müssen, ist in einer Marktwirtschaft ein Verhältnis gegenüber einer abstrakten Größe, einem Tauschwert, der keine exakte Maßeinheit für konkreten Energieverbrauch ist, sondern nur ein Potenzial zum möglichen Energieverbrauch darstellt, und dessen Höhe nicht durch physikalische Gesetze bestimmt wird, sondern durch den Markt, bzw. durch gegenüber den indivduellen VerbraucherInnen ungleich größeren Energieverbrauchern, die den Markt dominieren.


    Aus einer - aus pyhsikalischer Sicht - im globalen Maßstab betrachtet eigentlich eindeutigen Frage der Steigerung oder Reduktion von Energieüberschüssen wird durch die Beschaffenheit der sozialen Verhältnisse in einer modernen arbeitsteiligen Industriegesellschaft, welche ihre Effizienz nicht in Kilowattstunden sondern in Währungseinheiten bemisst, eine Frage von Verhältnismäßigkeiten die nicht von Naturgesetzen bestimmt sind, sondern von Marktpreisen, betriebs- und volkswirtschaftlichen Bilanzen und von den in dicken Vertagswerken und Gesetzbüchern festgeschriebenen Regeln der herrschenden ökonmischen Ordnung.

    Das menschengemachte, soziale Verhältnis von Energieeinsatz zu Tauschwert - von Arbeitskraft per Zeiteinheit zu Geldeinheiten - bestimmt letztendlich, welche Technik in welchem Ausmaß massenhaft zur Erzielung und zum Verbrauch von Energieüberschüssen eingesetzt wird. Für die VerbraucherInnen erscheint nicht der tatsächliche Energieverbrauch sondern nur der abstrakte Geldwert ihrer Arbeitskraft als das entscheidende Kriterium für ihre soziale Position.


    Wenn nun allerdings die Erzielung von Energieüberschüssen mittels von Menschen hergestellter technischer Hilfsmittel (wie etwa Speeren, Feuersteinen, Mammutfallen) schon seit der Zeit der Jäger und Sammler ein fester - wenn auch im Vergleich zu Ackerbau & Viehzucht oder zu moderner Industrie ungleich weniger effizienter - Bestandteil des menschlichen Zusammenlebens war, und wenn spätestens mit der Entwicklung von Sprache, als eine bereits vom unmittelbaren Sinneseindruck abstrahierende Kommunikationstechnik, ein Mittel gefunden war, die menschliche Zusammenarbeit effizienter auf das gemeinsame, soziale Ziel des kollektiven Energieüberschusses abzustimmen - wenn also die Menschen offensichtlich in jeder Epoche jede Gelegenheit dazu genutzt haben, sich die zum Überleben nötige Arbeit mithilfe von erlernten, weiter kommunizierten, und dabei stetig verbesserten Techniken zu erleichtern -...


    Was nützt es dann also - so frage ich immer noch alt & naiv - wenn die moderne Soziologie sich an einer Definition von Technik abarbeitet, welche sie nicht als einen festen Bestanteil des Mensch-Seins begreift, der zwar schon immer da war, dessen konkrete Umsetzung aber ebenso von den jeweils herrschenden sozialen Verhältnissen bestimmt wird, in denen die Menschen sich zueinander und zu ihren Artefakten verhalten, wie die Art und Weise, nach der die Produkte der technischen Anwendungen unter den Menschen verteilt werden.

    Was kann die Techniksoziologie sinnvolles zu einer kritischen Theorie beitragen, wenn sie "die Technik" wie ein Rätselhaftes Mysterium behandelt, welches sich womöglich gar vollkommen von seinen ErfinderInnen loslösen könne, und zu dessen Beschreibung und Deutung man haufenweise Literatur produziert, ohne es jemals wirklich ergründen, oder wenigstens einen theoretischen weberschen "Idealtypus" daraus formen zu können?


    Ich bin absolut dafür, die herrschende Technikverherrlichung und den Glauben an die tech(nokrat)ische Lösung gesellschaftlicher Probleme zu kritisieren. Aber ich verstehe beim besten Willen nicht, wie dabei eine Soziologie der Technik helfen soll, welche sich offenbar hauptsächlich damit beschäftigt, ihr Sujet gegen die Einbeziehnung anderer gesellschaftskritischer Aspekte abzugrenzen.


    Falls ich hier also gegen einen Strohmann argumentiere, dann gegen einen, den ich selbst nicht sehen kann.

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