Technik & Ges(t)ellschaft

  • Allein in den Absatz möchte ich nur auf ein paar Dinge hinweisen, weil er gerade Hararis kurze Geschichte der Menschheit und den Homo Deus in die kürzeste Geschichte der Menschheit transformiert hat:

    • "Wir" waren vor 2 Millionen Jahren eine nicht existierende Spezies.
    • In den 70er Jahren kam auch nicht die Informationstechnologie.
    • Inwiefern werden aktuell technologische Fortschritte immer weiter beschleunigt? Mein Eindruck ist, dass das Gegenteil der Fall ist. Moore's Law ist zum erliegen gekommen, hauptsächlich basieren neue "Fortschritte" größtenteils auf Scale-ups.
    • Seine letzte These ist so steil, dass ich ihm gerne eine scheuern möchte


    Weiter in seinem Text steht noch deutlich mehr Unfug und Science Fiction Gebrabbel:


    Zitat von Markus Schmidt

    Ja, der Körper von gesunden Menschen wird bereits heute von einigen als mangelhaft wahrgenommen. Zwar könnte man ja auch Implantate entwickeln, die einen empathischer machen. Doch der Trend geht heute eher in die Richtung, dass man besser, leistungsfähiger werden möchte. Es gibt schon heute Möglichkeiten, die mentale Leistungsfähigkeit zu optimieren.


    "Von einigen". Ja, unter den 7,5 Milliarden Einwohnern der Erde gibt es sicherlich auch einige Idioten.


    Zitat

    Es ist außerdem interessant, dass extreme Technologie-Fortschritte eher in den USA stattfinden, in denen es weniger Regulierung, mehr private Investitionen und einen geringeren Grad an gesellschaftlicher Solidarität gibt. Da muss man sich in Europa die Frage stellen, ob man dazu verdammt ist, immer die Innovationen anderer zu übernehmen, und gar nicht mehr selbst Akteur ist. Wenn man zu verantwortungsbewusst ist und zu sehr reguliert, werden die Erfindungen woanders gemacht und die Menschen gehen auch woanders hin, um diese Erfindungen machen zu können. Das ist ein Dilemma.


    Manmanman, also solche Typen machen mich echt aggressiv. Der wirkt auf mich so wie der Thelen...

  • An den meisten Sachen, was Digitalisierung oder KI angeht, ist sowieso IMO nicht viel dran. Ich denke, dass das ein riesiger Hype ist. Nach der Finanzkrise gab es keine Bereiche mit Innovationspotential, jedenfalls nicht kurzfristig, und besonders in Deutschland, wegen unserem hohen Export von Technologie, wurde beim WEF (2015 oder so?) dieses Digitalisierungsnarrativ gehyped.


    Zz1mOWJhNzlkNDA2ZTMxMWViYjRiOGFiM2IyMjQ1YmMwZQ==

  • Mit Blockchain Technologie wäre das gar nicht nötig. Über Tokkeneconomics könnte man theoretisch das Leben zu einer Art Videospiel machen. Z. B. könnte ein Tokken eine bestimmte Art von Gratifikation sein (Geld, Gutscheine, Mechanismus, der ab einer bestimmten Anzahl von Tokkens etwas anderes auslöst oder zu etwas berechtigt). Das könnte man auf alle möglichen Dinge anwenden. Z. B. Alarmknopf auf dem Wecker sammelt Tokken, die dich dann dazu animieren pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Auf die Internetseite XY gehen, gibt dir ein Tokken, der Frau über die Straße helfen gibt dir ein Tokken, bestimmte Lebensmittel geben dir ein Tokken usw. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Das ganze wäre kombinierbar mit Smart Contracts, ein digitaler oder auch algorithmischer Vertrag, der vollautomatisch, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, ausgeführt wird und wegen der Chain und Kryptographie nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

    Staatliche Dienstleistungen könnten so vollautomatisiert werden (methaphorisch der staat wird ersetzt durch einen Algorithmus) und bestimmte Dinge könnten komplett depolitisiert werden, weil sie nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Jaya Klara Bekke hat das so beschrieben: Menschen sitzen in einem Büro und diskutieren darüber, ob das Fenster zugemacht oder offengelassen werden soll. Auf diese Art hat bisher Politik in der Gesellschaft funktioniert. Über Smart Contracts entscheidet ein Algorithmus darüber. Wenn das Fenster geschlossen wird, ist es nicht mehr rückgängig zu machen und die Frage ob das Fenster offen oder geschlossen ist, verlässt den Raum der Politik und schafft somit eine neue Realität. Das hört sich extrem an, wäre aber theoretisch möglich. Und dabei haben wir es auch mit einer anderen Form von Macht zu tun, die nicht mehr als zentrale Instanz identifiziert werden kann, es scheint als gäbe es keine Macht, die willentlich steuert.


    Mit bestimmten Tabletten oder so zu regieren, wäre aber im Widerspruch zu dem, was Foucault Governmentalität in der modernen Gesellschaft nennt. Die Gesellschaft wird nicht mehr über Verbote oder Zwang regiert, sondern über Marktmechanismen. Man lässt menschliches Verhalten geschehen, versucht es aber durch Anreize in eine bestimmte Bahn zu lenken, was auch, im speziellen auf den Markt bezogen, die Idee der Ordoliberalen war. Die deutschen Ordoliberalen sahen aber den Markt nur bei dem, was auch wirklich zur Wirtschaft gehörig ist, als legitim an. Ihn auf die restlichen Bereiche oder gar die sozialen Bereiche angewendet, sahen sie als gefährlich an, weil der Marktwettbewerb auch zu Auflösungserscheinungen führen kann. Der angelsächische Neoliberalismus, zb Gerry Becky, wollte eine Ausweitung des Marktes auf alle Bereiche des Lebens (Erziehung, Heirat, Unternehmerisches Selbst, Humankapital ect)

  • Wo sind hier viele Rechtschreibfehler drin? Das ist halt ein kurzer Abriss über vergangene und möglicherweise zukünftige Formen von Governmentalität (ok dieses wort wird anders geschrieben, aber ich hab mich entschieden, es immer so zu schreiben).

  • Das war ja auch der Sinn von diesem partial account Dingens. Die Forschung zu neuen Technologien wie KI, Algorithmic Governance, Blockchain, Big Data usw. soll absichtlich nicht von einer bestimmten Interpretation vereinnahmt werden. Das kommt übrigens von Wissenschaftler, die dieser Technologie kritisch gegenüberstehen.

    Wie das Gegenteil davon gemacht wird, dass also nur eine bestimmte Interpretation als richtig anerkannt wird, ist eine Krankheit der Neoklassik und positivistischen Theorien aus der Soziologie. Was die Neoklassik angeht, gab es über das Jahrhundert seit ihrer Entstehung (seit Ende des 19. Jahrhunderts) immer wieder Wissenschaftler aus anderen Fachrichtungen wie denen der Soziologie/Psychologie, die die Annahmen der Neoklassiker, was ihr Menschenbild angeht, als unzureichend kritisiert haben (people don't behave like that). Aber Mirowski ist der Meinung, dass jeder Versuch, die neoklassischen Wirtschaftswissenschaftler davon zu überzeugen, dass Menschen sich nicht wie in ihren Modellen verhalten, verschwendete Zeit wäre. Jetzt gibt es auch modernere Modelle wie die Institutionenökonomik, die behavioristische Modelle mit beschränkter Rationalität benutzen. Bei diesen Modellen wird aber auch der gleiche Fehler gemacht und es ist sogar noch schlimmer, weil bei diesen Modellen der Markt als das erscheint, was sozusagen die Beschränkung der Rationalität des Agenten in der Theorie ausgleicht. Der Markt ist also eine Art epistemisches Instrument, was ja auch in der Österreichischen Schule so behauptet wird. Auf die neue Technologien hat das schon einen großen Einfluss, weil der Mensch nicht mehr gesehen wird, wie er in der Aufklärung vorkommt. Es gibt keinen rationalen Menschen mehr, der Markt übernimmt die Rationalität, was Menschen selbst denken ist irrelevant und das fließt in die Modelle ein. Daher auch dieses Gerede vom Nudging oder eben auch die Kryptoeconomics, deren einziges Ziel es scheint, Modelle zu entwerfen, die den Menschen wie eine Art willenloses Subjekt behandeln, das über Anreize gesteuert werden muss (zero-intelligence modelle), gruselig. Aber daher ist es auch gut, dass du immer verschiedene alternative Auffassung von Techniksoziologie postest. Das Problem bei Technik ist halt, wie schafft man es, eine Pluralität von Modellen der Technik zu erhalten.

    (Mit Model meine ich theoretische Modelle wie z. B. das der Neoklassik oder auch jede Idee dazu, wie Technologie eingesetzt werden soll)

  • Schwerter zu Pflugscharen Menschen zu Maschinen!

    Algorithmen als Unternehmer

    Wenn intelligente Programme Handel treiben, lernen sie ganz von selbst, die Kundschaft mit überhöhten Preisen auszutricksen.


  • Hab dieses Semester ein Seminar zur Systemtheorie. Für nächste Sitzung muss eine Kurzpräsentation von ca. 3-5 Min machen und erklären, was der Begriff Autopoiesis ist ;) Leider ist Sebu wieder wie vom Erdboden verschwunden und hasst mich aus irgendeinem Grund 😅


    Ist übrigens Geschichtsstudium. Der Dozent ist selbst kein Soziologe, sondern Althistoriker.

  • Falls es jemanden interessiert, das ist ein Handout von mir zum Begriff Autopoiese von Luhmanns Systemtheorie. Ohne "Tieferkorrektur" sag ich mal 😅 Vielleicht folgen noch weitere Begriffe.

    Könnte man hier ja sammeln.

  • Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube du meinst Cypherpunk, nicht Cyberpunk, wenn es hier um die politische Bewegung geht, die maßgeblich Einfluss auf Kryptowährungen hatte. Die bekanntesten Cypherpunks sind vermutlich Hal Finney und Phil Zimmerman (hat PGP entwickelt).

    Exakt, danke. Les gerade wieder Disassembling the Trust Machine und da wirds auch erwähnt. Cyberpunk ist mehr ein literarisches Genre.

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