Technik & Ges(t)ellschaft

  • https://www.welt.de/wirtschaft…etzt-werden.html#Comments



    Systeme der Künstlichen Intelligenz werten Röntgenbilder aus, erkennen Unregelmäßigkeiten bei EKGs, planen Operationen. Nicht jeder sollte Zugriff auf die sensiblen Daten haben – andererseits muss die Nutzung möglich sein. Dänemark zeigt, wie beides geht.


    Eine der erstaunlichsten Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) besteht, einfach gesagt, darin, Muster sowie Abweichungen und Übereinstimmungen von ihnen in der Welt zu erkennen und auszuwerten – und zwar auch dort, wo dies dem Menschen verborgen oder aufgrund mengenmäßiger Unübersichtlichkeit vollends verschlossen bleibt. Das ermöglicht genauere Vorhersagemodelle in der Klimaforschung und tiefere Einblicke in das Verhalten der Bienen ebenso wie in Verkehrsströme in den Städten, sodass Routen optimiert und die CO2-Belastung dadurch verringert werden können.

    Aber KI bedeutet nicht nur Effizienzsteigerung: Sie rettet Leben! Ihre medizinische Anwendung ist vielfältig: KI-Systeme werten Röntgenbilder aus, erkennen verdächtige Unregelmäßigkeiten bei EKGs und Hirnstromkurven, sie planen und begleiten Operationen und unterstützen die Krankheitsbestimmung von der Augenheilkunde bis zur Zahnmedizin. Jens Baas, Vorstandschef der Techniker Krankenkasse, ist überzeugt davon, dass Befunde ohne Unterstützung eines Digital-Systems schon in wenigen Jahren als ärztliche Kunstfehler angesehen würden.




  • Man mag vielleicht einige Vorteile mit Big Data und neuronalen Netzwerken haben und zur Unterstützung der Forschung/Medizin usw. kann diese Methode auch helfen. Aber im Grunde ist es doch ein Zeichen von Resignation. Wir schauen gar nicht mehr nach den Prinzipien, nach denen unsere Welt funktioniert, sondern sammeln nur noch Daten in der Hoffnung, dass irgendetwas neues dabei herauskommt, ohne wirklich zu verstehen, was die grundlegenden Mechanismen dahinter sind. Das hat streng genommen nichts mehr mit Forschung zu tun.

  • Fachgespräch zu Contact Tracing und Cluster-Erkennung (bundestag.de)

    "Der Ausschuss Digitale Agenda unter Leitung von Manuel Höferlin (FDP) hat sich am Mittwoch, 5. Mai 2021, in einem öffentlichen Fachgespräch mit der Sicherheit und Koordinerung der Nutzung von sogenannten Clustererkennungs-Apps wie der Corona-Warn-App der Bundesregierung (CWA) oder der Luca-App beschäftigt."


    entspr. Artikel:

    Wie es um Sicherheit und Nutzen von Clusterer­kennungs-Apps steht (bundestag.de)

    "Es kommt vor allem auf Schnelligkeit an

    Ende April wurde auch die CWA, die über 27 Millionen Downloads verzeichnet, um eine anonyme Check-In-Funktion per QR-Code erweitert: Wer beispielsweise an einem öffentlichen Ort ist oder eine Veranstaltung besucht, kann so benachrichtigt werden, falls jemand von den anderen Besuchern positiv getestet wird. Bislang basierte die Kontaktnachverfolgung etwa bei Restaurantbesuchen vor allem auf handschriftlichen Listen. Alternativ zur manuellen Cluster-Erkennung ist auch eine automatische Erkennung in der Diskussion – aber auch die Angabe von Kontaktdaten in Papierform wird weiter möglich sein."

  • Für die Mathe und Physik Nerds hier eine Buchempfehlung ;)


    Geometric Algebra for Physicists


    https://books.google.de/books/…=VW4yt0WHdjoC&redir_esc=y


    Wer einen alternativen Zugang zur Linearen Algebra sucht, dem kann ich dieses Buch empfehlen.

    Lineare Algebra wird heutzutage an den Unis so unterrichtet, als wären das Skalarprodukt und das Vektorprodukt zwei verschiedene, voneinander getrennte Produkte. In Wirklichkeit aber sind es zwei Teile des Quaternionenprodukts, die man getrennt hat. Ursprünglich waren die zwei Systeme ein einziges, das zwei Teile hatte.

    Einmal die Quaternionen, entdeckt von William Hamilton und aus der Grassmann Algebra der Strecken (exterior algebra, der englische Artikel ist anschaulicher). William Clifford kombinierte später beide Systeme in das sogenannte geometrischen Produkt, mit dem die Quaternionen algebraisch abgebildet werden können. Im geometrischen Produkt ist das Skalar und Vektorprodukt ein einziges Produkt (Skalarprodukt + Vektorprodukt oder verallgemeinert: Inneres + Äußeres Produkt), und nicht getrennt.


    Geometrisches Produkt:

    a415c23cbe6013e9b9556a630d0ca17f653ced57


    (Das Dach ist normalerweise bekannt als Kreuzprodukt, hier aber verallgemeinert als Äußeres Produkt, Skalarprodukt wird verallgemeinert zum Inneren Produkt. Das Kreuzprodukt ist als Äußeres Produkt übrigens in jeder Dimension anwendbar, nicht nur in R3 und R7)


    Vergleich zum Quaternionenprodukt in komplexer Koordinatenform mit i,j,k als Basisvektoren im R3:


    images?q=tbn:ANd9GcQ3-Jb85l9iEPhhqJJA4FMBmDISFc7poDgbcw&usqp=CAU



    Weiterentwickelt wurde das ganze dann von David Hestenes, unter dem Namen Geometrische Algebra. Ein weiterer Vorteil dieses Systems ist, dass komplexe Zahlen auf natürliche Weise integriert sind und sie ihren "mystischen" Charakter verlieren. Die "imaginäre Zahl i ist in der GA einfach ein Bivektor (was dann verallgemeinert werden dann zu Trivektor usw. Multivektor). Man hat also lineare Algebra und komplexe Zahlen als ein einziges kompaktes System und man kann anschaulich die verschiedenen Produkte kombinieren:


    ba809df2e085b5ab379e9f10d3d332b2.png


    Leider konnte sich das System nicht durchsetzen. Meiner Vermutung nach einfach deswegen, weil die heutige Methode, wo die zwei Produkte als Kreuzprodukt und Skalarprodukt und als getrennt gelehrt werden (nicht als ein einziges) sich schneller verbreitet hat. Die getrennte Methode, die man an der Uni lernt, wurde von Willard Gibbs entwickelt und popularisiert, obwohl sie viel weniger intuitiv, weniger anschaulich und auch komplizierter ist (alles getrennt, komplexe Zahlen separat).


    Die Geometrische Algebra wird heutzutage zumeist in den Ingenieurwissenschaften bei der Programmierung eingesetzt.


    Sehr spannende Geschichte. Lineare Algebra hat wahrscheinlich jeder schonmal in der Schule gesehen, aber niemand kennt die Geschichte dahinter und auch den Zusammenhang mit den komplexen Zahlen.


    Wer sich für den geschichtlichen Hintergrund interessiert, dem kann ich noch diesen Text empfehlen:


    The Vector Algebra War - A historical Perspective

    https://arxiv.org/pdf/1509.00501.pdf


    Und dann noch dieses Buch:


    A history of Vectoranalysis: The evolution of a vectorial System:


    https://books.google.de/books/…=xFLvAAAAMAAJ&redir_esc=y



    Weitere Informationen und Einführungen gibt es auch auf YouTube oder PDFs.

  • Andere Möglichkeit wäre massives De-skilling. Ich teile die Arbeiten in noch kleinere Schritte ein und beschäftige z. B. einen Minijobber oder sonst irgendjemanden, der dafür keine Ausbildung braucht, und der Arbeitnehmer dafür einen niedrigeren Lohn zahlen muss. Würde mal behaupten, die Digitalisierung hat ein enormes De-skilling Potential, so wirds auch kommen (bzw. ist ja schon da).

    Dass die Menschen irgendwann einer KI "zuarbeiten" erinnert mich auch an das Aufkommen von fast vollautomatischen Maschinen wie der Webmaschine (Power-Loom) im 19. Jahrhundert in England, wo die Arbeiter gar nicht mehr am Webprozess teilnehmen mussten, sondern nur noch daran, die Maschine am Laufen zu halten (Subjekt-Objekt Umkehr). Die Maschine unterstützt nicht mehr die Arbeit der Arbeiter, sondern die Arbeiter unterstützen die Maschine bei ihrer Arbeit.


    Deine Posts habe ich aus dem größeren Zusammenhang gerissen gelesen, daher bin ich mir nicht sicher, ob dir bewusst ist, dass es diese Sachen bereits gibt.

    Crowdsourcing, bspw. bei Amazons Mechanical Turk (MTurk), ist genau das, was du im ersten Post beschreibst

    > MTurk is well-suited to take on simple and repetitive tasks in your workflows which need to be handled manually.
    > MTurk can be a great way to minimize the costs and time required for each stage of ML development. It is easy to collect and annotate the massive amounts of data required for training machine learning (ML) models with MTurk.
    > Another usage of MTurk for ML development is human-in-the-loop (HITL), where human feedback is used to help validate and retrain your model.

    In einem Artikel über indische "Gesundheits-Apps" gibt es ein aktuelles Beispiel einer KI, der von Menschen zugearbeitet wird. Anwender von Gesundheits-Apps lassen sich überwachen und bekommen dafür Gesundheitstipps. Die Tipps werden von Ernährungsberatern geschrieben, welche aber gleichzeitig die KI trainieren, die ihren Job irgendwann ersetzen.

    > Den HealthifyMe-Ernährungsberatern war nicht klar, dass sie durch ihre Arbeit Jarvis ausbilden, bis der CEO die KI bei einem Event für alle Mitarbeiter im Jahr 2017 enthüllte. „Andere Unternehmen müssen vielleicht Millionen von Dollar ausgeben, um Menschen dazu zu bringen, KI zu trainieren, aber hier gehört das zu unserem Geschäftsmodell“, sagte Vashisht damals zu seiner Belegschaft. Der Bot Jarvis würde es jedem Ernährungsberater erlauben, mehr als 1000 Kunden gleichzeitig zu betreuen, verkündete er. Und die Coaches, die unwissentlich zu Bot-Trainern geworden waren, applaudierten.

    Ein langer und lesenswerter Artikel, auch weil Jens Spahn offenbar Fan von Gesundheits-Apps ist und deren Verbreitung fördert. (E-Health wird allgemein in der EU stark gefördert.)

  • Danke für die links. Klar gibts das schon, wollte es nur mal theoretisch mit Marx einordnen. Passt dann sogar ;)

  • @Otzenfritz


    Die Gesundheitsapps würde ich zusätzlich noch mit den Konzepten formelle und reelle Subsumption von Marx einordnen:


    Zuerst kam das, was Marx formelle Subsumtion genannt hat. Humankapital und unternehmerisches Selbst wurden proklamiert und eine Art von Selbstoptimierungswahn hat sich verbreitet hat (als Nebeneffekt von social media). Mit diesen Gesundheits-Apps kommt wohl jetzt als nächstes die reelle Subsumption des Körpers unter die Kapitalverwertung. Also der Körper wird zum Objekt von Profitmaximierung und Optimierung (nicht nur als Vorstellung von Optimierung), dann wieder Rückwirkung auf die ökonomische Basis usw.


    So würde ich das mit Marx interpretieren.

  • Was unsere Diskussionsrunde angeht:


    Hättet ihr nicht Lust, jede Woche einen vorgeschlagenen Text zu lesen? Jeder kann ja pro Woche einen vorschlagen. Die Texte sollten (minimalkonsens), damit jeder gleiche Bedingungen hat


    1. Auf deutsch sein.

    2. Ca. 30 Seiten (maximal 50)

    3. Nicht zu akademisch (Philosophie geht auch, aber nicht so ein Geschwurbel wie z. B. Jaque Lacan - Das Spiegelstadium als Bildner der Ich-Funktion wie sie uns in der psychoanalytische Erfahrung erscheint.)


    Ob PDF-Text, Artikel im Internet usw. ist egal.

    Also so ein richtiger Lesekreis.


    @Technaeis

    Andreas_S

    Rbada

  • coole idee @JonnyBadFox :thumbup:hatten das thema cybermobbing ja mal angeschnitten, das würde ich gerne beobachten:

    Cyber-Mobbing

    "Mit den aus dem Englischen kommenden Begriffen Cyber-Mobbing, auch Internet-Mobbing, Cyber-Bullying sowie Cyber-Stalking werden verschiedene Formen der Verleumdung, Belästigung, Bedrängung und Nötigung anderer Menschen oder Unternehmen mit Hilfe elektronischer Kommunikationsmittel über das Internet, in Chatrooms, beim Instant Messaging und/oder auch mittels Mobiltelefonen bezeichnet. Dazu gehört auch der Diebstahl von (virtuellen) Identitäten, um in fremden Namen Beleidigungen auszustoßen oder Geschäfte zu tätigen usw. Cyber-Mobbing gehört zu einer der zentralen Gefahren im Umgang mit Internet und neuen Medien"


    interessant sind da netzstrukturen und vor allem auch ai - natürlich auch wie man sich schützen kann und sowas vor gericht bringt. vermutlich gab es da aus sicht der täter ein einfacheres spiel, da durch den lockdown die menschen teilweise auf soziale medien für kontakte angewiesen waren. finde ich spannend und aktuell (vielleicht lassen sich dadurch auch gewisse phänomene erklären). muss nur schauen wie ich es zeitlich auf die reihe bekomme neben studium und job.

  • coole idee @JonnyBadFox :thumbup:hatten das thema cybermobbing ja mal angeschnitten, das würde ich gerne beobachten:

    Cyber-Mobbing

    "Mit den aus dem Englischen kommenden Begriffen Cyber-Mobbing, auch Internet-Mobbing, Cyber-Bullying sowie Cyber-Stalking werden verschiedene Formen der Verleumdung, Belästigung, Bedrängung und Nötigung anderer Menschen oder Unternehmen mit Hilfe elektronischer Kommunikationsmittel über das Internet, in Chatrooms, beim Instant Messaging und/oder auch mittels Mobiltelefonen bezeichnet. Dazu gehört auch der Diebstahl von (virtuellen) Identitäten, um in fremden Namen Beleidigungen auszustoßen oder Geschäfte zu tätigen usw. Cyber-Mobbing gehört zu einer der zentralen Gefahren im Umgang mit Internet und neuen Medien"


    interessant sind da netzstrukturen und vor allem auch ai - natürlich auch wie man sich schützen kann und sowas vor gericht bringt. vermutlich gab es da aus sicht der täter ein einfacheres spiel, da durch den lockdown die menschen teilweise auf soziale medien für kontakte angewiesen waren. finde ich spannend und aktuell (vielleicht lassen sich dadurch auch gewisse phänomene erklären). muss nur schauen wie ich es zeitlich auf die reihe bekomme neben studium und job.

    Cyber Staling durch die Regierung wäre mal interessant ;)

  • Cyber Staling durch die Regierung wäre mal interessant

    Cyberstalking
    "Cyberstalking is the use of the Internet or other electronic means to stalk or harass an individual, group, or organization. It may include false accusations, defamation, slander and libel. It may also include monitoring, identity theft, threats, vandalism, solicitation for sex, or gathering information that may be used to threaten, embarrass or harass"
    könnte auch passen, danke. regierungen lassen sich selten verklagen, da findet man bestimmt weniger ;)

  • https://en.m.wikipedia.org/wik…,_Machines_and_G%C3%B6del


    Minds, Machines and Gödel" is J. R. Lucas's 1959 philosophical paper in which he argues that a human mathematician cannot be accurately represented by an algorithmic automaton. Appealing to Gödel's incompleteness theorem, he argues that for any such automaton, there would be some mathematical formula which it could not prove, but which the human mathematician could both see, and show, to be true.

    The paper is a Gödelian argument against mechanism.


    Zum PDF:


    https://www.google.com/url?sa=…nLyrb&cshid=1622884198037


    War damals ein sehr berühmtes Essay, in dem Lucas fast durch alle für dieses Thema interessanten Bereiche durchgeht, von Biologie, Maschinen, Bewusstsein, Mathematik, Sprache, Computerwissenschaften, Philosophie usw. Alles in allem sind es Argumente gegen die Auffassung, dass das Gehirn eine Art Computer ist. Roger Penrose hat ähnlich Argumente dagegen.


    Die Frage ist halt, lassen sich Gödels Unvollständigkeitssätze, die für Axiomsysteme gelten, auf das Gehirn anwenden?

  • Wo ist der Sebu hin? 🤔 Wollte dir Foucault - Sicherheit, Territorium, Bevölkerung empfehlen.


    Lässt sich gut an Techniksoziologie anschließen, denke ist, bin jetzt fast fertig. Der Text ist weniger philosophisch und sehr gut zu lesen (ist ja eigentlich auch ein Transkript einer Vorlesung von Foucault).

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