Alles anzeigenDie Geschichte war bestimmt nicht unbedingt auf unsere Frage im Thread zugeschnitten. Ich mag sie aber, weil sie so offen ist, eine Aneinanderreihung von Metaphern.
Im weitesten Sinne stehen die Stricknadeln nicht für Technik, sondern für alles, was nicht die Figur ist.
Ich finde es gut, daß die Figur allein dargestellt ist. Dadurch können ihre Ideen und Entscheidungen frei von gesellschaftlichen Einflüssen gezeigt werden. Auch, daß die sonstige Umgebung sehr minimalistisch gemacht ist. Zufälligkeiten sind ja trotzdem immer möglich, sie finden aber im Kopf des Zuschauers statt.
Durch die Vielzahl von Einflüssen mag es nicht einfach sein, Dinge zu hinterfragen, die selbstverständlich erscheinen. Der Film beginnt mit dem Abgrund, den sie nicht sieht. Er steht als einziges für den äußerlichen Einfluß.
Vielleicht wird hier das Wollen und Machen in Kombination mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und Gegebenheiten gezeigt. Und die Abweichungen, die sich ergeben, wenn der Zuschauer darüber reflektiert. Über Gewöhnung, Festhalten am eigenen Lebensstil und dessen "Techniken".
Die psychologische Komponente wurde ganz gut in der Szene klar, als die Stricknadeln sich sinnlos verselbstständigten.
Ab und zu mag es hilfreich sein, Kompliziertes auf simple Bilder oder Sätze zu reduzieren.
Von da aus läßt sich dann leichter weiterdenken. Das, finde ich, gilt für Einzelne oder Gesellschaften grundsätzlich.
Ja, das können wir auch in unserer Realität nachvollziehen, denke ich. Zu Beginn ist die Intention der Technik-Nutzung und der mitunter daraus abgeleiteten Erzeugnisse und Effekte (scheinbar oder tatsächlich) sinnvoll. Insbesondere anfangs ließe sich durch einen kontrollierteren und reflektierteren Umgang (Zurückholen des Schal-Endes / ein "geordnetes" Ablagesystem / zwischendurch den Faden zertrennen -- viele kurze Schals sind vermutlich nützlicher als ein unendlich langer) Alt-Last (bzw. hier im Film die Katastrophe) vermeiden.
Wir sehen leider nicht, weshalb die Figur überhaupt anfängt zu stricken. Sie hat Stricknadeln und Wolle; Es macht ihr womöglich anfangs Spaß, einfach der Sache halber zu stricken. Im Lauf der Zeit verstrickt sie sich dann allerdings.
Die anfängliche Motivation kann dann jedenfalls nicht mehr hinterfragt werden, weil es nur noch um den Erhalt des Momentums geht, was sämtliche Kapazitäten bindet. An der Stelle konvergieren auch unsere Deutungen: Die Figur wird vom steuernden Element zum gesteuerten Bestandteil der "Maschine", und kommt ohne äußere Einflussnahme oder Kollaps der Maschine nicht mehr heraus.
Wir als außenstehende Beobachter können den Kollaps erahnen, ähnlich wie wir zurzeit auch sehr reflektiert auch auf unsere Welt schauen können. Ohne äußere Hilfe (oder besser gesagt kollektive Ansätze) sind wir in der zum Selbstzweck verkommenen Maschine eingebunden und gefangen. Neben der technologischen Seite steht allerdings auch die emotionale oder systemische. Die Figur hätte auch im späteren Verlauf den Schal aufgeben können -- natürlich unter Inkaufnahme des dann wahrgenommenen Verlusts. Indem wir absehbare Risiken nicht langfristig einordnen und offensichtliche Konsequenzen nicht mitigieren, sind wir nicht mehr als Teil einer Katastrophe mit Ansage.
Mir gelingt es allerdings nicht so recht, es auf Technik und Technologien allein abzubilden. Die Figur kann schließlich auch ohne den Technologiedruck über die Klippe gehen, verdursten, verhungern, ersticken, von anderen Katastrophen heimgesucht werden, oder-oder-oder. Wenn wir uns kollektiv unserer eigenen Verstände (im gegenseitigen Einverständnis) bedienen, könnten wir schließlich auch anders. Diese soziale / gesellschaftliche Ebene ist in gewisser Form auch eine Technologie (wenn ich die von SeBu in der Vergangenheit eingebundenen Grafiken damals richtig verstanden habe), allerdings ist diese doch ein wenig anders gelagert als beispielsweise Gesetzgebung, ökonomische Frameworks, oder die naheliegenden Ingenieurerzeugnisse, die wesentlich stärker von bewusster Einflussnahme und Gestaltung abhängen, bevor sie sich verselbständigen können.
Die Theorie ist zwar schon alt, gehört aber auch heute noch zu den einflussreichsten.
Modernere und brauchbare Theorien sind z. B. Konflikttheorien, die eine Synthese der Klassentheorie von Marx und dem Konzept des Schließungsprozesses von Max Weber sind. Dadurch hat man die ökonomische marxsche Klassenperspektive, die in unserer Klassengesellschaft notwendig ist, und die funktionalistischen Theorie der sozialen Schließung von Max Weber, deren Schwerpunkt andere, auch kulturelle Gruppen sind (aber weniger klassenzentriert). In der Theorie von Marx spielen kulturelle Konflike keine bedeutende Rolle, weil der Verwertungsprozess des Kapitals kulturelle Unterschiede homogenisiert, genau den Teil übernimmt dann die Theorie von Weber. Deswegen hat man jeweils die Vor und Nachteile der Theorien ausgeglichen. Zur Einführung kann ich dir das auch schon etwas ältere Sammelband Die Theorie sozialer Schließung. Das Potenzial einer Theorie mittlerer Reichweite, Herausgeber Jürgen Mackert.
empfehlen.
Ich hab mich gefragt, ob sie einfach nur Strikt weil sie es gelernt hat, als die länglichen nicht wirklich spitzen stabilen kleinen dünnen Stangen aufgetaucht waren, und die wolle war auch plötzlich am Anfang, noch reichlich vorhanden, und über die zeit wurde sie auch immer geschickter ob wohl sich die #Rahmenbedingunen sichtbar nicht ändern, Strickte sie schon etwas länger auf eine eventuelle Zukunft hin.
Was schön zu sehen war der Schal hatte Ähnlichkeit mit diesen Bohrungen, aus denen es möglich ist Klimaphasen herauszulesen, und bei der Länge des Schals über eine sehr lange Zeit schon, also Altlasten immer weiter entstanden waren, wehren das Strickkleid das sie Trug ja noch abgeschlossen war und endlich war, wurde der Schal immer länger.
Und als sie sich mit Verlusten aber Überlebend wieder hätte ausruhen können und reflektieren lag dort auch schon die schere und fand sofort eine neue Kreative Verwendung.
für mich war der umschlagpunkt interessant: ab einer gewissen stelle, wurde nicht mehr gestrickt um das ding herzustellen, sondern es wurde schneller gestrickt damit das dingen nicht (hinab)zieht. mmn nach ist das eine art "umschlagpunkt" an dem man auf die (strick)technik reagiert und deren takt und logik befolgt, anstatt selbst zu agieren.....bis hin das man sich selbst zum teil des gestrickten konstrukts macht. die geschichte endet mit der durchtrennung des bandes - um ggf. anders wieder zu beginnen.
der soziale schließungsprozess ist mir in der technik-genese auch begegnet, dazu hattest du mir ja ein dokument zur verfügung gestellt. ich bin im moment gedanklich bei luhmann und der kybernetik, auch wenn er selber direkt zur technik nicht viel gesagt hat. immerhin konnte ich erschnüffeln, dass es auch für systemen eine materielle komponente gibt die quer/unabhängig zum system liegt und damit ggf. als ein eigenes "technisches" system interpretiert werden kann. inwieweit man das materielle über das artifizielle hinaus deuten kann, wäre eine andere frage. jedenfalls könnte man dann auch von einer strukturellen kopplung oder interpenetration sprechen, welche das phänomen des umschlagens im sozio-technischen system greifen könnte. ich versuche mich da im moment mit hilfe der kybernetik zu nähern:
technik als relation der selbstbeobachtung (1.Ordnung) des menschen (organprojektion). erkenntnisse der wissenschaften spiegeln sich dadurch in dieser relation technik wieder (ideen der natur). der input des technischen systems wird historisch technisiert: materie (werkzeuge) energie (mechanisierung) information (automatisierung) Beobachtung 1.Ordnung (digitalisierung) Beobachtung 2.Ordnung (ki)
wo dann genau der umschlagpunkt zu verorten ist, keine ahnung. jedenfalls werde ich nach den klausuren mit kybernetik weitermachen. hat da jmd. ggf. literaturhinweise?
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