Technik & Ges(t)ellschaft

  • https://www.textlog.de/21002.html

    Zitat von von Nietzsche

    278.

    Prämissen des Maschinen-Zeitalters. — Die Presse, die Maschine, die Eisenbahn, der Telegraph sind Prämissen, deren tausendjährige Konklusion noch niemand zu ziehen gewagt hat.

    https://www.textlog.de/20935.html

    Zitat

    218.

    Die Maschine als Lehrerin. — Die Maschine lehrt durch sich selber das Ineinandergreifen von Menschenhaufen, bei Aktionen, wo jeder nur eins zu tun hat: sie gibt das Muster der Partei-Organisation und der Kriegsführung. Sie lehrt dagegen nicht die individuelle Selbstherrlichkeit: sie macht aus Vielen Eine Maschine, und aus jedem einzelnen ein Werkzeug zu Einem Zwecke. Ihre allgemeinste Wirkung ist: den Nutzen der Zentralisation zu lehren.

    https://www.textlog.de/21005.html

    Zitat

    288.

    Inwiefern die Maschine demütigt. — Die Maschine ist unpersönlich, sie entzieht dem Stück Arbeit seinen Stolz, sein individuell Gutes und Fehlerhaftes, was an jeder Nicht-Maschinenarbeit klebt,- also sein bisschen Humanität. Früher war alles Kaufen von Handwerkern ein Auszeichnen von Personen, mit deren Abzeichen man sich umgab: der Hausrat und die Kleidung wurde dergestalt zur Symbolik gegenseitiger Wertschätzung und persönlicher Zusammengehörigkeit, während wir jetzt nur inmitten anonymen und unpersönlichen Sklaventums zu leben scheinen. — Man muss die Erleichterung der Arbeit nicht zu teuer kaufen.

  • (Problem ist: was ist Bewusstsein? wie will man das objektiv oder intersubjektiv belegen?)

    für mich stellt sich die frage nach bewusstsein in technik eigentlich nicht. den gedanken hat man sich imo eingefangen, weil man von künstlicher intelligenz spricht. ggf. ist da der ausdruck maschinelles lernen hilfreicher, oder man muss die beiden begriffe abgrenzen, keine ahnung. vom stanpunkt des maschinellen lernens aus, kann man jedenfalls auch kritisieren:

    " Es gibt nichts Gefährlicheres, als den Dritten Weltkrieg ins Auge zu fassen. Es lohnt sich zu überlegen, ob ein Teil der Gefahr nicht eigentlich in der unüberwachten Verwendung lernender Maschinen liegen kann. Wieder und wieder habe ich die Behauptung gehört, daß lernende Maschinen uns nicht irgendwelchen neuen Gefahren auszusetzen vermögen, da wir sie abschalten können, wenn wir es gern möchten. Aber können wir es wirklich? Um eine Maschine wirkungsvoll abzuschalten, müssen wir im Besitz der Information sein, bis zu welchem Punkt die Gefahr eingeireten ist. Die bloße Tatsache, daß wir die Maschine gebaut haben, garantiert uns nicht, daß wir die genaue Information besitzen, sie abschalten zu können. Dies ist schon implizit in der Feststellung enthalten, daß die Dame spielende Maschine den Menschen besiegen kann, der sie programmiert hat, und dies nach einer sehr kurzen Einarbeitungszeit. Überdies steht gerade die Operationsgeschwindigkeit der modernen Digitalmaschinen unserer Fähigkeit im Wege, die Anzeichen der Gefahr wahrzunehmen und zu durchdenken. Die Vorstellung von nichtmenschlichen Geräten großen Leistungsvermögens und der Fähigkeit, einen politischen Plan durchzuführen, und von den darin liegenden Gefahren ist nichts Neues. Neu ist nur, daß wir jetzt wirklich Geräte dieser Art besitzen. In der Vergangenheit sind ähnliche Möglichkeiten für die Techniken der Zauberei, die das Thema für so viele Legenden und Sagen bildet, vorausgesagt worden. Diese Sagen haben die moralische Situation des Zauberers gründlich geklärt. Ich habe schon einige Aspekte der legendären Ethik der Magie in einem früheren Buch erörtert, das «Mensch und Menschmaschine» betitelt ist." (norbert wiener - kybernetik s.211f)

  • Technik als poltisches Argument, Verschiebung des Klassenkampfes, ungeahnte Intervention in die Geschichte.

    darüber grüble ich noch, ich find da folgenden satz spannend:
    "Von da war es nur ein Schritt zu der Illusion, die Fabrikarbeit, die im Zuge des technischen Fortschritts gelegen sei, stelle eine politische Leistung dar."

    also technik als politisches leistunsmittel, d.h. im übertragenen sinne als verlängerung (organprojektion) von macht - da politisch getrieben. machtspiele+technik=krieg


    diese idee könnte man ggf. dann auch auf die heutige zeit projizieren:

    "Von da war es nur ein Schritt zu der Illusion, der Wohlstand, der im Zuge des technischen Fortschritts gelegen sei, stelle eine kapitalistische Leistung dar." also technik als kapitalistisches leistunsmittel, d.h. im übertragenen sinne als verlängerung (organprojektion) von gewinn. gewinnspiele+technik=ausbeutung


    die unterscheidung technik, unternehmen und kapitalismus scheint mir an dieser stelle aber ergänzend recht fruchtbar:

    "Wenn die Menschen einsehen werden, welche Flut von Treue, Sorge, Opfer, Menschendienst auf sie einströmt, wer in dieser Stunde vielleicht der Erhalter ihres Lebens ist, dann werden sie in den Dienern der Technik etwas anderes sehen als die Bereiter von Ware. Es muß ein andächtiges Geschlecht kommen, dem Ehrfurcht nicht mehr fremd ist. Ein armes Stück Leinwand ist ja schon ein großes Ding! Die Ahnung wird dem Einzelnen aufgehen, daß er nicht alleine ist, daß Tausende für ihn schaffen, opfern, und daß die Wirtschaft Mittel ist, ein allzubeachtetes, um diese innige Verbundenheit der Menschen im Austausch sachlicher Hilfe zu fördern.


    Verwirrung herrscht vielfach hinsichtlich des Verhältnisses: Technik, Unternehmertum, Kapitalismus. Oberflächliche, mehr gefühlsmäßige Einstellung verbindet Unternehmertum und Kapitalismus, die im Grunde einander feind sind, und ist geneigt, in ihnen Exponenten des technischen Zeitalters zu sehen. Tagesschriftstellerei (das ist manchmal die Verpflichtung oder Gewohnheit, Verhältnisse zu beurteilen, die man nicht versteht), Klassenkampf zwischen Besitzenden und Proletariern schematisierten und verdunkelten durch diese Verwirrung Zukunft und Lösungsmöglichkeit. In Kürze sei versucht, die Gegenstände dieser drei Begriffe in rechte Ordnung zu setzen. Unternehmergeist ist unentbehrlicher Antreiber der Wirtschaft, nicht nur des eigenen Werkes. Der Unternehmer sieht neue Wirtschaftsmöglichkeiten und realisiert sie. Er ist sozusagen Erfinder im wirtschaftlichen Sehen. So erschafft er neue Industrien, Handelsverbindungen, und sein Typus prägt sich darin aus, daß er diesen Werken mit Hingabe dient." (Friedrich Dessauer - Philosophie der Technik 1927 S.27)

  • für mich stellt sich die frage nach bewusstsein in technik eigentlich nicht. den gedanken hat man sich imo eingefangen, weil man von künstlicher intelligenz spricht.

    "Dass Intelligenz keine eindeutig formalisierbare Größe ist, wissen wir ausgerechnet aus der Diskussion um die sogenannte künstliche Intelligenz. Darunter werden Algorithmen verstanden, die in der Lage sind, auf komplexe Probleme zu reagieren. Allerdings sind Algorithmen, auch die diffizilsten, formale Systeme. Sie müssen in mathematischer formaler Sprache ausgedrückt werden und brauchen dafür vor allem eine Idee formaler Vollständigkeit. Doch spätestens seit Kurt Gödels Unvollständigkeitssatz aus den 1930er-Jahren wissen wir, dass es logische Sätze in formalen Sprachen gibt, die nicht arithmetisch und im Hinblick auf ein rein formales Funktionenkalkül berechnet werden können. Nicht einmal formale Systeme können vollständig und widerspruchsfrei gedacht werden, was eben auch bedeutet, dass das, was wir Denken und Inzelligenz nennen, in seiner Gesamtheit nicht algorithmisch dargestellt werden kann. Wir können also wissen: Ein formales System kann niemals vollständige Transparenz über sich selbst erlangen - jedoch gilt das letzendlich für alle Systeme, nicht nur für solche, die in formaler Sprache modeliert werden können. Das bedeutet, dass dies auch für psychische Systeme, also Bewusstsein, aber auch soziale Systeme gelten muss." (Armin Nassehi - Kursbuch 199 S.41f)

  • "Wo nun aber die wissenschaftlich-technologische Evolutionsdynamik sich mit der Heilsbotschaft vom herzustellenden perfekten Menschen verbindet, der schließlich seine eigene Unsterblichkeit erschafft, so kommen wir hier auf ideengeschichtlich vertrautes Gelände: Wieder meldet sich der alte Glaube an die innerweltliche Theophanie des Menschen. Studiert man die Geschichte der Versuche, diese Theophanie zu realisieren und die Ideengeschichte vom Neuen Menschen überhaupt, so entdeckt man vielfach eine Geschichte des Mutes, der Opferbereitschaft, der wissenschaftlichen, künstlerischen und auch politischen Hingabe. Diese Geschichte war aber auch eine Geschichte von Gewalt, Terror und Verbrechen und der Ausmerzung des »alten« Menschen, der den Weg hin zur schönen, neuen Welt des kommenden Neuen Menschen nicht mitgehen wollte. Vestigia terrent, die Spuren schrecken, wenn heute in Wissenschaft und den auf sie ründenden Technologien neue Prophetien der Heilslehre vom perfekten Menschen sich bilden. Dann gilt es, das Gedächtnis an eine andere Tradition zu bewahren, die das abendländische Denken vom Menschen immer auch begleitet hat: die Würde des Menschen als Person – das heißt auch, die Endlichkeit und Unvollkommenheit des Menschen anzuerkennen, die ihm erst Würde und Wert verleihen. Dieses Wissen findet sich schon an der Wiege der abendländischen Kultur im Denken des alten Griechenland, dem das Selbstvergöttlichungsstreben des Menschen dessen eigentliche Hybris war – ausgedrückt in einer Ode Pindars: »Heg’ den Wunsch nicht, Zeus zu werden«, denn: »Es gebührt Sterbliches Sterblichen nur«." (S.22f)

    passt vielleicht in die reihe der versuche der steuerung von technik (wissenschaft+technik)

    darüber grüble ich noch, ich find da folgenden satz spannend:
    "Von da war es nur ein Schritt zu der Illusion, die Fabrikarbeit, die im Zuge des technischen Fortschritts gelegen sei, stelle eine politische Leistung dar."

    also technik als politisches leistungsmittel, d.h. im übertragenen sinne als verlängerung (organprojektion) von macht - da politisch getrieben. machtspiele+technik=krieg


    diese idee könnte man ggf. dann auch auf die heutige zeit projizieren:

    "Von da war es nur ein Schritt zu der Illusion, der Wohlstand, der im Zuge des technischen Fortschritts gelegen sei, stelle eine kapitalistische Leistung dar." also technik als kapitalistisches leistungsmittel, d.h. im übertragenen sinne als verlängerung (organprojektion) von gewinn. gewinnspiele+technik=ausbeutung

    (s.27)

  • https://www.academia.edu/16295…work_card=reading-history

    https://www.academia.edu/91828…work_card=reading-history



    "Wo nun aber die wissenschaftlich-technologische Evolutionsdynamik sich mit der Heilsbotschaft vom herzustellenden perfekten Menschen verbindet, der schließlich seine eigene Unsterblichkeit erschafft, so kommen wir hier auf ideengeschichtlich vertrautes Gelände: Wieder meldet sich der alte Glaube an die innerweltliche Theophanie des Menschen. Studiert man die Geschichte der Versuche, diese Theophanie zu realisieren und die Ideengeschichte vom Neuen Menschen überhaupt, so entdeckt man vielfach eine Geschichte des Mutes, der Opferbereitschaft, der wissenschaftlichen, künstlerischen und auch politischen Hingabe. Diese Geschichte war aber auch eine Geschichte von Gewalt, Terror und Verbrechen und der Ausmerzung des »alten« Menschen, der den Weg hin zur schönen, neuen Welt des kommenden Neuen Menschen nicht mitgehen wollte. Vestigia terrent, die Spuren schrecken, wenn heute in Wissenschaft und den auf sie ründenden Technologien neue Prophetien der Heilslehre vom perfekten Menschen sich bilden. Dann gilt es, das Gedächtnis an eine andere Tradition zu bewahren, die das abendländische Denken vom Menschen immer auch begleitet hat: die Würde des Menschen als Person – das heißt auch, die Endlichkeit und Unvollkommenheit des Menschen anzuerkennen, die ihm erst Würde und Wert verleihen. Dieses Wissen findet sich schon an der Wiege der abendländischen Kultur im Denken des alten Griechenland, dem das Selbstvergöttlichungsstreben des Menschen dessen eigentliche Hybris war – ausgedrückt in einer Ode Pindars: »Heg’ den Wunsch nicht, Zeus zu werden«, denn: »Es gebührt Sterbliches Sterblichen nur«." (S.22f)

    passt vielleicht in die reihe der versuche der steuerung von technik (wissenschaft+technik)

    Dazu btw. den Fall der hier von Sloterdijk geschilder wird:

  • Weil so wahnsinnig viel Blödsinn über Künstliche Intelligenz im Umlauf ist will ich hier mal Prof. Joseph Weizenbaum, einen der großen der Zunft der Informatiker, zu Wort kommen lassen.


    Im Diskurs um KI tut man so als wäre der Mensch dem Computer bald unterlegen. Das ist völliger Quatsch. Da könnte ich als studierter Physiker der in der Informatik arbeitet lange schreiben, aber ich will es in einem Zitat von Richard Feynman zusammenfassen "The universe is not classical, stupid".


    Natürlich weiß Weizenbaum, wichtigster Pionier der AI (Elisa) weit mehr über AI als ich. In dem Vortrag geht es implizit auch allgemein um Technik. Was darf und muss Technik können, was ist die Verantwortung des Technikers (Informatikers) usw.


  • das video passt mmn hier ganz gut und baut eine kleine brücke zum neuen thread kunst & kultur:

    aber auch hier geht mmn die unterscheidung technik, unternehmertum und kapitalismus verloren. die mechanisierte/automatisierte/zentralisierte technik kann auch ihren nutzen lehren:

    https://www.textlog.de/20935.html


    218.

    Die Maschine als Lehrerin. — Die Maschine lehrt durch sich selber das Ineinandergreifen von Menschenhaufen, bei Aktionen, wo jeder nur eins zu tun hat: sie gibt das Muster der Partei-Organisation und der Kriegsführung. Sie lehrt dagegen nicht die individuelle Selbstherrlichkeit: sie macht aus Vielen Eine Maschine, und aus jedem einzelnen ein Werkzeug zu Einem Zwecke. Ihre allgemeinste Wirkung ist: den Nutzen der Zentralisation zu lehren.

    wobei dieses zitat auch die notwendige kritik mitbringt und mmn nietzsche hier ggf. auch über systeme fabuliert (und ggf. "instrumentelle vernunft" :/)

  • wobei dieses zitat auch die notwendige kritik mitbringt und mmn nietzsche hier ggf. auch über systeme fabuliert (und ggf. "instrumentelle vernunft" :/)

    Ja auf jeden Fall kritisiert er hier Systeme und Organisation. Wobei man dann so eine Art Henne-Ei-Problem hat: war zuerst das Fließband da oder die Fließbandarbeit?


    Wenn zuerst die Fließbandarbeit da war (im weitesten Sinne), dann ist das ein großes Beispiel für die soziale Konstruiertheit von Maschinen. Den Arbeit ist eine soziale und kulturelle Kategorie.

  • das video passt mmn hier ganz gut und baut eine kleine brücke zum neuen thread kunst & kultur:

    aber auch hier geht mmn die unterscheidung technik, unternehmertum und kapitalismus verloren. die mechanisierte/automatisierte/zentralisierte technik kann auch ihren nutzen lehren:

    wobei dieses zitat auch die notwendige kritik mitbringt und mmn nietzsche hier ggf. auch über systeme fabuliert (und ggf. "instrumentelle vernunft" :/)

    Achso und der Unterschied zwischen diesen Kritiken liegt in den Standpunkten: Nietzsche (den ich gerade nicht zuordnen kann, aber er hatte ja was mit dem Übermenschen-Konzept am Hut) und die mehr marxistische, historische Kulturindustrie-Kritik.

  • Wobei man dann so eine Art Henne-Ei-Problem hat: war zuerst das Fließband da oder die Fließbandarbeit?

    Gegenfrage: Wozu braucht man Fließbandarbeit, wenn man nicht massenhaft Überschuss produzieren will, um ihn gegen Geld verkaufen zu können?


    Das Problem ist nicht die Technik des Fließbandes, sondern ihr Einsatz zur Profitmaximierung.


    Aber das hatten wir ja alles schon.

  • Wozu braucht man Fließbandarbeit, wenn man nicht massenhaft Überschuss produzieren will

    technisch ja - effiziente reproduktion.

    um ihn gegen Geld verkaufen zu können?

    ja, aus dem zeitalter des tausches sind wir ja schon länger raus.

    Das Problem ist nicht die Technik des Fließbandes, sondern ihr Einsatz zur Profitmaximierung.

    ach so. und wenn man menschen nicht zur profitmaximierung zum einsatz am fließband und monotoner arbeit knechtet ist das dann also in ordnung. :rolleyes:

    Aber das hatten wir ja alles schon.

    bestätige :S


    nichts für ungut Utan, wir haben ja noch zeit und finden bestimmt irgendwann einen weg zueinander.

  • "Von da war es nur ein Schritt zu der Illusion, die Fabrikarbeit, die im Zuge des technischen Fortschritts gelegen sei, stelle eine politische Leistung dar."

    also technik als politisches leistungsmittel, d.h. im übertragenen sinne als verlängerung (organprojektion) von macht - da politisch getrieben. machtspiele+technik=krieg


    diese idee könnte man ggf. dann auch auf die heutige zeit projizieren:

    "Von da war es nur ein Schritt zu der Illusion, der Wohlstand, der im Zuge des technischen Fortschritts gelegen sei, stelle eine kapitalistische Leistung dar." also technik als kapitalistisches leistungsmittel, d.h. im übertragenen sinne als verlängerung (organprojektion) von gewinn. gewinnspiele+technik=ausbeutung


    passt vielleicht in die reihe der versuche der steuerung von technik (wissenschaft+technik)

    "Von da war es nur ein Schritt zu der Illusion, die Entwicklung, die im Zuge des technischen Fortschritts gelegen sei, stelle eine wissenschaftliche Leistung dar."

    wissenschaft+technik=hybris (?)


    keine ahnung, sind ja nur erste hypothesen. aber ich denke es wird ggf. klar was ich damit andeuten möchte: je nach dem welches soziale system sich im sozio-technischen system strukturell koppelt - es kommt zu einer wechselwirkung.

  • und wenn man menschen nicht zur profitmaximierung zum einsatz am fließband und monotoner arbeit knechtet ist das dann also in ordnung.

    Ja sicher. Warum nicht?


    Alle Probleme mit denen sich die Techniksoziologie befasst kommen doch daher, dass die Mitglieder der Gesellschaften welche sich mit Hilfe der Technik entwickelt haben, keinen Bezug mehr dazu finden was und warum die Technik tut was sie tut und dadurch immer stärker der Technik ausgeliefert sind und schliesslich - auch völlig ohne sich dessen bewusst zu werden - ihre sozialen Handlungen danach ausrichten.


    Wenn ein Fließband dabei hilft, den Menschen lästige aber zum Leben nunmal notwendige Arbeit abzunehmen und ihnen mehr Zeit für andere soziale Handlungen zu verschaffen, die sich vielleicht auch ganz ohne Technikeinsatz bewerkstelligen lassen, dann erfüllt es einen anderen Zweck, als wenn es dazu verwendet wird, die erbrachte Leistung pro Arbeitszeit zu erhöhen, bzw. die Arbeit für den Fließbandeigentümer zu verbilligen, während die Zeit, die der am Fließband arbeitende Mensch am Fließbandarbeitsplatz verbringen und sich von der Technik seinen Arbeits- und Lebensrythmus vorgeben lassen muss nicht weniger wird.

  • Ja sicher. Warum nicht?

    verstehe ja was du meinst. aber ich würde charlie gerne helfen, auch wenn nicht profitmaximierung ihn ans fliessband fesselt. es könnte hier ja auch ein glauben oder eine andere verrückte ideologie für diese gesellschaftlichen verhältnisse sorgen:

  • es könnte hier ja auch ein glauben oder eine andere verrückte ideologie für diese gesellschaftlichen verhältnisse sorgen:

    Ja klar könnten sie dass.


    Aber glaubst Du dass das im aktuell realen historischen Verlauf so ist, bzw. jemals war?


    Allerdings muß man doch auch immer fragen welchen Zielen die Ideologie oder Religion tatsächlich dient. Die christliche Kirche zum Beispiel hat sich jedenfalls nicht zu einer so mächtigen Institution entwickelt, um dem allmächtigen Schöpfer ein Wohlgefallen zu sein, sondern weil überaus weltliche Herrscher damit über lange Zeit ihre Macht über Land und Leute - also über Arbeitskräfte und Produktionsmittel - legitimieren konnten.


    Wir haben halt im Moment nix anderes als Kapitalismus - oder irgendwelche Derivate davon, die sich als "Sozialismus" verkauften, aber im Grunde die technische Entwicklung auch nur zur Steigerung der Produktivität einsetzten um das Staatskapital möglichst schnell aufzustocken und mit dem Westen Schritt halten zu können.


    Es steht doch in jedem Fall eine Ideologie dahinter, welche den Zweck der technischen Entwicklung einem abstrakten Ziel der Akkumulation von technischen Erzeugnissen unterordnet und sie somit von den tatsächlichen Bedürfnissen der menschlichen Produktivkräfte entkoppelt. Was ich leider nicht begreife ist, wie die Soziologie Gesellschaft von diesen ideologischen Zielen losgelöst betrachten will, wenn sie keine Gesellschaft analysieren kann, in der die technische Entwicklung nicht von ihnen beeinflusst wird.

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