Technik & Ges(t)ellschaft

  • Gründungsimpuls des ZET

    "Das Zentrum Emanzipatorische Technikforschung (ZET) wurde 2018 als ein Zusammenschluss von Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen in Deutschland gegründet. Hinter der Gründung des ZET steht die Idee, neue Impulse in den Debatten um Technologie und Digitalisierung zu setzen, die derzeit in Wissenschaft und Öffentlichkeit geführt werden. Als Verbund von Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen initiieren wir Vorträge, Publikationen und Veranstaltungen. Dabei arbeiten wir auch mit verschiedenen Akteuren und Institutionen zusammen."


    cool, thx @JonnyMadFox

  • Das Zentrum Emanzipatorische Technikforschung (ZET) wurde 2018 als ein Zusammenschluss von Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen in Deutschland gegründet.

    What the flying fuck!


    In der Reihe könnte man auch gleich ein Kompetenzcluster Europäische Geschichte als Zusammenschluß von Mechatronik- und Betriebswirtschaftsexperten gründen oder ein Zentrum für die Behandlung kardiovaskulärer Erkrankungen geführt von Bauingenieuren und Kunstdozenten.


    Schuster_*/inerinnen bleibt bei euren Leisterinerinnen /*.

  • What the flying fuck!


    In der Reihe könnte man auch gleich ein Kompetenzcluster Europäische Geschichte als Zusammenschluß von Mechatronik- und Betriebswirtschaftsexperten gründen oder ein Zentrum für die Behandlung kardiovaskulärer Erkrankungen geführt von Bauingenieuren und Kunstdozenten.

    Nicht ganz - es würden eher Betriebswirte die geschichtliche Entwicklung des Kapitalismus untersuchen oder die Bauingenieure würden Gebäude erforschen, die Menschen mit kardiovaskulären Erkrankungen gesundheitlich helfen könnten.


    Es geht nicht darum, dass die Sozial- und Geisteswissenschaftlicher Technik entwickeln oder erforschen, sondern deren WIRKUNG auf Mensch und Gesellschaft.


    Das nennt man auch interdisziplinäre Forschung - wobei hier tatsächlich ein paar Informatiker und digitale Experten als Ergänzung sehr wichtig wären, damit dies besser klappt. Die Idee dahinter ist nicht schlecht. Wie gut sie dann umgesetzt wird... muss sich zeigen.

  • What the flying fuck!


    In der Reihe könnte man auch gleich ein Kompetenzcluster Europäische Geschichte als Zusammenschluß von Mechatronik- und Betriebswirtschaftsexperten gründen oder ein Zentrum für die Behandlung kardiovaskulärer Erkrankungen geführt von Bauingenieuren und Kunstdozenten.


    Schuster_*/inerinnen bleibt bei euren Leisterinerinnen /*.

    Techniksoziologie hast du schonmal gehört?

  • What the flying fuck!

    :D:S

    Gowy-icaro-prado.jpg

    (dädalus, dem ikarus sein vadda, hat es tatsächlich rüber gemacht)


    für den wissenschaftlichen bereich gibt es die sache auch in vollständig und groß:

    "KIT (Karlsruher Institut für Technologie)
    Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

    Wir schaffen und vermitteln Wissen für Gesellschaft und Umwelt.


    Hierzu erbringen wir herausragende Leistungen von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieur-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften.

    Zu den globalen Herausforderungen der Menschheit leisten wir maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information."


    aber das ZET scheint mir in einer art eigeninitiative begründet, sowas macht mmn hoffnung:
    "Technologie verstehen wir als zentrales politisches Feld unserer Zeit. Insbesondere digitale Technik durchdringt immer mehr Bereiche unseres Lebens. In sie werden Hoffnungen auf neue Möglichkeiten globaler Kommunikation gesetzt. Gleichzeitig schürt sie Angst vor der Entstehung einer neuen, umfassenden Kontrolle und Ausbeutung. Sie kann also verschiedenste Auswirkungen haben. Als Technikforscher_innen sehen wir unsere Aufgabe daher zunächst darin, den politischen Gehalt von Entscheidungen über die Gestaltung und Nutzung von Technik offenzulegen. So wollen wir dazu beitragen, dass diese Entscheidungen Gegenstand von demokratischen Aushandlungen werden, anstatt von vermeintlichen Sachzwängen oder Partikularinteressen bestimmt zu werden."

    3 Mal editiert, zuletzt von SeBu () aus folgendem Grund: link und schreibfehler entfernt

  • Ja, und von Homöopathie auch.

    Jo http://der-soziologiestudent.d…as-ist-techniksoziologie/

  • Ja klar verteidigt der Homöopath die Zuckerkügelchen und Wirkungsverstärkung durch verdünnen (geschüttelt nicht gerührt).


    "Es wird dabei auf die soziale Konstruiertheit von Technik verwiesen." Genau, *raunen*nicken*raunen*




    Es gibt sehr viel wichtige soziologische Forschung und Arbeit, aber nicht hinter jedes Substantiv sollte man einfach "Soziologie" ankleben und sich als eigene Fachrichtung gerieren.

  • The luddites would disagree (nur als simples beispiel, gibt tausend andere). Und natürlich die Frage, wie Technikentwicklung von der soziologischen Perspektive aus überhaupt zustande kommt (z. B. Vergleich heute mit Zeit des Kalten Kriegs).

    2 Mal editiert, zuletzt von JonnyMadFox ()

  • Hier: https://www.tu-chemnitz.de/hsw…ssuren/Techniksoziologie/

    Guck ihm in die Augen und sag ihm, seine Arbeit ist wertlos und überflüssig!

  • Sowieso find ich es kindisch, wenn Leute sich darüber aufregen, dass etwas als "sozial konstruiert" bezeichnet wird. "Sozial konstruiert" heißt erstmal, dass man für das entsprechende Thema oder Gebiet ein Wort brauchte, um es überhaupt ansprechen zu können, wodurch es aber auch schon verfälscht wird, weil Worte nie dem eigentlichen Objekt gerecht werden.


    Ein Aufgabe der Forschung ist es, diese dunklen Stellen am zu untersuchenden Objekt zu finden und zu beleuchten.

    Technik ist insofern "sozial konstruiert" als dass das es keine Wesenbestimmung, keine Natur der Technik gibt, sondern eher eine Idee von Technik als etwas, was im sozialen ausgehandelt werden muss, ausgehandelt wird oder eigentlich nur so ausgehandelt werden kann. Als der Mensch in die Welt kam, gab es noch keine Technik, er musste sie für sich erst erfinden durch entdeckungen wie der Elektrizität, Thermodynamik ...

  • Als der Mensch in die Welt kam, gab es noch keine Technik, er musste sie für sich erst erfinden durch entdeckungen wie der Elektrizität, Thermodynamik ...

    Auch wenn ich mich zum x-ten Male wiederhole: Das stimmt so nicht.


    Haufenweise Tiere nutzen "Technik" im Sinne von Unwelt-Veränderungen zum eigenen Vorteil. Ein simpler Holzknüppel ist bereits Technik. Oder ein Biberbau. Oder Vogelnester.


    Wir Menschen haben unsere Technologien natürlich weeeeeeiiiit über simple, mechanische Umformung hinaus entwickelt und sind in der Lage zu analysieren und zu forschen und zu entwickeln. Aber per se... ist Technik auf simpler Ebene keine rein menschliche Ausprägung

  • Sowieso find ich es kindisch, wenn Leute sich darüber aufregen, dass etwas als "sozial konstruiert" bezeichnet wird. "Sozial konstruiert" heißt erstmal, dass man für das entsprechende Thema oder Gebiet ein Wort brauchte, um es überhaupt ansprechen zu können, wodurch es aber auch schon verfälscht wird, weil Worte nie dem eigentlichen Objekt gerecht werden.


    Ein Aufgabe der Forschung ist es, diese dunklen Stellen am zu untersuchenden Objekt zu finden und zu beleuchten.

    Technik ist insofern "sozial konstruiert" als dass das es keine Wesenbestimmung, keine Natur der Technik gibt, sondern eher eine Idee von Technik als etwas, was im sozialen ausgehandelt werden muss, ausgehandelt wird oder eigentlich nur so ausgehandelt werden kann. Als der Mensch in die Welt kam, gab es noch keine Technik, er musste sie für sich erst erfinden durch entdeckungen wie der Elektrizität, Thermodynamik ...

    Wobei ich gut finde, das der radikale Konstruktivismus der lange Zeit in den Geisteswissenschaften vorherrschte, im Niedergang ist. In einer Zeit (der Moderne) als die Technikgläubigkeit absolut war, war es sinnvoll diesem Glauben den Konstruktivismus entgegenzusetzen. Nicht um Technik in Frage zu stellen, sondern um dieser Technikgläubigkeit Zweifel entgegenzusetzen. Technikgläubigkeit ist unbedingt Teil neoliberaler Ideologie (Altmeier sagt durch Markt geborene Technik löst alle Probleme).


    Heute aber sind wir in einer Phase der Gegenaufklärung angekommen. Anstatt einem gesunden Zweifel an der Technikgläubigkeit haben wir heute von Rechts völlige Realitäts- und Wissenschaftsverweigerung. Impfgegner, Homöopathen und Klimaleugner bestimmen da den Diskurs.


    Da ist es wichtig zu zeigen, dass jenseits der (richtigen) Überlegungen des Konstruktivismus der Materialismus und die Empirie eine wichtige Rolle spielen müssen wenn wir über Geselllschaft Nachdenken. Jenseits der Menschlichen Wahrnehmung existiert eine reale Welt die unsere Gesellschaft bestimmt und das beste Werkzeug ein verlässliches Bild dieser realen Welt zu bekommen ist die Naturwissenschaft.


    Geisteswissenschaftler und Naturwissenschaftler sind angesichts des Klimawandels (IMO) gezwungen enger Zusammenzuarbeiten. (Da ist es nicht hilfreich wenn man dem Klimawissenschaftler vorhält seine Modelle wären ein gesellschaftliches Konstrukt weil die Welt nur in seinem Kopf existiert).


    Der radikale Konstruktivismus ist in einer Zeit entstanden als materielle Grenzen in gesellschaftlicher Entwicklung keine Rolle zu spielen schienen und deshalb Marx dialektischer Materialismus hinfällig wurde. Heute, da unsere Entwicklung an die Grenzen der Materiellen Welt stößt kehrt der Materialismus mit Macht zurück. Allen Voran der Anthropologe Bruno Latour mit seiner neuen Gaia Theorie.


    Nicht nur der Mensch hat Agency, Auch unser Planet agiert. Corona ist das beste Beispiel. Die Praxis Masken zu tragen ist kein gesellschaftliches Konstrukt allein, sondern wird dadurch Teil menschliches Verhaltens weil keine Maske zu tragen empirisch erwiesen negative Auswirkungen auf das Kollektiv hat.

  • Auch wenn ich mich zum x-ten Male wiederhole: Das stimmt so nicht.


    Haufenweise Tiere nutzen "Technik" im Sinne von Unwelt-Veränderungen zum eigenen Vorteil. Ein simpler Holzknüppel ist bereits Technik. Oder ein Biberbau. Oder Vogelnester.


    Wir Menschen haben unsere Technologien natürlich weeeeeeiiiit über simple, mechanische Umformung hinaus entwickelt und sind in der Lage zu analysieren und zu forschen und zu entwickeln. Aber per se... ist Technik auf simpler Ebene keine rein menschliche Ausprägung

    Naja, aber mindestens die Wörter und das Reden über Technik, Elektrizität, Thermodynamik sind aus kulturelle Umständen entstanden und erstmal was genuin menschliches, kulturelles. Das Wort "Technik" ist sozial konstruiert, wurde ausgehandelt, weitergegeben. Und in diesem Sinne kann man sagen, dass Technik erst mit dem Menschen kam. Die Einteilung der Welt ist sozial konstruiert usw. ...


    Ich sprach erstmal nicht von Tieren, sondern wenn du einen Algorithmus programmierst, werden da sehr viele englische Wörter vorkommen, weil dies sich ein englisch sprechender Mensch erdacht hat. Man kann da sogar von "historisch gewachsen" sprechen. Das heißt "sozial konstruiert" erstmal.


    Mir ist das im Prinzip egal. Von mir aus kann man da noch genauer streiten, aber man kann nicht wirklich über kulturelle Einbettungen von Themen usw. hinwegsehen imho.

  • Das Wort "Fortpflanzung" oder das Wort "Nahrungsaufnahme" oder schlicht "Hunger" sind auch sozial konstruiert ;) - oder "Baum".


    Nur weil Worte konstruiert sind, muss die Bedeutung nicht ebenfalls ausschließlich Mensch-bezogen sein.


    Ich plädiere halt dafür, den Menschen als aussergewöhnliches Lebewesen zu sehen, aber keine Unterscheidung "Mensch vs Tier" treffen zu wollen, die uns Religionen seit Jahrtausenden einreden möchten. Vieles, was wir tun, kann man auf deutlich weniger komplexen Level im Tierreich schon beobachten.


    Das ist eigentlich alles, was ich damit sagen will.


    Edit:

    Wobei sich dies indirekt schon an die Frage, wieviel Konstruktivismus (siehe oben) zur Realität passt, anschließt.


    Es ist eben nicht "alles" in unseren Hirnen erschaffen. Es gibt eine Welt ausserhalb von unseren Köpfen und die ist unabhängig von Menschen zu so manchen Entwicklungen in der Lage. Und es macht Sinn und als Teil dieser Welt zu sehen - zumal es eben Elemente in dieser Welt gibt, die uns nicht unerheblich beeinflussen. Und umgekehrt hat unser Einfluss auch wieder Rückkoppelungseffekte, die wir nicht bedacht haben, als wir unseren Einfluss intensiviert haben.


    Wir stehen in einer intensiven Wechselwirkung zueinander und zur Umwelt (und dort gibt es auch intensive Wechselwirkungen unabhängig von Menschen) - das ist schon recht komplex alles.

  • Wobei ich gut finde, das der radikale Konstruktivismus der lange Zeit in den Geisteswissenschaften vorherrschte, im Niedergang ist. In einer Zeit (der Moderne) als die Technikgläubigkeit absolut war, war es sinnvoll diesem Glauben den Konstruktivismus entgegenzusetzen. Nicht um Technik in Frage zu stellen, sondern um dieser Technikgläubigkeit Zweifel entgegenzusetzen. Technikgläubigkeit ist unbedingt Teil neoliberaler Ideologie (Altmeier sagt durch Markt geborene Technik löst alle Probleme).

    Ich weiß gar nicht so sehr, ob der radikale Konstruktivismus im Niedergang sei. Immerhin ist die soziologische Systemtheorie eine radikal konstruktivistische und bei denen gibt es immer noch genug Anhänger.


    Und die andere Seite, den Essentialismus, scheut man mindestens genauso: sonst kommst sowas heraus wie "Geschlecht und Charakter" usw.


    Eher macht man das ganze phänemenologisch (ist das richtig geschrieben?). Alles Erklären muss weg und an dessen Stelle Beschreibungen. Und so wie ich das verstanden habe, ist der Klimawandel eine Theorie, die auf einer Ebene mit der Evolutionstheorie steht. D.h. sie ist nie bewiesen, kann nicht bewiesen werden, sondern sie bewährt sich täglich.


    Nachtrag: luhmann'sche Systemtheorie war von Anfang an in der Kritik, da sie als soziale Theorie die soziale Ungleichheit kaum beachtet und die ist ungleugbar und gehört zum "Begründungsmythos" der Soziologie - Stichwort: Karl Marx.

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