Die Tagesschau ist mal wieder um Chinas Wirtschaft besorgt:
https://www.tagesschau.de/wirt…uktur-wirtschaft-100.html
ZitatBraucht China eine Schrumpfkur?
Flughäfen, Bahnhöfe, Straßen, Brücken - jahrelang war in China alles auf Expansion ausgelegt. Jetzt ist die Infrastruktur oft nicht ausgelastet. Sind die Grenzen des Wachstums erreicht?
Nun muss man sagen, sie stützen sich hier auf jemanden, der zumindestens selbst in China lebt und dort an einer Universität arbeitet:
Zitat[...] Der Wirtschaftsforscher Michael Pettis, Professor an der Peking-Universität, bestätigt die Beobachtungen. Er sieht seit Jahren: China stößt an Grenzen des Wachstums.
Dafür sagt er das offenbar schon seit mindestens einer Dekade:
https://en.wikipedia.org/wiki/Michael_Pettis
ZitatPettis has long warned that heavy investment by China into infrastructure projects, at the expense of consumption, is cause for serious concern.[9]
9. "Financial instability in China". Archived from the original on 11 April 2013. Retrieved 10 March 2013.
Er hat ein meines Erachtens nicht sehr überzeugendes Beispiel mit Chinas umfangreichen Hochgeschwindigkeitsschienennetz:
Zitat[...] Das Problem wachsender Gesellschaften sei oft, dass sie zu schnell zu viel bauen. "Dann haben sie zwar eine fantastische Infrastruktur, können aber die Kosten nicht mehr erwirtschaften, um sie zu erhalten."
Pettis beobachtet ein Missverhältnis: In China fahren zwar 70 Prozent aller Hochgeschwindgkeitszüge der Welt. Aber nur 17 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung kommen von hier. Trotzdem, so der Experte, wolle China in den kommenden fünf Jahren so viele neue Hochgeschwindgkeitszüge bauen, wie Deutschland, Spanien, Frankreich und Japan zusammen im Betrieb haben.
Also soweit ich weiß, baut China in einer Reihe von Ländern Strecken für Hochgeschwindigkeitszüge, ich würde annehmen ein Teil der Produktion der nächsten Jahre sind Fahrzeuge für diese Strecken. Ansonsten haben sie nicht nur eine große Bevölkerung sondern auch eine recht große Fläche mit 9.6 Millionen km². Zum Vergleich die EU hat zusammen mit Japan und Südkorea 4.7 Millionen km². Es gibt zwar noch die USA und Kanada, die beide eine ähnliche Fläche wie China haben - ich weiß nicht wie es in Kanada aussieht und die haben natürlich auch nur knapp 40 Millionen Einwohner - aber die USA setzen nicht nur wenig Hochgeschwindigkeitszüge ein, die ganze Schieneninfrastruktur ist marode und unterfinanziert. Ich denke, die Transportleistung durch das Schienennetz in China wird in den USA vorallem durch Flugzeuge und Highways übernommen.
Ein Teil des Vorwurfs ist ja hier, dass China auch seine ländlicheren Regionen erschließt, wenn sie das aber tun, wundert mich zusammen mit Bevölkerungsgröße und Fläche die Verteilung beim Betrieb von Hochgeschwindigkeitszügen nicht besonders. Es ist eher ein Zeichen, dass die meisten Industrieländer, die am ehesten einen größeren Anteil haben könnten, einfach nicht im gleichen Maß auf die Technik setzen.
Allgemeiner sagt Pettis die Investitionskosten des Landes sind zu hoch:
ZitatSteuert die chinesische Führung also in eine falsche Richtung? Pettis findet, da fehle die Nachhaltigkeit. "In China liegt die Summe aller Investitionen bei 44 Prozent der Wirtschaftsleistung. Das ist sehr viel." Normalerweise liege die Quote in Hochinvestitionsländern bei 33 Prozent, im weltweiten Durchschnitt betrage sie sogar nur 25 Prozent. "China muss also reduzieren. Investitionen allein bringen keinen Wohlstand."
[...]
[...] Seine Prognose: "Das Wirtschaftswachstum wird deutlich sinken, weil China nicht mehr im selben Maß investieren kann wie bisher."
Der Ausblick des Artikels ist etwas merkwürdig:
ZitatGerade vor wenigen Tagen kamen aktuelle Daten von den Statistikämtern des Landes: Ein kräftiges Plus von etwa viereinhalb Prozent gab es danach im Vergleich zum Vorjahr für den August - jeweils bei Konsum und Industrieproduktion. Bislang waren die Behörden immer stolz auf steigendes Wachstum. Es ist fraglich, ob das so bleibt.
Ich bin nicht ganz sicher, ob das heißen soll, dass das Wachstum bald ausbleibt, denn direkt gelesen, heißt es das steigende Wachstum bleibt, bloß man ist dann nicht mehr stolz darauf.