News-Aufreger und Absurditäten des Tages

  • Ich kauf mittlerweile auch Opportunisten, wenn Sie nur den richtigen Stein ins Rollen bringen.

    ja klar. Alles was hilft, diesen abgefeimten Versuch zu vereiteln, linke Proteste in der Öffentlichkeit als Querfrontaktionen mit Rechtsradikalen darzustellem soll mir auch erst mal recht sein.


    Aber Gysi ist halt letztendlich auch nur Sozialdemokrat. Wenn er Teil der Regierung wäre, würde es ihm sicher schwer fallen, die politisch erklärte Staatsräson nicht über das Wohl des weniger kaufkräftigen Teils der Staatsbvevölkerung zu stellen.

    Dass er sich jetzt so darüber freut, dass die LINKE endlich mal wieder wahrgenommen und in Schlagzeilen erwähnt wird, kann leider nicht darüber hinweg täuschen, dass sie über die ganze Pandemie bei einer für viele Menschen ganz ähnlichen Problemlage erstmal komplett versagt hat, und dass ihre einander spinnefeindlich gesinnten Flügel sich jetzt gerade wieder in aller Öffentlichkeit gegenseitig an den Hals gehen, weil sie sich nicht auf eine gemeinsame Linie zum Krieg in der Ukraine einigen können, und ein Teil der Partei dem anderen selbst vorwirft, sich zum Büttel des Russenhitlers zu machen, und den Querfront-Schulterschluss mit der AfD zu suchen.

    Streit bei der Linken um Wagenknecht-Rede im Bundestag

    Bei der Linken-Bundestagsfraktion ist der Konflikt um Sahra Wagenknecht wieder ausgebrochen. Diesmal geht es um eine mögliche Rede im Bundestag – die ist eigentlich für Donnerstag geplant. Ob es dazu kommt, ist unklar.


    [...] Mit dem Streit um Wagenknechts Rede im Bundestag am Donnerstag geht der schon länger schwelende Konflikt zwischen den verschiedenen Lagern in der Linken in eine neue Runde. Dabei geht es unter anderem um unterschiedliche Haltungen zu den Russland-Sanktionen und einer möglichen Inbetriebnahme der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2. Wagenknecht hatte immer wieder in diese Richtung argumentiert.

    Ein Mitglied der Bundestagfraktion bezeichnete die Ankündigung Wagenknechts zur Rede im Gespräch mit dem MDR als "Angriff auf die Partei", die Fraktionsspitze solle sich dazu erklären.

    Die Linke hatte den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine auf ihrem Parteitag im Sommer in Erfurt in einem Beschluss verurteilt. Dort hieß es zudem, es sei richtig, dass die Pipeline Nord Stream 2 nicht in Betrieb genommen werde. In Bezug auf Sanktionen wurde gefordert, dass sich diese gegen "Putins Machtapparat und den militärisch-industriellen Komplex und damit gegen die Fähigkeit zur Kriegsführung richten. Sanktionen, die sich vor allem gegen die Bevölkerung richten oder zur Verarmung im Globalen Süden beitragen, lehnen wir ab". Zuvor hatte die Partei um die genaue Formulierung des Beschlusses gerungen.

    Bereits vergangene Woche hatte die Linke über eine Wagenknecht-Rede beim Montagsprotest der Linken in Leipzig gestritten. Der Leipziger Linken-Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann hatte sie erst für einen Auftritt angefragt – später sagte er Wagenknecht wieder ab. Pellmann begründete das gegenüber dem MDR später mit organisatorischen Gründen. Auf der Demo sprach dann unter anderem Parteiikone Gregor Gysi. [...]

    Also so richtig freiwillig gemeldet hat sich Dr. Gysi offenbar nicht, sondern er ist erst als Notlösung eingesprungen, nachdem die schon als Rednerin eingeplante Genossin Wagenknecht auf parteiinternen Druck hin wieder ausgeladen worden war.

  • Ja, natürlich. Da bin ich ganz bei dir, was die Linke als ruinöses Phänomen angeht. Eigentlich hat diese Partei die schlimmste Sünde begangen:


    Nie wäre es wichtiger gewesen, Menschen zu einen zu einem linken, sozialen Aufbruch. Nie war diese Lücke unbesetzter, nie war die Notwendigkeit dringender. Eigentlich eine zwingende Verantwortung. Und was macht der Laden daraus?


    Und Gysu als Einzelperson, klar auch mit dem Stempel Sozialdemokrat hast du recht. Aber machen wir uns nix vor: Wenn dieses Land eine SPD im Stile Gysis htten, wären wir um Längen weiter.

  • Kann mir jemand kurz erklären, mit welchem Ziel die EZB den Leitzins anhebt? (Ernst gemeinte Frage.)

    Erst hat den kleinen Sparern die möglichkeit inflationsausgleichend anzulegen (ohne Zockerei am Aktienroulette) dann hat man ihnen niedrig verzinstes Häusle(bau|kauf)geld als Strick hingehalten, und jetzt zieht sich halt die Schlinge zu.

    Denke dass es da die nächste Jahre einige zerbröseln wird. Vermutlich wird aber nicht mal das reichen um die Immobilienblase mal platzen zu lassen.

  • Erst hat den kleinen Sparern die möglichkeit inflationsausgleichend anzulegen (ohne Zockerei am Aktienroulette) dann hat man ihnen niedrig verzinstes Häusle(bau|kauf)geld als Strick hingehalten, und jetzt zieht sich halt die Schlinge zu.

    Denke dass es da die nächste Jahre einige zerbröseln wird. Vermutlich wird aber nicht mal das reichen um die Immobilienblase mal platzen zu lassen.

    Ist das die offizielle EZB Erklärung?

  • Kann mir jemand kurz erklären, mit welchem Ziel die EZB den Leitzins anhebt? (Ernst gemeinte Frage.)


    Inflation bekämpfen.


    Die kommunizieren ja immer sparsam, insofern erklären sie das auf ihrer Seite selbst ziemlich kurz:


    https://www.ecb.europa.eu/pres…plained_september.en.html


  • Kann mir jemand kurz erklären, mit welchem Ziel die EZB den Leitzins anhebt? (Ernst gemeinte Frage.)

    Man will Kredite teurer machen. Laut Textbuch bremst das die Investitionen, weniger Jobs usw. Halt um die Inflation in Schach zu halten.

  • Wenn es dadurch zu einer Rezession kommt, ist denen auch egal. Immerhin haben viele Arbeitslose den Effekt, dass die Inflation zurückgeht. Laut neoliberaler Theorie. Das stimmt zwar und hat damit zu tun, dass die Gewerkschaften bei hoher Arbeitslosigkeit geschwächt sind und daher keine Lohnerhöhungen fordern, was die Inflation antreiben würde. Aber wir leben bereits in einer Zeit, in der die Gewerkschaften schwach sind. Von daher bissl anarchronistische Vorstellungen aus den 70iger Jahren. Die derzeitige Inflation hat schon vor dem Kriegsausbruch angefangen und ist ein Result von den Corona-Lockdowns. Die nochmal dazu gekommene Inflation hat IMO zu 60% mit Profitgier in der Gunst der Stunde zu tun.

  • Danke @all.


    Also macht man damit Kredite und Staatsfinanzierungen teurer und hofft so Geld aus dem Umlauf zu ziehen, damit die Nachfrage singt, die Kosten für Güter sinken und damit die Inflation singt?


    Können wir denn davon ausgehen, dass die Kosten für den Inflationstreiber Energie damit sinken? Bzw täten sie das nicht nur, weil Produktionsstandorte dicht machen, Arbeitslosigkeit steigt und dadurch die Nachfrage sinkt, gleichzeitig aber den Staaten weiter Kapazitäten genommen werden, um soziale Verwerfungen aufzufangen?


    Sorry, ich versuche zu verstehen, wie man sowas schmackhaft machen könnte.

  • Wenn es dadurch zu einer Rezession kommt, ist denen auch egal. Immerhin haben viele Arbeitslose den Effekt, dass die Inflation zurückgeht. Laut neoliberaler Theorie. Das stimmt zwar und hat damit zu tun, dass die Gewerkschaften bei hoher Arbeitslosigkeit geschwächt sind und daher keine Lohnerhöhungen fordern, was die Inflation antreiben würde. Aber wir leben bereits in einer Zeit, in der die Gewerkschaften schwach sind. Von daher bissl anarchronistische Vorstellungen aus den 70iger Jahren. Die derzeitige Inflation hat schon vor dem Kriegsausbruch angefangen und ist ein Result von den Corona-Lockdowns. Die nochmal dazu gekommene Inflation hat IMO zu 60% mit Profitgier in der Gunst der Stunde zu tun.

    hab nochmal was dazu editiert, falls es nicht gesehen wurde :)

  • Die nochmal dazu gekommene Inflation hat IMO zu 60% mit Profitgier in der Gunst der Stunde zu tun.

    Ja. Diese 60 % habe ich im Zusammenhang mit der Inflation in den USA schon letztes Jahr gelesen und denke auch, dass das ziemlich gut dokumentiert ist.


    Damit kann ich mir die Zinserhöhung in der aktuellen Situation aber auch irgendwie nicht so richtig schönreden. ^^

  • Mit Wohnungsleerstand können Investoren eigentlich auch nicht so super leben, oder?

    Doch eigentlich schon. kommt darauf an, wo und was das für Häuser sind.


    Das teure an Wohnimmobilien im Bestand (nicht unbedingt bei Neubau) ist zumindest in den Ballungsräumen - also da wo sich das "investieren" lohnt - in der Regel der Boden. Und so lange die Bodenpreise steigen halten viele investoren die immobilien einfach nur eine Weile, um sie dann teurer weiterzuverkaufen und den Spekulationsgewinn einzustreichen. Manche lassen sogar mit Absicht leer stehen, weil leere Wohnungen und Wohnhäuser am Markt höhere Preise erzielen als bereits bewohnte. In vielen Städten ist das zwar verboten, aber je nach Wert der Betongoldanlage, bzw. des Spekulationsobjektes lohnt es sich sogar unter Umständen, lieber die Strafe dafür zu zahlen, als sich widerspenstige MieterInnen anzulachen, die man dann ja auch verwalten und ihnen ständig irgendwelche Reparaturen zahlen muss.


    Die Leitzinserhöhung der EZB könnte allerdings tatsächlich dazu führen, dass kleiner Anleger, aber auch Privatleute mit ein bischen Geld, die es für eine gute Idee hielten, sich während der Niedrigzinsphase ein Haus oder eine Eigentumswohnung zur Selbstnutzung zuzulegen und dafür ein günstig verzinstes Darlehen aufzunehmen, ihre wertanlagen jetzt verkaufen müssen, weil sie die Zinsen nicht mehr bezahlen können. Die sind in der Regel maximal auf die ersten zehn Jahre fix, danach wird neu verhandelt. Wer da jetzt gerade in die Umschuldung kommt, könnte ein echtes Problem haben.


    Aber dass das die Großanleger, also Wohungskonzerne und immobilienfonds - zur massenverkäufen anregen, und somit die ganze Blase zum Platzen bringen wird ist eher unwahrscheinlich, weil die ja zur zeit sowieso keine Alternative haben, wo sich ihr Geldkapital besser halbwegs "sicher" vermehren lässt. Vonovia, der größte deutsche Wohnungskozern, hat jedenfalls schon mal massive Mieterhöhungen angekündigt. Die wollen ihr Betongoldkapital wohl eher erstmal behalten.


    Ich würde sagen, die Leitzinserhöhung ist 50% Ideologie, weil man halt in der dominierenden Neoklassik immer noch am Monetarismus festhält und glaubt, dass steigende Inflationsraten von einer Erhöhung der Geldmenge getrieben werden, und man daher politischerseits schon seit Monaten massiv Druck auf Frau Lagarde und ihre Leute ausgeübt hat, endlich die Leitzinsen zu erhöhen, damit das mit dem "billigen" Geld endlich aufhört.

    Dass die jetzigen Preissteigerungen damit nichts zu tun haben, ist zwar auch zu den meisten Mainstream-ÖkonomInnen durchgedrungen, Aber die denken halt, dass man die Inflation trotzdem mit einer Reduktion der Geldmenge in den Griff bekommt.

    Das ist vielleicht auch tatsächlich ein bisschen Wirksam gegen die reine Preisentwicklung, aber eher der allgemeinen Machtlosigkeit geschuldet, welche der EZB in anderen Fragen als der Geldwertstabilität auferlegt wurde, indem man sie politisch "unabhängig" machte und ihr zur Hauptaufgabe mitgab, die Inflation in der Eurozone knapp unter 2% zu halten.


    Vor allem wird dabei aber inmitten einer Wirtschaftskrise auch noch die Konjunktur gedämpft - was besonders für die Energiewende - und für die politisch gewünschte Isolation Russlands vom Weltmarkt - fatal ist, weil gerade jetzt eigentlich verstärkt in erneuerbare Energien investiert werden müsste, damit Onkel Robert seine vielen Versprechungen für den übernächsten Winter, die er neulich bei Maischberger abgegeben hat auch erfüllen kann. Zur Zeit versuchen die Anleger aber eher, ihr Kapital zu konsolidieren und krisenfest in langfristigen Anlagen zu parken.


    Ziemlich hilflose Maßnahme und viel reiner Aktivismus aus Frankfurt, wenn ihr mich fragt.

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