Mélenchon soll wohl im französischen Fernsehen im Wahlkampf behauptet haben, Westdeutschland hätte die DDR gegen ihren Wille annektiert oder so. Scheint nicht die hellste Kerze auf der Torte zu sein.
Na ja. Das wird aber auch heißer gegessen als es gekocht wurde. Melenchon hat von einer Annexion gesprochen, aber nicht im Sinne von "Putin Annektiert die Krim" sondern dergestalt, als er behauptet, die Menschen in der DDR hätten eigentlich lieber erstmal ihr eigenes Land behalten und demokratisiert, anstatt es komplett an den westlichen Kapitalismus zu verkaufen.
Das stimmt insofern natürlich nicht, als die Wiedervereinigung ja durch eine demokratische Wahl von einer Mehrheit im Osten beschlossen wurde. Aber man kann schon die Frage stellen, wie genau die Leute dort überhaupt darüber informiert waren, was das für sie und sehr viele ihrer Arbeitsplätze bedeuten würde.
Das Interessante an diesem vor allem vom SPIEGEL beförderten Melenchon-Portrait ist, wie erschrocken das "liberale" deutsche Bürgertum jetzt ist, weil Melenchons linkes Parteienbündnis gute Chancen hat, die Parlamentswahlen in Frankreich zu gewinnen und dem frisch wiedergewählten neoliberalen Präsidenten Steine in den Weg zu legen.
Da muss man den Linken Populisten nattürlich als Deutschlandhasser und gefährlichen, antieuropäischen Demagogen darstellen, der sich praktisch nicht von Marine Le Pen unterscheidet, damit in UnserLand bloß kein Zweifel darüber aufkommt, dass die Linken eigentlich auch nur verkappte Rechtsradikale sind.
Die Propaganda scheint jedenfalls bis tief ins "links"-liberale Lager hinein zu wirken.