News-Aufreger und Absurditäten des Tages

  • Horst seine Wunschliste für mehr Überwachung...

    Regierung fordert Nutzerverifizierung bei Messengern

    Ebenfalls auf der Wunschliste des Innenministeriums: Provider sollen für Staatstrojaner Datenströme umleiten und Ermittlern Zugang zu Servern erlauben.

    ...

    Demnach sollen Betreiber sogenannter nummernunabhängiger Telekommunikationsdienste wie Messengern oder E-Mail dazu verpflichtet werden, "Identifizierungsmerkmale zu erheben, zu verifizieren und im Einzelfall den Sicherheitsbehörden zur Verfügung stellen". ...

    Posteo kritisierte in einem Blogbeitrag die Forderung scharf: "Die Identifizierungspflicht würde die Art und Weise, wie Menschen hierzulande Online-Dienste nutzen, grundlegend ändern. ...

    Die Provider sollen dazu "Hilfestellungen" gewähren und die "Aufstellung und den Betrieb von technischen Mitteln" für den Einsatz von Staatstrojanern in ihren eigenen Räumen dulden. Den Behördenmitarbeitern sollen sie dazu den erforderlichen Zugang zu den Servern gewähren. Darüber hinaus sollen sie den Datenstrom des betroffenen Anschlusses zu den Behörden umleiten. Das gilt auch dann, wenn die Abhörtechnik nicht beim Provider, sondern bei den Behörden installiert ist. ...

    Des weiteren sollen Provider künftig im 5G-Netz sicherstellen, "dass die Sicherheitsbehörden Imsi-Catcher einsetzen können, ohne dass dies dem Endnutzer bekannt wird". ...

  • Nunja, wenn man diese Stelle Zitiert:

    “I think the vision is, you know, you have this kind of right wing populism, which really is socialism, that says we should close our borders, not allow unconstrained immigration, and then take better care of our own working class people, and not allow this kind of transnational, global, corporatist elite to take everything for themselves under the guise of neoliberalism,” Greenwald said.

    Wird eher ein Schuh draus.

    Allerdings wirkt es eher so, als wollte Greenwald Carlson nicht als National Sozialisten bezeichnen.


    Das war ja schon ein Konflikt zwischen Greenwald und Scahill, ob man Fox News als Plattform nutzen kann. Wenn Greenwald Carlson in einen Deutungsrahmen setzt, der seine Politik als zumindestens teilweise links anschlussfähig beschreibt, klingt es schon ein bisschen so, als ob Fox mittlerweile Greenwald nutzt. Was ist der politische Sinn dahinter das zu tun?

  • ich finde es in dem zusammenhang interessant mal aus unserer eher linken perspektive auszubrechen und sich mal zu fragen, was das mit dem durschnittlich eher rechten fox-news zuschauer macht, wenn glenn greenwald tucker carlson als sozialist bezeichnet.


    ich meine die können das entweder einfach als quark abtun und greenwald als spinner abtun, die können aber genauso gut aufhören sozialismus böse zu finden, was so leuten wie aoc vermutlich helfen würde.

  • Ist halt eine total absurde Dichotomie bzw Gegenüberstellung. Er tut so als sei es ein Merkmal des Sozialismus gegen Einwanderung zu sein, während Neoliberalismus ja voll dafür sei.


    Der Mann sollte mal ein paar Wochen Urlaub machen bevor er sich komplett entblödet.

    Man kann die Fettung auch einfach woanders drauf setzen:

    I think the vision is, you know, you have this kind of right wing populism, which really is socialism, that says we should close our borders, not allow unconstrained immigration, and then take better care of our own working class people, and not allow this kind of transnational, global, corporatist elite to take everything for themselves under the guise of neoliberalism,

    Und dann wäre man schon ziemlich nahe dran am "sozialistischen" Senator B. Sanders, der sich als Präsidentschaftskandidat zwar einerseits deutlich gegen Diskriminierung und Illegalisierung von MigrantInnen ausgesprochen hat, aber andererseits keineswegs dafür war, die Grenzen der USA für alle zu öffnen.


    Aber da sind wir dann schon wieder bei dem eigenartigen Phänomen, welches sich leider auch auf der "links"-liberalen Seite des Spektrums durchsetzt, und nicht nur keinen Unterschied zwischen "socialism" (Greenwald über T. Carlson) und "democratic socialism" (Bernie Sanders, AOC, et. al über sich selbst) machen will, sondern schon einen nicht explizit feindlichen Kommentar eines Journalisten (der nebenbei in seiner brasilianischen Wahlheimat nicht nur wegen seiner offenen homosexuellen Lebensgemeinschaft mit einem nicht-weißen Mann, sondern auch wegen seiner scharfen Kritik an der faschistoiden Regierung Bolsonaro angefeindet und mit Mord bedroht wird) über ein prominentes rechtskonservatives Sprachrohr zu einer Zustimmung zu dessen genereller Haltung macht.


    Guilt by association - works both ways.

  • Man könnte sich natürlich auch einfach mal das ganze einstündige Interview ansehen, bevor man ganz empört auf den retweet-button klickt, oder die reißerischen Zitate daraus in der eigenen Bubble verbreitet.



    Dann verstünde man vielleicht auch, dass die zitierte Passage aus einem sehr viel größeren Kontext stammt, in dem der eher libertär (im Sinn von "freiheitlich") gesinnte ehemalige Bürgerrechtsanwalt Greenwald vor allem darüber spricht, wie leicht sich linke SozialdemkratInnen unter den democrats, die in den USA unter "socalists" firmieren, vom neoliberalen "corporatism" (<- Vorsicht, Begriffsverwirrung!) aus dem eigenen Parteiestablishment vereinnahmen und mitunter zu totalitären Haltungen gegenüber ihren politischen Gegnern verleiten lassen.


    Man muss ihm da als deutscher Linker nicht in allem zustimmen, aber man muss auch berücksichtigen, dass wir hier - besonders in unseren eigenen linken Blasen - unter "Sozialismus" etwas anderes verstehen, als die Amis.

    Und Greenwald deswegen jetzt in die rechte Ecke zu stellen - also dahin, wo amerikanische "links"-Liberale (noch so eine Begriffsverwirrung) ihn und viele andere KommentatorInnen außerhalb des demokratenfreundlichen Konzernmedienapparates sowieso schon die ganze Zeit haben wollen, weil sie sich partout nicht auf Linie des Parteiestablishments bringen lassen - ist leider ein geistiger Kurzschluss, der nur im twitter-Paralleluniversum als vernünftige Analyse durchgeht und letztendlich der politischen Gegenseite in die Hände spielt.

  • Das war ja schon ein Konflikt zwischen Greenwald und Scahill, ob man Fox News als Plattform nutzen kann. Wenn Greenwald Carlson in einen Deutungsrahmen setzt, der seine Politik als zumindestens teilweise links anschlussfähig beschreibt, klingt es schon ein bisschen so, als ob Fox mittlerweile Greenwald nutzt. Was ist der politische Sinn dahinter das zu tun?

    Ich denke, es stand nie zur Debatte, das beide Seiten sich etwas von einem Auftritt versprechen. Für den Gast ist das eben die Möglichkeit, einen erheblichen Anteil der Bevölkerung zu erreichen, der sich eher nicht in linken Blasen tummelt.

    Ich versteh ja das man das in der Greenwald-Fanbubble gesundbeten will um sich die intellektuelle Verwahrlosung des Idols nicht einzugestehen.

    Ist zwar ziemliche gehässige Polemik, aber müsste dir dann ja entgegenkommen, wo du ja den angeblich zu "links-intellektuellen" Diskurs hier kürzlich erst kritisiert hast.

    Hat dein Groll und die Tatsache, dass du scheinbar mit der Sekundärquelle aufgehört hast zu hinterfragen möglicherweise etwas mit der scharfen Kritik zu tun, die Greenwald an dem Teil der Linken übt, der nicht davor zurückschreckt, Faschismus mit Methoden aus dem faschistischen Werkzeugkasten bekämpfen zu lassen?

  • ich finde es in dem zusammenhang interessant mal aus unserer eher linken perspektive auszubrechen und sich mal zu fragen, was das mit dem durschnittlich eher rechten fox-news zuschauer macht, wenn glenn greenwald tucker carlson als sozialist bezeichnet.


    ich meine die können das entweder einfach als quark abtun und greenwald als spinner abtun, die können aber genauso gut aufhören sozialismus böse zu finden, was so leuten wie aoc vermutlich helfen würde.


    Aber das wäre wieder mein Punkt, dass die Rolle von socialist falsch interpretiert wird. Ja, es gibt immer noch die osteuropäischen Immigranten oder die amerikanischen Flüchtlinge, die sagen ich bin da aufgewachsen, ich will das nicht mehr und für die ist es ein (mit den Jahren immer weiter in die Ferne rückender) Schrecken. Ansonsten ist socialist eine Projektionsfläche, wo man zwischen die wollen eine totalitäre Diktatur und die wollen das ganze Geld an die Armen verteilen und dann ist die Wirtschaft ruiniert alles malen kann. Zumal ja die Republikaner immer behaupten alle Demokraten wären socialist und hinterher, upps, konnte der Biden die Mindestlohnerhöhung doch nicht durchbringen. Vorallem ist der Begriff also austauschbar mit "die andere Seite". Ich denke die übermäßige Verwendung im branding der Republikaner hat die Entschärfung bereits besorgt.


    Ich denke, es stand nie zur Debatte, das beide Seiten sich etwas von einem Auftritt versprechen. Für den Gast ist das eben die Möglichkeit, einen erheblichen Anteil der Bevölkerung zu erreichen, der sich eher nicht in linken Blasen tummelt.


    Als Gradmesser gilt ja wie oft sich dich wieder einladen. Wenn man (in deren Einschätzung) nicht nützlich ist, kommt man auch nicht wieder in das Programm. Insofern liegt zumindestens eine gewisse Bedeutung darin und Carlsons Sendung ist hochproduzierte Propaganda, die haben schon ein feines Näschen dafür, was ihnen hilft und natürlich auch Auswahl, wenngleich Greenwald sicherlich eine hochkarätige Person aus dem linken Spektrum ist.

  • Als Gradmesser gilt ja wie oft sich dich wieder einladen. Wenn man (in deren Einschätzung) nicht nützlich ist, kommt man auch nicht wieder in das Programm. Insofern liegt zumindestens eine gewisse Bedeutung darin und Carlsons Sendung ist hochproduzierte Propaganda, die haben schon ein feines Näschen dafür, was ihnen hilft und natürlich auch Auswahl, wenngleich Greenwald sicherlich eine hochkarätige Person aus dem linken Spektrum ist.

    Das einzige was zählt, ist Quote. In dem Sinne sind populäre Meinungen sicher nützlich. Wie ernst man diese dort nimmt, zeigt sich meist nur wenig später. Für die FOX News Agenda sind sie nicht gefährlich, weil sie vor allem das demokratische Establishment infrage stellen. Das ist nun wirklich nicht besonders schwer. Aber gut, das wir jetzt über die Auftritte reden und nicht über die Aussage, wegen der Kritik geäußert wurde.

    Wären die Demokraten nicht solche Heuchler gäbe es für Fox News überhaupt keinen Anlass, diese Leute einzuladen. Auf der anderen Seite, sollte man trotzdem anerkennen, dass sie Leute zu Wort kommen lassen, die dem eigenen Narrativ sicher in den größten Teil widersprechen. Plädoyers für Truppenapzüge bekommt man anderswo eher nicht platziert. Insofern bietet der Anlass für unsere Diskussion eigentlich auch ein wenig Differenziertheit und liefert Gründe, warum Carlsons Show sich so großer Beliebtheit erfreut.

    Ein anderer Aspekt ist, dass entgegen der verlautbarten Differenzen, die politischen Unterschiede zwischen Fox und den anderen Sendern eigentlich kaum existieren, außer in der Präferenz für eine Partei. Daher ist es auch kein Wunder, dass Tucker Carlson überhaupt bei Fox arbeitet, trotz seiner Vergangenheit bei den anderen Outlets oder dass Rachel Maddow dick befreundet mit einer FOX-Größe sein kann.

  • Man kann die Fettung auch einfach woanders drauf setzen:

    Klar kann man das. Es wird dadurch aber nicht besser.

    Und dann wäre man schon ziemlich nahe dran am "sozialistischen" Senator B. Sanders,

    Und wenn man dann Sanders und Carlson (und Co.) in einen Topf wirft... ist es immer noch Schwachsinn. Wären denn Carlson in dieser Betrachtungsweise noch weiter links als Sanders? Immer ist Carlson ja full-on "Sozialist" und Sanders "nur" ein "demokratischer Sozialist". Greenwald-Flüsterer hier die das aufklären können?

    als ob Fox mittlerweile Greenwald nutzt. Was ist der politische Sinn dahinter das zu tun?

    Steile These: Greenwald war von den linken Anwürfen ein "rechtes U-Boot" zu sein so angenervt das er einfach mal die übelsten Rechtsausleger zu Sozialisten deklariert. Take that, woke mob.

    sondern schon einen nicht explizit feindlichen Kommentar eines Journalisten

    Man bewertet Journalisten an ihren Worten? Verrückte Welt. So unfair.

    Man muss ihm da als deutscher Linker nicht in allem zustimmen, aber man muss auch berücksichtigen, dass wir hier - besonders in unseren eigenen linken Blasen - unter "Sozialismus" etwas anderes verstehen, als die Amis.

    Ist eine banale Erkenntnis. Aber wenn der Begriff Sozialismus jetzt auch Bannon und Carlson umfasst kann man ihn wegschmeissen. Dann ist jeder Sozialist.

    wo du ja den angeblich zu "links-intellektuellen" Diskurs hier kürzlich erst kritisiert hast.

    Tat ich das? Ist mir neu.

    Hat dein Groll und die Tatsache, dass du scheinbar mit der Sekundärquelle aufgehört hast zu hinterfragen möglicherweise etwas mit der scharfen Kritik zu tun, die Greenwald an dem Teil der Linken übt, der nicht davor zurückschreckt, Faschismus mit Methoden aus dem faschistischen Werkzeugkasten bekämpfen zu lassen?

    Nein. Eher damit das Greenwald im linken Spektrum hochgradig überschätzt wird. Wenn er nicht zufällig kurz vor Snowden beim Guardian gelandet wäre, wäre er heute ein gescheiterter Anwalt und Journalist im brasilianischen Wahl-Exil, den keine Sau kennt. Zu Recht.


    Der Vorwurf mit der Sekundärquelle wird übrigens sehr schnell zum Bumerang, da wär ich vorsichtig.

  • Immer ist Carlson ja full-on "Sozialist" und Sanders "nur" ein "demokratischer Sozialist". Greenwald-Flüsterer hier die das aufklären können?

    Das hat Greenwald so nicht gesagt.

    Den demokratischen Sozialismus habe ich ins Spiel gebracht.


    Aber man kann es natürlich so interpretieren wenn man unbedingt will, und das Urteil schon fest steht, bevor der Fall verhandelt wurde.

  • Nein, er hat das nicht so gesagt, ich interpretiere Deine Interpretation weiter. Das Spektrum ist doch üblicherweise Mitte - dem. socialist - (full-on) socialist - communist (stark vereinfacht).


    Wenn Sanders also selbstbekundender dem. socialist ist und Carlson laut Greenwald ein socialist (ohne vorangestellte abschwächende/qualifizierende Begriffe) stünde Carlson in Greenwalds Sozialismustheorie ja NOCH weiter links als Sanders. Daher meine provokative Frage ob das vielleicht einer aus der Fanbubble aufklären mag.

  • Nein. Eher damit das Greenwald im linken Spektrum hochgradig überschätzt wird. Wenn er nicht zufällig kurz vor Snowden beim Guardian gelandet wäre, wäre er heute ein gescheiterter Anwalt und Journalist im brasilianischen Wahl-Exil, den keine Sau kennt. Zu Recht.

    :| Puh. Hat Snowden ja mehr Glück als Verstand gehabt. Ausgerechnet so ein IntelligenceAnalysten-Tüp greift sich so ein brasilianisches Dschungelwürstchen und kommt durch die Spy-Story des Jahrhunderts. Nicht zu fassen.

  • :| Puh. Hat Snowden ja mehr Glück als Verstand gehabt. Ausgerechnet so ein IntelligenceAnalysten-Tüp greift sich so ein brasilianisches Dschungelwürstchen und kommt damit durch. Nicht zu fassen.

    Ein "household name" ist Greenwald jedenfalls erst durch die Snowdenberichterstattung, seinen dafür erhaltenen Pulitzer und seine Handvoll post-Snowden-Bücher geworden.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!