News-Aufreger und Absurditäten des Tages

  • Was geht denn jetzt wieder. Man kann den Jünger doch als mündiger und gebildeter Bürger lesen und im historischen Kontext betrachten, ohne ihn geil zu finden. Man kann ihn auch mehr oder weniger gut nachvollziehen und dann eben nicht verstehen, wie er argumentativ tickt. Es ist ein Zeitzeuge, und kein unwesentlicher.


    Wenn man in 100 Jahren die Memoiren von Lauterbach liest (warum auch immer man das tun sollte), dann wird man da auch einiges nachvollziehen können, und manches eben nicht.

  • nein nein, keine eigene Moralvorstellungen auf ihn anwenden. Er wusste es damals nun mal nicht besser und ist jetzt geläutert und kann in die weite Welt hinausgehen als besserer Mensch, um den nächsten Nazi oder Nazisympathisanten in Schutz zu nehmen: die Hohenzollern.

    Er war nicht in der Partei, nicht in der Reichskulturkammer, wollte nicht mit sen Nazis Propaganda machen weil sie ihm zu stumpf waren.

    In Der Arbeiter ist dann auch eher ein kommunistisch/ stalinistischer Staat beschrieben, wer das auf den NS-Staat münzen möchte hat nicht verstanden, dass die miteinander konkurrierenden Parallelstrukturen und unklaren Verantwortungen im Führerstaat immer inneren Konkurrenzkampf erzwangen, und der niemals als Monolith im angelegt war.


    Aber klar: Deine Mudda!


    Oder halt: Yikes

  • wollte nicht mit sen Nazis Propaganda machen weil sie ihm zu stumpf waren.

    Sag ihm nicht, was ihm zu stumpf war.

    Das stimmt vorne und hinten nicht. Das ist jetzt nur noch diskutieren, um Recht zu haben (Ja, Ernst Jünger war auch nicht in Ausschwitz oder hat Juden gejagt, schön und? und "Der Arbeiter" ist wesentlich anders, also Jünger war jetzt kein Kommunist)


    I'm sorry, aber das ist komplettes derailing eigentlich inzwischen.

    Ernst Jünger war ein umstrittener rechter Autor, er wird der konservativen Revolution zu geschrieben und Elon Musk hat dessen berühmteste aller Kriegsbücher gelesen (warum eig. nicht "Der Arbeiter"? oder "Krieg dem Kriege"?) und fand es gut, hat es mitgeteilt, was zwiespältig gedeutet werden muss.

  • Das Erzähl-Narrativ, Belarus führt einen hyperaktiven-hybriden Vernichtungsfeldzug (wahrscheinlich auch cyber-cyber mit Unterschrift von Lukaschenko im Code) und mischt sich in die EU ein - *gäääähn* - die EU andersrum würde sich ja nie in Belarus einmischen, oder in der Ukraine : )


    Weißrussland verhandelt gerade einen Staatenbund mit Russland (Wirtschaft/Verteidigung) und sie sind so eng zusammen wie niemals zuvor, ich würde sagen noch 1-2 Wahlen und sie haben auch die Ukraine im Block. Haben die diplomatisch impotenten Apparatschicks in der EU ja gefickt eingeschädelt.

  • Ich komm da nicht ganz mit. Wieso fühlt man sich dort jetzt eigentlich nicht mehr an Grenzabkommen gebunden? War es die einseitige Sanktionierung durch die EU, also selbst der Bruch von Abkommen oder die die Enttarnung von (auch deutschen) Schlapphüten im Zusammenhang mit den landesweiten Protesten. Da gabs doch auch noch diesen vom Westen abgeschalteten Ex-Agenten, der in der Ukraine kämpfte und aus dem Flugzeug geholt wurde.

    Inwiefern sollen neue Sanktionen da jetzt zum Umdenken beitragen? Auge um Auge?

  • Ich weiß nicht ob das hier der richtige Thread für so ein großes Thema ist, gerne verschieben von der Moderation, aber mich würde auch mal die allgemeine Sicht auf das Thema Belarus/Polen interessieren. Ich finde das schon einen ziemlichen Hammer, was Lukaschenko da abzieht. Man muss nur auf die Karte gucken, um zu sehen dass die Migranten mit Sicherheit nicht aus eigenem Antrieb nach Belarus gelangt sind, um von dort über die polnische Grenze zu gelangen. Das allgemeine Narrativ, dass sie wohl aktiv per Flugzeug oder auf anderen Wegen dorthin geködert werden, scheint mir plausibel.


    Klar ist, dass die Migranten hier nicht die Täter sind, sondern die Opfer eines menschenverachtenden Theaterstücks. Jegliche Hassbekundungen gegenüber der Migranten muss man entschieden zurückweisen. Es ist auch klar, dass man Menschen durch Kälte und Hunger leicht dazu bringen kann, mit Werkzeugen die Grenze anzugreifen, und "Germany" zu skandieren.


    Der Punkt ist, gibt es hier irgendjemanden, der mir plausibel erklären kann, warum das was wir da gerade sehen kein kriegerischer Akt und kein Anlass für den NATO-Bündnisfall ist? Hier findet ein Angriff von Belarusischem Boden aus auf die Polnische Grenze statt. Wie gesagt: die Migranten sind hier nicht die Täter, und ich hoffe und wünsche mir auch nicht dass auf sie geschossen wird, andererseits ist das was Belarus tut doch offensichtlich ein feindlicher Akt? Es ist doch völlig egal, ob Lukanschenko Soldaten, Zivilisten, Roboter oder Migranten schickt, um die Grenze anzugreifen und einen Nachbarn zu destabilisieren? Oder sehe ich da etwas falsch?


    Um es gleich abzubügeln: nein, ich bin nicht für einen Krieg, natürlich nicht, aber man kann eine solche Tat jetzt auch nicht laufen lassen, man muss da irgend etwas dagegen setzen, oder sehe ich das falsch?

  • genau dazu in nem anderen Thread schon was gepostet:


    RE: Moria/EU-Asylpolitik [Sammelthread]


    Zitat
  • Der Punkt ist, gibt es hier irgendjemanden, der mir plausibel erklären kann, warum das was wir da gerade sehen kein kriegerischer Akt und kein Anlass für den NATO-Bündnisfall ist?


    Was soll denn die Ausrufung des "Bündnisfalles" bewirken?


    Der weißrussische Diktator schleust Geflüchtete ins Polnisch-Belarussische Grenzgebiet. Das NATO- und EU-Mitglied Polen macht die Grenzen dicht und lässt die Hilfe suchenden Menschen bei Minustemperaturen im Wald im Stich.


    Gegen wen soll sich das "Bündnis" denn da wie genau verteidigen?


    Der Einzige Weg, dieses Problem zu lösen, wäre eine Aufnahme der Geflüchteten und ihre Verteilung auf die EU-Mitgliedsländer. Wäre ganz einfach zu machen, aber die politischen Führungen - inklusive der geschäftsführenden Bundesregierung - wollen es nicht, weil sie Angst vor den Nationalisten (auch in den eigenen Reihen) haben.


    Wenn die "Bündnis"-Partner sich nicht einmal darauf einigen können, ein paar hundert bis tausend Menschen aus höchster Not zu retten und dabei gleichzeitig Lukaschenkos völlig durchsichtiger Strategie den Wind aus den Segeln zu nehmen, ohne dass dabei irgendwer das Militär ins Spiel bringen müsste, dann werden die sich doch erst recht nicht auf irgendeinen "Bündnisfall" einigen können.


    Das ist in erster Linie eine humanitäre Katastrophe, an der nicht nur der diktatorische Nachbar, sondern auch eine Europäische "Wertegemeinschaft" und ihre NATO-Verbündeten Schuld tragen, die sich schon lange vor dieser jüngsten Entwicklung davor scheuen, die Auswirkungen ihrer imperialen Lebensweise auf Menschen außerhalb ihrer wertewestlichen Festung anzuerkennen und dafür Verantwortung zu übernehmen.

  • Der Einzige Weg, dieses Problem zu lösen, wäre eine Aufnahme der Geflüchteten und ihre Verteilung auf die EU-Mitgliedsländer.

    Das wird auch passieren, aber natürlich erst wenn das Problem als ganzes gelöst ist, weil sonst macht Lukaschenko nämliche einfach weiter.


    Ich sehe folgendes Problem, weshalb Polen die Flüchtlinge gar nicht ins Land lassen kann, und warum das ganze zu einem riesigen Problem in der EU wird: Polen will keine Flüchtlinge aufnehmen, das ist bekannt, und sperrt sich auch gegen Kontingente. Dadurch, dass Belarus diese aber an die polnische Grenze bringt, betreten sie mit Polen zuerst EU-Boden, und sind damit nach Dublin auch zuständig für die Asylanträge.


    Natürlich werden Deutschland und andere Staaten die Flüchtlinge aufnehmen, dadurch hat die EU aber plötzlich ein Druckpotential gegen Polen in der Hand: entweder ihr nehmt auch euer Kontingent auf, oder wir schicken euch alle (wie nach Dublin ja vorgesehen). Ob die EU das machen wird ist eine andere Frage, aber alleine dass Polen dadurch erpressbar wird, und das in der aktuell eh verfahrenen Situation, macht die Lage der EU und Polen selbst noch prekärer, weshalb Polen das ganz sicher nicht zulassen wird.


    Und aus Sicht Lukaschenkos sehe ich auch keinen Grund, warum er diese sehr wirkungsvolle Taktik nicht fortsetzen sollte.

  • Natürlich werden Deutschland und andere Staaten die Flüchtlinge aufnehmen, dadurch hat die EU aber plötzlich ein Druckpotential gegen Polen in der Hand: entweder ihr nehmt auch euer Kontingent auf, oder wir schicken euch alle (wie nach Dublin ja vorgesehen).

    Das wäre natürlich eine interessante Pointe, wenn die Wertegemeinschaft dann Flüchtlinge in der Art weaponiziert.

  • Die Frage die man dabei als erstes mal beantworten müsste wäre, ob es wichtiger ist, das ekelhafte Spiel Lukaschenkos und der nationalistischen polnischen Regierung mitzuspielen, oder Menschen vor dem Tod durch Erfrieren und Verhungern zu retten.


    Aber man kann statt desen natürlich auch ein bisschen zynisches lokales Geostratego gegen Leute spielen, denen die viel proklamierten westlichen "Werte" herzlich egal sind, bis sich das Problem irgenwann von selbst gelöst hat, weil die Menschen im Grenzgebiet dann größtenteils verhungert und erfroren sind.

  • Der Punkt ist, gibt es hier irgendjemanden, der mir plausibel erklären kann, warum das was wir da gerade sehen kein kriegerischer Akt und kein Anlass für den NATO-Bündnisfall ist?

    Artikel 5

    Die Parteien vereinbaren, daß ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen werden wird; sie vereinbaren daher, daß im Falle eines solchen bewaffneten Angriffs jede von ihnen in Ausübung des in Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen anerkannten Rechts der individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung der Partei oder den Parteien, die angegriffen werden, Beistand leistet [...]

    Also solang du jetzt nicht erklärst, wie Flüchtlinge völkerrechtlich als Waffe gelten sollen gibts da nix weiter zu überlegen...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!