News-Aufreger und Absurditäten des Tages


  • Am 15. Februar 1989 zogen die letzten sowjetischen Soldaten aus Afghanistan ab.

  • Ja, könnte man ja auch mal in den großen Nachrichten breittreten. Stattdessen wirkt es jetzt so, als sei die Opposition wieder ein opportunistischer Miesmacher.

  • Was wird denn berichtet? Ich guck das ja nicht mehr.

    Kurze O-Ton snippets der Opposition ohne Bezug auf diese Abstimmung (ich hatte nun hier davon erfahren) und dann halt interviews mit Mitgliedern der Regierungsparteien, wo als Frage dann kommt "die Opposition wirft ihnen Fehler vor [...]" yadayada, ohne konkret zu werden. Aber konkret werden war ja schon immer so ne Sache.

  • Das ist ja wohl das Mindeste! Nach 20 Jahren Demokratieexport ist dieses Wochenende ohne den richtigen Spin auch nur schwer zu vermitteln. Wir haben ja schließlich auch noch ein bisschen was vor in der Welt.


    Jagut, die die wir jetzt noch nicht überzeugt haben müssen wir eben durch Bombardements und targeted killiing einfangen.


    Für Ortskräfte ist der Sack wohl auch zu. Neuer Schwerpunkt dürfte sein wenigstens noch alle eigenen Botschaftskräfte, die sich unter den Schild der Amis auf den Flughafen geflüchtet haben, raus zu bekommen. Sollten die Amis den Flughafen aufgeben bevor alle raus sind bin ich gespannt was unsere Fallis machen...

    a) Passen alle in den A400M

    b) Ihr neuer Funkrufname: Bravo-2-Zero; gute 200 km SO in Pakistan neuer Aufnahmepunkt; marsch marsch ende.

  • Während USA und unsere Bundesregierung kopf- und planlos herumeiert, während man den afghanischen Ortskräften den Mittelfinger zeigt, macht China Nägel mit Köpfen. China hat kein Problem mit den Taliban und erkennt sie als legitime Regierung an. Alles Friede, Freude, Eierkuchen eben


    Auszug der PK in der chinessichen Global Times, den ich schnell übersetzt habe. Fehler könnt ihr behalten:



    Edit: In Kurzform auch als Tweet


  • Tilman


    Das sind politische Hohlphrasen auf Chinesisch. Immer wenn es um andere Länder - besonders um Fragen der Souveränität oder Konfliktregionen geht - wird die Floskel "Entscheidung des (hier Namen einfügen) Volkes respektieren, blabla. China mischt sich nicht in die Innenpolitik ein (weil sonst hätten andere Länder ja ne rhetorische Breitseite wegen Taiwan). Blabla. China respektiert die Souveränität und territoriale Integrität. Blabla"


    Das ist eine Hohlphrase, so wie Politiker:innen in Deutschland sagen, wenn sie etwas fordern oder "ein Maßnahmenpaket auf den Weg bringen wollen" oder einfach nur "mehr Geld für ...." ausgeben wollen.

  • Dieser Hinterhofkrieg hatte seinerzeit auch zu einer gewissen Radikalisierung unter den Uiguren geführt. (Wobei man das glaube ich in einer Linie mit der Mobilisierung islamischer Kämpfer gegen die sowjetische Präsenz sehen muss.) Ein stückweit kann man die Überreaktion der chinesischen Regierung in Xinjiang also auch darauf zurückführen. Von guten Beziehungen zu den Taliban verspricht man sich wohl, eine Unterstützung des uigurischen Widerstands von Afghanistan aus möglichst auszuschalten.

  • Jagut, die die wir jetzt noch nicht überzeugt haben müssen wir eben durch Bombardements und targeted killiing einfangen.


    Für Ortskräfte ist der Sack wohl auch zu. Neuer Schwerpunkt dürfte sein wenigstens noch alle eigenen Botschaftskräfte, die sich unter den Schild der Amis auf den Flughafen geflüchtet haben, raus zu bekommen. Sollten die Amis den Flughafen aufgeben bevor alle raus sind bin ich gespannt was unsere Fallis machen...

    a) Passen alle in den A400M

    b) Ihr neuer Funkrufname: Bravo-2-Zero; gute 200 km SO in Pakistan neuer Aufnahmepunkt; marsch marsch ende.

    Ich finds wieder klasse, wie sich die halbe Medienwelt daüber erregt, dass sich die Afghanen ihrem Schicksal so einfach ergeben. Ich halte das für klug, denn wie die Alternative aussieht kann man am Beispiel von Lybien oder Jemen gut beobachten. So läuft das eben, wenn man 20 Jahre lang die örtlichen Strukturen größtenteils ignoriert.


    Mal abwarten wie es sich mittelfristig entwickelt. Es gab ja sicher auch gewisse Vereinbarungen bei den Verhandlungen und der Opium-Nachschub will gesichert sein. Die Taliban hatten vor 9/11 gute diplomatische Kanäle in die USA.

  • Kurze O-Ton snippets der Opposition ohne Bezug auf diese Abstimmung (ich hatte nun hier davon erfahren) und dann halt interviews mit Mitgliedern der Regierungsparteien, wo als Frage dann kommt "die Opposition wirft ihnen Fehler vor [...]" yadayada, ohne konkret zu werden. Aber konkret werden war ja schon immer so ne Sache.

    Das muss man verstehen. Es ist schliesslich Wahlkampf. Da will man als deutsche/r WertejournalistIn doch nicht daran schuld sein, wenn die regierenden Staatsparteien genau so einen schlechten Eindruck machen, wie ihre rechts-bürgerliche "Alternative". Am Ende hängt die staatstragende Heuchelei noch genug Leuten zum Hals raus, dass sie die nicht mehr wählen.

    Da müsste man dann womöglich ganz neue Seilschaften zwischen Politik und veröffentlichter Meinung knüpfen.


    Never change a running system!

  • "China respektiert die Souveränität und territoriale Integrität. Blabla"


    Das meinen die glaube ich schon aus Überzeugung...


    Was den röttgenschen "Bürgerkrieg" angeht, ich glaube da ist niemand der gegen die Taliban kämpft - da werden sicherlich einige einflussreichere Leute, Generäle oder Warlords mehr oder weniger öffentlichere Tode sterben, aber einen Bürgerkrieg erwarte ich da nicht.


    Das China und Russland wohl relativ souverän agieren hat wohl mit den vorherigen Gesprächen zu tun - wobei Russland den Taliban eine härtere Ansage gemacht hat.

  • Ich finds wieder klasse, wie sich die halbe Medienwelt daüber erregt, dass sich die Afghanen ihrem Schicksal so einfach ergeben.


    So im Nachhinein ergibt es sehr viel Sinn. Das Geschäft war für westliche Geldgeber zu arbeiten. Es ist nicht so, dass es eine andere vergleichbare ökonomische Basis gibt, die sich zu verteidigen lohnt. Zwar wäre das Geld weiter geflossen, aber wenn man im Gegenzug eine engagierte militärische Kraft auf eigene Kosten abwehren muss, ist das alles schon deutlich weniger lukrativ. Jeder, der da in Führungspositionen war, hat vermutlich genug zur Seite geschafft, um woanders genauso aber in Sicherheit zu leben.

  • Ich kann natürlich auch nicht nachvollziehen, wie man diesen Vorgang unironisch als Affront gegen die überlegenen westlichen Werte charakterisieren kann, und würde da noch etwas anderes hinter vermuten. Insofern scheint mir dieser NZZ-Artikel etwas näher an die eigentliche Furcht oder das eigentliche Eigeninteresse hinter der Geschichte zu kommen, jenseits von Interventionspropaganda und Barbarengrusel fürs Publikum:


    https://www.nzz.ch/meinung/afg…aesident-biden-ld.1640530


    Zitat

    Auch verliert Washington nun weitgehend die Möglichkeit, Einfluss auf die Region zu nehmen. Flüchtlingsströme dürften weit über Afghanistan hinaus zu Erschütterungen führen.

    Zitat

    Auch das Szenario, dass sich unter dem Schutz der Taliban wie schon in den neunziger Jahren antiwestliche Terrorzellen bilden, ist nicht von der Hand zu weisen.

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