#493 - Alena Buyx (Vorsitzende Ethikrat)

  • Dienstag, ab 16 Uhr LIVE:



    Ich spreche mit der Medizinethikerin und Hochschullehrerin, Alena Buyx. Alena ist seit diesem Jahr Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, ein unabhängiger Sachverständigenrat, der „die ethischen, gesellschaftlichen, naturwissenschaftlichen, medizinischen und rechtlichen Fragen sowie die voraussichtlichen Folgen für Individuum und Gesellschaft verfolgt, die sich im Zusammenhang mit der Forschung und den Entwicklungen insbesondere auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften und ihrer Anwendung auf den Menschen ergeben“ (Wiki)


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  • Danke dass ihr meine Frage gestern aufgerufen habt. Sie hat sich allerdings weniger an die großartige Frau Buyx gerichtet als an euch bzw. den Schwarm. Wie schafft man den Einstieg in die Philosophie? Mir fehlt die Struktur. Ich lese Philomag, höre mir Seminarmitschnitte, Vorträge und Interviews mit Philosophen auf youtube, nehme viel mit, aber das Puzzle fügt sich nicht zusammen. Ich glaube, ich brauche ein System.


    LG Nico

  • Super Interview und Fragestunde, nur beim Lebensschutz vs Würde nach Artikel 1 GG da verrennt sich dann sogar hansj.

    Das Leben an sich ist bei uns weniger geschützt als die Würde, um einiges und das zu Recht. Auch der Verweis auf die Abschaffung der Todesstrafe war da wenig hilfreich, denn die ist nur durch Artikel 102 GG "Die Todesstrafe ist abgeschafft." (Vollzitat) abgeschafft und der unterliegt nicht mal der Ewigkeitsklausel.

    Leben und Körperliche Unversehrtheit sind per Gesetz, zumindest mittelbar, einschränkbar; das ist meiner Ansicht nach auch für die Existenz eines Staates unabdingbar, da das Gewaltmonopol einerseits erfordert die Unversehrtheit derer einzuschränken gegen die der Staat es anwendet, andererseits aber auch die Verpflichtung seines Exekutivpersonals sich dazu in Gefahr zu begeben. Bei Soldaten ist es unter dem Stichwort "Tapferkeitspflicht" vielleicht am prägnantesten benannt.

  • Bei Menschenwürde vs Lebensschutz geht es noch um weit mehr als nur die Frage, wann der Staat das Leben, z.B. beim Täter eines Anschlags, in Frage stellen darf. Es geht auch um Fragen, wann der Staat das Leben schützen muss und wann damit andere Grundrechte eingeschränkt werden.


    Um mal ein Beispiel zu nennen: darf der Staat alle Menschen bis tief in die Intimsphäre überwachen, um mögliche Terroristen Dingfest zu machen, bevor sie Menschen töten? In dem Fall wäre die Menschenwürde von allen Bürgern so stark verletzt, dass die möglicherweise 20 Menschen, denen man damit das Leben gerettet hätte, nicht im Verhältnis stehen. Menschenwürde steht auch immer im Zusammenhang mit lebenswertem Leben. Deshalb darf der Staat auch nicht Leben über alle denkbaren Mittel versuchen Leben zu retten und hat gewisse Grenzen.


    Das nur mal so angeschnitten, thematisch kann man ganze Papiere verfassen.



    Krawallski: In wie weit willst du in die "Philosophie" einsteigen? Beruflich? Privat? Gerade privat ist jeder Mensch bis zu einem gewissen Punkt philosophisch. Das man das so nicht benennt liegt daran, dass es nicht aktiv betrieben wird. Wer aber aktiv und ständig tiefgründig aus verschiedenen Blickwinkeln versucht Dinge zu ergründen (sich also auch ständig selbst hinterfragt), der baut sich mit der Zeit eine gewisse Expertise auf, die inhaltlich auch mit Prechts argumentativen Ansichten mithalten können.


    Es gibt natürlich Unterschiede zu jenen, die studiert haben und wissenschaftliche Arbeiten schrieben. Das fängt an bei Glaubwürdigkeit (einem Precht wird man eine These wohl eher abnehmen als jemand ohne Studium, auch wenn sie gleichwertig sind), geht über Wissen von anderen Philosophen weiter, womit man in der Uni vermutlich eher Kontakt finden wird und endet dort, wo dir als Privatperson wertvolle Kontakte fehlen.


    Als z.B. Künstler ist die privat betriebene Philosophie aber dennoch Gold wert. Das heißt es ist sinnvoll zu wissen, was du selbst damit überhaupt erreichen willst. Den einen vordefinierten Weg, gibt es nicht.



    Alena Buyx finde ich sehr sympathisch. Ich kann nicht erkennen, dass sie in irgendeiner Weise eingebildet ist. Eher das Gegenteil ist der Fall. Aber ich verstehe sehr wohl, dass Leute so etwas schnell falsch einschätzen. Viele Leute fühlen sich schnell ohne Grund angegriffen, wenn andere Leute über ihre persönlichen Stärken und Vorteile (z.B. ihr Glück mit der Schule) sprechen. Damit tut man ihr aber unrecht (ist mir selbst schon sehr sehr oft passiert, weshalb man in gewissen Gesprächsrunden nur sehr ungern darüber spricht).


    Eine Sache im Gespräch habe ich nicht verstanden. An einer Stelle (habe vergessen die Zeit zu notieren) sprach sie von "alten Datenschutzansichten" die anders sein sollen als modernere Ansichten, die sie nun vertritt. Auf der einen Seite klang es als ob sie neuerdings für gewisse Big-Data-Anwendungen und dabei die informationelle Selbstbestimmung untergräbt, aber gleichzeitig sprach sie von der Wichtigkeit informationeller Selbstbestimmung. Ich glaube, irgendwo habe ich da etwas missverstanden. Hat jemand eine Ahnung, was sie eigentlich aussagen wollte?

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  • Eine Sache im Gespräch habe ich nicht verstanden. An einer Stelle (habe vergessen die Zeit zu notieren) sprach sie von "alten Datenschutzansichten" die anders sein sollen als modernere Ansichten, die sie nun vertritt. Auf der einen Seite klang es als ob sie neuerdings für gewisse Big-Data-Anwendungen und dabei die informationelle Selbstbestimmung untergräbt, aber gleichzeitig sprach sie von der Wichtigkeit informationeller Selbstbestimmung. Ich glaube, irgendwo habe ich da etwas missverstanden. Hat jemand eine Ahnung, was sie eigentlich aussagen wollte?

    Ich auch nicht so ganz. Wollte das angesichts der begrenzten Zeit aber nicht vertiefen.

  • Danke dass ihr meine Frage gestern aufgerufen habt. Sie hat sich allerdings weniger an die großartige Frau Buyx gerichtet als an euch bzw. den Schwarm. Wie schafft man den Einstieg in die Philosophie? Mir fehlt die Struktur. Ich lese Philomag, höre mir Seminarmitschnitte, Vorträge und Interviews mit Philosophen auf youtube, nehme viel mit, aber das Puzzle fügt sich nicht zusammen. Ich glaube, ich brauche ein System.


    LG Nico

    Kannst du das noch ein wenig konkretisieren? Inwiefern fehlt dir Struktur, was fügt sich nicht zusammen? Kann noch nicht ganz herauslesen, was dir jetzt fehlt - klingt jetzt nicht direkt danach, dass du einen Kanon der philosophischen Literatur beackern möchtest, oder etwa doch?


    Gibt's bestimmte Felder der Philosophie, die dich besonders interessieren? Oder soll's in die Breite gehen?

  • Irgendwie ist mir inhaltlich bei dem Interview zu wenig rumgekommen. Insbesondere bei den Themen Umweltethik (hat Tilo angesprochen, worauf lediglich "Wir hatten mal eine Veranstaltung zum Klimawandel" kam) und Tierethik (kam gar nicht vor; hoffentlich beim nächsten mal).

  • Irgendwie ist mir inhaltlich bei dem Interview zu wenig rumgekommen. Insbesondere bei den Themen Umweltethik (hat Tilo angesprochen, worauf lediglich "Wir hatten mal eine Veranstaltung zum Klimawandel" kam) und Tierethik (kam gar nicht vor; hoffentlich beim nächsten mal).

    Dafür ist der Ethikrat halt leider (noch) nicht da. Das wollte ich mit den Fragen ja deutlich machen. Die Mitglieder hätten offenbar nix dagegen. Die Politik als Auftraggeber schon: ethische Entscheidungen/Empfehlungen soll es nur in bestimmten Bereichen geben ;)

  • Kannst du das noch ein wenig konkretisieren? Inwiefern fehlt dir Struktur, was fügt sich nicht zusammen? Kann noch nicht ganz herauslesen, was dir jetzt fehlt - klingt jetzt nicht direkt danach, dass du einen Kanon der philosophischen Literatur beackern möchtest, oder etwa doch?


    Gibt's bestimmte Felder der Philosophie, die dich besonders interessieren? Oder soll's in die Breite gehen?

    Es fällt mir schwer. Ich möchte einen "Grundstock" haben. Grundlagenseminare? Muss man die gesamte europäische Philosophie und Ethik von den Griechen bis heute kennen? Oder sind gewisse Theorien/Ansichten/Konzepte "wiederlegt"? Sollte man die Bücher der Philosophen lesen? Oder die Bücher von Philosophen über Philosophen? Wenn man die Bücher der Philosophen liest: Wer hilft bei der Interpretation? Oder sollte man es einfach so oft lesen, bis man es "versteht"?

  • Sehr interessantes Interview. Ich fand aber die Antwort bzgl. der Triarge-Kriterien etwas schwammig.

    Frau Buyx wollte nicht sagen: Es soll nach z.B. alter selektiert werden. Sondern nach: "wer hat die höchsten Überlebenschancen, wenn er behandelt wird". ABER was ist, wenn beide Kandidaten (einer jung einer alt) 100 % Chance haben zu überleben, wenn behandelt wird. Aber nur einer behandelt werden kann. Dann greift das Kriterium von Frau Buyx nicht mehr.

    Klar kann man jetzt sagen der Jüngere hätte dann doch die besseren Chancen aber das ist ja nichts anderes als direkt zu sagen: erst junge, dann alte.

  • Es gibt auch junge Menschen, die eine schlechtere Überlebenschance als alte Menschen haben. Von daher hat sie eigentlich nur wiedergegeben, was im Grundgesetz steht, dass man hier nicht nach Alter diskriminieren darf. Dass das im Zweifelsfall in der Realität auch mal anders aussehen kann, kann man ihr nun wirklich nicht anlasten.


    Umso wichtiger ist es aber auch, dass die Triage-Situation gar nicht erst eintritt und man zwangsläufig eine falsche Entscheidung treffen muss (einen Menschen dem Tod zu übergeben).

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