Querdenken - es muss wohl sein

  • Die schwedische Seuchenschutzbehörde leugnet die Existenz der Epidemie und die grundsätzliche Gefährlichkeit der Situation nicht. Kann schon sein, dass man unter den Querdenkern für eine Forderung - wir sollten das wie Schweden machen - dennoch Applaus bekommt. Aber ich denke der Grund ist klar: Weil das aus deren Sicht bedeutet, sich an die Maßnahmen halten ist optional (okay und bis vor kurzem sollte man auch keine Maske tragen). Derweil die Annahme in Schweden, es ist nicht optional.

  • Gibt es eigentlich lesenswerte (wissenschaftliche) Auseinandersetzungen mit dem Thema der Verschwörungsvermarktung, vielleicht etwa aus der Psychologie, Soziologie oder vielleicht sogar der Betriebswirtschaftslehre? Als Naturwissenschaftler kenn ich mich leider nicht in der entsprechenden Publikationsszene aus.

  • Also es gibt einige Arbeiten über "fake news"-Geschäftsmodelle aus den letzten Jahren, weil das Thema so groß war. Und da werden Verschwörungserzählungen sicherlich auch mit betrachtet.


    Aber ich glaube sowas wie dieses Querdenken 711 oder Trumps Wahlverschwörung als ein aus dem Boden gestampftes adhoc-Geschäftsmodell könnte man vielleicht als ein neues Phänomen sehen, aber man kann das auch einfach als Einfluss der startup-Kultur deuten.


    Ansonsten hat man ja schon sehr lange die ökonomische Auswertung von Alternativweltsichten, die über ganz normale Produkte, Bücher, Filme, T-Shirts, funktionieren oder über Werbeeinnahmen seitdem Internetplattformen das ermöglichen. Der Unterschied besteht letztlich nur darin, dass ein anderer Markt bzw. ein andere Bedürfnis bedient wird.

  • Zumindest ich hatte den Eindruck, dass erst durch die sozialen Medien eine Professionalisierung der Verschwörungsverbreitung entstanden ist. Beispielsweise so Sachen wie InfoWars oder in Deutschland KenFM, Rubicon etc.

    Auch das organisieren sozialer Events / Happenings für die Kunden fand doch im Grunde genommen auch schon vor ein paar Jahren in Form der Friedensdemos statt, wenn auch nicht in dem Ausmaße wie Querdenken heute.


    Ich hatte nur gefragt, ob vielleicht schon in Arbeiten die Gemeinsamkeiten und Charakteristika der Verschwörungsvermarkter analysiert wurden.

  • Ich hatte nur gefragt, ob vielleicht schon in Arbeiten die Gemeinsamkeiten und Charakteristika der Verschwörungsvermarkter analysiert wurden.

    Es gibt vor allem im Englischsprachigen Raum einige Arbeiten aus der Sozialpsychologie und -philosophie zum Thema conspiracy theory oder science denial. Aber das Problem das alle WissenschaftlerInnen haben, wenn sie dem Phänomen auf den Grund gehen wollen, ist die traurige Tatsache, dass gerade Menschen die solchen Weltanschauungen und -erklärungen anhängen, oft nicht dazu bereit sind, "Mainstream"-WissenschaftlerInnen ehrliche, oder überhaupt irgendwelche Antworten auf ihre empirischen (Um)Fragen zu geben. Wer nicht zum Kreis der anerkannten "alternativen" Wissenschaftler gehört, ist schwer verdächtig selbst Teil der Verschwörung zu sein.


    Auch die AutorInnen der Baseler Studie berichten davon, dass viele der Befragten nicht bereit waren, antworten zu geben und zum Teil sogar aktiv dazu aufgerufen wurde, nicht an der Studie teilzunehmen.

  • Das erste, was du machst, wenn du ein System übernimmst: Erstmal dafür Sorgen, dass niemand anders darauf Zugriff bekommt.



    Zumindest ich hatte den Eindruck, dass erst durch die sozialen Medien eine Professionalisierung der Verschwörungsverbreitung entstanden ist. Beispielsweise so Sachen wie InfoWars [...]


    Von 1999: https://web.archive.org/web/19…85521/http://infowars.com


    Zitat

    PLEASE SUPPORT THOSE WHO HELP US SEEK THE TRUTH

    IF YOU WOULD LIKE TO ADVERTISE ON INFOWARS

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    In den USA gab es schon länger Sendungsformate rund um Verschwörungserzählungen (und noch wirkliche Verschwörungstheorien) von lokalen privaten Radio- und zum Teil auch Fernsehsendern. Die Plattformen, die man zu social media zählt, haben das noch mehr in den Mainstream getrieben und damit die möglichen Umsätze erhöht. Aber das kommerzielle Potential von Verschwörungen wurde auch vorher schon genutzt.

  • Ich mag die Formatänderung in Richtung “Last week tonight“ übrigens. Und allein für das RTO Ehrenfeld lohnt sich das einschalten eigentlich immer:



    Einfach mal SNES mucke, die wissen wie man meine 90er Buttons drückt.

    Ich schau last week tonight immer gerne an, aber die Kopie von Jan Böhmermann ist ein intellektueller und kreativer Ausverkauf.


    Es ist eine Bankrotterklärung für Jan Böhmermann und die deutsche Satire, das hier so ein dreister Abklatsch der Amis als kreative Leistung verkauft wird.

  • Zumindest ich hatte den Eindruck, dass erst durch die sozialen Medien eine Professionalisierung der Verschwörungsverbreitung entstanden ist. Beispielsweise so Sachen wie InfoWars oder in Deutschland KenFM, Rubicon etc.

    Auch das organisieren sozialer Events / Happenings für die Kunden fand doch im Grunde genommen auch schon vor ein paar Jahren in Form der Friedensdemos statt, wenn auch nicht in dem Ausmaße wie Querdenken heute.


    Ich hatte nur gefragt, ob vielleicht schon in Arbeiten die Gemeinsamkeiten und Charakteristika der Verschwörungsvermarkter analysiert wurden.

    Es gibt Studien dazu. Auch zu Pegida einige. Andreas Kemper hat auch dazu was gemacht. Seine Antwort war, dass die Gruppen viel zu heterogen sind, um sie in ein gemeinsames Schema einzuordnen.(siehe interview mit tilo)

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