Querdenker. Was soll ich sagen. Sie sind ein Thema.
Querdenken - es muss wohl sein
-
-
Also, was ist das Problem, wenn Leute "selbst denken". Nun ihre baseline und die Frage ist eigentlich nur, ist das gewollt oder ungewollt.
Ich kenne mich ja zugegeben nicht aus, aber ich greife hier mal wahllos das erste heraus was ich finde: querdenken-711. Dann lese ich in ihrem Manifest:
ZitatWir bestehen auf die ersten 20 Artikel unserer Verfassung, insbesondere auf die Aufhebung der Einschränkungen durch die Corona-Verordnung von:
Artikel 1: Menschenwürde - Menschenrechte - Rechtsverbindlichkeit der Grundrechte
Artikel 2: Persönliche Freiheitsrechte
Artikel 4: Glaubens- und Gewissensfreiheit
Artikel 5: Freiheit der Meinung, Kunst und Wissenschaft
Artikel 7: Schulwesen
Artikel 8: Versammlungsfreiheit
Artikel 11: Freizügigkeit
Artikel 12: Berufsfreiheit
Artikel 13: Unverletzlichkeit der WohnungWir sind überparteilich und schließen keine Meinung aus - nach Wiederherstellung des Grundgesetzes sind dafür wieder alle demokratischen Mittel vorhanden.
Ja, aber was ist mit der Epidemie?
ZitatWir sind Demokraten. Wir sind eine friedliche Bewegung, in der Extremismus, Gewalt, Antisemitismus und menschenverachtendes Gedankengut keinen Platz hat.
Wir öffnen Debattenräume und leben einen respektvollen Austausch. QUERDENKEN steht für Eigenverantwortung, Selbstbestimmung, Liebe, Freiheit, Frieden, Wahrheit.
Aber darf man in den Debattenräumen dann auch den Umgang mit der Epidemie diskutieren?
ZitatWir fordern
- Die sofortige Aufhebung der Einschränkungen der Grundrechte durch die Corona-Verordnung.
Siehe oben.
Zitat- Rücknahme von Artikel 143h GG
? Wat?
Zitat- Umsetzung von Artikel 146 GG
Ja, alles klar.
ZitatDie Versammlungen dienen ausschließlich der Erreichung der oben genannten Ziele.
Entschuldigung das ist kein Manifest von Leuten, die sich ernsthaft mit einer Krise auseinandersetzen. Und wenn ihre Prämisse ist, dass diese Krise gar nicht besteht oder künstlich erzeugt wurde, dann ist es ein unehrliches Manifest, wo diese Überzeugung hinter "Debatten" und "Austausch" versteckt wird.
-
Ohne mich groß an der Diskussion beteiligen zu wollen (weil ich ahne, wie die verlaufen und wer da unweigerlich auftauchen wird), will ich doch folgendes mal hier lassen:
Wusste ich auch nicht, aber man hätte es ahnen können...
-
Ohne mich groß an der Diskussion beteiligen zu wollen (weil ich ahne, wie die verlaufen und wer da unweigerlich auftauchen wird), will ich doch folgendes mal hier lassen:
Wusste ich auch nicht, aber man hätte es ahnen können...
Ich mag die Formatänderung in Richtung “Last week tonight“ übrigens. Und allein für das RTO Ehrenfeld lohnt sich das einschalten eigentlich immer:
Einfach mal SNES mucke, die wissen wie man meine 90er Buttons drückt.
-
Entschuldigung das ist kein Manifest von Leuten, die sich ernsthaft mit einer Krise auseinandersetzen.
Wenn ich mir die meisten Leute da angucke, selbst bei bestem Vorsatz zur Unvoreingenommenheit, dann machen die nicht Eindruck die könnten sich mit irgendetwas ernsthaft auseinandersetzen ... wütend vielleicht, aber nicht ernsthaft.
-
in einem Punkt muss man den sogenannten "Querdenkern" leider recht geben. Ein Großteil der Berichterstattung darüber in den großen Leitmedien ist leider absolut unterirdisch. Da wird sich häufig einfach nur sensationsgeil an den Reichsbürgern, Nazi-Hools und den aller durchgeknalltesten VT-Spinnern aufgehängt, die da sicher nicht die Mehrheit darstellen und tatsächlich ein falsches Bild davon gezeichnet, wer bei diesen Demos alles auf die Straße geht.
Es gibt aber auch im ÖR ein paar Ausnahmen, bei denen sich die JournalistInnen durchaus ernsthaft um einen Dialog mit den besorgten BürgerInnen und ein Verständnis des Phänomens bemühen:
oder hier:
https://www.zdf.de/dokumentati…s-corona-spalten-100.html
(Beim letzten Video gibt's wohl noch keinen offiziellen youtube-Link vom ZDF)
Ich bin generell kein Freund dieser Art der Reportage, bei der die JournalistInnen selbst so als ProtagonistInnen in Szene gesetzt werden. Und natürlich ist eine TV-Reportage schon an sich kein besonders zuverlässiges zeitgeschichtliches Dokument, weil Schnitt und Kommentar immer eine eigene subjektive Erzählung aus Sicht der MacherInnen schaffen.
Aber in diesem Fall ist es eigentlich ganz hilfreich, um zu verstehen, dass die Medienleute tatsächlich einigermaßen ratlos sind, wie sie das alles in ihre übliche Wahrnehmung der herrschenden Verhältnisse einzuordnen haben.
-
Was für ein Kasperl, "da muss ein Konsens gefunden werden. Einer der vielleicht nur ein Kompromiss ist. "
Großvater rotiert grad im Grab...
-
Ohne mich groß an der Diskussion beteiligen zu wollen (weil ich ahne, wie die verlaufen und wer da unweigerlich auftauchen wird), will ich doch folgendes mal hier lassen:
Oh, dann habe ich mit 711 also direkt das Original erwischt.
Kommt aus der Sendung auch das neue Oma-Lied?
-
Was hast du gegen Kompromisse? Sie sind ein Grundpfeiler der Demokratie.
Pack deine Strohpüppchen wieder ein.
Ein Konsens ist was fundamental anderes als ein Kompromiss. Ich bezweifle ganz stark, dass mit der Crew des QuerdenkCoronaInfobusses ein Kompromiss gebenkann, von einem Konsens ganz zu schweigen.
Wenn der Typ aus einem kruden Verständnis von Familientradition heraus meint in den Widerstand zu müssen, soll er doch gegen Kinderarmut oder den sozialen Raubbau der am Staat getrieben wird opponieren
-
eine Verschlimmerung der Zustände durch die Corona-Maßnahmen zu protestieren?
Was schlicht gelogen ist, zu behaupten man wüsste, es gibt eine Verschlimmerung durch die Maßnahmen. Wenn es keine Maßnahmen gegeben hätte, wären ebenfalls schlimme Zustände zu beklagen gewesen. Die Behauptung dass die Maßnahmen schlimmere Folgen haben, als keine Maßnahmen ist eben genau das: Eine Behauptung.
Dass diese Behauptung immer wieder einfach so rausgehauen wird, ohne dass diejenigen, die das behaupten, nichtmal anerkennen, dass es auch ohne Maßnahmen schlimme Folgen gegeben hätte, lässt nur zwei Schlussfolgerungen zu: Diese Leute lügen ... oder sie sind unfähig, dieses Dilemma überhaupt zu durchdenken.
Beides macht eine Diskussion nahezu unmöglich.
-
Was schlicht gelogen ist, zu behaupten man wüsste, es gibt eine Verschlimmerung durch die Maßnahmen. Wenn es keine Maßnahmen gegeben hätte, wären ebenfalls schlimme Zustände zu beklagen gewesen. Die Behauptung dass die Maßnahmen schlimmere Folgen haben, als keine Maßnahmen ist eben genau das: Eine Behauptung.
Dass diese Behauptung immer wieder einfach so rausgehauen wird, ohne dass diejenigen, die das behaupten, nichtmal anerkennen, dass es auch ohne Maßnahmen schlimme Folgen gegeben hätte, lässt nur zwei Schlussfolgerungen zu: Diese Leute lügen ... oder sie sind unfähig, dieses Dilemma überhaupt zu durchdenken.
Beides macht eine Diskussion nahezu unmöglich.
Ich bin inzwischen überzeugt davon, dass wenn man nichts unternommen hätte, die Wirtschaft vermutlich noch schlimmer gegen die Wand gefahren worden wäre, weil die Leute dann irgendwann aus realer Angst nicht mehr aus'm Haus rausgegangen wären.
-
Es gibt immer diesen Moment, in dem man es merkt: Wenn die Sprache darauf kommt, wer denn eigentlich von Maßnahme xyz profitiert hätte...
Es müssen immer irgendwelche finsteren Mächte im Hintergrund die Fäden spinnen und wahrscheinlich haben sie auch noch - mit einem sinisteren Lächeln im Mundwinkel - weiße Katzen auf dem Schoß und kraulen diese.
Dass in der (komplexen) Welt auch einfach mal ziemlich viel völlig ungeplanter Mist passiert, hinter dem niemand steckt, passt da einfach nicht ins Weltbild. Ob dann aus diesem ungeplanten Mist Situationen und Zustände entstehen können, in denen jemand Profit herausschlägt, ist davon nunmal völlig unabhängig.
Aber gut, das soll es auch gewesen sein mit meinen Einwürfen hier.
-
Die Angst basiert auf der Berichterstattung, nicht auf eigener Erfahrung.
Ja, und meine These ist, dass ein Business as usual die eigene Erfahrung auch zwangsläufig tangiert hätte. Wobei es schon sehr, sehr konstruiert wäre, wenn massenhaft Menschen sterben würden und keiner berichtet.... man stelle sich vor, wie dann quergedacht werden würde.
-
Wohl kaum, wenn zum „nichts unternehmen“ auch eine fehlende oder zumindest zurückhaltendere Berichterstattung in den Massenmedien gehört hätte. Den meisten ist diese neuartige Form der Pandemie nur aus den Medien bekannt. Die Angst basiert auf der Berichterstattung, nicht auf eigener Erfahrung.
Ja klar, ohne Berichte keine Angst. Dann kannst du auch weiter deine Gitarre zupfen...
Die Toten beklagen sich selten, das nennt man survivoirship bias.Schön für dich, dass es in deinem Umfeld noch niemanden erwischt hat.
Mir und vielen anderen geht's da leider anders.
-
Ja klar, ohne Berichte keine Angst. Dann kannst du auch weiter deine Gitarre zupfen...
Die Toten beklagen sich selten, das nennt man survivoirship bias.Schön für dich, dass es in deinem Umfeld noch niemanden erwischt hat.
Mir und vielen anderen geht's da leider anders.
Ach fuck, hab ich jetzt wirklich nicht gecheckt, dass Ralle Dys ist? Ohmann...
-
Es müssen immer irgendwelche finsteren Mächte im Hintergrund die Fäden spinnen und wahrscheinlich haben sie auch noch - mit einem sinisteren Lächeln im Mundwinkel - weiße Katzen auf dem Schoß und kraulen diese.
-
-
-
Man achte darauf, wer hier wen in den Händen hält.
-
Aus der - nach Angabe der AutorInnen allerdings nicht repräsentativen(!) - Baseler Studie zu den Corona-Protesten:
"Formen der Gesellschaftskritik
1.Die Kritik zielt weniger auf konkrete Massnahmen, sondern auf die Tat-sache, dass Kritik nicht möglich sei. Demgegenüber wird hervorgehoben,dass alle Meinungen möglich sein sollten und auch das Recht haben, an-gehört zu werden, oder wie es im Jargon heisst: Man will Fragen stellen können. Kritik bekommt dadurch einen ethischen Eigenwert, sie wird sich selbst zum Hauptzweck, Dissens wird als solcher honoriert. Wichtig ist nicht, wogegen man konkret ist, sondern dass man dagegen ist. Darin zeigt sich eine Strategie der ostentativen Distinktion, d.h. das Stre-ben nach dem Anderssein. Das ist mit Individualisierung nicht zu verwech-seln, sondern ist im Gegenteil die Grundlage von Vergemeinschaftungs-prozessen: «Wir sind anders!» Dadurch beantwortet sich auch eine zent-rale Unterfrage unserer Forschung: Wie wird für die (alternativen) Infor-mationsquellen, auf die die Kritik referiert, Glaubwürdigkeit hergestellt? Die Glaubwürdigkeit dieser Quellen beruht wiederum nicht (nur) auf fach-spezifischen Expertisen, sondern vor allem darauf, dass es sich eben um kritische Stimmen handelt. Die Glaubwürdigkeit der Kritik ist also eigent-lich eine Glaubwürdigkeit durch Kritik.
2.Die Kritik zielt weniger auf einzelne Massnahmen, sondern gewissermas-sen auf alles gleichzeitig. Es handelt sich um einen «Generalverdacht»und die Coronakrise scheint eine gute Möglichkeit zu sein, einmal zu sa-gen, dass man eigentlich gegen alles ist – gegen die Reichen und Mäch-tigen, gegen die Wissenschaft, die Schulmedizin, die Justiz und Polizeietc. Die Kritik schweift deshalb auch oft ab, schnell ist man bei 9/11 und zieht Parallelen zum Nationalsozialismus.
3.Wichtiger als die Darstellung der Kritik ist die Selbstdarstellung als Kriti-ker:in. Hier findet sich das genuin romantische Motiv der mutigen, heldenhaft-standfesten Widerstandskämpfer:innen, die bereit sind, Opfer zu bringen. Das erklärt umgekehrt die zentrale Rolle, die das Thema der Angst in der Interviews einnimmt. Es werde strategisch Angst erzeugt, da sich so die Menschen so besser kontrollieren liessen. Dagegen sei es wichtig, eben keine Angst zu haben, sondern mutig zu sein. Mit Weber lassen sich die Corona-Dissident:innen als typische Gesinnungsethiker be-zeichnen, verantwortlich nicht für die konkreten Konsequenzen ihrer Handlungen, sondern nur dafür, «dass die Flamme der reinen Gesinnung, die Flamme z. B. des Protests gegen die Ungerechtigkeit der sozialen Ordnung, nicht erlischt.»"
_____________________________________________________________
O. Nachtwey, R. Schäfer, N. Frei, Politische Soziologie der Corona-Proteste, Universität Basel, 2020, S. 60-61 (-> PDF, S. 62-63)
TL/DR:
- Kritik wird sich selbst zum Hauptzweck
- Streben nach Anderssein als gemeinschaftsstiftendes Element -> "Wir sind anders"
- Kritik legitimiert sich nicht durch Inhalte sondern dadurch, dass sie "kritisch" ist.
- Wichtiger als die Kritik selbst ist die Darstellung als KritikerIn
Kommt mir irgendwie bekannt vor.
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!