Elon Musk: Master of the Universe

  • Ja, ich finde Gewerkschaften auch wichtig. Aber ich finde auch, das die mal so langsam im 21. Jahrhundert ankommen könnten.

    Einen Streik zu organisieren, wenn ein Standort unrentabel ist und deshalb geschlossen werden soll, ist nicht sehr zielführend. Und nur die paar Festangestellten unter den Zeitarbeitern, Subunternehmern und Mietsklaven zu vertreten, macht Gewerkschaften auch nicht gerade attraktiver oder relevanter.

  • Okay. Aber wozu? Ein Spaceshuttle ohne Räder. Zum Mars und zurück?


    Ich glaube solange wir von den Raketenantrieben nicht wegkommen, da sind unsere Reisen/Rückreisen im Raum überschaubar : )

    Vor allem ohne Fallschirm und Keramikkacheln.

    Ich vermute ja, der Mars ist so eine amerikanische Übertreibung.

    Zuerst wird das Ding bestimmt zum Mond fliegen. Dort wird auf der Rückseite in den nächsten Jahren eine Station zur Beobachtung des Weltalls aufgebaut werden (wegen Abschirmung vor Strahlung und Licht von der Erde). Zumindest gehen Wissenschaftler davon aus, dass das der nächste sinnvolle Schritt ist.

    Dort könnte das Starship wegen der geringen Schwerkraft auch ohne Hauptstufe wieder starten.


    SpaceX experimentiert gerade mit synthetischem Methan (Wasserstoff aus Elektrolyse mit CO2 per Carbonisierung zusammengebracht ergibt CH4 und Sauerstoff) als Treibstoff. Überall, wo es Wasser (also auf dem Mond oder Mars) und Ökostrom (PV) gibt, kann Methan synthetisch erzeugt werden.

  • Ich bezweifel nicht die großen Ziele, das ist wahrscheinlich alles machbar - aber bemannte Mondmissionen haben immer viel Geld geschluckt, ich weiß nicht ob Musk es finanzieren kann oder ob der Steuerzahler da viel reinbuttern soll? (letzteres ist schwer zu vermitteln wenn in den Foodbanks die Schlangen stehen)

  • Also sie sollen zB bei Karstadt auf der Zeil nicht streiken,wenn just dieses Haus, was zufällug^^ traditionell stark gewerkschaftlich aufgestellt ist geschlossen wird, weil dieser Standort nicht "zukunftsfähig" ist?

    Sie sollen sich einfach mal in die Marktlogik fügen, dass im Unternehmen genug Geld verbleiben muss, damit auch ordentlich Dividende ausgeschüttet werden kann?

  • Ich bezweifel nicht die großen Ziele, das ist wahrscheinlich alles machbar - aber bemannte Mondmissionen haben immer viel Geld geschluckt, ich weiß nicht ob Musk es finanzieren kann oder ob der Steuerzahler da viel reinbuttern soll? (letzteres ist schwer zu vermitteln wenn in den Foodbanks die Schlangen stehen)

    Wozu überhaupt muss Def Mensch im All rumgondeln-gibt es auf der Erde keine Not?

    Keine sinnlos hungernden Menschen?

    Kann man all das Geld und die Energie nicht sinnvoller einsetzen?


    Ah sorry.

    Mich regt dieses Raumfahrrszeug auf ohne ende.

  • Kann man all das Geld und die Energie nicht sinnvoller einsetzen?


    Natürlich, hängt davon ab wen man fragt : )


    Raumsonden sind ja relativ preiswert und bringen relativ lange wissenschaftliche Erkenntnisse, damit habe ich keine Probleme, eine Raumstation im Orbit haben wir ja, eine Mond/Marsstation, puuh, die erlebe ich sicher nicht mehr ...

  • Ich würde es nicht als schlimm empfinden, wenn Du bemerkst, dass Du Dich vielleicht von ein paar populistischen Klickbate Artikeln hast mitreissen lassen. Das passiert mir auch immer wieder.

    Alter Schwede.


    Erstens habe ich mich da nur selbst zitiert, um zu zeigen, dass ich längst selbst geschrieben hatte, dass die Wasserversorgung für den ersten Teil der Fabrik sichergestellt ist, weil Du mir vorher unterstellt hast, ich würde das nach wie vor realitätsverleugnend abstreiten.


    Und zweitens habe ich in dem zitierten Beitrag den Deutschlandfunk und die taz zitiert und in der zitierten Stelle selbst einen Link zu einer offiziellen Pressemitteilung des Wasserverbands Straußberg-Erkner - also des zuständigen Wasserversorgers - verlinkt.


    Wenn das für Dich "clickbait" ist, während Du hier die Sprüche und Interviews die Elon Musk selbst zum Thema absondert offenbar wie das Evangelium behandelst und jeden Widerspurch dagegen zum Anlass nimmst, Leute der Wahrheitsverdehrung und Realitätsleugnung schuldig zu sprechen, dann ist "Musk-Fanboy" als Bezeichnung für Dich aber noch eine ziemliche Untertreibung.

  • Natürlich, hängt davon ab wen man fragt : )


    Raumsonden sind ja relativ preiswert und bringen relativ lange wissenschaftliche Erkenntnisse, damit habe ich keine Probleme, eine Raumstation im Orbit haben wir ja, eine Mond/Marsstation, puuh, die erlebe ich sicher nicht mehr ...

    Ich bin da schlimm.

    Meiner Meinung nach hat nichts und zwar gar nichts die Erde zu verlassen, bis hier Ordnung ist.

    Wie man zu einem Kind sagt:Willst du raus spielen? Nicht bevor hier dein Zimmer aufgeräumt ist.

  • Sie sollen sich einfach mal in die Marktlogik fügen, dass im Unternehmen genug Geld verbleiben muss, damit auch ordentlich Dividende ausgeschüttet werden kann?

    Das muss man verstehen. Das ist die Realität™. Denn...

    Ja, ich finde Gewerkschaften auch wichtig. Aber ich finde auch, das die mal so langsam im 21. Jahrhundert ankommen könnten.

    Einen Streik zu organisieren, wenn ein Standort unrentabel ist und deshalb geschlossen werden soll, ist nicht sehr zielführend.

    ...wenn es sich für die Eigentümer nicht rentiert - also wenn es nicht die gewünschte Rendite auf das eingesetzte Kapital abwirft - dann ist das nicht mehr modern und Zeitgemäß. Da müssen die abhängig Beschäftigten, die sich keine Kapitalanlage leisten können, halt auf die Straße gesetzt werden.


    @Industriellen und Elon Musk gefällt das.


    Wir leben doch hier nicht im Sozialismus!

  • Keine Bange. Der andere größenwahnsinnige Milliardär mit Raumfahrtambitionen holt sich das Geld dafür aus den Taschen seiner Mitarbeiter in den Versandzentren und den Lieferdiensten.


    Dafür verspricht er uns, dass dann alle Schwerindustrie auf den Mond gebracht wird und die Erde eine Planet nur zum wohnen wird. Also für die Reichen. Weil die anderen dann auf dem Mond Waren herstellen müssen.


    https://www.tagesschau.de/wirt…riken-im-weltall-101.html


    *Edit


    Das ist dann wie Neil Blomkamps Elysium. Nur andersrum.

  • Wir diskutieren jetzt ohne sichtbares Ergebnis in Deutschland seit 30 Jahren.

    Was genau schadet es jetzt zumindest Teilerfolge zu erzielen, wenn die Alternative bedeutete überhaupt keine Änderung? Denn genau das bedeutet es weiter nur zu diskutieren.

    Es schadet insofern, dass sich z. B. eine Bundesumweltschulze zu Tilo hocken und mindestens 37 Minuten lang (mehr habe ich dann wirklich nicht ertragen) genau diese kleinsten denkbaren Schritte abfeiern und Kritik daran mit "ja aber ist doch besser als nix?!?" abbügeln kann.

    Da kotze ich im Strahl!

    Und davon können sich erstens die kommenden Generationen genau garnichts kaufen und zweitens sind wir - also Deutschland (eines der reichsten Länder der Erde und hochentwickelt) - damit bestimmt ein super Vorbild für alle anderen Länder, die nicht so tolle Voraussetzungen wie wir haben. Sicher werden die dortigen Gesellschaften dann stellvertretend für unsere Silver Surfer Driver auf alles verzichten...


    Der Punkt ist: Es sind eben keine Teilerfolge, es ist höchstens der Ehrentreffer zum 1:12 in der 92. Minute...

  • Deshalb habe ich es ja auch politisch kommentiert.

    Du meinst "politisch" im Sinne von Konfliktlösung und Konsensbildung oder "politisch kommentiert" im Sinne von "ich lasse es mir auch an dieser Stelle nicht nehmen den allgegenwertigen Klassenkampf zu beschreiben"?

    Nix für Ungut, ich gebe viel auf Deine Kommentare und finde du hast einen Bombenhumor, aber ab und an meine ich wirklich Scheuklappen wahrzunehmen. Du kommentierst konsequent aus einer marxistischen Perspektive heraus, als wenn Du es Jahrzehntelang eingeübt hättest. Und da frage ich mich schon ob "politisch kommentiert" hier noch die passende Beschreibung ist. "marxistisch kommentiert" wäre passender. Ich mag diesen intellektuellen Standpunkt, keine Frage. Er führt jedoch, konsequent zu Ende gedacht, immer und immer wieder dazu, dass systemimmanent gar nichts gelöst werden kann. Von daher sind von Dir nicht Lösungen innerhalb des Systems abzulehnen, sondern das System selber. Und das ist innerhalb jedweder konkreten Diskussion eben wirklich anstrengend, weil man innerhalb einer Diskussion von Dir immer wieder kritisiert wird, wenn man eine systemimmanente Lösung befürwortet oder vorschlägt....weil jede systemimmanente Lösung nun mal systemimmanent (und stabilisierend) ist.

    B.Brecht hat, das weißt Du sicherlich, viele viele Stücke darüber geschrieben, dass man in einer schlechten Welt (oder innerhalb eines schlechten (kapitalistischen) Systems) niemals etwas Gutes tun kann. Die heilige Johanna der Schlachthöfe arbeitete bei der Heilsarmee, die, wie uns von unserem marxistisch geschulten Dramaturgieprofessors mitgeteilt wurde, finanzstarke Sponsoren hatte, die an nichts anderem als am Systemerhalt interessiert sind. Im Grunde ist es auch die historische Aufgabe der SPD den Klassenkampf zu befrieden und das System zu erhalten. "Du Sozialdemokrat!" war ein Schimpfwort von ihm, wenn wir in seinen Augen irgendwelche Scheiße inszeniert haben.

    Jetzt ist Musk sicherlich nicht die heilige Johanna. Deine Kritik an ihm ist jedoch derart fundamental systembedingt, dass er auch Autos mit einem Zehntel ihres Stromverbrauchs verkaufen könnte ohne dass es Dich in Deiner Kritik an ihm oder dem Gesamtvorgang irgendwie tangieren würde.

    Allerdings habe ich in diesem ganzen Geplänkel hier kein einziges Mal in Frage gestellt, dass Elektroautos weniger Klimaschädlich sind als Verbrenner. Ich habe mir hingegen erlaubt anzumerken, dass der große Elon in erster Linie ein ökonomisches, bzw. betriebswirtschaftliches Problem für sich und seine Investoren löst, indem er seine neue Gigafactory werberelevant direkt vor die Tore Berlins stellt.

    Die technische Kompetenz seiner Ingenieure war überhaupt nicht das Thema.

    Nee, das interessiert Dich ja schließlich auch gar nicht. Ich lege sogar nach: selbst wenn diese Autos nur ein hundertstel Energie verbrauchen würden, würde es Dich null tangieren. Das ist ja schließlich "nicht das Thema". (und ich glaube, dass das ein wichtiger Punkt ist, weshalb sich diese Diskussion hier etwas aufschaukelt)


    Aber nur mal so der Vollständigkeit halber: Was hat Deiner Meinung nach denn - so rein historisch betrachtet - überhaupt den menschengemachten Klimawandel herbeigeführt? War das der Sozialismus, der überall auf der Welt seit der Industriellen Revolution das exponentzielle quantitative Wachstum vorangetrieben hat? Waren es die bürokratischen Behörden, die das Kapital dazu gezwungen haben, sich in Technologie zu investieren, die auf Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen angewiesen ist?


    Oder waren das vielleicht profitorientierte private Großentrepreneure und ihre Konzerne, die sich

    mithlfe willfähriger Staats- Landes- und kommunalregierungen die Natur und die menschliche Arbeitskraft unter den Nagel gerissen haben, um daraus Kapital zu schlagen?

    Ich könnte Dir tausend Gegenfragen stellen. Vorerst eine Antwort.


    Im Wesentlichen leben einfach wahnsinnig viele Menschen auf diesem Planeten. Das Lebewesen Mensch zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er sich die Natur zunutze macht und eben nicht im Einklang mit dieser lebt, völlig egal welches ökonomische System vorherrscht. Und die Verwendung fossiler Energien hat bislang mit Sicherheit mehr Menschenleben ermöglicht und gerettet, als verhindert und beendet. Deshalb wurde sie genutzt. Mittlerweile, seit einem Wimpernschlag auf der historischen Zeitlinie der menschlichen Spezies, hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die weitere Nutzung fossiler Energien mittelfristig mehr Menschenleben kosten als retten könnte. Mal schauen, wie uns der Verzicht gelingt. Ich schätze, dass viele Gesellschaften erstmal den Punkt sehen möchten an dem die Nachteile die Vorteile aufwiegen, bevor sie dazu bereit sind auf die bequeme fossile Energie zu verzichten.

  • Ich bezweifel nicht die großen Ziele, das ist wahrscheinlich alles machbar - aber bemannte Mondmissionen haben immer viel Geld geschluckt, ich weiß nicht ob Musk es finanzieren kann oder ob der Steuerzahler da viel reinbuttern soll? (letzteres ist schwer zu vermitteln wenn in den Foodbanks die Schlangen stehen)

    Da haben wir uns mißverstanden. Astronomen, Harald Lesch z.B., sind der Meinungt, dass der nächste Schritt in der Entwicklung der Astronomie eine Station auf der Rückseite des Mondes sein muß. Dort sind die Bedingungen, neue Erkenntnisse zu gewinnen, sehr viel grösser als an jedem anderen Punkt im Bereich der Erde. Auch die besten Satelliten könnten die Qualität dieser Daten nicht ereichen.


    Wer dann die Geräte auf den Mond transportiert spielt bei diesen Überlegungen erstmal keine Rolle. Es geht wohl eher darum, was für die Wissenschfat Sinn macht.

    Das SpaceX aktuell die beste, leistungsfähigste, schnellste und billigste Möglichkeit ist, Material in den Raum zu bekommen, kann kein Experte abstreiten. Aber selbstverständlich wird das eine politische Entscheidung, kann also länger dauern und viel teurer als nötig werden.


    Was das Geld angeht: Tja, was soll ich sagen. Solange wir Geld für Rüstung haben...

    Die USA haben gerade ein Infrastrukturprogramm über 5.000 Milliarden Dollar (in Worten: fünftausend Milliarden) beschlossen. Dazu kommt noch 1.900 Milliarden Dollar Helikoptergeld.


    Keine Ahnung, ob sich die Welt eine ISS oder eine Station auf dem Mond leisten könnte...


    edit: Die SpaceX Raketen sind wiederverwendbar. Ein Raumflug damit kostet etwa ein Drittel der früheren Kosten.

  • Also sie sollen zB bei Karstadt auf der Zeil nicht streiken,wenn just dieses Haus, was zufällug^^ traditionell stark gewerkschaftlich aufgestellt ist geschlossen wird, weil dieser Standort nicht "zukunftsfähig" ist?

    Sie sollen sich einfach mal in die Marktlogik fügen, dass im Unternehmen genug Geld verbleiben muss, damit auch ordentlich Dividende ausgeschüttet werden kann?

    Ich kenne mich mit dem Einzelhandel nicht so aus. Bei Karstadt ist doch wohl das Problem, dass es sich für Kaufhof nicht lohnt zwei Häuser am gleichen Standort zu betreiben. Karstadt ist nun mal aufgekauft.

    Zwei Freunde von mir haben im Rhein-Main-Zentrum (bei Frankfurt) für Karstadt gearbeitet. Da hat auch Kaufhof gewonnen. Ich habe nur mitbekommen, das der letzte Besitzer aus der Kette rausgezogen hat was geht. Z.B. wurden die Immobilien an einen befreundeten Makler verkauft und dann teuer zurückgemietet. Alle Markennamen (selbst von den eigenen Restaurants) von Karstadt hatte der Besitzer nach der Übernahme für 1€ für 1 Mio. € gekauft und dann krasse Lizenzgebühren verlangt. Niemand, der Karstadt mit der Absicht gekauft hätte, die Filialen weiter zu betreiben, hätte große Chancen zum wirtschaftlichen Überleben gehabt oder hätte alle Namen ändern müssen.


    Grundsätzlich wäre Karstadt ja gar nicht so schlecht als Gewinnbringer gewesen, weil die Belegschaft freiwillig seit Jahren auf Lohn verzichtet hatte.

    DA hätte ich als Gewerkschaft angesetzt. Warum Lohnverzicht, wenn die Pleite sowieso nicht aufzuhalten ist? Das verlängert nur den Tod des Ladens und die Angestellten bekommen später weniger Rente.

  • Tja, ich glaube, das ist der Antrieb des Menschen. Nur die Neugier hält uns am Leben. Im Verhältnis zu allen 8 Mrd. Menschen ist dieses Geld auch winzig. Dir würde es helfen, mir auch. Aber für alle würde es verpuffen wie ein Tropfen auf einer heissen Herdplatte.


    Die meißten Raumfahrten sind für kommerzielle, 'sinnvolle' Aufträge. Z.B. Wetter- oder Kommunikationssatelliten.

    Ausserdem scheint sich tatsächlich gerade echte Ideen zu entwickeln, in der Schwerelosigkeit Dinge kommerziell zu produzieren, die auf der Erde nicht möglich sind. Nicht nur Luxusgegenstände, sondern auch Medikamente, stabile und trotzdem ultraleichte Materialien usw.

    Und natürlich die Tourismusbranche...

  • Du meinst "politisch" im Sinne von Konfliktlösung und Konsensbildung oder "politisch kommentiert" im Sinne von "ich lasse es mir auch an dieser Stelle nicht nehmen den allgegenwertigen Klassenkampf zu beschreiben"?

    Mit "politisch" meine ich, dass es eine Frage der Politik ist. Politik ist in erster Linie nicht Konfliktlösung oder gar Konsensbildung - jedenfalls nicht in der Form der parlamentarischen,repräsentativen Demokratie, die wir hier und in den anderen westlichen Industrienationen nun mal leider haben. Sie ist vor allem Interessenvertretung.

    Wenn Interessen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen einander diametral entgegen stehen, dann gibt es keinen Konsens. Dann kann es nur einen Kompromiss geben, bei dem beide Seiten auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten müssen, um das gesellschaftliche Konfliktpotenzial zu minimieren. Der Konflikt ist dann aber nicht gelöst, sondern immer noch da. Er wurde nur auf ein Maß abgemildert, mit dem beide Seiten irgendwie leben können, auch wenn es ihnen eigentlich nicht passt.


    Der "Klassenkampf" ist natürlich so ein Wort, auf das man in einer bürgerlichen Gesellschaft ein bisschen amüsiert herabblickt, weil es für ein halbwegs gut situiertes Bildungsbürgertum (also zum Beispiel aus der Sicht von Leuten, die sich überhaupt dazu berufen fühlen, politische Diskussionen im Internet zu führen) irgendwie nach realsozialistischer Mottenkiste oder nach 173 Jahre alten kommunistischen Manifesten riecht, die in der heutigen Zeit eigentlich gar keinen Bezug zur Realität mehr haben können und wohl noch nicht so richtig im 21. Jahrhundert angekommen sind. Schliesslich leben wir ja nicht mehr im Manchester-Kapitalismus, sondern in einer sozialen Marktwirtschaft. (<- Propaganda)


    Tatsächlich hat sich aber seit den Zeiten von Marx nichts am grundsätzlichen Interessenkonflikt zwischen Arbeit und Kapital verändert - schon gleich gar nicht, wenn man ihn im globalen Vergleich betrachtet. Der "Klassenkompromiss" musste hart erkämpft werden und er wird auch permanent weiter bekämpft - nicht zuletzt von den beiden reichsten Männerm der Welt und ihren Aktiengesellschaften, die alles dafür tun, dass sich in ihren Unternehmen keine Gewerkschaften breit machen - und der "Kompromiss" besteht vor allem seit der neoliberalen Wende, die nach der Wiedervereinigung auch Deutschland erfasste und dann vom Sozialdemokraten G. Schröder und seinen "links"-liberalen, grünen Koalitionspartnern zur Vollendung gebracht wurde, immer häufiger darin, dass die Gewerkschaften und die "linke" Seite der etablierten politischen Kräfte etwas weniger Abstriche bei der Arbeitsplatzsicherung, bei Tarifverträgen, oder bei der Arbeitsverdichtung akzeptieren, als die Unternehmerverbände es für angemessen halten.


    Das Interesse der Unternehmen, ihre Lohnstückkosten möglichst gering zu halten, um möglichst hohe Gewinne aus dem produktiven Einsatz von Arbeitskräften zu generieren, steht nach wie vor im fundamentalen Gegensatz zum Interesse der abhängig Beschäftigten, an der Produktivitätssteigerung beteiligt zu werden, die sie selbst mit erarbeitet haben.

    Für kapitalistische Unternehmen ist und war diese "Ausbeutung" der Arbeit in der Tat schon immer alternativlos. Keine große Kapitalgesellschaft kann sich die Gunst ihrer AnlegerInnen dauerhaft sichern, wenn sie auf das investierte Kapital keine auf dem Anlagemarkt konkurrenzfähigen Renditen erzielen, und kein Konzernvorstand kann seinen Job langfristig behalten, wenn er das Produktivitätswachstum nicht in wachsende Kapitalerträge für die EigentümerInnen des Unternehmens umsetzten kann.


    Ein weiterer Konflikt besteht in der Notwendigkeit die natürlichen Ressourcen des Planeten Erde weiter auszubeuten. Ob das jetzt mit mehr oder weniger CO2-Emissionen geschieht ändert nichts an der Tatsache, dass es unter Beibehaltung der absolut von quantitativem Wachstum abhängigen kapitalistischen Produktions- und Verwertungsprozesse und ohne Abstriche am gleichermaßen quantitativ bemessenen globalen Wirtschaftswachstum keine Alternative dazu gibt.

    Auch die zwei reichsten Männer der Welt spekulieren nicht ohne Grund schon länger mit der Möglichkeit, den Kapitalismus ins Weltall zu expandieren, um dort an neue Ressourcen für die Produkte zu kommen, mit deren Vermarktung sie so unglaublich reich geworden sind.


    Beide Konflikte treffen sich genau dort besonders deutlich sichtbar, wo z.B. einer dieser beiden reichsten Männer der Welt eine Fabrik in Brandenburg bauen will, in welcher er und seine Kapitalgesellschaft in naher Zukunft Arbeitskräfte in fünfstelliger Zahl beschäftigen wollen, gegen deren gewerkschaftliche Organisation zum Zweck der Erzielung von "klassenkompromissen" sich der Konzernchef schon an anderen Produktionsstandorten persönlich mehrfach vehement zur Wehr gesetzt, und sich dabei Unterstützung aus der Politik gesucht, bzw. gekauft hat, und welche nun mithilfe modernster Produktionstechnik durch die Ausbeutung von natürlichen Ressourcen - unter anderem von Trinkwasser in einer besoners trockenen Region - ein Produkt herstellen soll, das im Vergleich zu Konkurrenzprodukten in der Endanwendung durch die "VerbraucherInnen" zwar weniger CO2 emmitieren wird, aber dennoch nicht aus ökologisch recycletem Altpapier oder ähnlichen nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden kann, sondern aus Metallen, seltenen Erden und vor allem aus Kunststoffen, die auf der Basis von Erdöl hergestellt werden, und zu deren Förderung und Verabeitung wiederum Energie benötigt wird, welche zur Zeit noch nicht alleine aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt werden kann.


    Man muss kein "Marxist" sein, um festzustellen, dass hier sozioale, ökonomische und ökologische Konflikte ausgetragen werden, für die es - unter Beibehaltung eines kapitalistischen Produktions- und Verwertungsprozesses niemals eine Konsenslösung geben kann, sondern bestenfalls temporäre Kompromisse, welche irgendwann zwangsläufig neue Konflikte produzieren, für die dann wieder neue Kompromisse gefunden werden müssen, usw. usw. usw.

    Die Aushandlung solcher Kompromisse ist keine reine Frage der Ökonomie oder der Technologie, sondern eine politische Angelegenheit. Jede/r Sozialdemkrat/in, der/die noch halbwegs diese Bezeichnung verdient (also eher eine winzige Minderheit in der deutschen Sozialdemokratie), kann diese Problematik nachvollziehen - auch wenn er/sie im ganzen Leben noch keine einzige Zeile Marx gelesen hat.


    Neoliberale Ideologen - oder andere Menschen, die sich von neoliberaler Ideologie den Verstand vernebeln lassen - sind hingegen nicht erntshaft daran interessiert, hier einen "Klassenkompromiss", oder auch einen Kompromiss zwischen einem gesellschaftlichen Bedürfnis nach Natur-, bzw. Klimaschutz und dem Profitinteresse der Konzerne und ihrer Großen Anführer zu befördern. Sie halten den "Klassenkampf" für ein ewig gestriges Relikt aus der historischen Mottenkiste, oder gleich für eine reine Erfindung sozialistischer IdeologInnen, die damit dem Rest der Bevölkerung ihre Vorstellung vom "besseren Menschen" und von einer gleichgeschalteten Gesellschaft aufzwingen, und somit den Menschen ihre individuelle Freiheit weg nehmen wollen.


    In ihren Augen ist die Lösung der beschriebenen Konflikte auch eigentlich keine politische Angelegenheit - jedenfalls keine, die in irgendeiner Form demokratisch entschieden werden sollte, denn eine Mehrheitsentscheidung liefe gemäß ihrer verabsolutierten Vorstellung von negativer Freiheit immer auf eine Unterdrückung der unterlegenen Minderheit hinaus - sondern eine von Angebot und Nachfrage. Sie wird aus deren Weltsicht, und deren Menschenbild zufolge, am idealsten genauso mittels der Durchsetzung der besten Idee im Wettbewerb der Ideen auf dem Markt entschieden, wie die Frage, welcher Großentrepreneur in Zukunft den Markt für Elektroautos oder für wiederverwendbare Raketen erobern darf.


    Die Politik ist nach Ansicht der neoliberalen Ideologen - und der Menschen, die sich von ihnen das Hirn haben vernebeln lassen - nur dafür zuständig, diesen Wettbewerb zu fördern, bzw. den erfolgreichsten Wettbewerbern alle Hindernisse zur Durchsetzung ihrer Ideen aus dem Weg zu räumen, auf dass die Umsetzung jener superwettbewerbsfähigen Ideen der Menschheit, wiederum über den Markt - in diesem Fall den Markt für Individualmobile der gehobenen Mittel- bis Oberklasse - möglichst ungehindert zum käuflichen Erwerb angeboten werde und sich dort entweder durchsetzen, oder von anderen, noch besseren, - weil noch stärker nachgefragten - Ideen und Produkten verdrängt werden könne.

    Als Belohnung für diesen durchaus anstrengenden, ewigen Wettbwerb - bei dessen Ausleseprozess leider auch der eine oder die andere MinderleisterIn zwangsläufig auf der Strecke bleiben muss, weil sie keine gute, sprich: gut verkäufliche, Idee hatte, oder sich nicht fleißig genug dafür eingesetzt hat, eine gute Idee auch erfolgreich zu Markte zu tragen - und für den permanenten Ersatz alter, überkommener ideen durch neue bessere Ideen, winkt der Marktgesellschaft nichts geringeres, als der größtmögliche Fortschritt der Menschheit. Das Ziel ist der Himmel, der Weltraum, die unbegrenzten Weiten und Möglichkeiten des Universums.


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    Wer diese Vorstellung nicht teilt, oder sie gar als Resultat einer den tatsächlichen historisch-materiellen (<-"Marximsus"=O) Entstehungsbedingungen der modernen Industriegesellschaft und den Erkenntnissen der anthropologischen Forschung zum Teil diametral zuwiderlaufenden Ideologischen Verblendung kritisiert, der ist - nach der Lesart neoliberaler Ideologen und der Menschen die sich von ihnen das Hirn vernebeln lassen - ein Feind des Fortschrittes, ein hater, ein Spalter, der den kreativsten und best(verkäuflich)en Mitgliedern der bürgerlichen Gesellschaft nicht nur das Recht auf indivduelle Selbstverwirklichung abspricht, sondern es auch der Menschheit als ganzer nicht gönnt, sich mittels des permanenten Ausleseprozesses im großen Ideenwettbewerb endlich zu einer Gesellschaft organisierten Ansammlung von Individuen zu entwickeln, deren individuelle Freiheit durch nichts anderes begrenzt wird, als durch ihre eigene, individuelle Bereitschaft, sich mutig dem allgegenwärtgen Wettbwerb zu stellen.


    Der Todfeind dieser ultimativen Selbstvergöttlichung des Menschengeschlechts ist der "Kollektivismus" - der Zwang des freien Individuums unter die Knute eines Systems sozialer Beziehnungen, welches nicht durch den wertneutralen ideologiebefreiten Markt und seinen ökonomischen Interessenausgleich organisiert wird, sondern - nach dieser Lesart - natürlich nur gegen den Freiheitsdrang der auf dem Markt versammelten Individuen zwangsweise durch einen gleichmacherischen Staat oder eine andere Gewaltinstanz oktroyiert, und notfalls auch per gewaltsamer Indoktrination oder liquidation aller freiheitsliebenden Menschen vorangetrieben werden kann.


    Und diese behauptete, herbeifantasierte, als Ausweis ihrer Menschenfeindlichkeit propagierte Lust der radilalen Linken zur zwangsweisen Umerziehung und Meinungsunterdrückung aller Andersdenkenden wird dann natürlich auch auf sämtliche KritikerInnen übertragen, die sich erdreisten, in einer rein schriftlichen, diskursiven Behandlung des jeweiligen Konfliktes eine (links)radikale Gegenposition einzunehmen - selbst wenn sie das nur in einem anonymen politischen Diskussionsforum tun und dabei niemand dazu zwingen können, ihre länglichen Beiträge zu lesen oder ihnen gar zuzustimmen - anstatt die neoliberalisierte "sozial"demokratische Position der politischen Mehrheiten einfach als alternativlos zu akzeptieren, und sich dann nur noch - selbstverständlich ohne Polemik, höflich, zivilisiert, und mit Rücksicht auf die "Gefühle" der Gegenseite - mit den technischen und technokratischen Details einer etwas sozialverträglicheren Umsetzung jenes neoliberalen Konsens zu beschäftigen.


    Und da, lieber @Danton, hab' ich einfach keinen Bock drauf.

  • :D Hab ich verstanden. Okay.


    Edit: und ja, natürlich ist der Klassenkampf real und existent. Und natürlich ist diese Perspektive die wahrscheinlich einzig wichtige. Nur müssten wir dann nicht viel konsequenter, als wir es hier tun, an einer Revolution arbeiten? (Wird jetzt der falsche Thread)

  • :D Hab ich verstanden. Okay.


    Edit: und ja, natürlich ist der Klassenkampf real und existent. Und natürlich ist diese Perspektive die wahrscheinlich einzig wichtige. Nur müssten wir dann nicht viel konsequenter, als wir es hier tun, an einer Revolution arbeiten? (Wird jetzt der falsche Thread)

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