Erwähnte ich, dass ich keinen Punkt habe? Auch nicht den, dass man eine weltweit gemeinsame Einschätzung der Lage braucht. Ich finde allerdings, die Haltung, ach die sind zu arm, um sich darüber Gedanken machen zu müssen, sollte man nicht kultivieren. Der Denkfehler scheint mir, dass nicht die Epidemie ein "first world problem" ist, sondern einige unserer Maßnahmen sind "first world solutions".
Warum wählt denn Trump diese Strategie? Weil er einfach nur bescheuert ist [..]
So in etwa, Trump ist der anti-intellektuellen Bewegung in den USA verhaftet. Im Gegensatz zu vielen Republikanern, die nur aus politischem Opportunismus so tun.
Ein anderer auch sehr verbreiteter Denkfehler spielt hier mit rein, in einer Pandemie kann man sich nicht für die Normalität entscheiden. Man kann natürlich staatlich nicht darauf reagieren, dann reagieren eben die Menschen selbst. Also auf irgendeiner Ebene werden Gegenmaßnahmen ergriffen. Bestes Beispiel waren in Deutschland die Masken. Die haben die Leute, die sie als Symbol der Unterdrückung ablehnen, im ersten Schritt ihren Mitbürgern zu verdanken. Man hat also nicht die Wahl die Epidemie zu ignorieren, sondern nur den Grad zentral koordinierter und durch staatliche Mittel disziplinierter Reaktionen zu bestimmen.
Ich denke diese sehr offensichtliche Realität, dass man sich nicht für die Normalität entscheiden kann, ist bei der Bewertung einzelner Maßnahmen unverzichtbar. Sie ist eben nur schwer zu fassen, noch schwerer zu quantifizieren. Aber natürlich muss die Bewertung nicht darin resultieren, dass jede beliebige Maßnahme in der Abwegung den Vorzug hat. Wiederum bei uns wurden die bevölkerungsweiten Maßnahmen auch zurückgefahren, obwohl es das Gegenargument gab, von einer Verlängerung um nur wenige Wochen könnten wir nochmal erheblich profitieren. Neben dem Aspekt, wo ist der Schaden größer, ist die andere Dimension, ob eine Maßnahme den Schaden einfach verschiebt, also hier etwa zwischen der anfälligen Bevölkerungsgruppe und der Gesamtbevölkerung.
Man könnte zum Beispiel eine Überlegung aufmachen, wenn man im Fall von CoViD-19 vorallem Menschen rettet, die am Ende ihres Lebens sind, und ihnen dadurch wenige Lebensjahre erhält, dafür aber eine Situation schafft, wo durch die Spätfolgen der entstehenden Armut die Lebenserwartung der jüngeren Generationen sinkt, tauscht man dann nicht einfach nur Lebenszeit gegeneinander aus? (Das vernachlässigt natürlich wie eine ungebremste Epidemie sich auch kurzfristig auf die Gesundheit der weniger betroffenen Population auswirken kann.)
Am Ende wird man denke ich meistens dahin kommen, dass das unmittelbare Retten von Menschenleben schlicht das moralischen Instinkten naheliegendere Vorgehen ist. Man sieht es auch daran, dass die allermeiste emotionale Opposition sich darauf stützt, dass die Gefahr angeblich gering ist.