Der SARS-CoV-2-Thread

  • Bei diesem Interview konnte ich mehrere Aussagen nicht so wirklich nachvollziehen.


    https://www.deutschlandfunk.de…oge-dlf-676b008b-100.html


    1. Ich verstehe nicht, warum Drosten von einem "deutschen Spezialproblem" beim Stand der Impfungen spricht. Vergleicht er Deutschland nur mit Westeuropa? Bezieht er alle deutschsprachigen Länder in diese Aussage mit ein? Selbst wenn man das nur auf die Altersgruppe über 60 Jahre bezieht, sind wir mittlerweile bei 87.2 % vollständige Impfung. Ich denke nicht, dass alle anderen Länder eine 10% höhere Impfquote in dieser Gruppe haben.


    2. Die Problematisierung zweier unterschiedlicher Serotypen. Es klingt fast so, als ob Drosten nicht glaubt, dass eine Immunisierung durch eine Omikron-Infektion sich (teilweise natürlich) in Schutz gegen höhere Erkrankungsschwere durch andere Varianten umsetzen kann.


    3. Dementsprechend erneut der Verweis auf einen "Sonderzustand in Deutschland", dass sich hier die endemische Phase nicht einstellen wird, obwohl er am Ende sagt, dass er nicht davon ausgeht, dass sich der jetzige Belastungszustand für die Krankenversorgung im nächsten Winter nochmal einstellt, was aus meiner Sicht für diesen Zeitraum die einzige noch ausschlaggebende Metrik sein wird.

  • Querdenker heute und einst: Wenn ein Wort erst mal "verbrannt" ist

    Über eine Selbstbezeichnung, die nicht einfach so "zum Schimpfwort mutiert" ist


  • Auch ganz interessant, man sieht eine Umkehr. Bundesländer mit hoher Impfquote hatten es bisher einfacher SARS-CoV-2 in Variante Delta zu kontrollieren. Da Omikron durch die deutlichere Immunsystemumgehung auch wieder mehr Geimpfte betreffen kann, können diese Länder nun - wie zum Beispiel bei Hamburg oder Bremen unten zu sehen - die Bundesländer mit den niedrigeren Impfquoten überholen. Ich denke mal letztere haben zum einen gerade ein höheres Maßnahmenniveau. Zum anderen hatten sie sehr großes Ausbruchsgeschehen. Die Durchseuchungsquote muss man eher verdoppeln oder verdreifachen und nach einem großen Ausbruch sind erstmal Teile des Übertragungsnetzwerks saturiert.


    Weil die Durchseuchung in den Bundesländern mit höherer Impfquote (oder zumindestens weniger regionaler Inhomogenität) überschaubar geblieben ist, besteht glaube besonders da eine sehr gute Chance, dass Omikron durch die geimpfte Bevölkerung geht und die Ungeimpften findet und immunisiert. Für die Ausrundung der Bevölkerungsimmunität wird es sich vermutlich als gut geeignete Variante erweisen. Ich denke ab nächste Woche muss ich dann die Form der Abschätzung verändern.


    Bundesland IQV
    DIQE
    UGQ DQ
    Baden-Württemberg 69.7 2.2 28.2 3.7
    Bayern 70 1.9 28.1 4.2
    Berlin 71.8 3.5 24.7 3.1
    Brandenburg 64.5 2.9 32.6 4.6
    Bremen 83.1 4.1 12.8 2.1
    Hamburg 77 2.4 20.6 2.1
    Hessen 70 4 25.9 2.2
    Mecklenburg-Vorpommern 69.6 2.5 27.9 3
    Niedersachsen 72.8 3.1 24.1 1.6
    Nordrhein-Westfalen 74.2 3.8 22 2.2
    Rheinland-Pfalz 70.4 4.7 24.9 2.1
    Saarland 77.3 2.9 19.8 2.7
    Sachsen 60.4 2.8 36.8 7.2
    Sachsen-Anhalt 68 1.7 30.3 4.9
    Schleswig-Holstein 75.6 2.4 22.1 1.4
    Thüringen 65.4 2.6 32 6.9


    IQV - Impfquote, vollständige Impfung, DIQE - Differenz zur Impfquote für Erstimpfungen, UGQ - Anteil Ungeimpfte. DQ - Durchseuchungsquote basierend auf Fällen seit dem 1. Oktober 2021

    Diskrepanz durch fixierte Fallzahlen ist 0.38% der Gesamtbevölkerung.


  • Joe Rogan hatte vor einigen Tagen einen Typen namens Robert Malone zu Gast, der eine Menge Unsinn zu CoViD-19 - Impfstoffe, Therapien - NS-Diktatur usw. erzählt hat. Er hat auch behauptet, die mRNA-Impfstoffe erfunden zu haben.


    Habe ich zunächst für kompletten Unsinn gehalten, aber es stellt sich heraus, Malone hat tatsächlich mal beim Beginn der Entwicklung einige Jahre in dem Feld wissenschaftlich gearbeitet und einen Beitrag geleistet, den man auf den ersten Blick für den Grundstein halten könnte. Im Wesentlichen diese Arbeit (und dann war er an ein paar weiteren beteiligt):


    https://www.pnas.org/content/86/16/6077


    Auf den zweiten Blick dann doch nicht so ganz. Zunächst habe ich dieses paper von den Biontech-Leuten (also Sahin, Türeci, Karikó) gefunden, die darin diese Zeitleiste mit den Meilensteinen der Entwicklung von RNA-Therapeutika zeigen:


    https://www.nature.com/articles/nrd4278


    41573_2014_Article_BFnrd4278_Fig1_HTML.jpg?as=webp


    Das oben verlinkte paper Malone et al. ist 1989 eingetragen, Referenz 34. Aber schon eine Dekade davor wurde mRNA in Liposomen eingeschlossen in eine Zellkultur eingeschleust und in Peptid übersetzt. Beispiel: https://www.nature.com/articles/274923a0 Das ist im Wesentlichen das, was auch in den Experimenten von Malone gemacht wurde, die das in verschiedener Hinsicht verallgemeinert haben, andere Technik verwendet - was natürlich auch mit anderen zwischenzeitlichen Fortschritten zu tun hat.


    Zum zweiten habe ich gesehen, dass er damals Doktorand war. Es kommt zwar auch mal vor, dass ein Doktorand aus eigener Kreativität heraus Grundlagen schafft, aber meistens führt man einfach nur bestehende Forschung unter Anleitung weiter und wenn man ehrlich ist, diese Arbeit hätte jemand anders dann vielleicht sehr ähnlich ausgeführt. Mitautor beim dem 1989er paper von Malone ist jemand namens Felgner. Von ihm gibt es ein paper von 1987:


    https://www.pnas.org/content/84/21/7413


    Das ist auch Lipofektion nur mit DNA statt RNA. Es wird auch das selbe Lipid, DOTMA, verwendet. Und da hat Malone nicht mitgearbeitet. Es liegt also nahe, dass er einfach ein bestehendes Verfahren auf RNA übertragen hat - wobei ich nicht weiter recherchiert habe, ob es in dem Umfeld in Kalifornien erfunden wurde. Und das ist mit allem anderen zusammen dann eben doch eher ein Zwischenschritt als eine grundlegende Arbeit.


    Aber es ist sowieso erstaunlich, dass Malone für sich die Erfindung von Impfstoffen reklamiert, die in der speziellen Anwendung gegen CoViD-19 seiner Ansicht nach viele Leute umbringen.

  • Hätte gedacht die Impfungen gehen wieder etwas hoch, aber gestern lagen wir niedriger als in der Vorwoche. Vielleicht haben sich viele vorallem wegen der Feiertage impfen lassen, weil sie ihre Verwandeten sehen wollten.

    Da wir mit omicron ja auf gutem Weg zum Schnupfen sind, lässt die Motivation evtl auch etwas (mehr) nach. Und Delta scheint eh auch keine große Rolle mehr zu spielen. 🤷🏻‍♀️

  • Die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Boostern steht aktuell auch im Raum. Preprint aus Dänemark, dem Land mit der besten Testabdeckung. Daten zur Verbreitung, nicht zum Verlauf.

    Beim Vergleich von Haushalten, die mit der Omicron-VOC infiziert waren, mit denen der Delta-VOC, fanden wir eine 1,17 (95%-CI: 0,99-1,38) mal höhere SAR für Ungeimpfte, eine 2,61 (95%-CI: 2,34-2,90) mal höhere SAR für vollständig Geimpfte und eine 3,66 (95%-CI: 2,65-5,05) mal höhere SAR für Auffrischungsgeimpfte, was ein deutlicher Beweis für die Immunevasivität der Omicron-VOC ist.

    Unsere Ergebnisse bestätigen, dass die rasche Ausbreitung der Omicron-VOC in erster Linie auf die Immunevasivität zurückzuführen ist und nicht auf eine inhärente Erhöhung der grundlegenden Übertragbarkeit.

  • »Gegen den Diktaturstaat Hamburg«

    Die Elbmetropole hat sich zu einem Mekka der Impfgegner entwickelt

  • Joe Rogan hatte vor einigen Tagen einen Typen namens Robert Malone zu Gast, der eine Menge Unsinn zu CoViD-19 - Impfstoffe, Therapien - NS-Diktatur usw. erzählt hat. Er hat auch behauptet, die mRNA-Impfstoffe erfunden zu haben.

    Offenbar war er kurz danach auch bei Alex Jones' Infowars. ^^

  • In gewisser Weise könnte aber genau das auch sinnhaft sein, sofern alle Dudes mitgemacht hätten. Egal, Endemie incoming.

    Gestern dann nochmal die Dosis Drosten/Kekule gegeben. Während Drosten eher vorsichtig ist und darauf beharrt die Impflücke zu schließen (ich finde den Podcast inzwischen etwas langweiliger, da grundsätzlich sehr repetitiv und Drosten sich nicht mal mehr Andeutungsweise zu irgendwelchen politischen Empfehlungen hinreißen lässt - thanks Media), um im nächsten Winter die erste Coronasaison zu feiern, nimmt Kekule da eher Druck vom Kessel und bezieht sich stark auf dieses Preprint hier der SAVE und NIAID. Zwar ist er immer noch für die Maßnahmen, die aktuell so vorliegen, einfach weil man natürlich auch nicht die heftigste aller Erkältungswellen auslösen will, aber es deutet sich an, dass die Omikronvariante tatsächlich eher in den Karton der gewöhnlichen Coronaerkältungsviren eingeordnet werden könnte.


    Reicht mir als gute Nachricht. Da sah es hier im letzten Januar noch völlig anders aus zum jetzigen Zeitpunkt. Bald ist's vorbei *fingerscrossed*

  • Das ist schon sechs Tage alt?!


  • Das ist schon sechs Tage alt?!



    Es gibt Videos/Serien/Kinofilme die tauchen bei mir erst nach 6 Jahren auf : )

  • Während Drosten eher vorsichtig ist und darauf beharrt die Impflücke zu schließen (ich finde den Podcast inzwischen etwas langweiliger, da grundsätzlich sehr repetitiv und Drosten sich nicht mal mehr Andeutungsweise zu irgendwelchen politischen Empfehlungen hinreißen lässt - thanks Media), um im nächsten Winter die erste Coronasaison zu feiern, nimmt Kekule da eher Druck vom Kessel und bezieht sich stark auf dieses Preprint hier der SAVE und NIAID.


    Kekulé ist allerdings auch gegen die Impfpflicht, oder? Färbt vielleicht etwas wie positiv er die Entwicklung sieht, weil man es so sehen könnte, dass sie damit obsolet ist.


    Das preprint klingt tatsächlich vielversprechender, wobei natürlich die Frage ist, wie gut sich das auf den Menschen übertragen lässt. Ansonsten ähnlich wie ich meine Zweifel habe, dass Omikron eine nochmal deutlich höhere Basisreproduktionszahl haben soll - sicherlich nicht die der Masern - habe ich meine Zweifel wie gut die Krankheitsschwere in den ersten Studien bestimmt werden kann.


    Selbst wenn man Delta und Omikron in einem Land direkt miteinander vergleicht, hat man es mit einer variantenabhängigen Zielpopulation zu tun. Eine Variante, die die bisherige Immunantwort gegen die Infektion besser umgehen kann, findet sich auch mehr in gegen die Krankheit geschützten Teilen der Bevölkerung. In dem Moment, wo Omikron eingeführt wird, würde man erwarten, dass es sich in im Mittel besser geschützten Invididuen ausbreitet als Delta, das sich vom Gewicht her eher in Individuen findet, die eine schwächere oder noch nicht vorhandene Immunantwort haben und damit anfälliger für einen schweren Krankheitsverlauf sind. Die Fälle mit Omikron wären dann im Mittel scheinbar schwächer.


    Tatsächlich denke ich aber auch, dass der laufende Omikron-Ausbruch insgesamt von geringerer Krankheitsschwere geprägt sein wird, einfach weil SARS-CoV-2 in egal welcher Variante auch bei uns die vulnerablen, immunnaiven Individuen ausgehen. Also zum Beispiel von den Personen über 60 Jahre sind rechnerisch nur noch 3 Millionen ungeimpft, davon sind einige gestorben, an allem möglichem, andere haben Immunität aus einem Viruskontakt mitgenommen und - nachdem die Taschen geringster Immunität mit dem Ausbruch, aus dem wir gerade kommen, stark getroffen wurden - sind diese Individuen auch besser verteilt, was die punktuelle Belastung reduzieren sollte.


    Unklar ist, ob wir schon an einem Punkt sind, wo eigentlich nur noch die Quarantäne oder Isolation disruptiv ist und nicht mehr die Krankheitsschwere selbst, also ob bei einer starken Omikron-Ausbreitung genug Leute zusammenkommen, die kranksbedingt ausfallen und damit Probleme beim Betrieb kritischer Infrastruktur auftreten können.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!