Der SARS-CoV-2-Thread


  • Also dieses paper wird jetzt viel herumgereicht. Aber nachdem ich selbst mal auf die deutschen Daten geschaut habe, bin ich prinzipiell nicht überzeugt, dass Schweden ein gutes Land ist, um diese Untersuchung vorzunehmen.


    Wie auch immer, ich habe mal einen Blick auf das pre-print geworfen und bin direkt auf eine sehr große Diskrepanz gestoßen:


    https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3949410



    Schaut man auf offiziellen von Folkhälsomyndigheten veröffentlichten Daten:


    https://www.arcgis.com/sharing…49c19881cce45db13f7e/data


    Dann wurden vom 4. Februar 2020 bis zum 18. November 2021 1188735 Fälle erfasst. Warum arbeiten die vor einem halben Jahr mit 150000 Fällen mehr?

  • Ich fühle mich nicht gut regiert

    Corona - Im Vakuum zwischen zwei Regierungen explodiert das Virus. Das liegt nicht allein am Übergang: Wir haben verlernt, für die Politik zu demonstrieren, die wir brauchen. Wir sind keine Gemeinschaft mehr – wir sind eine Ansammlung von Individuen

    [...] Diese Tatenlosigkeit, die zwischen zwei Bundesregierungen entstanden ist, hat zu einer Situation geführt, in der wir über Impfpflicht diskutieren. Eine Impfpflicht bedeutet für mich das Scheitern jeder Regierung in einer Pandemie.[...]

    Und damit sind wir nicht mehr bei „unserer Regierung“, sondern: bei uns. Der einzige Vorwurf, den „wir“ „uns“ machen, ist: Dass wir uns nicht impfen lassen. Da ist die Regierung fein raus, denn dieser Vorwurf und das Impfen kostet sie beinahe nichts – gemessen an dem, was unsere Regierung eigentlich leisten müsste. Während wir uns in der Frage bekriegen, wer sich warum nicht impfen lässt, während sich die einen gegen die Impfung wehren und die anderen auf sie zeigen, sprechen wir nicht darüber, was „wir“ als Gesellschaft wirklich bräuchten. Warum ärgern wir uns über die Demonstrationen der Impfgegner – anstatt diese Energie darauf zu verwenden, selbst zu demonstrieren? Wo waren denn die großen Demonstrationen für mehr Investitionen in das Gesundheitssystem? Wo waren die großen Solidaritätsbekundungen mit dem Kampf der Krankenhäuser? In Berlin gab es sie. Gekommen sind 2.000 Menschen, immerhin. Aber wo bleiben die Hunderttausenden von "Unteilbar"? Wo bleibt die bundesweite Krankenhausbewegung? Wo bleiben die großen Versammlungen, im Sommer, auf denen wir kollektiv überlegt haben, wie wir lokale Gesundheitszentren in unsere Nachbarschaften aufbauen können? Wo waren die vielen Crowdfunding-Kampagnen für Extrazahlungen an unser Pflegepersonal?

    2011, vor zehn Jahren, gab es Platzbesetzungen überall auf der Welt, von New York über Kairo und Madrid bis nach Tokio. Die Menschen haben sich zu Hunderttausenden versammelt, um über sich als Gesellschaft zu diskutieren. Über „echte Demokratie“.

    Hätte es solche Versammlungen auch 2021 gegeben, hätten wir den Sommer genutzt, um uns als Gesellschaft darüber zu verständigen, was wir nun brauchen, inmitten der Krisenerfahrung einer globalen Pandemie – dann wäre die kommende Regierung jetzt in einer anderen Situation. Sie stünde unter Druck: dem Druck, zuhören und gehorchen zu müssen. Doch stattdessen diskutierten wir über Annalena Baerbocks Lebenslauf. Und diese Regierung kann wieder nicht hören, was wir brauchen. Weil wir es nicht laut sagen.[...]

    Statt dessen bekommen wir jetzt vermutlich eine Regierung, die vor allem auf eine lautstarke, mit milliardenschweren PR-Budgets und bezahlten Expertisen ausgesgattete Kapitallobby hört, und ansonsten aus einem überaus interpretationsfähigen Wahlergebnis als kleinsten gemeinsamen Nenner ableitet, dass Demokratie nun mal bedeute, sich gegenüber dem kleinsten Koalitionspartner mit dem größten Bedürfnis nach Durchsetzung einer antidemokratischen Ideologie des eigenverantworlichen Individualismus möglichst kompromissbereit zu zeigen.

  • Zitat

    [...] Diese Tatenlosigkeit, die zwischen zwei Bundesregierungen entstanden ist, hat zu einer Situation geführt, in der wir über Impfpflicht diskutieren. Eine Impfpflicht bedeutet für mich das Scheitern jeder Regierung in einer Pandemie.[...]


    Einerseits ist das eine etwas insuläre Perspektive, denn dann sind wir offenbar von lauter gescheiterten Regierungen umgeben, die sich schon Impfpflichten bedient haben. Andererseits, dass man eine Impfpflicht von Anfang ausgeschlossen hat, ist ja gerade ein Zeichen dafür, wie konfliktscheu unsere Politik ist, was darauf hinausläuft, dass man den Weg des geringsten Widerstands präferiert.


    Ansonsten verstehe ich zwar den Punkt, aber dass eine Pandemie nicht unbedingt die Hochzeit von Demonstrationen ist, bei denjenigen, die die Krise ernst nehmen, finde ich eigentlich ziemlich offensichtlich.

  • Die erste Berufsgruppe bekommt ihre Impfpflicht.


    Gefällt mir sehr gut. Wohlmöglich auch eine günstige Gelegenheit für allgemeine Truppenbereinigung.


    Edit: dabei frage ich mich, können Soldaten auf dieser Grundlage ihr Beschäftigungsverhältnis vorzeitig beenden?

  • Gefällt mir sehr gut. Wohlmöglich auch eine günstige Gelegenheit für allgemeine Truppenbereinigung.


    Edit: dabei frage ich mich, können Soldaten auf dieser Grundlage ihr Beschäftigungsverhältnis vorzeitig beenden?

    Soldaten können jederzeit eine Wehrdienstverweigerung einreichen.


    Präzisierung:

    SaZ sind dann zu entlassen, BS können einfach kündigen.

  • Der neuste Bericht, Nummer 8, der Studie COVID-19 Impfquoten-Monitoring in Deutschland wurde veröffentlicht:


    https://www.rki.de/DE/Content/…df?__blob=publicationFile


    Das ist Abbildung 2, die Verteilung der Impfstoffe/Impfstoffkombinationen, die bei der Umfrage herausgekommen ist:



    Der Impfstoff von Janssen wurde also sehr wahrscheinlich hauptsächlich in der Gruppe der 18-59-Jährigen eingesetzt. Das könnte einen Teil der Wirksamkeitsentwicklung dort erklären.


    Hier sieht man auch, weshalb ich nicht so an die Unterschiede glaube, die man teilweise zwischen zweifach Comirnaty und zweifach Spikevax findet. Während Comirnaty in den beiden Altersgruppen fast gleich häufig vorkommt, ist Spikevax nur halb so oft an die Altersgruppe ab 60 Jahre gegangen. Sie sind damit in der gesünderen Gruppe überrepräsentiert. Das ist meines Erachtens auch in den USA der Fall, weil Pfizer dort am Anfang mehr ausgeliefert hat als Moderna, also bei den Gruppen, die zuerst geimpft wurden, wozu Ältere zählen, relativ einen höheren Anteil haben sollte.

  • Spahn hat das hier gesagt und es macht international die Runde:


    https://www.zdf.de/nachrichten…erna-lieferungen-100.html


    Zitat

    "Wahrscheinlich wird am Ende dieses Winters so ziemlich jeder in Deutschland geimpft, genesen oder gestorben sein", sagte Spahn. Immunität werde immer erreicht - entweder durch Infektion oder Impfung. "Wir empfehlen die Impfung."


    Ein Beispiel: Al Jazeera: ‘Vaccinated, cured or dead’: Germany battles surging COVID cases


    Die eigentliche Sorge ist natürlich, dass das nicht der Fall sein wird.

  • Hätte die Lorbeeren für diesen Spruch nicht eigentlich Karl Lauterbach verdient?



    Was anderes. Es wäre doch gelacht, wenn man jetzt nicht ein paar Pflöcke einschlagen kann. Die Idee einer Aufhebung des Solidaritätsprinzips Zusatzversicherung macht ja schon eine Weile die Runde. Optimale Voraussetzungen für einen FDP-Gesundheitsminister. Es gibt verschiedene Steigerungsformen.

    Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin fordert neben einem bundesweiten Lockdown für Ungeimpfte und einer allgemeinen Impfpflicht auch eine Kostenbeteiligung Ungeimpfter an Krankenhausleistungen.

    Ein ähnlicher Vorschlag kommt aus der Schweiz: Auch Wirtschaftsprofessor Marius Brülhart schlägt vor, dass ungeimpfte Corona-Patienten ihre Krankenhausrechnungen künftig selbst zahlen oder sich entsprechend versichern sollen.

    Ich habe den Eindruck, immer weniger Menschen haben damit ein Problem. Das lässt sich bei der aktuellen Stimmungslage sicher noch ausbauen. Die Ösis sind uns mal wieder meilenweit voraus. Wer nicht geimpft ist, soll auch nicht essen.

    Ungeimpfte, die monatlich eine Pandemieabgabe leisten müssen: Dieser Vorschlag kommt von der niederösterreichischen Ärztekammer. Angelehnt an die durchschnittliche Tabaksteuer könnte eine solche Abgabe laut Kammer bei etwa 100 Euro liegen.

    Genial. Das behebt sicher den Pflegenotstand und die Risikogruppen boostern sich fast von allein.

  • Also zumindestens die Auffrischimpfungen scheinen wirklich fast von allein zu funktionieren - letztlich nicht überraschend. Aber mal schauen wie lange es anhält. Wir haben zuletzt in unter eine Woche eine Million Menschen geimpft. Und ich würde sagen, man sieht auch schon die Auswirkung auf die gemessene Wirksamkeit anhand der Impfdurchbrüche:


    https://www.rki.de/DE/Content/…en/Impfeffektivitaet.html


    Meldewoche

    Symptomatische
    Infektion,
    ab 60 Jahre [%]

    Hospitalisierung,
    ab 60 Jahre [%]
    Intensivbehandlung,
    ab 60 Jahre [%]
    Tod,
    ab 60 Jahre [%]
    42 68.6 83.9 91.7 87.8
    43 64.2 80.1 88.1 81.5
    44 65.9 81.4 86.3 84.4
    45 66.9 82.8 84.6 86.9


    Andersherum sind die etwas sprunghafteren Reduktionen der Wirksamkeit von Meldewoche 44 -> 45 (wobei jeweils die Woche sowie die drei Wochen davor Datenbasis sind) bei der Altersgruppe 18-59 Jahre meines Erachtens bereits auf den jetztigen Ausbruch zurück zu führen:


    MW 44 MW 45
    Symptomatische Infektion, 18-59 Jahre [%] 69.0 67.8
    Hospitalisierung, 18-59 Jahre [%] 88.5 84.7
    Tod, 18-59 Jahre [%] 96.9 75.4


    Weniger bei symptomatischen Infektionen, denn da folgt es dem Trend des bisherigen Rückgangs, aber bei der Wirksamkeit gegen Hospitalisierung und Tod.

  • Einerseits ist das eine etwas insuläre Perspektive, denn dann sind wir offenbar von lauter gescheiterten Regierungen umgeben, die sich schon Impfpflichten bedient haben. Andererseits, dass man eine Impfpflicht von Anfang ausgeschlossen hat, ist ja gerade ein Zeichen dafür, wie konfliktscheu unsere Politik ist, was darauf hinausläuft, dass man den Weg des geringsten Widerstands präferiert.


    Ansonsten verstehe ich zwar den Punkt, aber dass eine Pandemie nicht unbedingt die Hochzeit von Demonstrationen ist, bei denjenigen, die die Krise ernst nehmen, finde ich eigentlich ziemlich offensichtlich.

    Na ja. Der Artikel ist wohl auch eher ein vom persönlichem Frust seiner Autorin motivierter Beitrag, als ein konstruktiver Vorschlag zur Lösung der gegenwärtigen Probleme.

    ich habe ihn hier vor allem deshalb gepostet, weil er darüber hinaus zumindest ansatzweise eine gesamtgesellschaftliche Perspektive einnimmt, anstatt sich an Partikularinteressen bestimmer gesellschaftlicher Gruppen abzuarbeiten und sie dann gegen die PartikularInteressen anderer Gruppen auszuspielen.


    Besonders realistisch ist das natürlich nicht. Aber zumindest hier in Berlin, wo Protest auch irgendwie zur lokalen Folklore gehört, wurde durchaus auch während der Pandemie z.B. gegen den Mietenwahnsinn, oder - wie im Text erwähnt - für das Krankenhauspersonal demonstriert.

    Es gab hier auch schon in der zweiten oder dritten Welle eine größere Demo der von den Maßnahmen besonders betroffenen Veranstaltungsbranche. Dort trat sogar Prominenz auf. Aber die haben sich halt alle halbwegs an Abstandsgebote und Maskenpflicht gehalten und konkrete, umsetzbare Forderungen an die Regierung formuliert, anstatt sich als letzte Bastion der Freiheit™ gegen die "Diktatur" aufzuspielen. Entsprechend gering war das Medienecho und die dadurch befeuerte öffentliche Empörung.

  • Läuft...


  • Läuft...


    Joa, und was wurden die Zahlen mit Toten in Millionenhöhe lächerlich gemacht. Ich will ja echt nicht wissen was los gewesen wäre, wenn keine kontaktbeschränkenden Maßnahmen ergriffen worden wären und es keine Impfstoffe gegeben hätte. Tatsächlich glaube ich, dass dann ziemlich genau das gleiche Querdenkerspektrum die Verschwörung stricken würde, dass man uns alle mit dem Virus dezimieren will.

  • Es ist ein bisschen sehr genau wie letztes Jahr, man lässt uns zum hochkapitalitischen Einkaufsfest noch rumlaufen und direkt nach dem letzten Einkaufstag-Festessen wird wahrscheinlich wieder alles dicht gemacht ... nur ein Tipp.


    Die 6 riskanten Wochen vorher konnte man das letztes Jahr und dieses Jahr wohl absehen, aber man lässt es laufen (ge-burn-outet und feuerbestattet werden ja andere).


    "Frage an Herr Spahn, was machen sie über Weihnachten 2020?", "Ich gehe mit meinem Mann in die Christmette" ... Guter Mann, schlechte Idee, oder andersum : )

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