Der SARS-CoV-2-Thread

  • Und soooo mutationsfreudig ist es auch auch nicht, wenn man sich die Zahl der bisherigen Wirtys anguckt Weltweit anguckt.

    Wer sind die Wirte, gekeulte Nerze? Ich steh auf dem Schlauch.

    durch die Impfung aufgebauten Schutz und der dürfte sich von den Epitopen her nicht vom Schutz gegen das Virus selbst unterscheiden, außer dass er je nach Impfstoff eingeschränkter ist

    https://www.science.org/conten…vaccination-remains-vital

  • Das trifft so aber auch nur zu, weil die Deltavariante dazu führt, dass selbst Geimpfte hohe Viruslasten in sich tragen. Das war bei Wildtyp und Alphavariante noch anders.

    Stimmt...ich muss aber sagen das mich das auch seit einiger Zeit etwas stört das es da kein schnelles "Update" gibt, warum dauert das so lange, kann mir das mal einer hier erklären?

    Man hat die mRNA Impfung doch öfter (zumindest meiner Wahrnehmung nach) damit beworben das damit schnelle Anpassungen möglich sind, bisher sehe oder höre ich da aber nichts von.


    Wenn die Mutationen (möglicherweise dauerhaft) schneller sind als die dazu angepasste Impfung und trotzdem noch immer mit den alten Impfstoffen geimpft werden soll fragen sich halt zunehmend mehr Menschen warum das eigentlich gemacht wird, da kann man dann jetzt schon davon ausgehen das man früher oder später die Unterstützung von weiteren größeren Teilen der Bevölkerung verlieren wird.

    Tatsächlich schützt man andere aber sehr wohl durch die Impfung, indem ein Intensivstationkollaps unwahrscheinlicher wird, je mehr Menschen geimpft sind.

    Stimmt zwar im Prinzip ebenfalls, aber es machen halt nicht alle mit, daher frage ich mich auch seit einiger Zeit manchmal, würde eine Durchseuchung der jüngeren Teile der Bevölkerung tatsächlich zu einem Kollaps der Intensivstationen führen?

    Soweit ich es mitbekommen habe waren es bisher ja vorallem die älteren Menschen welche die Stationen gefüllt haben, bei jüngeren Menschen sind die Zahlen immer sehr niedrig gewesen und durch die Demografie in DE haben wir ja sowieso deutlich weniger junge Menschen.


    Ich bin zwar eigentlich auch dafür bin das man sich impfen lässt, aber ich denke mittlerweile auch das es immer eine gewisse Menge an Leuten geben wird die Impfgegner/Kritiker o. ähnl. sein werden und man keine zu große Energie darauf verschwenden sollte diese Leute zu irgendwas zu zwingen, so funktioniert das nicht bzw wird das möglicherweise das Gegenteil von dem hervorrufen was man eigentlich bezwecken wollte...ich denke wir müssen einfach lernen irgendwie damit umzugehen, so hart das auch sein wird, aber wie du schon sagst...

    ...Freiheit ist halt ein hartes Pflaster. Stimmt mich in Sachen Umsetzung für Klimaschutzmaßnahmen nicht zwingend optimistisch.

  • Genau davon wurde doch jetzt abgeraten.


    Weil wir vermutlich immer noch zu viele vulnerable Ungeimpfte haben. Hätten wir die nicht, wären wir tatsächlich bei der endemischen Situation und dazu gehört Antigen-Drift und andere Austauschformen, was zur Umgehung des Immunschutzes durch Veränderungen von SARS-CoV-2 führt, und bei einem wieder normalen Leben also auch zu neuen Infektionen, die eine Aktualisierung des Immunschutzes gegen die neue Varianten bedeuten. Tatsächlich ist es also sogar ein gewisses Risiko für die Geimpften sich aus Rücksicht auf die Ungeimpften dem erstmal nicht aussetzen zu können, wenngleich vermutlich kein großes.


    Man könnte theoretisch immer noch weiter dagegen mit angepassten Impfstoffen animpfen. Aber außer eine SARS-CoV-2-Infektion kann auch nach mehreren Runden Immunisierung in größerer Zahl schwere Verläufe auslösen, würde ich weiter vermuten, dass für die meisten Menschen dafür keine Notwendigkeit besteht. An der Stelle muss man aufpassen, dass einem die Pharmafirmen keine jährliche Nachimpfung aufschwatzen, ohne dass klar ist, dass sie auch wirklich sinnvoll ist.


    Die Drittimpfung macht aus dem Gedanken einer Vermeidung eines Restrisikos dagegen durchaus Sinn und bezahlt ist sie ja sowieso schon. Ich hoffe mal, wir impfen damit nicht zu breit und spenden den Rest.

  • https://twitter.com/c_drosten/status/1435622197960314882



    Naja gut, wenn man das so versteht, dass sich Drosten eine seiner Laborproben reinpfeift, hätte man ihn in der Tat missverstanden.

  • Stimmt...ich muss aber sagen das mich das auch seit einiger Zeit etwas stört das es da kein schnelles "Update" gibt, warum dauert das so lange, kann mir das mal einer hier erklären?

    Man hat die mRNA Impfung doch öfter (zumindest meiner Wahrnehmung nach) damit beworben das damit schnelle Anpassungen möglich sind, bisher sehe oder höre ich da aber nichts von.


    Die Anpassung sollte auch eher einfach sein. Ich denke auch nicht, dass es produktionsseitig ein Problem sein muss, wobei ich nicht weiß welche Vorlaufzeiten es da gibt. Es ist vermutlich eine Frage welche Auflagen, also zum Beispiel neue Studien, man erfüllen muss, um innerhalb der Zulassung zu bleiben, und auf welche Varianten man nun genau reagiert, was natürlich auch von Vorlaufzeiten in der Produktion abhängen kann.


    In diesem Fall scheinen sie sich allerdings auf Delta zu konzentrieren:


    https://investors.biontech.de/…oster-program-light-delta


    Zitat

    While Pfizer and BioNTech believe a third dose of BNT162b2 has the potential to preserve the highest levels of protective efficacy against all currently tested variants including Delta, the companies are remaining vigilant and are developing an updated version of the Pfizer-BioNTech COVID-19 vaccine that targets the full spike protein of the Delta variant. The first batch of the mRNA for the trial has already been manufactured at BioNTech’s facility in Mainz, Germany. The Companies anticipate the clinical studies to begin in August, subject to regulatory approvals.

  • Zero-covid scheitert ja nun sogar bei den Inselstaaten.

    Welche Inseln meinst du denn?

    Über NZ und AUS wird bei Springer seit Tagen falsch berichtet:


    https://uebermedien.de/63348/d…ds-anti-corona-strategie/


    Der im Herbst vergangenen Jahres nach Neuseeland ausgewanderte André Klengel schrieb der „Welt“ in einem Leserbrief:

    „Dass die Null-Covid Strategie nicht ewig durchzuführen ist, ist auch hier jedem bewusst und wird spätestens mit der kompletten Durchimpfung der Bevölkerung ein Ende finden. Deswegen vom ‚wahren Gesicht der Null Covid Strategie‘ zu sprechen und die Tatsachen außer Acht lassen, halte ich für völlig falsch, genau wie 95% der neuseeländischen Bevölkerung.“

    Die Zahl der positiven Covid-Fälle in Neuseeland sind nach drei Wochen bereits stark rückläufig. Die schlimmste Gefahr scheint gebannt. Seit Mittwoch dieser Woche ist der Lockdown im gesamten Land bis auf Auckland weitgehend aufgehoben, es gibt nur noch wenige Auflagen. Der jüngste Anti-Lockdown-Protest bestand aus einer einzigen Person.“

  • Stimmt zwar im Prinzip ebenfalls, aber es machen halt nicht alle mit, daher frage ich mich auch seit einiger Zeit manchmal, würde eine Durchseuchung der jüngeren Teile der Bevölkerung tatsächlich zu einem Kollaps der Intensivstationen führen?

    Soweit ich es mitbekommen habe waren es bisher ja vorallem die älteren Menschen welche die Stationen gefüllt haben, bei jüngeren Menschen sind die Zahlen immer sehr niedrig gewesen und durch die Demografie in DE haben wir ja sowieso deutlich weniger junge Menschen.


    Naja, nehmen wir die Bevölkerung über 60. Das sind so 24 Millionen, bei 85% Impfquote sind das 3.6 Millionen Ungeimpfte. Mit allen erfassten Fällen sind wir in Deutschland gerade über die 4 Millionen gekommen und von einer dramatisch höheren Zahl tatsächlicher Infektionen geht man wohl nicht aus. 45 Millionen in der Gruppe 18-59 Jahre bei 65% Impfquote sind das 16 Millionen Ungeimpfte, Altersverteilung unklar. Ein Teil von den Ungeimpften hat sich natürlich schonmal infiziert, aber viele Infizierte werden auch Teil der Gruppe der Geimpften sein.


    Um wirklich Ruhe zu haben - auf den Intensivstationen oder einfach auf Station, da liegen dann nämlich die ganzen weniger schweren Fälle - hätten wir laut Modellierungsstudien vom RKI in der erwachsenen Gesamtbevölkerung so 85% erreichen müssen, wir liegen mit den Erstimpfungen eher 10% darunter.


    Wenn man aber nicht dort arbeitet, bezweifle ich, dass es allzu hart werden wird. Mit Kindern in Quarantäne muss man sich vielleicht noch rumschlagen, mit Schulschließung eventuell nicht mehr.

  • Ernst gemeinte Frage: Wann würdest du sie denn für nicht sinnvoll halten? Die Stiko musste sich schon sehr verbiegen, um für 12- bis 17-jährige Impfungen zu rechtfertigen.


    Da Corona auch von Tieren übertragen wird, ist es unwahrscheinlich, dass es verschwindet. Die Impfungen werden daher bleiben, wie bei der Grippe, mindestens jährlich.


    Impfungen sind bis Ende 2023 gezahlt. Da ist also auch noch eine vierte und fünfte Impfung drin.


    Also soweit ich weiß, hat die Ständige Impfkommission nach der neuen Datenlage entschieden, dass durch die demonstrierte Sicherheit der Impfstoffe beim breiten Einsatz auch in der Altersgruppe 12-17 der Nutzen der Impfung überwiegt.


    SARS-CoV-2 wird sicher nicht verschwinden. Das heißt aber nicht, dass man deshalb jährlich impfen muss. Tut man bei den bisherigen Coronaviren des Menschen zum Beispiel nicht. Das Influenza-Virus hat eine höhere Mutationsrate als SARS-CoV-2, auch wenn Rekombination da wohl seltener auftritt. Aber wird sich dann zeigen.

  • Der Hauptautor der Studie und eine Kollegin haben ihre Schlüsse daraus mal hier zusammengefasst (Triggerwarning: Vielen "Überzeugten" von der Straße werden sie sicher nicht gefallen.):


    [...] Die gegenwärtige Konjunktur des Verschwö­rungsdenkens ist aus unserer Sicht das Resultat eines längerfristigen sozialen Wandels zur Spät­moderne, der ein hochindividualisiertes Subjekt hervorgebracht hat, das, freigesetzt aus traditiona­len Institutionen, sein Leben vermeintlich selbst­bestimmt gestaltet, sich aber seiner sozialen und politischen Umwelt häufig ohnmächtig gegen­übersieht.

    Dieses Subjekt stößt in der Corona-Pandemie nun auf zwei Grenzen, die sein Handeln limitieren und sein individuelles Selbstverständnis bedrohen: Erstens werden die Freiheitsgrade, die eine auf Wettbewerb und Konkurrenz beruhen­de Gesellschaft für es hervorgebracht hat, mit der Rückkehr des sichtbaren Staates in die alltägliche Lebensführung durch die Maßnahmen zur Ein­schränkung der Pandemie limitiert.

    Anders als die Unterklassen, für die der Staat schon zuvor in ihre Freiheitsgrade interveniert hat (etwa über Hartz IV), trafen die staatlichen Disziplinierungen nun auch jene Segmente der Mittel- und Oberklas­sen (insbesondere im kulturellen Bereich), für die der Staat zuvor Garant ihrer Freiheitsgrade war, und den sie in der alltäglichen Lebensführung al­lenfalls regulativ zu spüren bekamen. 03


    Zweitens kann das Subjekt sein Bedürfnis nach eigenem Sinnverstehen nicht länger erfüllen. Es war ge­wohnt, sich Wissen in einer bestreitbaren, diskursiven Auseinandersetzung selbst anzueignen. Mit dem Coronavirus wird es seines eigenen Nicht-Wissen-Könnens gewahr und zusätzlich mit sei­ner Fremdwissensabhängigkeit konfrontiert. Es muss nun auf das Wissen Anderer, das ihm unbe­kannter Ex­pert:­innen, vertrauen. Auf diese beiden Beschränkungen reagiert das spätmoderne Sub­jekt mit einer epistemischen Kritik, welche die Fra­ge, „wie es um das, was ist, bestellt ist“, 04 radikal stellt. 05

    Es protestiert auf der Ebene der Wirklich­keitsdeutung (und ihrer Verleugnung) gegen jene politischen Entscheidungen, die es in seiner Deu­tungs- und Handlungsmacht einschränken. 06 [...]

    Mit dem Nichtwissen wird das Deutungsprivileg wissen­schaftlicher Rationalität infrage gestellt; es lässt sich nicht alles wissen, alles erklären oder be­herrschen. Damit kommt es zu einer tiefgreifen­den Form der „Unsicherheit auf allen Seiten“. 12

    Denn nicht nur die Risiken, die mit dem Wirt­schaftswachstum von Industrienationen steigen, transzendieren das Feld des Sichtbaren. Mit den wissenschaftlichen Versuchen, diese Risiken zu erkennen, um sie anschließend kontrollieren zu können, bemisst sich auch der Wahrheitsgehalt von Wissen neu. Die Frage nach der „Realität der Realität[]13 wird damit zu einer politischen Kern­frage spätmoderner Gesellschaften.[...]


    Zahlen bringen Objektivität in die Welt, sie eliminieren Gefühle. Wissenschaftliche Objek­tivität ist jedoch auch immer sozial konstruiert, deshalb können Zahlen „zur Waffe [werden], mit der man andere, abweichende Stimmen zum Schweigen bringen kann“. 16 Ex­pert:­innen werden in der Risikogesellschaft in ihrer gesellschaftli­chen Bedeutung für die Legitimität von Wissen zwar enorm aufgewertet, sie werden gleichzei­tig aber auch Objekt von ressentimentgeladenem Gegen-Wissen. [Der Soziologe Ulrich] Beck beobachtet hier eine Ten­denz zur „‚Sündenbock-Gesellschaft‘: Plötzlich sind es nicht die Gefährdungen, sondern diejeni­gen, die sie aufzeigen, die die allgemeine Unruhe provozieren“. 17 Ex­pert:­innen werden zum Ob­jekt unterdrückter Gefühlsprojektionen.[...]


    Der Hauptwiderspruch des spätmodernen Indi­viduums liegt darin begründet, dass es zwar über bisher nicht gekannte Freiheitsgrade und Autonomieressourcen verfügt, aber die Bedingungen, unter denen diese bereitgestellt werden, nicht kontrollieren kann. 20 Émile Durkheim hatte be­reits darauf hingewiesen, dass die „Unterwer­fung“ des Individuums unter die Gesellschaft die „Bedingung seiner Befreiung“ sei. 21 Freiheit ist insofern nur mit der, nicht gegen die Gesellschaft möglich. Diese liefert ein Repertoire an Routi­nen, Regeln und Normen, an die sich die Men­schen täglich meist nur gewusst, selten bewusst halten. Sie geben Halt und Sicherheit im Alltag, im gesellschaftlichen Normalbetrieb.


    Das spätmoderne Individuum muss zudem zunehmend ein hochkompetitives Subjekt sein, das sich selbst optimiert, das um knappe Res­sourcen mit anderen konkurriert. Die institutio­nalisierte Wettbewerbsgesellschaft nimmt für sich in Anspruch, dass Leistung, Wertschätzung und Anerkennung die Zuteilungskriterien für Wohl­standsverteilung darstellen, löst diesen aber häu­fig nicht ein. Denn auch im freien Wettbewerb „verbergen sich Abhängigkeitsverhältnisse, die die Realität ausmachen“. 22

    Michael Sandel spricht von der Tyrannei des Leistungsprinzips: Nicht allein die ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen, sondern deren meritokratisches Rechtfertigungsnarrativ führe zu einer politi­schen Frustration großer Teile der Bevölkerung.

    Zu einer normativen Erosion der gesellschaftli­chen Kohäsion kommt es, weil beide Statusgrup­pen, Ge­win­ner:­innen wie Ver­lie­rer:­innen, kon­trafaktisch an der Ethik des Leistungsprinzips festhalten, obwohl es objektiv an Geltungskraft eingebüßt hat.


    Das Versprechen von Autonomie und Selbstver­wirklichung gehört neben dem Leistungsverspre­chen zum zentralen Arsenal der Selbstrechtferti­gung spätmoderner Marktgesellschaften. 23 Doch genau das emanzipatorische Versprechen auf freie Selbstentfaltung bringt, wie Andreas Reckwitz betont, „hartnäckige Paradoxien“ hervor: „Die spätmoderne Kultur verspricht dem Individuum subjektive Erfüllung in einer Weise wie keine zu­vor und suggeriert ihm, ein Recht auf dessen Rea­lisierung zu besitzen, und lässt doch immer wie­der diese subjektive Erfülltheit als ein Phantasma scheinen (...).“ 24 Er folgt damit der Diagnose von Christopher Lasch, der die pathologische Konse­quenz eines kompetitiven Individualismus darin sah, dass „das Streben nach Glück in einer nar­zisstischen Sackgasse“ 25 ende. [...]


    Unter Rückgriff auf Verschwörungsnarrative kann das Individuum nun in doppelter Weise seine Unab­hängigkeit demonstrieren: Es kann die Autorität des Wissens der Ex­pert:­innen bestreiten und sich selbst (narzisstisch) überhöhen als ein Subjekt, das die wahren Zusammenhänge durchschaut hat.[...]


    Wir interpretieren die Zunahme konspira­tiver Denkmuster im Zuge der Corona-Pande­mie in diesem Sinn als eine versuchte epistemi­sche Resouveränisierung, die die Kränkungen des spätmodernen Subjekts kitten soll. Verschwö­rungstheoretische oder auch okkulte Welter­klärungsmodelle kompensieren die Realität der Schranken und Entbehrungen, indem sie ein Fan­tasma der Souveränität über exklusive Wissens­bestände konstituieren: Das Weltgeschehen ist intentional von dunklen Mächten gesteuert, von deren Existenz einzig privilegierte Individuen – Sehende oder Erwachte – wissen. Die von Co­ro­na-Skep­ti­ker:­innen neu formulierte Frage „But is it true?“ stellt damit nicht nur den Wirklichkeits­gehalt eines noch unbekannten Risikos infrage, eben des Coronavirus, sondern mit ihm gleichfalls die staatlichen Machtbefugnisse, die das individu­elle Handeln einschränken.


    Es ist augenscheinlich, dass die Demonstrationen der Querdenken-Be­wegung ebenso wie widerständige Alltagsprak­tiken (beispielsweise die Maskenverweigerung) performativ Handlungsmacht herstellen. 35 Ähnli­ches gilt auch für das Wissen.

    Aus unserer Sicht ist das Beharren auf (anti)wissenschaftlichen oder alternativen Wissensbeständen ein Symptom neu­er epistemischer Konfliktlagen, über die gebroche­ne Versprechen und Kränkungen einer liberalen Konkurrenzgesellschaft [a.k.a Kapitalismus "Soziale Marktwirtschaft"] kanalisiert werden.[...]


    Das spätmoderne, für Verschwörungsnarra­tive offene Individuum hat maximale Partizipa­tionsansprüche. Es überhöht sein eigenes Erfah­rungswissen vor dem Wissen von Ex­pert:­innen. Zentrale Prinzipien moderner Demokratien sind ihm suspekt, weil sie es in seinen unbegrenzten Ansprüchen an Autonomie begrenzen: Reprä­sentation, Delegation, Verantwortung und In­termediatisierung durch Organisation. Deshalb erscheinen ihm alle Entscheidungen, an denen es nicht beteiligt ist, als Form einer Eliten-Kon­spiration.

    Der britische Ökonom William Davies schrieb noch vor der Corona-Pandemie: „Der Staat erscheint vielen als ein abgekartetes Spiel von Insidern. Für diese Kritiker ist der Unter­schied zwischen Experte und Politiker zur Illu­sion geworden“. 45


    In der Verschwörungsepidemie ist aus ei­ner staatsbürgerlich durchaus vernünftigen epis­temischen Kritik ein epistemischer Widerstand geworden. Dieser ist jedoch nicht nur in seiner Offenheit nach rechts, in seinem Hang zu Ver­schwörungsnarrativen, demokratiepolitisch ge­fährlich. Denn hier steht eine Grundvorausset­zung der modernen Demokratie auf dem Spiel: in ihr hat jede „Auseinandersetzung (...) zur Vo­raussetzung, dass man in derselben Welt lebt“. 46 Dies ist zum Teil nicht mehr gegeben. Ein Kampf für eine bessere Welt hat immer auch zur Voraus­setzung, dass man über die gleiche Welt spricht,die man kritisiert.[...]

    _________________________________________________

    Carolin Amlinger, Oliver Nachtwey: Sozialer Wandel, Sozialcharakter und Verschwörungsdenken in der Spätmoderne, in: Aus Politik und Zeitgeschichte: Verschwörungs­theorien, 71. Jahrgang, 35–36/2021, Bundeszentrale für politische Bildung 2021 (->PDF ab S. 13)


    (Unterstreichungen und Anmerkungen in rot von mir.)

  • ..und deswegen ist es wichtig, das Internet zu regulieren sowie Medien und Experten zu haben, die sich nicht (zu sehr) widersprechen. Das verstärkt dann zwar erst einmal den "Verschwörungsglaube" und die damit verbundenen Probleme, aber bis die Deutungshoheit wieder erreicht ist, hetzt man die Menschen gegeneinander auf, um den Umbau nicht zu stören. 8)


    Menschen mehr demokratische Mitbestimmung zu geben, scheint leider nicht die favorisierte Option aus dem Dilemma zu sein.


    Ich glaube Du hast nicht verstanden, was Nachtwey geschrieben hat.

  • Habe ich das die Tage richtig verstanden, 5% der Deutschen hatten "nachweislich" Corona? Ich dachte das wären schon ein paar mehr?

    "1560 students with a median age of 15 years participated in this study. 1365 (88%) were seronegative, 188 (12%) were seropositive."


    Die Daten sind von März/April in Dresden aus einer Studie zu Long Covid bei Kindern und Jugendlichen.

    https://www.medrxiv.org/conten…101/2021.05.11.21257037v1


    Zu Long Covid: "Each symptom was present in at least 35% of the students within the last seven days before the survey. However, there was no statistical difference comparing the reported symptoms between seropositive students and seronegative students. Whether the infection was known or unknown to the participant did not influence the prevalence of symptoms.

    Interpretation: The lack of differences comparing the reported symptoms between seropositive and seronegative students suggests that Long-COVID19 might be less common than previously thought and emphasizing the impact of pandemic-associated symptoms regarding the well-being and mental health of young adolescents."

    Ich mache mir die im Forum zu diesem Thema mehrheitlich geäußerte Meinung nicht zu eigen und wiederspreche ihr hiermit ausdrücklich!

  • Die STIKO ist politischem Druck ausgesetzt. (Gerade bspw. auch was Drittimpfungen oder die von Schwangeren angeht.)


    Du meinst Politiker die Forderungen stellen? Nun da sind sie nicht die einzigen.


    Als Begründung für ihre Impfempfehlung für 12- bis 17-jährige hat die STIKO auch psychosoziale Folgen als Grund mitangeführt, also die Auswirkung der Corona-Politik.


    Da haben sie wohl auf die Kritik reagiert, dass sie psychosoziale Folgen in ihrer vorherigen Einschätzung nicht berücksichtigt hatten:


    https://www.aerztezeitung.de/M…nder-beachten-421990.html


    Zitat

    Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) appelliert an die Ständige Impfkommission (STIKO) bei einer COVID-19-Impfempfehlung für Zwölf- bis 17-Jährige auch die psychosozialen Probleme dieser Altergruppe in den Blick zu nehmen.


    „Die STIKO orientiert sich allein am individuellen Nutzen einer Impfung im Verhältnis zur Gefährlichkeit einer Erkrankung“, sagte der BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Da sind Kollateralschäden bei der psychosozialen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen nicht berücksichtigt.“


    Mit einer anderen Politik (oder ohne politischen Druck auf die STIKO) gäbe es diese Empfehlung womöglich nicht.


    Mir scheinen die anderen Aspekte, wie eben die Sicherheitsdaten ausschlaggebender gewesen zu sein.


    Ergänzend zur STIKO: Bereits die Impfempfehlung für Erwachsene, enthält unter anderem "Öffentliches Interesse" als Begründung.


    Ja sicherlich, ohne öffentliches Interesse würden die Impfstoffe nicht existieren.


    Allzu hoch scheinen sie das aber nicht zu wichten, sonst hätten sie die Empfehlung für die Impfung der Kinder gleich abgegeben.

  • Wemir


    Heranwachsende Menschen mit einen Impfstoff der lediglich eine Notfallzulassung und dessen Langzeitwirkungen unbekannt sind, zu impfen ist eine gute Idee.


    Besonders weil STIKO für Jundendliche mit Vorerkrankungen schon vorher galt.


    --


    Ich erwarte dennächst ein Alkverbot, der sterben mehr Jugendliche daran und Long-Alk-Schäden sind ja auch vorhanden.

  • [...] einen Impfstoff der lediglich eine Notfallzulassung [...]


    In Europa hat der Impfstoff keine Notzulassung.


    [...] dessen Langzeitwirkungen unbekannt sind [...]


    Potentielle Langzeitwirkungen sind bei Zulassung für die meisten Arzneimittel nicht bekannt.


    Ich erwarte dennächst ein Alkverbot, der sterben mehr Jugendliche daran und Long-Alk-Schäden sind ja auch vorhanden.


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