Der SARS-CoV-2-Thread

  • Ein paper zur Übersterblichkeit:


    https://elifesciences.org/articles/69336


    Ich habe mal wegen der Vergleichbarkeit aus Tabelle 1 nur die Staaten, die auch im Juni Daten geliefert haben, herausgenommen. Das sind die meisten westlichen Staaten. Dazu die prozentuale Änderung:



    country increase
    New Zealand -5
    Norway -4
    French Guiana -2
    Denmark -1
    Finland 1
    Martinique 1
    Thailand 3
    Germany 4
    Luxembourg 4
    Réunion 4
    Belarus 5
    Guadeloupe 6
    Latvia 10
    Sweden 10
    Austria 12
    Estonia 12
    France 12
    Netherlands 12
    Switzerland 13
    Belgium 14
    Portugal 16
    United Kingdom 18
    Spain 20
    United States 22
    Lithuania 25
    Chile 27
    Poland 28
    Bulgaria 29
    South Africa 32
    Mayotte 40
    Ecuador 80
    Peru 153



    Im Detail muss man sich natürlich ansehen, ob es noch andere Gründe für eine hohe Übersterblichkeit gibt. Aber grundsätzlich bin ich deshalb mit dem reinen akuten Gesundheitsschutz bei uns schon recht zufrieden. Sowohl verglichen mit ähnlichen Ländern, Nachbarländern, als auch mit Bezug auf eine Pandemie dieser Schwere. Hätte man auf den Ausbruch im Herbst richtig reagiert, wären wir vermutlich auch im negativen Bereich, weil das Ausbleiben einer Grippewelle sich klar bemerkbar macht.


    Bei der Belastung des Krankenversorgungssystems sieht es natürlich schon anders aus. Die Krankheitslast, die wir uns erlaubt haben, wird sich auf die Qualität der zukünftigen Versorgung auswirken. Und je nachdem wie die Impfquote und Verteilung von Impfungen am Ende ausfällt, sind wir auch noch nicht ganz durch.

  • Wemir weißt du zufällig ob das bei den Franzosen so üblich ist, dass die ihre Überseegebiete einzeln und gesondert ausweisen?


    Dachte eigentlich eher nicht, aber laut dem paper machen sie das bei den Zahlen zur Übersterblichkeit so:


    Zitat

    Similarly, the French overseas departments of French Guiana, Guadeloupe, Martinique, Mayotte, and Réunion, the French overseas collectivity of French Polynesia, and Aruba, a constituent country of the Kingdom of the Netherlands, are included as separate territories as France and Netherlands do not report these deaths in their figures.

  • Im Zusammenhang mit der Covid-Pandemie höre/lese ich oft das Wort "Fakt" bzw. "Fakten". So werden (natur-?)wissenschaftliche Aussagen in Abgrenzung zu anderen Aussagen als Fakten bezeichnet. Der Begriff Fakt wird dabei mutmaßlich gleichbedeutend mit dem Begriff "Tatsache" verwendet. Ich finde den Begriff sehr schwierig und kann mich auch nicht erinnern, dass mir der Begriff während meines Hochschulstudiums begegnet ist.


    Wissenschaft versucht, Phänomene zu beschreiben oder zu erklären, die der unmittelbaren, sinnlichen Wahrnehmung nicht zugänglich sind (z.B. Atome), oder Phänomene, die in der "Natur" gar nicht vorkommen. Beispielsweise werden unter dem Begriff "Fisch" verschiedene im Wasser lebende Knochen- und Knorpeltiere zusammengefasst, die entwicklungsbiologisch keine Einheit darstellen. In der Natur gibt es keine Fische.

    Die Wissenschaft entwickelt Begriffe, Theorien, Methoden, Messgeräte um die Realität beobachten zu können, und gibt die Beobachtungen mit den Mitteln der Sprache wieder. Wir sehen dabei nicht die Realität sondern lediglich eine Konstruktion der Realität. Die Wahrheit bleibt uns verborgen.

    Wissenschaftliche Aussagen sind immer durch Unsicherheit und Vorläufigkeit gekennzeichnet. Das Wesen der Wissenschaft ist aus meiner Sicht nicht, Fakten zu produzieren, sondern transparent zu machen, wie man zu einem bestimmten Befund kommt, d.h. sich angreifbar zu machen.


    Deshalb beobachte ich mit einiger Verwunderung, wenn man z.B. das RKI die "vierte Welle" als Fakt bezeichnet. Die "vierte Welle" ist eher eine Art Narrativ, um das derzeit wieder an Dynamik gewinnende Infektionsgeschehen in eine sprachlich prägnante Form zu bringen. Man will dem Empfänger dieser Information mitteilen, dass es jetzt wieder ernst werde und man Maßnahmen ergreifen müsse. Ob es wirklich eine "vierte Welle" gibt, dazu müsste man u.a. erstmal klären, was eine Welle ist. Ich finde es durchaus legitim, wenn das RKI den Zeigefinger hebt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, aber strenggenommen sind solche Aussagen nicht wissenschaftlich. Man könnte stattdessen nüchtern von gestiegenen gemeldeten Infektionen sprechen - verbunden mit der Prognose, dass die Anzahl weiter steigen werde.


    Ich plädiere dafür, den Begriff "Fakten" für die öffentlichen Diskurse aus dem Vokabular zu streichen. Er bringt keinen Mehrwert, sondern er führt in die Irre, weil er in den meisten Fällen etwas suggeriert, was der Sprecher nicht einlösen kann. Und das führt dann eher zu einem Autoritätsverlust der Wissenschaft.

  • Und was, wenn der Begriff Welle exakt als das definiert ist, was du beschrieben hast, nämlich der Anstieg von Fallzahlen?


    Naturwissenschaften sprachlich "rein" zu halten funktioniert ja nicht einmal in den prominentesten Journals - wieso sollte es uns daher wundern, wenn es in der Kommunikation eines Institutes an die allgemeine Bevölkerung besser sein?


    Du kannst es gerne kritisieren, aber den Begriff "Fakt" zu streichen gehört in die Welt der Wissenschaftsphilosophie, und dort wird man sich nicht einig - so good luck.

  • Also 83 M Menschen im Land, davon 45 M mit vollständigem Impfschutz. Vernachlässigen wir mal, ob bei den länger zurückliegenden Impfungen und bei hochaltrigen Geimpften mittlerweile der Schutz bedeutsam abgenommen hat. Die Frage ist dann bei den 38 M ohne vollständigen Impfschutz, wie groß ist das Potential für schwere Verläufe?


    Die Zweitimpfungen laufen ja weiterhin ganz gut und ich bin eigentlich zuversichtlich, dass man beim vollständigen Impfschutz an den Anteil Erstgeimpfter herankommt. Aber in der Zwischenzeit nehmen wir mal an, dass die Differenz der Personen mit Erst- und vollständiger Impfung in die Gruppe mit geringerem Risiko zählt. Das sind schonmal ca. 6.5 M.


    Dann 9 M Kinder unter 12.


    Von den Minderjährigen zwischen 12 und 17 hat ein Fünftel mindestens eine Impfung, der Rest ca. 3.5 M kommt auch in die Gruppe mit geringerem Risiko.


    Zwischen 18 und 59 ist der Erstimpfungsanteil 0.627 laut aktuellem Stand des RKI-Impfquotenmonitoring. Es ist zu vermuten, dass diejenigen ohne Impfung jünger sind, aber sagen wir vereinfacht, dass die Ungeimpften vom Alter her gleichverteilt sind und sagen wir bis 39 geringeres Risiko, ab 40 höheres Risiko. Das sind ca. 16 M Ungeimpfte. Also die Hälfte davon (8 M) wieder in die Gruppe mit geringerem Risiko. Wie gesagt, das ist vermutlich eine Unterschätzung.


    Zusammengefasst:


    (38 - 6.5 - 9 - 3.5 - 8) M = 11 M


    In der Gruppe mit höherem Risiko sind dann die 8 M Ungeimpften aus der Gruppe 18-59 und 3 M ab 60. In dieser Gruppe ist der Anteil ohne mindestens eine Impfung bei 0.146, das sind etwa 3.5 M. Kommt halbwegs hin.


    Gehen wir weiterhin davon aus, dass der anfangs vernachlässigte möglicherweise nachlassende Impfschutz mit den Drittimpfungen im Griff ist. Dann hätten wir es aus der Perspektive der stationären Behandlung und Intensivmedizin vorallem mit den 11 M zu tun. Wobei zum Beispiel Kinder oft zur Sicherheit ins Krankenhaus gekommen sind. Das kann man sich dann nicht mehr erlauben, wenn das Virus freier durch diese Population läuft. Von den 11 M ist dann das Drittel über 60 besonders gefährdet, dafür sind die zwei Drittel unter 60 mobiler und stecken sich vielleicht eher an. Irgendein Teil dieser Person wird aber auch durch den Ausbruch im Frühjahr einen nur einige Monaten zurückliegenden Kontakt mit SARS-CoV-2 haben. Zumal Ungeimpfte sich in der Tendenz vermutlich riskanter verhalten haben.


    Also das Potential für eine systemschonende, gebremste Durchseuchung mit Maßnahmen eher geringerer Eingriffstiefe (oder als solche empfundene), wie Maskentragen, ist sicherlich vorhanden.


    Quarantäne:


    Gleichzeitig sieht man, warum eine zu geringe Bremsung durch die Maßnahme der Quarantäne bei diesen Impfquoten kompliziert sein kann. Nehmen wir die mal die Frage für vollständig Geimpfte vollkommen aus. Bei 32 M, unter der Annahme, dass 6 M vollständige Impfungen noch realisiert werden, hat man ca. 20 M Erwachsene, von denen ein guter Teil nicht ohne Komplikationen vertreten werden kann und ca. 12 M Minderjährige, die zu Hause zu behalten sich wiederum auf die Einsatzmöglichkeiten der Erwachsenen auswirkt. Die Ausfälle allein durch Quarantäne bei einer schnellen Durchseuchung können die verschiedenen Systeme ziemlich belasten. (Siehe die Situation in der sich das UK gerade erst befunden hat.) Bei 11 M Personen mit höherer Gefährdung würde ich allerdings immer noch erwarten, dass die Krankenversorgung zuerst das Problem wird, weil wir im Vergleich keine so massiven Ausbrüche hatten. Hängt aber auch davon ab, wie stark die Impfung und sonstige Immunisierung die Verbreitung bremst.


    Mit der möglichen Übertragung durch Geimpfte und dort notwendiger Quarantäne wird das Ausfallpotential natürlich nochmal komplizierter. Ich bin nicht sicher, ob es hier eine Quantifizierung gibt. Das ist die Umkehrung der Größe des Bremseffektes. Wobei ich es so sehen würde, dass reine Übertragung zwischen Geimpften der angestrebten endemischen Situation entspricht und keine Intervention mehr erfordert, wenn diese keinen Kontakt zu Ungeimpften haben. Aber das ist bei Eltern mit Kindern unter 12 zum Beispiel nicht möglich.

  • Epidemiologisches Bulletin 35/2021, "Die Impfung gegen COVID-19 in Deutschland zeigt eine hohe Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2-Infektionen, Krankheitslast und Sterbefälle (Analyse der Impfeffekte im Zeitraum Januar bis Juli 2021)"


    https://www.rki.de/DE/Content/…v/2021/Ausgaben/35_21.pdf



    Hier sieht man die Entkopplung von Krankheitslast und Anzahl der Infektionen durch die Impfkampagne. Der größte Effekt zeigt sich im Vergleich der Melde- und Sterbefälle.

  • Homöopöthösche Impfung


  • Der Sinn einer Impfung ist doch sowieso nicht, dass alle komplett Immun gegen das Virus sind, sondern dass man die schweren Krankheitsverläufe reduziert und durch die Impfung zu leichten macht, die nicht behandelt werden müssen oder sogar einfach keine Folgen für die Person hat. Ich denke, dass die Anzahl der schweren Fälle das neue Maß sein sollte, ob man die Impfungen erfolg haben oder nicht. Dann wäre es auch egal, ob trotz komplett geimpfter Bevölkerung die Inzidenzen der Infektion hoch sind.

    Deine Meinung dazu?

  • Der Sinn einer Impfung ist doch sowieso nicht, dass alle komplett Immun gegen das Virus sind, sondern dass man die schweren Krankheitsverläufe reduziert und durch die Impfung zu leichten macht, die nicht behandelt werden müssen oder sogar einfach keine Folgen für die Person hat. Ich denke, dass die Anzahl der schweren Fälle das neue Maß sein sollte, ob man die Impfungen erfolg haben oder nicht. Dann wäre es auch egal, ob trotz komplett geimpfter Bevölkerung die Inzidenzen der Infektion hoch sind.

    Deine Meinung dazu?


    Nun, wenn man wüsste, dass sich noch viele Leute impfen lassen wollen, oder man warten wollen würde, dass auch alle Kinder geimpft werden können, müsste man natürlich eher die Inzidenz niedrig halten. Wenn man davon ausgeht, dass wir uns jetzt in die Endemie reinbremsen, dann ist die Last für die Krankenversorgung sicherlich die entscheidende Begrenzung. Aber das war sie auch schon vorher, wenn man keine Strategie minimaler Infektionen fährt. Die Inzidenz kann man weiter als Orientierung nehmen, weil sie das vorgelagerte Signal ist. Die Zahl schwerer Fälle läuft nach. Deshalb ist das für mich keine besonders sinnvolle Debatte, es geht einfach nur darum, wo man die Grenzen für Intervention einzieht.


    Und die Einschränkung ist die Frage der Quarantäne. Wie hier ausgeführt:


    Quarantäne:


    Gleichzeitig sieht man, warum eine zu geringe Bremsung durch die Maßnahme der Quarantäne bei diesen Impfquoten kompliziert sein kann. [...]


    Bei breiter Anwendung kann man durchaus Probleme mit zu viel Personen in Quarantäne bekommen, bevor man den kritischen Wert für die Belastung des Krankenversorgung erreicht, insbesondere wenn der höher liegt. (Wenn wir nicht noch mehr Arbeiter in dem System verlieren wollen, sollte der sehr niedrig angelegt werden.)

  • Merkwürdige Diskrepanz:


    Aus COVID-19 Impfquoten-Monitoring in Deutschland (COVIMO) – 6. Report von S. 3 die Impfquote entsprechend Umfrageergebnis:



    Der Erhebungszeitraum der Umfrage ist 28.06. bis 13.07. Aus den offizellen Daten mit Stand 15.07., wie sie im Internet Archive zu finden sind:


    18-59 Jahre 60+ Jahre
    mindestens einmal geimpft 58.8% 84.1%
    vollständig geimpft 42.9% 72.8%


    Es gibt auch hier immer einen gewissen Meldeverzug. Die Zahlen für die vollständige Impfungen können vielleicht hinkommen. Aber die Anzahl Personen, die der Umfrage folgend eine Erstimpfung angegeben hat, ist deutlich drüber. Bei der Gruppe 18-59 Jahre mit ca. 20%, aber auch bei ab 60 Jahre mit 10%.


    Zum Vergleich der aktuelle Stand laut Tabelle mit den gemeldeten Impfungen nach Bundesländern und Impfquoten nach Altersgruppen (10.8.2021):


    18-59 Jahre 60+ Jahre
    mindestens einmal geimpft 63.3% 85.5%
    vollständig geimpft 57.5% 81.5%


    Das spiegelt sich beides auch einen Monat später nicht in den Meldedaten wieder. Ich tippe auf eine sozial erwünschte Beantwortung der entprechenden Frage.

  • Wer ist das? Ich bezweifle, dass man ihn aufhält, weil kein Schwein den Mann kennen dürfte.

  • My Name is Utan. I live in Germany. I am banned from eating at fancy Restaurants, traveling to faraway places, wearing expensive clothes, living in a big appartment, and otherwise participating in that part of society one needs to have a lot of money in order be able to participate in, because I refuse to convert to the old official ideology. #capitalism


  • Ich hätte mal die Erklärungsansätze in der Studie lesen sollen.


    Also es geht um, 20% bei der Gruppe 18-59 Jahre das sind ca. 9 M, 10% bei der Gruppe ab 60 Jahre sind ca. 2.5 M.


    Neben zwei Ansätzen, die sich auf Verzerrungen beim sampling beziehen, gibt es zwei weitere:


    https://www.rki.de/DE/Content/…df?__blob=publicationFile


    S. 4:


    Zitat

    3. Janssen-Impfungen: Die Vertragsärzt:innen melden Janssen-Impfungen im DIM ausschließlich als zweite Impfdosen, außerdem ist aus diesen Daten keine Zuordnung von Impfstoff und Altersgruppe möglich. Damit können die Janssen-Impfungen nur für die Gesamtzahl der Erstimpfungen, nicht jedoch als Erstimpfung pro Altersgruppe im DIM berücksichtigt werden. Die in DIM ausgegebene Impfquote mind. einmal Geimpfter 18-59-Jähriger wird daher um die Zahl der bei Vertragsärzt:innen mit dem Janssen-Impfstoff Geimpfter unterschätzt. Schätzungen nach beläuft sich diese Zahl in der Altersgruppe 18-59 Jahre auf knapp 1,5 Millionen (bis einschließlich Impftag 13.07.2021). Unter Berücksichtigung dieser Impfungen ergibt sich eine Impfquote mindestens einmal Geimpfter 18-59-Jähriger von 62,0% (+3,3 Prozentpunkte). Aus den COVIMO-Daten ist bekannt, dass in der Altersgruppe der 18-59 jährigen etwa 5 % der mindestens einmal Geimpften den Janssen-Impfstoff in einer Arztpraxis erhalten haben.


    Als verimpft gemeldet wurden am 13.07. rund 2.2 M Dosen Janssen-Impfstoff, ausgeliefert wurden bis KW27, wo der Befragungszeitraum zu Ende geht, rund 3.9 M. Wenn sie schätzen, dass aus der Gruppe 18-59 Jahre 1.5 M auf die Differenz entfällt, wäre das meiste bis dahin sehr schnell verimpft worden und praktisch ausschließlich in dieser Gruppe. Könnte aber durchaus sein, da der Impfstoff frei verfügbar war, bevor die Priorisierung bei mRNA-Impfstoffen aufgehoben wurde. Also 1.5 M von 11.5 M erklärt.


    S.4:


    Zitat

    4. Meldung der durchgeführten Impfungen durch Betriebsärzt:innen: Bisher melden nur etwa die Hälfte der bei DIM registrierten Betriebsärzt:innen Impfungen über die Webanwendung. Dies könnte ein Hinweis auf eine Untererfassung der Impfquoten durch DIM sein. Unter der Annahme, dass alle bis zum 04.07.2021 an die Betriebsärzt:innen ausgelieferten Impfstoffdosen bis zum 13.07.2021 verimpft und dem RKI gemeldet worden wären, ergäbe sich eine Impfquote von 62,7% (+3,9 Prozentpunkt).


    Die Betriebsärzte haben bis KW27 etwa 3.7 M Dosen erhalten. Wenn nur die Hälfte gemeldet haben, könnten bei angenommener Gleichverteilung weitere rund 1.9 M Dosen hinzukommen bzw. sogar mehr - wenn es jetzt die Hälfte ist, waren es vor einem Monat vielleicht noch weniger. Könnte also auch 2-3 M Dosen betreffen, wobei die verbrauchte Menge natürlich unklar ist. Auch die Dosen, die an die Betriebsärzte geliefert wurden, werden vermutlich überwiegend an die Gruppe 18-59 Jahre gegangen sein. Also sagen wir 2 M von 11.5 M erklärt.


    Beide Punkte zusammengenommen, könnten bis zu 3.5 M von 11.5 M damit abgedeckt sein. Dazu kommt, wenn die Diskrepanz bei den vollständigen Impfungen durch Meldeverzug erklärt wäre und das ähnlich auf die Erstimpfungen zutrifft, könnte man im Bereich von 3-4 M fehlende Angaben aus verzögerte Meldungen haben. Auch das hätte eine gewisse Plausibilität, wenn zum Beispiel die Daten über Impfungen bei Hausärzten aus der Quartalsabrechnung durch die Kassen erst im Verlaufe des Julis eingeflossen sein.


    Alles verrechnet würde das etwa die Hälfte abdecken, dann ist die Diskrepanz zumindestens nicht mehr so groß.


    In jedem Fall, wenn ich das richtig verstehe, fehlen bei den Erstimpfungen zumindestens alle Impfungen mit dem Janssen-Impfstoff, die in Arztpraxen nach dem letzten Abrechnungsquartal (wenn die entsprechenden Detaildaten übermittelt werden) durchgeführt wurden. Und sie fehlen gleichzeitig bei der Zahl verimpfter Dosen. Geliefert wurden bisher knapp 4 M Dosen, verimpft 2.5 M. Der maximale Fehlbetrag wäre also 1.5 M. Das sind dann auch nur nicht ganz 2% der Gesamtbevölkerung.


    Also möglicherweise stehen wir tatsächlich ein bisschen besser da. Die 20% bzw. 10% Fehlbetrag würden auf die Gruppengrößen bezogen zwar auf 14% Gesamtbevölkerung zusammenschrumpfen, aber das wäre dann schon ein deutlicherer Unterschied. Müsste man aber schon noch anders erklären. Zum Beispiel, dass eine größere Zahl Personen eine Impfung außerhalb Deutschlands erhalten hat.

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