Meherere CEOs von Pharmafirmen wurden durch das EU-Parlament befragt, darunter auch Pascal Soriot von Astrazeneca:
https://multimedia.europarl.eu…cal-industry-_I202519-V_v
Ab 4:43:
ZitatThe reason why the - our supply is lower than we expected is very simple. Is to do with a lower yield, lower productivity than we expected, unfortunately. The manufacturing of a vaccine is a very complex biological process, involves thousands of elements to track and it requires a learning phase and some sites have ramped up very quickly and other sites have been a little slower. And so this question of yield has impacted our ability to deliver the volume we were looking for, for the EU. I can tell you though that the overwhelming majority of what is manufactured in the EU, including the Netherland facility is actually going to EU supply.
Das ist natürlich eine Aussage über die Gegenwart. Es ist auch nicht klar, welche Fabriken langsamer oder schneller waren.
Ab 36:14:
ZitatAnd indeed there was an agreement, were several agreements signed by the UK government with manufacturers. One is in the Netherlands, one is in the UK and we are actually sharing because essentially the Netherland manufacturer was reserved originally by the UK and in fact that manufacturer is supplying Europe today.
Warum? Kann man als Schuldeingeständnis lesen. Das Ergebnis von Diplomatie, wenn das UK den Vertrag mit dem Hersteller abgeschlossen hat?
Ab 9:44:
ZitatThe yield is actually the number of doses of vaccine that you extract out of one litre in your bioreactor. We have bioreactors that have 1000 litres and 2000 litres and depending on how many doses of vaccine you get per litre than of course it influences the number of vaccines you can produce. And the yield varies from a factor of 1 to 2 between sites.
Und ab 50:36:
ZitatBut I think it's important to understand, when we entered this agreement with Oxford University the assumption that the University was using, was a yield of 5000, which is - which means 5000 doses of vaccine coming out of one litre. We took a much lower assumption in our forecast because we wanted to be conservative but it turns out that some of the sites have delivered this assumption and some other sites have delivered half of the assumption. And therefore if you deliver half of the assumption which is half of the number of doses per litre your production is half of what you expected. So it's pretty simple. It's just the simple math if you have a lower yield, a lower number of vaccines per litre, than you produce less. If we had reached the assumed yield we would be absolutely on track with our supply.
Diese Angaben waren ja eine offene Frage, aber damit kann man nun Abschätzungen vornehmen. Zunächst ist das ein großer Widerspruch: Er sagt, sie hätten die Annahme der Universität Oxford einer möglichen Ausbeute von 5000 Dosen / L in ihren eigenen Produktionsvoraussagen auf die Annahme einer geringeren Menge gesenkt. Aber dennoch beruhten offenbar die versprochenen Liefermengen darauf, denn er sagt ja, hätte diese ursprüngliche Annahme gehalten, würden wir jetzt auch ausreichend liefern. Es ist tatsächlich so, dass in der Präsentation von Astrazeneca, die ich schonmal rausgesucht hatte, nur von tausenden aber nicht von 5000 Dosen pro Liter gesprochen wird:
https://www.astrazeneca.com/co…_results_presentation.pdf
Zitat von S. 27Simple manufacturing; HEK-293 cell line; 2-4kL bioreactors; multiple runs/month; yield of 1,000s of doses/L
Also offenbar haben sie nicht zuviel versprochen, außer in den Verträgen, auf die es ankommt?
UK wurde die Lieferung von 30 M Dosen im September 2020 zugesagt, der EU 30-40 M in 2020, 80-100 M im Q1 2021. Die Oxford Biomedica-Produktion hat nun drei 1000 L Einheiten für die Produktion (wobei auch erst nach September eröffnet, die dritte im Januar). Die Leistung der Anlage in Seneffe, kann man diesem Novasep-Dokument (der Voreigner) aus dem Oktober 2020 entnehmen:
https://www.novasep.com/media/…ors-faqs-october-2020.pdf
ZitatQ24: Does Novasep manufacture commercial viral vectors?
Yes, Novasep has 2 state-of-the-art commercial facilities on its Seneffe site: Senrise-IV is a multi-USP/DSP clean room facility with two independent manufacturing lines allowing to produce Drug Substances up to the USP scale of 2,000L. Senefill is a Fill & Finish facility for the production of commercial Drug Products with a capacity to produce up to 10,000 vials made in resin or glass, with a wide range of vial sizes.
Die 2000 L muss man als 2 x 1000 L verstehen.
ZitatOur Seneffe site is the largest site of Novasep in Belgium. It hosts the large-scale clinical facility which allows to operate SUB bioreactors up to 1,000L.
Offen ist weiterhin die Frage nach der Umschlagzeit, bleiben wir bei der Annahme von einem Monat. Oxford Biomedica kann bei 5000 Dosen/L ingesamt pro Monat 15 M Dosen produzieren, die Anlage in Seneffe 10 M, 25 M zusammen. Die versprochene Menge für UK und EU bis Q1 zusammen ist 140-170 M. Bei 25 M Dosen pro Monat hätte man 5.6-6.8 Monate benötigt, im August anfangen, käme das hin. Basiert aber tatsächlich auf der Annahme, die sie angeblich abgesenkt hatten, um konservativ zu kalkulieren. Und dann hätte die UK-Produktion auch die EU mitversorgen müssen, wie es der Vertrag nahelegt.
Reale Produktion kann man jetzt ebenfalls noch besser abschätzen, Oxford Biomedica hatte seine zwei Einheiten vermutlich nicht länger als die letzen zwei, drei Monate von 2020 in Betrieb und die dritte vermutlich auch nicht unmittelbar im Januar. Aber ich hatte überschlagen, dass bis Mitte Februar nur so 10 M Dosen geliefert wurden. Also vermutlich haben sie nur im Dezember produziert oder da es ja am Anfang auch Probleme gegeben haben soll, vielleicht im November und Dezember bei geringerer Ausbeute. Mit diesen Werten der Ausbeute ist es aber durchaus möglich, dass die UK-Produktion genügt hat und nicht aus der EU-Produktion ergänzt werden musste. (Es sei denn, eine deutlich andere Umschlagzeit ändert diese Kalkulation nochmal.)
Auch die Aussage über die Produktion in Seneffe erscheint damit eventuell in einem anderen Licht:
https://www.politico.eu/articl…rus-vaccine-supply-chain/
ZitatWhen the Belgian plant — previously owned by Novasep — began producing the drug substance for AstraZeneca’s vaccine in 2020, its dose production volumes were roughly 4 million doses per month, according to the EU official. That rose to 8 million a month in January following an expansion.
Wenn man, wie Soriot anzudeuten scheint, in Seneffe statt der Annahme von 5000 Dosen/L nur die Hälfte herausbekommen hätte, dann würde das für die 2000 L-Produktion dort also 5 M Dosen bedeuten, wenn man noch etwas darunter bleibt oder die Umschlagzeit doch noch etwas länger als ein Monat ist, können das 4M pro Monat sein und nachdem die Optimierung der Ausbeute erfolgt ist, 8 M. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, da die Anlage zwei Produktionen zu 1000 L parallel fahren kann. Wäre also möglich, dass die Ausbeute hier gar nicht deutlich unter der Annahme geblieben ist, sondern zunächst nur die eine Einheit in Betrieb war und dann im Januar die zweite ("an expansion") hinzugekommen ist. Dann wäre die Aussage von Soriot irreführend und würde sich eher auf die Probleme von Oxford Biomedica beziehen.
Allerdings ist so oder so klar, dass seine übergeordnete Erklärung falsch sein muss. Selbst mit 10 M pro Monat hätte Seneffe allein nicht die 110-140 M Dosen bis Q1 liefern können, wenn man die 40M Dosen für Ende 2020 so wie die 2020er Bestellung des UK verwirft, für die 80-100 M im Q1 hätte es ebenfalls nicht gereicht, da hätte schon ein halbes Jahr vorproduziert werden müssen.
Insofern mal schauen, ob sie ihren neuen Versprechen einhalten können. Die Februar-Lieferung scheint jedenfalls noch nicht vollständig zu sein, aber 13 M sind schon drin, wenn im Dezember mit 4M pro Monat und im Januar mit 8M pro Monat produziert wurde und die Abfüllung auch einige Wochen in Anspruch nimmt. Ich habe den Verdacht, dass sowohl im UK, als auch in der EU, wenn die Produktion erst im Dezember wirklich losgegangen ist, was natürlich auch wieder das Argument, UK hätte früher bestellt, in Frage stellt.