Der SARS-CoV-2-Thread


  • https://www.welt.de/vermischte…-AstraZeneca-Impfung.html


    Die Fälle von seltenen Thrombosen nach einer Impfung mit dem AstraZeneca-Vakzin häufen sich. Mittlerweile sind in Deutschland 13 solcher Fälle bekannt – bei 1,6 Millionen Impfungen. Fast alle Betroffenen sind Frauen.



    Nachdem ja jetzt alle Hoffnung auf dem EMA liegt, kommt hier noch ein etwas unerfreulicher Leserbrief zum EMA rein. Der Leserbrief bezeichnet das EMA als "langsamen Moloch" und führt dann aus:

    Die Kommunikation mit der EMA ist ohnehin für den schnellen Dienstweg viel zu formalisiert und zu statisch. Die Sinusvenenthrombose hat z.B. keinen eigenen ICD. Thrombose ist eigentlich "I80.x", aber da muss man auch das Kleingedruckte lesen: Intrakranielle Thrombosen sind hier nämlich ausgenommen und es wird dann auf "I67.6" verwiesen (Nichteitrige Thrombose des intrakraniellen Venensystems), aber nur wenn kein Hirninfarkt vorliegt, dann ist es nämlich "I63.6".Wenn man sich über das aktuelle Geschenen nur über tiki-taka Webformulare ohne Freifelder unterhalten kann, ist es kein Wunder, daß bei der EMA schlicht "Thrombose" ankommt, so wie es derzeit den Anschein hat. Das letzte Statement der EMA war ja peinlicherweise dann auch: "Wir können keine signifikante Häufung von Thrombosen erkennen." m(
    Dabei ist die klinische Bild bei den AstraZeneca-Vorfällen geradezu kollosal spezifisch: Sinusvenenthrombose bei gleichzeitiger systemischer ausgeprägter(!) Thrombozyptopenie. Für einen Mediziner ist das eine "smoking gun". Die Geimpften hatten nur noch so wenige Thrombozyten im Blut, daß sie punktuelle Blutungen (Petechien) auf der Haut hatten (das verkompliziert übrigens auch die Behandlung der Thrombose). Das hatte auch der einzige Mann aus den 7 Fällen in DE, obwohl seine Sinusvenenthrombose wohl nicht ganz so ausgeprägt war. Eine derartig hochspezifische Klinik hat oft auch ganz spezifische Ursachen. Und mit etwas Detektivarbeit findet man die auch, und kann dann weiterimpfen. Aber nicht, wenn bei der EMA nur "Thrombose" ankommt.
    Was mich noch brennend interessieren würde: Wird auf dem Anamnesebogen, den man vor der Impfung ausfüllen muss, explizit nach hormonbasierten Kontrazeptiva gefragt? Wenn nur gefragt wird, ob man regelmäßig Medikmente nimmt, und wenn ja, welche, wird "die Pille" nur selten angegeben. Du kannst ja mal per Blog anfragen, wer so einen Anamnesebogen schonmal gesehen oder ausgefüllt hat. Ich kenne bisher nur den Anamnesebogen meiner Oma, und der war ganz offensichlich auf 80+-Jährige zugeschnitten. Da spielt Kontrazeption nicht mehr so eine große Rolle.

    Update: Der Anamnese-Fragebogen in Berlin fragt jedenfalls nicht nach der Pille, und die Formulierung für die Frage nach Medikamenten fragt sogar explizit nur nach chronischen Erkrankungen oder Immunschwäche. Der Fragebogen aus dem Saarland hat dieselben Formulierungen wie Berlin.

    Update: Die Bundesländer haben offenbar alle die Vorlage vom RKI übernommen.


    Klingt jetzt nicht direkt so als hätte die EMA sich da übermäßig mit Ruhm bekleckert bzw. sich durch die Anamnesebögen überhaupt

    in die Position gebracht auf eigener Datenlage Aussagen zu machen.

    Als Frau die hormonell verhütet würde ich es mir nicht mehr spritzen lassen...

  • Als Frau die hormonell verhütet würde ich es mir nicht mehr spritzen lassen...

    Meine Mama hat in den Wechseljahren damals auch irgendwelche Hormoncocktails bekommen.

    Ist das ähnliches Zeug wie in der Pille oder ganz andere,unbedenkliche Baustelle?


    (Ich frage weil Großputz keine Zeit für große Recherche dazu...vllt weiß ja wer?)

  • Also weitgehend wie es zu erwarten war. Interessant war ja eigenlich nur, ob die Fälle von Gefäßverschlüssen anders erklärt werden können.


    Die Schlussfolgerungen:


    https://www.ema.europa.eu/en/n…ble-link-rare-blood-clots


    Zitat
    • the benefits of the vaccine in combating the still widespread threat of COVID-19 (which itself results in clotting problems and may be fatal) continue to outweigh the risk of side effects;
    • the vaccine is not associated with an increase in the overall risk of blood clots (thromboembolic events) in those who receive it;
    • there is no evidence of a problem related to specific batches of the vaccine or to particular manufacturing sites;
    • however, the vaccine may be associated with very rare cases of blood clots associated with thrombocytopenia, i.e. low levels of blood platelets (elements in the blood that help it to clot) with or without bleeding, including rare cases of clots in the vessels draining blood from the brain (CVST).


    Man kann AZD1222 natürlich weiter verwenden, aber einen ursächlichen Zusammenhang kann man nicht ausschließen, so dass man es als seltene Nebenwirkung betrachten muss und damit ein Risiko, über das man aufgeklärt werden muss.

  • Als Frau die hormonell verhütet würde ich es mir nicht mehr spritzen lassen...


    Also, das betrifft immer noch einen sehr geringen Anteil von Personen, die hormonell verhüten. Wenn man jedes Risiko ausschließen will klar, aber statistisch ist das gegenwärtig denke ich nicht gerechtfertigt.


    Naja, impfen wir ab jetzt Männer. Die haben sowieso die höhere Sterblichkeit bei CoViD-19.

  • Meine Mama hat in den Wechseljahren damals auch irgendwelche Hormoncocktails bekommen.

    Ist das ähnliches Zeug wie in der Pille oder ganz andere, unbedenkliche Baustelle?


    Beides hat mit dem Östrogen zu tun, bei der Antibabypille greift man in einen vorhandenen Östrogenzyklus ein, bei den Wechseljahren ersetzt man das sinkende Östrogenlevel. Warum das eine harmloser ist wie das andere kann ich nicht sagen...


    Klingt wohl so als würde man den Beipackzettel und die Zulassung bei Astra in dem Fall Antibabypille/Raucherin einschränken ... ob die anderen Impfstoffe in dieser Patientengruppe gar keine Probleme auslösen kann man wahrscheinlich noch nicht sagen.

  • Bleibt die Frage, warum man das im United Kingdom nicht gesehen hat. Hinweise auf Probleme bei der Produktion gibt es laut EMA keine.


    Ich bin den Erklärungsansatz von Drosten schuldig geblieben, der mich nicht überzeugt hat:


    https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript278.pdf


    Zitat

    In England wird aber gesagt: Wir haben schon viel mehr geimpft und uns ist nichts aufgefallen. Es gibt beispielsweise auch eine Zahl, dass in England unter 9,5 Millionen Geimpften drei bis vier Fälle von Sinusvenenthrombose aufgetreten sind. Man sieht da natürlich jetzt keine Veranlassung, zu sagen, dass das mehr ist als normal. Das ist vollkommen im Rahmen. Jetzt ist natürlich die Frage: Warum ist das denn unterschiedlich? Und da gibt es auch andere Erklärungen, die beim bei erstem Nachdenken nicht so auffallen. Aber man muss nur ein zweites Mal darüber nachdenken, dann wird das plötzlich ganz plausibel. In England ist ja diese AstraZeneca-Vakzine im regulären Impfprogramm sehr früh eingesetzt worden. Das dann bevorzugt an alte Menschen. Also diese 9,5 Millionen Geimpfte in England sind alte Menschen, wo diese Sinusvenenthrombose nicht gehäuft auftritt.


    Ne. Sie haben AZD1222 etwas früher eingesetzt nach einem Monat, wir nach vielleicht anderthalb Monaten. Klar, wir haben ihn erstmal ausschließlich für Personen unter 65 Jahre eingesetzt. Aber ich sehe eigentlich keinen Grund, warum er im UK vorallem an Ältere gegangen sein soll. Aber selbst wenn, bei uns traten eine ganze Reihe von Fällen bereits nach etwas über einer Million Impfungen auf. Die haben nicht wenigstens zwei Millionen Personen (20%) in der passenden Gruppe geimpft, so dass sie eigentlich mehr Fälle hätten sehen sollen?


    Mein Erklärungsansatz wäre eher so, wie gut sind denn ihre Diagnosen? Zumal unter Bedingungen sehr stark belasteter Krankenversorgung. Im Januar als sie angefangen AZD1222 zu impfen, hatten sie gerade eine sehr große Zahl von Toten.

  • "Der prozentuale Anstieg stimmt in beiden Betrachtungsweisen so erstaunlich überein, dass man es als starkes Indiz dafür nehmen kann, dass der Prozentwert korrekt ist".


    Ja, die Verführung zufällig passender Werte. :)


    Die Zulässigkeit des Schlusses wird dann ja auch noch damit begründet, dass die medizinischen Systeme als vergleichbar angesehen werden.


    Darüber hatte ich auch nochmal nachgedacht, weil Drosten das als Teil seiner Erläuterung genannt hat. Aber das scheint mir eigentlich egal zu sein. Ich würde davon ausgehen, dass weil die Belastung im Krankenversorgungssystem zumindestens dem Verlauf nach zu urteilen in Dänemark deutlich geringer war, dass die Sterblichkeit im Krankenhaus im UK höher (gewesen) ist. Aber am Ende geht es ja nur um den Faktor um den die Sterblichkeit verändert ist zwischen Patienten mit den gleichen Umständen der Krankenversorgung, wo die unabhängige Variable (möglichst) nur die Infektion mit einer Variante der B.1.1.7-Linie oder eben einer anderen ist. Ob die Umstände sich zwischen den Königreichen unterscheiden sollte dann nicht wichtig sein.

  • Ich hab übrigens ne Mail bekommen -dauert noch meine Impfung

    Als Ausrede das Aussetzen gleich mit aufgeführt natürlich.

  • Man kann AZD1222 natürlich weiter verwenden, aber einen ursächlichen Zusammenhang kann man nicht ausschließen, so dass man es als seltene Nebenwirkung betrachten muss und damit ein Risiko, über das man aufgeklärt werden muss.

    Wenn die EMA wirklich alles was Thrombose heißt in einen Topf schmeißt, dann sieht man eben den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

    Also, das betrifft immer noch einen sehr geringen Anteil von Personen, die hormonell verhüten. Wenn man jedes Risiko ausschließen will klar, aber statistisch ist das gegenwärtig denke ich nicht gerechtfertigt.

    Gerade von den Pflegerinnen und Krankenschwestern dürften da so einige drunter fallen.

  • Zwei neue Berichte vom RKI:


    "Soziale Unterschiede in der COVID-19-Sterblichkeit während der zweiten Infektionswelle in Deutschland"


    https://www.rki.de/DE/Content/…luCo_Zwischenbericht.html



    Sozialer_Status_COVID-19-Sterblichkeit.png?__blob=poster&v=2


    Keine wirkliche Überraschung außer vielleicht, dass die Auswirkung eines sehr niedrigen sozialen Status auf die Sterblichkei bei Männern deutlich ausgeprägter ist als bei Frauen.



    "Serologische Untersuchungen von Blutspenden auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 (SeBluCo-Studie)"


    https://www.rki.de/DE/Content/…luCo_Zwischenbericht.html


    Abb2-zeitlicher-Verlauf-Seropraevalenz.png?__blob=poster&v=5

  • Ja, wenn man sich nur auf die deutschen Fälle fokussiert. Im Fall der Sinusvenenthrombose gab es laut dem, was sie in der Pressekonferenz gesagt haben, mit Stand vom 17. März in Deutschland 7 Fälle, in Italien 3, in Norwegen 2, in Spanien 1 (wobei sie 18 Fälle mit der Diagnose geprüft haben). Aber es gab ja mehr Berichte über Thrombosen in den anderen Ländern, die nicht alle dieser spezifischen Form entsprechen. Natürlich haben sie die spezielle Diagnose mitbekommen und diese Erscheinungen werden ja jetzt auch als vermutliche seltene Nebenwirkung betrachtet.

  • ist halt die frage ob es wirklich so selten auftritt oder man es bisher nicht in Verbindung gebracht hat. Das ist auch ein Nachteil von Impfzentren dass man ggf. eine Nebenwirkung nicht sehen kann.

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