Das für mich treffendste Argument dagegen dass Bildung der entscheidende oder sogar dann lösende Faktor ist, ist die Homöopathie und deren Massen an Anhängern im Bildungsbürgertum.
Als ich den Text geschrieben habe, musste ich natürlich auch sofort an Homöopathie denken. "Natürlich", weil ich mich jetzt mal outen muss, es ist noch gar nicht soo lange her, da hätt ich, darauf angesprochen, wahrscheinlich auch geantwortet: ist vielleicht gar nicht so verkehrt. Aber weniger aus einem Eifer heraus, als aus einer scheinbaren eigenen Erfahrung heraus. Mein Bruder hatte, als er klein war eine Erkrankung, die länger nicht in den Griff zu kriegen war. Irgendwann wurden auch homöopathische Sachen probiert, irgendwann is die Sache abgeklungen. Daraus hatte sich bei mir ein "diffuses Gefühl" von Wirksamkeit dieser "Behandlung" eingeprägt. Später, mit Fakten konfrontiert, musste ich schnell einsehen, dass ich an dieser Stelle Kausalität und Korrelation verwechselt habe. Passiert. Andauernd. Dies ist einer der Erklärstränge. Ein anderer ist, dass "Bildung" ein ziemlich abstrakter Begriff ist - deshalb eignet er sich ja auch so gut um über strukturelle Dinge zu sprechen. "Bildung" würde ich meinen, umfasst z.B. auch "soziale Bildung". Damit meine ich das Sozialgefüge in dem ich lebe. Wenn dieser Kontext stark von bestimmten Meinungen geprägt ist, ist es umso schwieriger außerhalb dieses Zusammenhangs zu denken. Und ganz allgemein, "Bildungsbürgertum" - der Begriff ist letztlich recht formal. Fest gemacht am Abschluss mit gewissem statistisch messbarem Zusammenfallen eines höheren Haushaltseinkommens. Aber, der Fakt, dass formale Bildung vorhanden ist, rechtfertigt nicht unbedingt die Aussage, dass jemand tatsächlich gelernt hat, zu denken. Ich behaupte es ist ein eklatantes Problem unseres Bildungssystems mit Nichten "die Besten" hervor und in die richtigen Positionen zu bringen. Ich kenne ne Menge Leute, die haben keine formale Bildung, können aber sehr wohl denken. Und umgekehrt laufen die Allerorten rum, einer der "Endlagerpunkte" ist leider häufig die Politik - und da kommt dann öfter raus, dass es nicht mal mit der formalen Bildung weit her ist... --- Mit all dem wollt ich nur sagen: dass man statistisch messen kann, dass viele Leute, die Zauberbohnen für Medizin halten, einen formal hohen Bildungsabschluss haben, erlaubt nicht den Rückschluss, dass "Bildung" nicht doch gegen Blödheit schützt...