Der Pandemie-Thread

  • Nur für Leute die meinen, @Syd hätte hier mal wieder ganz akribisch wissenschaftliche Fehlleistungen aufgedeckt:


    Vielleicht kann mir ja mal jemand von Euch beantworten, was an der Aussage


    "Die Medien und die Politk stecken unter einer Decke",


    welcher in der Befragung immerhin 56,86% "stimme voll und ganz zu", und immerhin noch 24,65 % "stimme zu" erreichte - also von grob ca. 80% der Befragten als korrekt empfunden wurde - nicht Ausdruck des Denkens in Verschwörungszusammenhängen ist?


    Und wenn einem schon die Frage als solche zu unerhört erschiene - warum sollte man sie dann überhaupt mit Zustimmung beantworten?


    Wenn ich mit jemand "unter einer Decke stecke", dann mache ich mit ihm gemeinsame Sache. Dann verabrede ich mich mit ihm zu gemeinsamem Handeln. Dann verschwöre ich mich mit ihm.


    Ob diese Einschätzung in der Wirklichkeit komplett falsch, völlig richtig, oder nur teilweise richtig/falsch ist, wird in der Studie überhaupt nicht überprüft und auch nicht bewertet.


    Das scheint ja auch eher eine ziemlich komplexe Debatte zu sein, die sich so einfach und pauschal überhaupt nicht beantworten lässt , während sie in der ganzen Gesellschaft nicht erst seit Corona sehr kontrovers geführt wird und gerade der hier zu großen Teilen versammelten Ex-Fangemeinde des medienkritischen Aufwachen!-Podcastes nur allzu vertraut sein müsste.

  • Na ihm gehts wohl weiterhin um eine, nun von ihm ganz persönlich vorgenommene, Zuordnung von Dingen als Verschwörungstheorie was er als ganz böses und gemeines Framing sieht.

    Daher werden nun sogar auch Fragen in eine solche Kategorie gesteckt. Selbst wenn es die Kategorie als solches in der Studie oder der weiteren Analyse und Diskussion darum garnicht gibt und sogar das Wort selbst nirgendwo auftaucht (ka hab nich geschaut, aber wenn hätte ers mit sicherheit fett rausgeholt). Er framed also nun selbst Fragen und Analysen um damit dann seine These eines Framings zu belegen.

  • eigentlich möchte ich mich mit deinem Scheiß aber garnich beschäftigen. Nur nimmst du immer soviel Platz ein, dass man da dann kaum rum kommt.


    Also is jetzt was dein Problem?

    Dass die Fragen da in die Kategorie gepackt wurden? Das es die Kategorie gibt?

    ah nein, gib mir keine Antwort, eigentlich will ich mich echt nich mit beschäftigen du bist immer so ein sinnloses Zeitloch. Und doch hab ich schon wieder geschrieben und auch nen doofen Link geklickt und hab hinterher doch nur Zeit verloren.

  • Na ihm gehts wohl weiterhin um eine, nun von ihm ganz persönlich vorgenommene, Zuordnung von Dingen als Verschwörungstheorie was er als ganz böses und gemeines Framing sieht.

    Daher werden nun sogar auch Fragen in eine solche Kategorie gesteckt. Selbst wenn es die Kategorie als solches in der Studie oder der weiteren Analyse und Diskussion darum garnicht gibt und sogar das Wort selbst nirgendwo auftaucht (ka hab nich geschaut, aber wenn hätte ers mit sicherheit fett rausgeholt). Er framed also nun selbst Fragen und Analysen um damit dann seine These eines Framings zu belegen.

    Es steht schon unter der Überschrift "Verschwörungstheorie" in dem Papier zur Studie. Aber das ändert ja nichts daran, dass es eine Theorie über eine Verschwörung zwischen "den Medien" und "der Politik" beschreibt.


    Wenn man natütlich nicht mal in einem wissenschaftlichen Kontext Begriffe nutzen darf, von denen sich manche Leute angegriffen und getriggert fühlen, dann verstehe ich wiederum nicht, warum man sich gerade in solchen Kreisen ständig über "cancel-culture" aufregt.


    Es scheint dann offenbar doch eine Rolle zu spielen, aus welcher politischen Ecke die Empörung kommt.

  • Naja, ich bin weiterhin der Meinung, dass es da auch politischen Einfluss gab und finde es aus gesundheitlichen Gründen unnötig. Zu der Überzeugung hat das Interview mit dem Stiko-Chef geführt, welches kurz vor der Umentscheidung stattfand.


    Das Interview ist allerdings aus dem Juni. Was auch immer du an Druck herausliest, hätte dann immer noch zwei Monate gebraucht, um in eine veröffentlichte Entscheidung zu münden. In dieser Zeit sind die ganzen Sicherheitsdaten aus den Ländern reingekommen, wo vergleichbare Einrichtungen die Impfung von Kindern kurzfristig empfohlen hatten. Ich bin nicht überzeugt, dass wir die Empfehlung der Ständigen Impfkommission letzten Monat ohne diese Daten bekommen hätten. Das hat auch Spahn in der letzten Pressekonferenz mit dem RKI als Problem angesprochen.


    Mal allgemein zur Ständigen Impfkommission: Was mir tatsächlich anfänglich auch nicht klar war, die beziehen Aspekte der Epidemiekontrolle in ihre Bewertung nicht wirklich ein. Das Missverständnis war bei mir entstanden, weil sie am Anfang die Priorisierung gemacht haben. Das ist aber konsistent mit ihrem normalen Vorgehen. Man muss das wohl im Zusammenhang mit der politischen Entscheidung sehen, eine möglichst reguläre Behandlung der Impfstoffe als vertrauensbildende Maßnahme zu haben. Deshalb die bedingte Marktzulassung durch die EMA, die mehr Zeit erfordert hat als eine Notzulassung, und deshalb die Arbeit der Ständigen Impfkommission, ohne Anpassung der Kriterien, nach denen sie vorgeht.


    Im Nachhinein kann ich besser verstehen, worauf Drosten damals hinauswollte. Andererseits war ich im Gegensatz zu ihm sowieso nicht für allzuviel Kreativität bei der Nutzung der Impfstoffe, insofern war mir nicht aufgefallen oder nicht wirklich klargeworden, dass das kreativitätsfreie Vorgehen der Ständigen Impfkommission vielleicht auf fehlender Würdigung der Epidemiekontrolle beruht.


    So, nun kann man das auch alles so machen - wäre vielleicht auch schwierig gewesen, da etwas umzubauen - nur dann ist natürlich klar, dass die Entscheidung der Ständigen Impfkommission bezüglich Impfungen in einer Epidemie ohne Würdigung dieses Aspekts nicht letztlich ausschlaggebend sein sollte. Als mir das klargeworden ist - so um die Zeit von diesem Interview herum - war für mich eine Empfehlung zur Impfung für die Minderjährigen im Bereich der Zulassung nicht mehr nötig, sondern die Möglichkeit sich individuell für die Impfung zu entscheiden hat genügt.


    Insofern hat Mertens hier halb unrecht:


    Zitat

    Das Problem war doch nicht die Stiko, sondern die Tatsache, dass in der Politik, schon bevor überhaupt der Impfstoff zugelassen wurde, so massiv über den Einsatz in dieser Altersgruppe diskutiert wurde, mit Plänen für Reihenimpfungen und so weiter. Das war auch für uns neu und aus meiner Sicht nicht glücklich, das muss man ganz klar so sagen.


    Er kann sich sicherlich übergangen fühlen, insofern man nicht darauf gewartet hat, dass die Kommission, der er vorsitzt, bewertet, ob etwas gegen die Impfung in der Altersgruppe spricht. Aber einen Verzicht darauf, den Nutzen aus Sicht der Epidemiekontrolle zu diskutieren, kann er nicht erwarten, wenn das von der Ständigen Impfkommission überhaupt nicht gewürdigt wird.


    An dem Punkt als sie die Möglichkeit der Impfung eingeräumt haben, war meine Position gut jetzt können wir und sollten auch alle in der Altersgruppe impfen, wir haben dazu ausreichend Anlass (und das war noch bevor Varianten von SARS-CoV-2 eine Senkung des bis dahin beobachteten Schutzes vor Infektion zugeschrieben wurde) und es wäre ehrlich gesagt merkwürdig das nicht zu tun. Spätestens als sich bei den Erwachsenen eine Abdeckung von nur 2/3 bis 3/4 abgezeichnet hat, hätte man so vorgehen sollen.


    Das Problem war eher, dass diese Konstellation den Politikern oder auch den Ärzten nicht klar war. Deswegen gab es nach der ersten Einschätung erst recht großen öffentlichen Druck auf die Ständige Impfkommission, vorher war es ja mehr eine Kritik, dass die so lange brauchen. Bei den Ärzten ist es noch am ehesten verständlich, die wollen natürlich die Absicherung einer Empfehlung im Rücken und das eben nicht aus eigenem Ermessen (in der Theorie zusammen mit den Eltern und Kindern) entscheiden müssen. Die Politik hätte aber tatsächlich das, was sie schließlich gemacht haben, nämlich die Impfzentren so aufzustellen, dass sich dort auch die Altersgruppe 12-17 ganz regulär impfen lassen kann, sofort umsetzen können. Aber ich denke die haben die Struktur dieses Verantwortungsgeflechts erstmal gar nicht verstanden.

  • Mich wundert an dem Interview übrigens eine andere Aussage:


    Zitat

    Sie meinen sicher das niedrige Versterbensrisiko von 0,001 Prozent in der Altersgruppe 12 bis 17?


    Moment, das ist zu schnell gesagt. Es gab in Deutschland 2 Todesfälle in der Altersgruppe, so ergeben sich die 0,001 Prozent. Aber beide waren bereits vor Covid-19 sehr schwer erkrankt. Für gesunde Kinder und Jugendliche der Altersgruppe ist das Risiko an Covid-19 zu sterben derzeit rein statistisch gleich null.


    Nach den letzen Daten vom RKI, Stand 8. September 2021:


    https://www.rki.de/DE/Content/…en/Klinische_Aspekte.html


    0-9 10-19
    Gesamt 15 12


    Leider haben sie das im Juni so noch nicht veröffentlicht und leider ist es auch nicht genauer aufgelöst. Aber demnach sollte sich die Zahl für 12-17 seit Mitte Juni sowas wie verdreifacht haben. Selbst wenn die Datenbasis auf die sich Mertens bezieht nochmal ein oder zwei Monate älter ist, fände ich das etwas merkwürdig.

  • Ganz normale Leute mit 0 Fachwissen erklären einer Intensivkrankenpflegerin, warum die ganzen Leute, die sie in den letzten zwei Jahren behandelt, und zum Teil in Leichensäcke gepackt hat, eigentlich gar nicht an, sondern allenfalls mit Corona beatmet wurden und gestorben sind.



    Aber mit Verschwörungstheoriedenken hat das natürlich nichts zu tun.

  • Ganz normale Leute mit 0 Fachwissen erklären einer Intensivkrankenpflegerin, warum die ganzen Leute, die sie in den letzten zwei Jahren behandelt, und zum Teil in Leichensäcke gepackt hat, eigentlich gar nicht an, sondern allenfalls mit Corona beatmet wurden und gestorben sind.



    Aber mit Verschwörungstheoriedenken hat das natürlich nichts zu tun.

    Diese Selbstgefälligkeit. Faszinierend.

  • Ansonsten hatte schon ein andere Meldung aus Israel über die Probleme mit Delta mein Misstrauen erweckt.


    Die Idee, dass es ein Problem beim Schutz gegen Delta in Israel gibt, hat einer genaueren statistischen Analyse der Daten, wie sie auch in der Studie verarbeitet wurden, nicht standgehalten:


    https://www.covid-datascience.…spitalized-are-vaccinated


    Sobald man das Alter einbezieht - die Gruppe der älteren Menschen hat die höchste Impfabdeckung und die größte Wahrscheinlichkeit für eine Hospitalisierung - sieht man, dass die Wirksamkeit weiterhin hoch ist.

  • In Nachtweys Studie landet man mit dieser Antwort bei den Verschwörungstheoretikern und somit in einem Topf mit irgendwelchen Hohlköpfen und Flacherdlern, mit der Folge, dass nicht nur Nachtwey einen - ich kürze das jetzt etwas ab - in einer „anderen Wirklichkeit“ verortet und vom demokratischen Diskurs ausschließt.


    Das ist jetzt aber schon fast wieder lustig, @Syd.


    Du hast gestern noch selbst die Leute aus dem Video mit der Intensiv-Schwester als Spinner und Hohlköpfe bezeichnet. (wurde dann leider gelöscht, so dass ich es nicht mehr zitieren kann.)


    Ich hingegen habe die Bezeichnung "ganz normale Leute" durchaus ernst gemeint.


    Das sind keine verrückten oder geistig minderbemittelten Menschen. Aber Leute wie Du und Deine bevorzugten Stichwortgeber von der organisierten Gegenaufklärung haben ihnen durch stetige Wiederholung völlig verrückte, kollektive Vorstellungen von "größeren Zusammenhängen" in die Köpfe gesetzt, von denen sie sich selbst von Leuten nicht mehr abbringen lassen, die mit Fachkenntnissen und praktischer Berufserfahrung argumentieren, weil man ihnen - so wie Dir - beigebracht hat, hinter jeder schiefen Zahl, jeder unsauberen Formulierung, und jeder unbedachten Äußerung die finsteren Pläne einer Eliten-Verschwörung gegen ihre bürgerlichen Freiheitsansprüche zu vermuten.

  • Disclaimer: Es gab mal einen regelmäßigen User der sich S.Y.D. nannte. Leider bin ich daher zunächst dem Irrtum aufgesessen, es handele sich bei der neuesten Tarnidentität unseres ewigen Forentrolls tatsächlich um eine andere Person und habe mich auf eine erntshafte Diskussion mit ihm eingelassen .


    "Denunziert" hat sich unser verlogener Heuchler @Syd allerdings - wie immer - selbst.

  • Niemand sonst, den ich kenne, ist in der Lage oder gibt sich die Mühe einen grausam verschwurbelten Soziologentext von 13 Seiten in ein paar Abschnitten zusammenzufassen. Der alte Affe kann das.

    Ja, und leider hast du die Kompetenz und Gutmütigkeit unseres (manchmal etwas aufbrausenden) Affen schamlos für deine Zwecke missbraucht und schmierst ihm jetzt verlogen Honig ums Maul, und mich wieder mit reinziehen in deinen Wahnsinn. Hatte mir schon gedacht, dass du es bist, als du die Patientenakte der unter 50 jährigen sehen wolltest. Machs gut Dicker :*

  • Disclaimer: Es gab mal einen regelmäßigen User der sich S.Y.D. nannte. Leider bin ich daher zunächst dem Irrtum aufgesessen, es handele sich bei der neuesten Tarnidentität unseres ewigen Forentrolls tatsächlich um eine andere Person und habe mich auf eine erntshafte Diskussion mit ihm eingelassen .


    "Denunziert" hat sich unser verlogener Heuchler @Syd allerdings - wie immer - selbst.

    Ach. War ja doch trotzdem mal wieder ein interessanter Reminder, wie wenig er aus seiner Haut raus kann, wie substanzlos sein Aktivismus ist und wie begrenzt seine Taschenspielertricks das letztendlich kaschieren können. 😊

  • Ich hingegen habe die Bezeichnung "ganz normale Leute" durchaus ernst gemeint.


    Das sind keine verrückten oder geistig minderbemittelten Menschen. Aber Leute wie Du und Deine bevorzugten Stichwortgeber von der organisierten Gegenaufklärung haben ihnen durch stetige Wiederholung völlig verrückte, kollektive Vorstellungen von "größeren Zusammenhängen" in die Köpfe gesetzt, von denen sie sich selbst von Leuten nicht mehr abbringen lassen, die mit Fachkenntnissen und praktischer Berufserfahrung argumentieren, weil man ihnen - so wie Dir - beigebracht hat, hinter jeder schiefen Zahl, jeder unsauberen Formulierung, und jeder unbedachten Äußerung die finsteren Pläne einer Eliten-Verschwörung gegen ihre bürgerlichen Freiheitsansprüche zu vermuten.

    Hier würd ich gerne mal einhaken, weil ich finde, dass viele gute Stichworte gefallen sind. Ich denke auch nicht, dass jeder, der irgendeiner Verschwörungstheorie anhängt irgendwie "dumm" ist. Aber um gewisse Dinge glauben zu können (z.B. Corona ist irgendwie ne Gates-Verschwörungsnummer) muss schon ein gehöriges Maß an Unbildung herrschen. Das frappierende ist, meiner Ansicht nach kann beides gleichzeitig herrschen: Informiertheit und Unbildung. --- Wie denn das? Ich hab oft mit Leuten diskutiert, die irgendwelches Zeug glauben, was man einfach unter Blödheit oder eben Verschwörungstheorie verbuchen könnte. Was allen gemeinsam war, ist, dass sie zu kleinteiligen Einzelheiten ihres Themas nicht mal unbedingt sooo schlecht informiert waren es aber gleichzeitig daran mangelt diese Informationen -sinnvoll- in (eben jene) "größeren Zusammenhänge" einzuordnen. Der springende Punkt ist, dass es, wenn wir ehrlich sind, eine ganze Menge Bildung braucht, um einschätzen zu können, was eigentlich denkbar ist und was nicht. Ich gebe ein Beispiel: Es gibt Verschwörungstheoretiker, die glauben, dass Bill Gates oder Jeff Bezos bei Corona "irgendwie" die "Finger drin haben". Wie so eigentlich immer Gates, oder Bezos? Weil es sich -im Bäumchen-Wechsel-Dich-Spielchen- um die reichsten Menschen der Welt handelt und mit viel Geld auch viel Macht verbunden ist. Das ist ein Zusammenhang den kennt fast jeder auch aus seinen täglichen Zusammenhängen. Dann "drehen" diese Leute auch immer ein "sehr großes Rad", will sagen, sie sind in den unterschiedlichsten Gebieten "aktiv", unterhalten Stiftungen und so weiter und äußern sich auch oft zu vielen Themen. Und zu allem Überfluss ist noch zu beobachten, dass sie von "Zuständen" profitieren. Das ungeheure Missverständnis, das dann passiert, ist, dass dieser Zustand konspirativ erklärt wird: dem Menschen, der Organisation oder der Nation wird der "erklärende Teil" der Erzählung zugeordnet, er wird ins Zentrum des "Problems" gesetzt. Rein formell passt dann alles: Man hat einen Zustand, von dem jemand profitiert. Die Logik, dass ein machtvoller Profiteur eines Zustandes, diesen Zustand auch herbeigeführt hat (oder zentral daran beteiligt war) liegt auf der Hand. Das Problem von Verschwörungstheoretikern liegt meiner Ansicht nach nun darin, dass diese Menschen sich den jeweiligen Zustand tatsächlich mit dem "bösen" oder "gierigen" "Willen" einer Einzelperson erklären können. Das Missverständnis beginnt beim Einordnen der Beobachtung in größere Maßstäbe. Es ist eben unfassbarer Quatsch, Einzelpersonen, Personengruppen, Organisationen oder Staaten, die Macht diesen Zustand herbei zu führen, zu zu sprechen. Man muss auf vielen Gebieten wirklich wenig verstanden haben um zu ernsthaft zu glauben, dass Jeff Bezos oder Bill Gates oder irgendjemand sonst, weil sie so reich und einflussreich sind, tatsächlich die Macht zu so etwas hätten. Wer von politischen Systemen, von Recht und von Ökonomie genug verstanden hat um Probleme im Weltmaßstab zu begreifen, der kann eine so einfach gestrickte Logik nicht glauben. Es ist ja paradox, Verschwörungstheoretiker (im gesellschaftspolitischen Bereich) sehen das (ein) Problem ja nicht als zu groß, sondern als zu klein an. Viele Verschwörungstheorien kommen trotz ihrer eingliedrigen Erzählstruktur immer mit apokalyptischem Gestus daher. Dass ein Zustand, der aus der inneren Logik der Struktur (also aus Abermillionen Einzelentscheidungen, die nach gewissen Interessenlagen getroffen und in gewissen juristischen Bahnen verläuft, die wiederum Resultat gesellschaftlicher Verhandlungen unter Interessenlagen ist) hervor gebracht wird, deutlich bedrohlicher ist, als die Verschwörung Einzelner, ist dabei eine der Paradoxien (sämtliche Konspirationen, Regelwidrigkeiten, etc, die ja tasächlich vorkommen, sind dann zwar empörend, aber lediglich statistischer Kleinkram).


    Ich will noch einmal von einer anderen Seite her erklären was ich meine. Dieses simplifizierte, eingliedrige Denken gibt es nach meiner Wahrnehmung auch in anderen Bereichen. Dort würde man es aber nicht Verschwörungstheorie nennen - vielleicht, weil die Erklärung ein positives Szenario entwirft oder weil sie besser andockfähig ist, da sie sich besser in bestehende Weltbilder einfügt oder einfach, weil die Motive besser sind. Ich will diese Theorien "Versöhnugnstheorien" nennen. Was meine ich? Zum Beispiel manche Vorstellungen, die in der Klimadebatte vorgetragen werden. Auch hier werden erschreckend einfache Denkmuster genutzt um scheinbare "Lösungen", zur Modellierung der Welt, anzubieten. Die Erzählung, zum Beispiel, wir (also der westlich industrialisierte Teil der Welt) könnten das Klima retten, indem wir die Ökonomie, die da ist, ins Grüne hinein umbauen, mutet für mich ähnlich dämlich und eingliedrig an, wie so manche Verschwörungstheorie. Bitte versteht mich nicht falsch, ich bin bei diesen Einzelforderungen immer dabei, es geht auch nicht darum, ob etwas gut oder wünschenswert ist, sondern darum, ob die projizierten Maßnahmen, tatsächlich die Qualität haben um im Weltmaßstab (also im großen Zusammenhang), die Veränderung herbei zu führen, die ich beabsichtige.

    Auch hier wird meiner Ansicht nach die innere Logik des Problems nicht bedacht. Ein heruntergebrochenes Beispiel: die Vorstellung etwas für das Klima getan zu haben, wenn z.B. in Deutschland 42 Mio. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor in den -sagen wir- nächsten 30 Jahren, durch 42 oder 44 Mio Elektrofahrzeuge (der Energieträger ist eigentlich egal) ersetzt werden, mutet irgendwie rührend naiv an. Es kann natürlich sein, dass es mein eigener Dogmatismus mich hier behindert, oder, dass meine Skepsis meiner Unwissenheit geschuldet ist (weil ich Technologien nicht kenne oder deren Effektivität verkehrt einschätze). Ich formuliere auch bewusst offensiv. Aber, wenn ich versuche vernünftig über die Dimension -Klima- nachzudenken, komme ich nicht umhin, anzuerkennen, dass es nicht einmal um die verwendete Technologie geht ( zu mindest bei dem was an Technik da ist, also z.B. Windkraft statt Kohle, oder Elektroauto statt Verbrenner,...) sondern schlicht um die Menge - um in der Struktur zu argumentieren: es geht ums Lebensmodell. Ich fand den Begriff der "Stoffumwandlung", den Prof. Schellnhuber im Jung und Naiv Interview verwendet hat, da sehr passend. Die Vorstellung in einer kapitalistischen Wachstumswirtschaft, die als Legitimation und inneren Antrieb, immer mehr an Stoffumwandlung benötigt (einerseits, legitim, um Teile der Menschheit an lebensnotwendige Infrastruktur anzubinden andererseits aber auch aus dem dynamischen Antrieb des "Modells" heraus selbst - kennt ihr noch eine Person unter 40, die kein Smartphone besitzt? Oder irgendjemanden, der nicht gerne verreist?) beim jetzigen Stand der Technik, etwas Sinnvolles in Bezug aufs Klima erreichen zu können, kommt mir einfach abwegig vor. Klar, man kann das als Utopie denken, das ist nur leider genauso eindimensional und ignoriert die Dynamik der Struktur von Wirtschaft - Politik - Recht, wie es so manch anderer "einfacher" Welterklärungsveruch an anderer Stelle tut. Das bedeutet nicht, dass diese Maßnahmen nicht zu unterstützen wären. Aber es bedeutet, anzuerkennen, dass diese Maßnahmen bestenfalls geeignet sind, die Situation langsamer zu verschlimmern.


    Daher, ich finde schon, dass einfache Erklärungsmuster, die sich in abwegigen Theorien äußern, anzeigen, dass die Person entweder massive Bildungsmängel hat und sich daher gewisse Dinge vorstellen kann (oder nicht vorstellen kann), oder, dass die Person direkte Interessen verfolgt (um diesen Erklärungsversuch ging es mir aber hier gerade nicht). Das klingt viel Schlimmer als es gemeint ist. Ich finde wirklich, dass es unheimlich viel verlangt ist, das alles einschätzen zu können. Es ist daher moralisch völlig unbedenklich, wenn jemand Unsinn glaubt, weil er Dinge nicht einschätzen kann. Schwierig, wird es, wenn die realen Umstände es verlangen, dass "ganz normale Leute" das alles einschätzen können müssen. In der Klimafrage ist das sicherlich eher der Fall, als bei der Frage was jemand über die "Bilderberger" denkt, bei Letzterem entscheidet dummes Geschwätz in Konsequenz eben nicht über den Fortbestand der Zivilisation...

  • Dass ein Zustand, der aus der inneren Logik der Struktur (also aus Abermillionen Einzelentscheidungen, die nach gewissen Interessenlagen getroffen und in gewissen juristischen Bahnen verläuft, die wiederum Resultat gesellschaftlicher Verhandlungen unter Interessenlagen ist) hervor gebracht wird, deutlich bedrohlicher ist, als die Verschwörung Einzelner, ist dabei eine der Paradoxien (sämtliche Konspirationen, Regelwidrigkeiten, etc, die ja tasächlich vorkommen, sind dann zwar empörend, aber lediglich statistischer Kleinkram).

    Absolut richtig!


    Und genau deshalb rege ich mich so maßlos über Leute auf, die anderen Leuten in den Kopf setzen, das sei alles nur das Resultat der bösen Handlungen böser Menschen.

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