Der Pandemie-Thread

  • Das mit der Beitragsbemessungsgrenze zu vergleichen ist jetzt aber auch wie bei Äpfeln und Birnen. Das eine betrifft die Finanzierungslast, was natürlich zu kritisieren ist. Es ist aber ein anderes Thema und dann gehörte auch das deutsche PKV-System mit auf den Tisch.


    In diesem Fall geht allerdings um die Leistungserbringung, die sich nicht an der medizinischen Indikation richtet, sondern an dem Verhalten des Patienten. Nun könnte man einwenden, es wäre ohnehin keine medizinische Leistung am Patienten, sondern der Gesellschaft, dann allerdings stellt sich erst Recht die Frage nach dem Sinn und des Pudels Kern wird umso deutlicher. So oder so wird über die Kassen abgerechnet und damit haben wir hier einen bedenklichen Bruch.


    Ja, der Vergleich war natürlich daneben, aber es gibt beim Solidaritätsprinzip ja auch noch andere Lücke.


    Die detaillierten Aspekte der Rechtssprechung sind mir nicht geläufig, aber finanziert wird der Spaß doch noch nicht einmal zur Hälfte von den Krankenkassen, sondern auch von Bund und Ländern.


    Tatsächlich legen Studien aber inzwischen auch Nahe, dass von Getesteten ein potentiell höheres Risiko einer Infektion ausgeht, als von Geimpften.


    Wie gesagt, bei der Rechtssprechung bin ich überfragt, sehe da aber jetzt nicht in aller Offensichtlichkeit, wie durch diesen Präzedenzfall (wie du es nennst) in anderer Hinsicht Tür und Angel geöffnet sind für eine ähnliche Handhabung. Meinst du etwa, Leute die nicht regelmäßig zur empfohlenen Krebsvorsorge, müssten im Zweifel selbst aufkommen für entstehende Kosten ihrer Behandlung, wenn es doch zu einer Erkrankung käme? Raucher die bei Lungenkrebs zahlen müssen? Ich bin halt zu wenig im Bilde, wo genau deine Befürchtung hingeht, aber bei Transplantationen spielt das Verhalten der Patienten bereits jetzt eine Rolle.

  • Tatsächlich legen Studien aber inzwischen auch Nahe, dass von Getesteten ein potentiell höheres Risiko einer Infektion ausgeht, als von Geimpften.

    Das würde doch aber an dem Problem selbst nichts ändern. In Zukunft kriegen dann womöglich nur noch Leute eine Behandlung, die nach einer vorgeschriebenen medizinischen Leitlinie leben. Der Zweck heiligt nicht die Mittel.


    Was das Risiko betrifft, so reicht es mir inzwischen auch nicht mehr, wenn irgendeine Studie etwas nahelegt. Das wäre die Beweislastumkehr, denn auf der anderen Seite steht die widersprechende wissenschaftliche Erkenntnis z.B. von der CDC höchstselbst.

    Die 469 Infektionen bei Einwohnern des Bundesstaats Massachusetts, in dem Cape Cod liegt, wurden genauer untersucht - mit überraschenden Erkenntnissen: Fast drei Viertel davon waren Menschen, die vollständig geimpft waren.


    ... die Wahrscheinlichkeit, das sich Geimpfte mit der Delta-Variante infizieren, immer noch deutlich geringer ist ...


    Wenn sich Geimpfte jedoch infiziert haben, dann übertragen sie das Virus offenbar im gleichen Maße wie Ungeimpfte. Denn vollständig Geimpfte können nahezu dieselbe Viruslast tragen wie Ungeimpfte.

    Deutlich geringer wird hier vermutlich nur heißen, statistisch signifikant. Das verringerte Risiko könnte man beziffern, in dem man sagt, wie viele Infektionen denn genau verhindert werden. Auf den ersten Blick können es nicht allzu viele sein, wenn man diese Dreiviertel mal mit der Impfquote abgleicht. Letztlich ist auch diese Studie wieder nur eine Momentaufnahme, denn z.B. über die Wirkdauer wissen kaum etwas. Sterile Immunität hingegen ist lange vom Tisch. Der mildere Verlauf betrifft ja erstmal nur den Geimpften und dann u.U. das Gesundheitssystem.

  • Ich dachte, "Genesen" heißt Nachweis einer CoViD-19-Erkrankung plus eine Impfung.

    Wäre gut, wenn wir das hier rausfinden könnten.


    Wenn ich so darüber nachdenke, habe ich das verwechselt. Als geimpft gilt man mit einem Nachweis über eine durchgemachte CoViD-19-Erkrankung (oder einem älteren positiven PCR-Test oder so) und einer Impfung.


    Liegt aber daran, dass das für mich bisher keine Rolle gespielt hat. Ich habe noch nichts außer einer Maske gebraucht.

  • Ja.

    Moment mal, wenn doch ein Verdacht auf Infektion besteht, dann ist der Test doch kostenfrei, oder nicht? Nur das "freitesten" lassen für Restaurantbesuche etc. gibt ab Oktoberes nicht mehr gratis - oder bin ich da fehlinformiert? Ansonsten stand ich echt auf dem Schlauch und es ist sehr, sehr klar, dass deine Bedenken korrekt sind und das wäre in der Tat skandalös.

  • Also wenn man die entsprechenden Symptome hat und zum Arzt geht, wird bei einem Ungeimpften im Moment sicherlich auf CoViD-19 getestet werden. Das wird von der Krankenkasse bezahlt wie andere diagnostische Tests auch.


    Die vom Bund bezahlten Tests sind dagegen eine Maßnahme der epidemischen Kontrolle. Die wieder einzustellen, würde ich nicht als Vorenthaltung medizinischer Leistungen ansehen.

  • Aber das ist doch nur eine formale Frage. Den angedachten Sinn zur Pandemieeindämmung kann die Testerei so ohnehin nicht erfüllen. Warum dann nicht gleich ganz und für alle abschaffen. Weil man als Geimpfter eher selten den Test in Anspruch nehmen wird, kann man auch davon ausgehen, dass es vor allem darum geht, eine Botschsft zu erzeugen. In Verbindung mit 2G grenzt das schon an Hohn. Hier wird Verhalten bestraft. Das kann man weiterdenken. Dass so mancher Verantwortliche sogar den Schritt zum Vorenthalten von Behandlung zu gehen bereit wäre, deutete man ja bereits an, als die Diskussion um die Triage geführt wurde. Wir erleben da gerade eine Wertverschiebung, denn die Gefahrenlage bleibt ist doch inzwischen überschaubar, wie ein Blick über die Grenzen beweist.

  • Aber das ist doch nur eine formale Frage. Den angedachten Sinn zur Pandemieeindämmung kann die Testerei so ohnehin nicht erfüllen. Warum dann nicht gleich ganz und für alle abschaffen. Weil man als Geimpfter eher selten den Test in Anspruch nehmen wird, kann man auch davon ausgehen, dass es vor allem darum geht, eine Botschsft zu erzeugen. In Verbindung mit 2G grenzt das schon an Hohn. Hier wird Verhalten bestraft. Das kann man weiterdenken. Dass so mancher Verantwortliche sogar den Schritt zum Vorenthalten von Behandlung zu gehen bereit wäre, deutete man ja bereits an, als die Diskussion um die Triage geführt wurde. Wir erleben da gerade eine Wertverschiebung, denn die Gefahrenlage bleibt ist doch inzwischen überschaubar, wie ein Blick über die Grenzen beweist.

    Ich teile deinen Unmut darüber, wie dies gehandhabt und diskutiert wird, würde zunächst aber noch die Wahl abwarten, bis sich hier ein klarerer Umgang herauskristallisiert. Die Union bedient hier ihr Boomer/+60 Klientel und wie bereits erwähnt - Verhalten wird bereits jetzt innerhalb der GKV bestraft (Transplantation).


    Bzgl. der Werteverschiebung wäre ich eigentlich sogar pessimistischer als du, weil ich von dem, was ich so aus O-Tönen und Umfragen mitbekomme, sich ein noch repressiverer Umgang mit Verweigerern o. Ä. gewünscht wird (halt nur keine Impfpflicht) . Ich möchte das hier auch nicht unkritisch betrachten, nur weiß ich nicht, wie heiß es aufgekocht werden muss, weil für mich die bisherige Einzigartigkeit der Situation jetzt schwierig übertragbar ist auf eine allgemeine Situation später - was nicht heißen soll, dass die den Kniff hinbekommen.

  • Wir bewerten hier wohl eine Reihe von Dingen mal wieder ziemlich anders.


    Den angedachten Sinn zur Pandemieeindämmung kann die Testerei so ohnehin nicht erfüllen.


    Ich denke schon, dass sie einen Beitrag leistet. Die Größe des Effekts ist nicht unbedingt klar. Kosten/Nutzen ist immer die Frage. Aber hängt letztlich davon ab, wieviele Ansteckungen im Mittel verhindert werden, wenn man sich auf den Test hin isoliert, und wieviele Menschen das auch tun. Aber wenn man sich jetzt perspektivisch höhere Inzidenzen leistet, dann ist die Frage, ob diese relativ teuren Maßnahmen mit vielleicht nur kleinen Effekt sich noch lohnen. Das war ja eine Zusatzmaßnahme, um die niedrige Inzidenz abzusichern.


    Wir erleben da gerade eine Wertverschiebung, denn die Gefahrenlage bleibt ist doch inzwischen überschaubar, wie ein Blick über die Grenzen beweist.


    Nun, von den Ungeimpften geht noch immer die Gefahr einer Epidemie mit schweren CoViD-19-Verläufen aus, auf die man reagieren müsste. (Hoffen wir mal vulnerable Frühgeimpfte kommen nicht dazu.) Kann auch sein, dass wenn wir die richtigen Leute gut genug verteilt geimpft haben, wir erneut Glück haben, und schon durch sind. Aber ich denke nicht, dass wir die Daten haben, um das mit einiger Gewissheit abzuschätzen.


    Die Ausbrüche in Deutschland waren im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, bis auf die mit fast durchgängig niedriger Inzidenz, weniger massiv. Unsere Impfquote ist aber nicht besser, wir müssten da in Kompensation der vorherigen geringeren Durchseuchung eigentlich höher liegen, damit die Situation wirklich vergleichbar ist.


    Und was ich an Entwicklung in anderen europäischen Ländern sehe, wird da zum Teil wieder mit zusätzlichen Maßnahmen drauf reagiert und zum Beispiel in England ist die Zahl von Krankenhauseinweisungen nach dem starken Anstieg zwar etwas gefallen, aber jetzt scheint sie gerade auf einem Plateau um 750 zu sein. Ob wir unseren möglichen vierten landesweiten Ausbruch nochmal durch die Krankenversorgung abfangen lassen wollen, sollte man sich sehr gut überlegen.


    Weil man als Geimpfter eher selten den Test in Anspruch nehmen wird, kann man auch davon ausgehen, dass es vor allem darum geht, eine Botschsft zu erzeugen. In Verbindung mit 2G grenzt das schon an Hohn. Hier wird Verhalten bestraft.


    Also ich würde die Bezahlung des Tests eher als eine Art Bonus verstehen. Soweit ich mitbekommen habe, sind Geimpfte von der Pflicht Tests vorzuweisen befreit. Das heißt in der Tat, dass man hier hauptsächlich die Ungeimpften alimentiert. Jetzt kann man sagen, aber gleichzeitig wird ja auch ein Test, der etwas kostet, als Zugangsvoraussetzung bei verschiedenen Gelegenheiten verlangt. Das stimmt zwar, aber die Tests sind jetzt hauptsächlich deshalb erforderlich, weil es dieses Residual an Ungeimpften gibt. Also insofern würde ich es eher so sehen, dass die Maßnahme im Moment die Ungeimpften in ihrer persönlichen Wahl unterstützt, mehr als dass ihre Abschaffung ihr Verhalten bestraft.


    Eine Verbindung mit 2G gibt es eigentlich nicht. Weil dann hilft dir der Test auch nicht mehr, und dann ist die Frage, wer ihn bezahlt, hinfällig. Auch das kann man als Bestrafung von Verhalten sehen, aber für mich ist das einfach die gefürchtete Zwei-Klassen-Gesellschaft, wo hauptsächlich diejenigen in die Pflicht genommen werden, die das epidemische Risiko jedenfalls bei der Erkrankungsschwere ausmachen.


    Das gesagt, finde ich aber grundsätzlich den Druck sich impfen zu lassen nicht problematisch. Was wäre, wenn sich nur 30% impfen lassen? Dann wäre die Epidemie gar nicht im Griff und wir würden vermutlich ein drittes Pandemiejahr mit kontrollierter Durchseuchung durchmachen. Auch wenn die Impfstoffe wesentlich weniger wirksam wären, hätten wir eine andere schwierigere Situation. So wie es gelaufen ist, können wir ab einer bestimmten Impfquote, und mit Glück sind wir vielleicht schon dort, die Verweigerung tolerieren. Glückwunsch an die Impfverweigerer, genug andere waren solidarisch und ihr seit ohne Impfung durchgekommen. Vermutlich sind wir noch irgendwo dazwischen.

  • Verhalten wird bereits jetzt innerhalb der GKV bestraft (Transplantation)

    Halte ich nicht für direkt vergleichbar. Bei einer Transplantation kann das eigene Verhalten nur Konsequenzen für das betroffene Individuum haben, bei der Impferei wird mit einer Konsequenz für andere (deren Zweifelhafter Schutz; Stichwort sterile Immunität) hantiert. Bei Masern geht das, wer geimpft ist, kann ein paar Wochen später keine Gefahr mehr als Masernüberträger darstell, rettet Babys das Leben. Dieser Ansatz geht bei Corona nicht auf, weil die Impfung nur Selbstschutz ist.

    Diesen Ausschluss von Impfverweigerern würde ich sonst gern auf die Straßen der Republik übertragen, d.h. Vollüberwachung des Straßenverkehrs und wer zu schnell oder zu nah auffährt fliegt sofort runter, zusätzlich wird automatisch ständig der TüV-Status, Betriebsstoff- und (Be-)Ladezustandsüberwacht, natürlich auch Insassenregistrierung bei jeder Türöffnung....

    Da is nix mehr mit freier Fahrt für freie Bürger.

  • Ansonsten - nicht, dass ich da Lust drauf hätte - aber eigentlich finde ich es irre, dass wir nicht sagen, okay, weiter Niedriginzidenz mit all hands on deck bis auch alle Kinder geimpft werden können und ein Impfangebot hatten. Denn mit der jetzigen Perspektive werden wir eine Durchseuchung der Kinder hinnehmen und ja das wird mutmaßlich keinen Umfang haben, der die Krankenversorgung als Ganzes belastet, vielleicht die Moral in den Kinderkrankenhäusern und Unikliniken, wo die schweren Fälle dann hineskaliert werden, aber wir werden damit einige Kinder umbringen oder schweren Krankheitsverläufen und Folgeschädigungen aussetzen, ohne dass die Eltern zumindestens die Chance hatten ihre Kinder mit einer Impfung schützen zu lassen. Und es ist absehbar, dass die Impfstoffe bald für Kinder ausreichend geprüft sein könnten. Wenn sie es nicht sind oder nicht sicher sind, ist das ja nochmal eine andere Situation.


    Sieht man jedenfalls an der gerade freilaufenden Epidemie in den USA, dass am Ende eine gewisse Opferzahl auch in dieser Gruppe zusammenkommt.

  • Ansonsten - nicht, dass ich da Lust drauf hätte - aber eigentlich finde ich es irre, dass wir nicht sagen, okay, weiter Niedriginzidenz mit all hands on deck bis auch alle Kinder geimpft werden können und ein Impfangebot hatten. Denn mit der jetzigen Perspektive werden wir eine Durchseuchung der Kinder hinnehmen und ja das wird mutmaßlich keinen Umfang haben, der die Krankenversorgung als Ganzes belastet, vielleicht die Moral in den Kinderkrankenhäusern und Unikliniken, wo die schweren Fälle dann hineskaliert werden, aber wir werden damit einige Kinder umbringen oder schweren Krankheitsverläufen und Folgeschädigungen aussetzen, ohne dass die Eltern zumindestens die Chance hatten ihre Kinder mit einer Impfung schützen zu lassen. Und es ist absehbar, dass die Impfstoffe bald für Kinder ausreichend geprüft sein könnten. Wenn sie es nicht sind oder nicht sicher sind, ist das ja nochmal eine andere Situation.


    Sieht man jedenfalls an der gerade freilaufenden Epidemie in den USA, dass am Ende eine gewisse Opferzahl auch in dieser Gruppe zusammenkommt.

    Grad bei den Kindern muß man jetzt im 2. Jahr mal eine vernünftige Abwägung treffen, was trifft mehr Kinder schwerer, Seuche laufen lassen it x Toten und Geschädigten oder 'all hands UNDER deck' bis irgendwann alle geimpft sein könnten mit den Folgeschäden (psychische Krankheiten, Bewegungsmangel, Verunglückte weil nicht Schwimmen gelernt etc...). Das Problem ist nur, die zweitere Kategorie lässt sich nur qualitativ erfassen und bei unserer Politikerkaste hat keiner mehr den A in der H einen Entschluß zu fassen und danach zu handeln, grad vor der Bundestagswahl lassen sich alle treiben...

  • Halte ich nicht für direkt vergleichbar. Bei einer Transplantation kann das eigene Verhalten nur Konsequenzen für das betroffene Individuum haben, bei der Impferei wird mit einer Konsequenz für andere (deren Zweifelhafter Schutz; Stichwort sterile Immunität) hantiert. Bei Masern geht das, wer geimpft ist, kann ein paar Wochen später keine Gefahr mehr als Masernüberträger darstell, rettet Babys das Leben. Dieser Ansatz geht bei Corona nicht auf, weil die Impfung nur Selbstschutz ist.

    Diesen Ausschluss von Impfverweigerern würde ich sonst gern auf die Straßen der Republik übertragen, d.h. Vollüberwachung des Straßenverkehrs und wer zu schnell oder zu nah auffährt fliegt sofort runter, zusätzlich wird automatisch ständig der TüV-Status, Betriebsstoff- und (Be-)Ladezustandsüberwacht, natürlich auch Insassenregistrierung bei jeder Türöffnung....

    Da is nix mehr mit freier Fahrt für freie Bürger.

    Ich weiß, dass mein Vergleich humpelt, ich beziehe mich aber nur auf die ursprüngliche Aussage, dass dies ein Unikum im Solidaritätsprinzip darstellt. Ich find's halt schon insofern schwierig vergleichbar, da die Impferei und Testerei ja gar nicht ausschließlich über diese Klausel geführt wird, da es eine Querfinanzierung ist und damit auch nicht ausschließlich eine Frage der Krankenversorgung ist.


    Das Problem ist nur, die zweitere Kategorie lässt sich nur qualitativ erfassen und bei unserer Politikerkaste hat keiner mehr den A in der H einen Entschluß zu fassen und danach zu handeln, grad vor der Bundestagswahl lassen sich alle treiben...

    Sach ich ja... Ich find's tricky, das Ganze. Andere Länder prügeln inzwischen Impfpflichten für spezifische Berufsgruppen durch - weiß nicht, inwiefern das vertretbar ist. Aber wenn man bei der Zulassung zur Pilzei/Feuerwehr etwas von der Körpergröße ausmacht, wieso nicht auch von dem Impfstatus, den man ja sogar beeinflussen kann? Problem ist hierbei die "Nachträglichkeit".


    Sorry, das ist bei mir juristisches Laientheater, aber ich bin mir relativ sicher, dass die aktuelle Handhabung und auch die Absicht, Richtung Oktober die Tests kostenpflichtig zu machen, irgendwie mit den Gesetzen vereinbar ist.

  • Grad bei den Kindern muß man jetzt im 2. Jahr mal eine vernünftige Abwägung treffen, was trifft mehr Kinder schwerer, Seuche laufen lassen it x Toten und Geschädigten oder 'all hands UNDER deck' bis irgendwann alle geimpft sein könnten mit den Folgeschäden (psychische Krankheiten, Bewegungsmangel, Verunglückte weil nicht Schwimmen gelernt etc...).


    Der vom Prinzip her einfachste Weg zu all hands on deck wäre, dass sich vom verbliebenen Viertel ungeimpfte Erwachsene noch zwei Drittel oder so impfen lässt. Dann könnte man die Kinder vermutlich mit vergleichsweise milden Maßnahmen abschirmen.


    Zu diesem Zeitpunkt ist zum Beispiel die Vermeidung von Schulschließungen vermutlich zu bevorzugen gegenüber einer niedrigen Inzidenz bei den Kindern zu halten. Aber das liegt natürlich auch an sowas wie, dass jetzt das Risiko, dass ein Kind, das seine Eltern ansteckt, hinterher Halb- oder Vollwaise ist, arbeitsunfähige oder länger ausfallende Elternteile hat, mit anderen Worten eine traumatische materiale Schlechterstellung im Leben erfährt, zumindestens bei den geimpften Eltern nur noch sehr gering ist.


    Es wird ja gerne argumentiert von den Leugnern, dass weniger Kinder an Corona sterben als an der Grippe. Ich reg mich nur noch auf bei so was! Ja klar Mann, die waren ja auch kaum in der Schule! Wo sollen sie sich denn anstecken? Noch nie was von Präventionsparadox gehört, oder wie?


    Na ja. Wemir : Du hast doch sicher Zahlen aus den USA? Als Argumentationshilfe, wenn mir mal wieder so einer blöd kommt wäre das super.


    Ne, wüsste ich nicht. Ich kenne nur die anekdotischen Berichte, die gegenwärtig zu Spekulationen über eine höhere Gefährlichkeit der Delta-Variante für Kinder führen. Wobei ich davon ausgehen würde, dass das einfach die den SARS-CoV-2-Varianten gemeinsame Gefährdung der Kinder widerspiegelt, wenn man die Epidemie (in der ungeimpften Population) praktisch nicht mehr begrenzt. Es gibt aber Leute, die glauben, dass wir das Risiko für Kinder unterschätzen, weil sie doch sehr stark abgeschirmt wurden und wir die wahre Prävalenz von CoViD-19 und Post-CoViD-19-Syndromen in der Gruppe gar nicht korrekt einschätzen konnten. Wird sich ja dann jetzt wohl zeigen.


    Aber sagen wir mal so, soweit ich die Gefährdung für Kinder verstehe, hätte am Anfang der Epidemie das gleiche Gefährdungspotential bei den Erwachsenen zugetroffen, hätten wir nicht diese Intensität von Maßnahmen ergriffen und vermutlich auch keinen Impfstoff innerhalb von einem Jahr entwickelt.


    Insofern geht es mir eher um das Symbol, dass weiteres Warten aus Solidarität für die Kinder nicht mal zumindestens erwogen wurde. Aber vielleicht habe ich das auch nur nicht mitbekommen. Fühlt sich halt wie ein weiteres fuck you an für die Erben unserer Scherben.

  • Der vom Prinzip her einfachste Weg zu all hands on deck wäre, dass sich vom verbliebenen Viertel ungeimpfte Erwachsene noch zwei Drittel oder so impfen lässt. Dann könnte man die Kinder vermutlich mit vergleichsweise milden Maßnahmen abschirmen.


    Vielleicht als Ergänzung zu dem Punkt. Ich gehe davon aus, dass die Impfung einen signifikanten Bremseffekt auf die Verbreitung von SARS-CoV-2 hat.


    Bei den Untersuchungen zu Durchbruchinfektionen muss man bedenken, dass man es jetzt mit zunehmend ungleichen Gruppen zu tun hat:


    • Die Geimpften können je nach Region schon in der Mehrheit sein. Also zum Beispiel diese Studie in Cape Cod, da haben sie wohl nicht allzu viele junge Menschen und 70% Impfquote oder so. Mit der Impfquote steigt die Wahrscheinlichkeit, dass jemand aus dieser Gruppe mit dem Virus konfrontiert wird.
    • Dann sind die Ungeimpften in der Tendenz jünger, insbesondere bei den komplett ungeimpften Kindern unter 12 wird eine Infektion per se mit geringerer Wahrscheinlichkeit erkannt. Wobei man sagen muss, dass vermutlich auch die Zahl asymptomatischer Infektionen unter den Geimpften zugenommen hat. Dennoch je älter die Geimpften sind - und die Mehrheit der Älteren ist in westlichen Ländern im Allgemeinen geimpft - desto eher zeigen sich bei Infektion trotz Impfung auch Symptome.
    • Bei den Impfverweigerern unter den Ungeimpften kann man zudem vermuten, dass sie zum Beispiel auch Testverweigerer sind und sich bei Symptomen vielleicht nicht testen lassen und so nicht als Fall erfasst werden. Bei den Geimpften ist die Bereitschaft zu einem Test, wenn man deutliche Symptome entwickelt vermutlich höher, vielleicht auch bei schwachen.
    • Bei den Impfverweigerern kann weiterhin vermuten, dass sie ein hohes Risikoverhalten haben. Wenn sich viele davon gerade erst kürzlich infiziert haben und jetzt erstmal nicht mehr anstecken können, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Ungeimpfte eine Infektion bekommen können. Natürlich kann man auch bei den Geimpften eine Normalisierung des Verhaltens erwarten, entsprechend ihres verringten Risikos. In der Tendenz trifft das aber eher auf die jüngere geimpfte Kohorte zu und da hat man es vielleicht eher mit asymptomatisch verlaufenden Infektionen zu tun, die unerfasst bleiben.

    Also zusammengefasst bei Impfquoten unter den Erwachsenen Richtung 60-70% und insbesondere nach einem größerem oder anhaltenden Ausbruchsgeschehen sollte man eine Verschiebung der beobachteten Infektionen sehen zwischen Ungeimpften und besonders der Gruppe der älteren Geimpften.


    Ein Ausfall der Impfstoffe auf der Ebene der Übertragung, wäre die Demonstration längerer Infektionsketten, wo das Virus nur durch Geimpfte gelaufen ist. Solange da Ungeimpfte, zum Beispiel Kinder beteiligt sind, würde ich davon ausgehen, dass die Imfpstoffe auch die Verbreitung bremsen und wir eben nicht nur über einen individuellen Schutz sprechen.

  • Ansonsten - nicht, dass ich da Lust drauf hätte - aber eigentlich finde ich es irre, dass wir nicht sagen, okay, weiter Niedriginzidenz mit all hands on deck bis auch alle Kinder geimpft werden können und ein Impfangebot hatten. Denn mit der jetzigen Perspektive werden wir eine Durchseuchung der Kinder hinnehmen und ja das wird mutmaßlich keinen Umfang haben, der die Krankenversorgung als Ganzes belastet, vielleicht die Moral in den Kinderkrankenhäusern und Unikliniken, wo die schweren Fälle dann hineskaliert werden, aber wir werden damit einige Kinder umbringen oder schweren Krankheitsverläufen und Folgeschädigungen aussetzen, ohne dass die Eltern zumindestens die Chance hatten ihre Kinder mit einer Impfung schützen zu lassen. Und es ist absehbar, dass die Impfstoffe bald für Kinder ausreichend geprüft sein könnten. Wenn sie es nicht sind oder nicht sicher sind, ist das ja nochmal eine andere Situation.

    Die Satitstiken über das Risiko für Kinder ist dir aber bekannt, oder? Wenn wir den Covid-Maßsatab zur Normalität werden lassen, müssten wir da im Grunde bei vielen anderen Krankheiten genauso reagieren, zurück zur Normalität gehts dann aber auf absehbare Zeit nicht mehr.


    Außerdem klammern wir uns Deutschland doch weiter an die Inzidenz gegen jede Vernunft und trotz anderer Verlautbarungen vor ein paar Wochen und beruhigenden Perspektiven im Ausland. Das könnte man durchaus ebenfalls als irre bezeichnen.

  • Die Satitstiken über das Risiko für Kinder ist dir aber bekannt, oder? Wenn wir den Covid-Maßsatab zur Normalität werden lassen, müssten wir da im Grunde bei vielen anderen Krankheiten genauso reagieren, zurück zur Normalität gehts dann aber auf absehbare Zeit nicht mehr.


    Ich habe mir spaßeshalber die deutschen Zahlen mal angesehen:


    https://www.rki.de/DE/Content/…ten/Altersverteilung.html

    https://www.rki.de/DE/Content/…en/Klinische_Aspekte.html


    Alterspanne 0-4 5-9 0-9
    Fälle 98844 130903
    Hospitalisierung 2535
    Todesfälle 13


    Nehmen wir mal 0-9 als Annäherung an 0-11. Das sind bisher ca. 230000 Fälle. Da es die Zahl für Hospitalisierungen nicht für 5-9 gibt, dieser Anteil nur aus den Zahlen für 0-4 errechnet: Kommt auf rund 0.026 raus. Die Fallsterblichkeit ist 5.7 * 10^-5.


    Sagen wir einen Faktor 5 für die wahre Zahl von Infektionen. Dann ist die Hospitalisierungsquote 5.2 * 10^-3 und die Infektionssterblichkeit knapp 10^-5.


    Über eine Million Kinder hätten die Erkrankung gehabt, bleiben 6-7 Millionen. Wären also in der Tat nur 60-70 tote Kinder bei voller Durchseuchung, 70-80 wenn man die Kinder bis 11 gleicherweise hinzurechnet.


    31200 hospitalisierte Kinder klingt dagegen - wie schonmal vermutet - danach, dass man sich Krankenhauseinweisungen zur Sicherheit vielleicht nicht mehr leisten kann, wenn die Durchseuchung schnell läuft. (Irgendwo sagen sie glaube ich auch, dass die Hospitalisierung eher etwas unterschätzt wird, weil spätere Einweisungen nicht mehr übermittelt werden.)


    Ich würde nochmal auf die Statistik für die Kindersterblichkeit schauen wollen, aber ja es klingt erstmal wie ein Wert, den man hinnehmen würde. Und mit der Würdigung anderer Effekte wäre ich vermutlich auch eher auf dieser Seite. Ich finde nur erstaunlich, dass sich - wie gesagt, soweit ich gesehen habe - niemand groß dafür einzusetzen scheint, dass man das zumindestens mal als Möglichkeit erwägt. Ich hatte mich schon gesehen, wie ich dagegen halte, aber die Position scheint einfach nicht aufzutauchen.


    Außerdem klammern wir uns Deutschland doch weiter an die Inzidenz gegen jede Vernunft und trotz anderer Verlautbarungen vor ein paar Wochen und beruhigenden Perspektiven im Ausland. Das könnte man durchaus ebenfalls als irre bezeichnen.


    Ich hatte ja schon ein paarmal gesagt, dass ich diese Diskussion um die Inzidenz für unsinnig halte.


    Wenn wir ein stärkeres Ausbruchsgeschehen bekommen, wird in irgendeinem Teil von Deutschland die Inzidenz zuerst besonders hochgehen und dann sieht man bei dieser Impfquote hat man diese Belastung in der Krankenversorgung, und dann hat man seinen Grenzwert für die Inzidenz. Wenn man ihn nicht einfach anhand der Daten ausgerechnet hat. Der misst auch nur die Belastung für die Intensivmedizin, aber zeigt sie schon eine Woche früher an.


    Ein "Klammern" an Inzidenz im Sinne einer Niedrig-Inzidenz-Strategie haben wir in Wirklichkeit schon seit Herbst vergangenes Jahr nicht mehr gehabt. Da gab es Lippenbekenntnisse, aber die wirksamen Maßnahmen wurden immer erst ergriffen, als man auf die Belastung auf den Intensivstationen zeigen konnte. Auch diesmal werden wir es nicht anders machen, außer vielleicht in dem Fall, dass die niedrige Inzidenz billig, im Sinne von Eingriffsintensität zu haben ist. Das wäre so der Glücksfall, wo unsere Impfungen im Prinzip schon ausreichen. Kann ich mir nicht so ganz vorstellen, ich denke daher, man wird es wieder an der Belastung der Krankenversorgung festmachen und ich hoffe einfach, dass man die Schwelle, was den Leuten noch zumutbar ist, nicht besonders hoch legt.


    Anlass zur Beruhigung sehe ich bei diesem Aspekt bei den Nachbarländern auf einen kurzen Blick nicht. Aber ich habe das Geschehen in letzter Zeit auch nicht intensiv verfolgt, wenn es da ein leuchtendes Beispiel gibt...

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