Der Pandemie-Thread

  • Als der OB von Rostock (ein Däne, wie könnte es anders sein!) gestern in der selben Sendung das so ziemlich größte unserer Probleme umriss (bürokratische Hürden!) habe ich innerlich gefeiert.


    Er so: „Ich wollte auf dem Marktplatz vom DRK Zelte für Tests aufbauen lassen“

    Lanz: „Und?“

    Er weiter: „Ging nicht. Eine solche Dienstleistung hätte ich vorher bundesweit ausschreiben lassenmüssen, da es sich um öffentliche Mittel handelt“


    Klingt nach einem gefälligen Geschichtchen. Aber was genau soll "öffentliche Mittel" heißen und gab es wirklich keinen Weg daran vorbei?


    Ich meine, die haben zum Beispiel im November ein neues Testzentrum offenbar geplant und kurzfristig eröffnet.


    https://www.rostock-heute.de/c…zentrum-hansemesse/114551


    Zitat

    Aufgrund steigender Corona-Neuinfektionen plant die Hansestadt Rostock die Errichtung eines zweiten Corona-Testzentrums. Entstehen soll es in der Hansemesse Schmarl. Ob und wann das neue Testzentrum in Betrieb geht, steht allerdings noch nicht fest – die Finanzierung ist bislang unklar.


    Fünf Tage später:


    https://www.rostock-heute.de/c…se-rostock-schmarl/114618


    Zitat

    In Rostock gibt es ein zweites Corona-Testzentrum. Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen und Prof. Dr. Emil Reisinger, Dekan und Wissenschaftlicher Vorstand der Universitätsmedizin Rostock, eröffneten heute Mittag das zweite Abstrichzentrum der Hansestadt.


    Also frage ich mich so ein bisschen, auf dem Marktplatz kann man die Testzelte nicht aufstellen? Zumal:


    Zitat

    Bereits Ende März hat Rostock an der Stadthalle ein zweites Abstrichzentrum eingerichtet. Aufgrund mangelnder Nachfrage stellte es jedoch schon Mitte April seinen Betrieb wieder ein.

  • Sputnik wird in der halben Welt verimpft, auch in der Ost-EU, aber in der Rest-EU bestehen wir noch auf einen Stempel, hoffentlich hat man den nicht verlegt. Die Zulassung soll ja in Bearbeitung sein, vielleicht auch die lizensierte Produktion?


    Das scheint schon ein deutlicher Schub zu sein. Neben Ungarn hat auch Slovensko bestellt. Wenn die den gleichen Anteil an Impfstoff aus der EU-Bestellung bekommen wie Deutschland, dann hätte Ungarn 1.2 M und Slovensko 600 K Dosen erhalten.


    https://www.euronews.com/2021/…nik-v-coronavirus-vaccine


    Zitat

    A military cargo plane with 200,000 doses of Russia's Sputnik coronavirus vaccine landed in the eastern Slovakian city of Kosice on Monday.


    Das ist ein Plus von 33% für die slowakische Impfkampagne natürlich ordentlich. Ungarn ist schon mehrfach beliefert worden. Ich habe da nicht gleich einen Überblick gefunden, aber ca. 400 K Dosen werden es wohl mindestens sein, was auch wieder 33% sind.


    Nun muss man natürlich sagen, könnte der russische Hersteller Deutschland auch 3.2 M Dosen liefern? Oder der EU 18 M? Auf einzelne kleinere Länder verteilt sind die Zahlen beeindruckender und machen dort auch einen größeren Unterschied. Ist vielleicht auch ein Grund die EU-Zulassung nicht zu durchlaufen. Da würde man vermutlich einen kleinen Beitrag unter vielen leisten. Aber wäre interessant mal alle ausgelieferten Sputnik-V-Dosen zusammengerechnet zu sehen, als Abschätzung für deren Kapazität in der Produktion, die soweit ich weiß geheim ist?


    Orban hat sich übrigens lieber mit dem Impfstoff von Sinopharm impfen lassen, denn:


    Zitat

    Before receiving the vaccine, Orban had said that he would choose to receive the Chinese-made vaccine because he trusted it the most.


    Vielleicht hat er für die Werbeaktion Rabatt bekommen.

  • Aber ehrlich gesagt, wenn du das so siehst, warum dann der Lobo-Artikel? Das wäre genau mein Punkt, welche Erwartung hätte man an eine "umfassende Teststrategie" mutmaßlich von der Bundesregierung oder zumindestens den Ländern kommend, wenn man sich aufregt, dass sie erst im März käme. Dass sie für alle möglichen privaten und öffentlichen Einrichtungen in Deutschland Mustertestkonzepte entwickeln? Die Tests kaufen und dorthin verteilen? Personal zur Testdurchführung schulen und dorthin schicken? Ich kann dich beruhigen diese Arbeit wird sich niemand machen.


    Was du da beanstandest ist doch längst freigegeben. Wenn man ein Hygienekonzept vorzeigen muss, dient das hauptsächlich dazu, dass auch eines entwickelt wird. Ich bezweifle bei der Vielzahl, dass irgendjemand vor hat kleinteilig reinzuregieren.

    Verstehe Deinen Punkt, wie so häufig, nicht. Ich stehe nur am Rand. Ich erwarte von dieser Regierung und demnach auch von "ihrer umfassenden Teststrategie" gar nichts mehr.


    Was ich weiß ist, dass Schnelltests ab diesem Wochenende bei Aldi zu bekommen sind... deutlich später als in anderen Ländern und deutlich später als möglich, weil es wohl keine Zulassungen gab. Meinetwegen soll sich diese Regierung fortan aus der Pandemiebekämpfung einfach raushalten.


    Was war also "längst freigegeben" und für wen? Für mich? Meinst Du Schnelltests in Apotheken? Ja gabs wohl vor 2 Wochen.... Und warum wurde von Seiten Regierung nichts kommuniziert...so nach dem Motto: "Wenn wir uns zu Hause testen, bevor wir irgendwo hingehen, können wir auch mehr aufmachen".... weil zu wenig da war? Die Überprüfbarkeit nicht gegeben war oder warum? Und warum gibt's das erst seit diesem Februar? Du wirst das sicher haarklein analysiert haben und eine super ausdifferenzierte Antwort zu geben können, die auch vom Pressesprecher des Gesundheitsamtes stammen könnte. Da freu ich mich schon drauf.


    Und "reinregieren" tut die Regierung meistens nur mit unterlassenen Zulassungen oder halt Verboten. Schicken werden die Niemanden. Da müsste man sich ja regelrecht "kümmern".

  • Hausärzte sollen Schnelltests durchführen - die halten von der Idee gar nichts


    06.44 Uhr: Zukünftig sollen Hausärzte auch Corona-Schnelltests durchführen. Was zunächst nach einer guten Idee klingt, um Infektionsketten zu durchbrechen, stößt in der Branche auf wenig Gegenliebe. Ulrich Weigeldt, Chef des Deutschen Hausärzteverbandes, kritisiert gegenüber der "Bild"-Zeitung: "Man kann nicht alle Versäumnisse der Politik auf die Praxen verlagern."


    Mein Gefühl ist auch die Praxen sind schon überlastet, ohne Impfungen und ohne Schnelltests.


    Also bei den Impfungen hieß es immer "die Hausärzte", sprich irgendwelche, verlangen, dass sie auch eingebunden werden.

  • Klingt nach einem gefälligen Geschichtchen. Aber was genau soll "öffentliche Mittel" heißen und gab es wirklich keinen Weg daran vorbei?

    Ja, das wirst Du sicherlich viel besser einschätzen können als dieser Bürgermeister, nicht wahr Schlaubi-Schlumpf? Und außerdem floppte das ja sowieso... also was erzählt dieser Mann....


    Ich kann mir das verordnungstechnisch ganz wunderbar vorstellen, weil Zelte gekauft werden mussten, die es vielleicht noch gar nicht gab und das Budget für eine solche Aktion eben entsprechend hoch war, so dass eine Ausschreibung notwendig wurde. "Öffentliche Mittel" meint Steuergelder.... oder was dachtest Du jetzt?

  • Zu der Frage, ob das mit der Reserve an Dosen, die nicht sofort verimpft werden, gerechtfertigt ist und weil ich gerade einen neuen Lieferplan für Astrazeneca gefunden habe, hier mal die vier neusten in zeitlicher Abfolge zusammengefasst:


    bisher geliefert 18/02 27/02 Vsl. 27/02
    29/02-04/03 08/03-09/03 11/03 11/03-12/03 18/03 KW11 25/03 KW12 01/04 KW13
    2021-02-15 736.800 736.800 1.058.400 657.600
    249.600 556.800 669.600
    948.000
    2021-02-20 736.800 705.600 650.400 1.080.000 249.600 556.800 669.600
    948.000
    2021-02-26 1.452.000 - 650.400 1.080.000 249.600 556.800 669.600
    948.000
    2021-03-04 2.102.400 - - - 960.000 364.800 556.800 669.600
    948.000


    Also ein Beispiel, wenn ein Impfzentrum auf der Basis des Lieferplans vom 15.2. vor zwei Wochen für diese Woche Termine vergeben hätte und mit der 1 M Dosen, die nach dem Plan letzte Woche geliefert werden sollten, geplant hat, dann hätten sie Dienstag 2/3 Drittel davon erhalten.


    Man kann bei Pfizer/Biontech argumentieren. Die liefern mittlerweile so zuverlässig, dass man die Reserve kleiner halten kann. Aber warum soll sich nicht auch da mal eine Lieferung um eine Woche verschieben oder meinethalben halbieren. Und dann kommt der ganze Ablauf ins Straucheln, weil sich hunderttausende Personen neue Termine geben lassen müssen.

  • Übrigens bei den Briten ist das mit Astrazeneca auch nicht so anders, ich nehme an deren Comirnaty kommt ebenfalls halbwegs zuverlässig, also muss der Rückgang bei den Impfungen seit Mitte Februar, der sich auch diese Woche wieder deutlich zeigt, durch Astrazeneca verursacht werden. (Womit ich die Abzweigung aus der EU-Produktion um UK beliefern zu können, weiterhin für möglich halte.)


    Es gib eine entgegenlautende Erklärung, dass man stattdessen Dosen zurück gehalten hat, um vermehrt Zweitimpfungen durchführen zu können. Ich vermute das ist spin. Ohne Zweifel haben sie bei den Zweitimpfungen deutlich mehr gemacht, aber wenn man beides zusammenrechnet, kommt man immer noch auf weniger. Aber mal schauen, ob die angeblich "angesparten" Dosen in der Bilanz in den nächsten Wochen auftauchen.


    In jedem Fall führt die Astrazeneca-Versorgungslage am Ende zu sowas hier:


    https://www.bbc.co.uk/news/world-europe-56279202


  • Wemir


    Ich möchte die ganzen komplexen Abläufe auch nicht koordinieren müssen und mit allen nachgelagerten Stellen absprechen ... aktuell scheint alles mit Logistik am Anschlag zu laufen (auch wenn es gefühlt nicht den Eindruck macht).


    Letztlich ist es alles Geschäft und es geht nur um die Kröten, immer irgendwie, bei allen. Die Tiefkühl-Cargo der Lufthansa ist ein hochprofitables Geschäft, die machen mit Impfstoffen aktuell mehr Geld wie mit wie Ferienfliegern.



  • Was passiert eigentlich schlimmstenfalls, wenn der Bürgermeister anordnet, ein Zelt oder was auch immer ohne Ausschreibung aufbauen zu lassen (wobei: Zelt aufbauen sollte auch die Feuerwehr können oder das THW, da braucht man nicht unbedingt eine Firma für)? Verliert er seine Pensionsansprüche? Wird eine SEK-Einheit geschickt, um den Aufbau des Zelts zu verhindern?


    Kann da nicht mal jemand sagen "scheiß drauf!" und einfach machen. Pandemie als übergesetzlicher Notstand, etc.

  • Was passiert eigentlich schlimmstenfalls, wenn der Bürgermeister anordnet, ein Zelt oder was auch immer ohne Ausschreibung aufbauen zu lassen (wobei: Zelt aufbauen sollte auch die Feuerwehr können oder das THW, da braucht man nicht unbedingt eine Firma für)? Verliert er seine Pensionsansprüche? Wird eine SEK-Einheit geschickt, um den Aufbau des Zelts zu verhindern?


    Kann da nicht mal jemand sagen "scheiß drauf!" und einfach machen. Pandemie als übergesetzlicher Notstand, etc.

    Als bei uns mal (Stadtwerk 100% kommunal) eine Ausschreibung umgangen wurde, haben wir vorerst Klagen anderer Wettbewerber befürchtet. Diese Klagen wären sicher auch erfolgreich gewesen.... und dann? Kann ich nicht sicher sagen, aber ich meine, dass der Geschäftsführer schlimmstenfalls mit einer Vorstrafe hätte rechnen müssen.

  • Verstehe Deinen Punkt, wie so häufig, nicht. Ich stehe nur am Rand. Ich erwarte von dieser Regierung und demnach auch von "ihrer umfassenden Teststrategie" gar nichts mehr.


    Der Punkt ist, woher kommt dann die Enttäuschung, da dir Sascha Lobos Enttäuschung aus der Seele zu sprechen scheint.


    Du wirst das sicher haarklein analysiert haben und eine super ausdifferenzierte Antwort zu geben können, die auch vom Pressesprecher des Gesundheitsamtes stammen könnte. Da freu ich mich schon drauf.


    Als ob die sich wiederum die Mühe machen würde, die Vorgänge in diesem Detail nachzuvollziehen.


    Was war also "längst freigegeben" und für wen? Für mich? Meinst Du Schnelltests in Apotheken? Ja gabs wohl vor 2 Wochen.... Und warum wurde von Seiten Regierung nichts kommuniziert...so nach dem Motto: "Wenn wir uns zu Hause testen, bevor wir irgendwo hingehen, können wir auch mehr aufmachen".... weil zu wenig da war? Die Überprüfbarkeit nicht gegeben war oder warum? Und warum gibt's das erst seit diesem Februar?


    Als die Schnelltests der Aufreger du jour waren, habe ich mir in der Tat mal einen Überblick verschafft: RE: Der SARS-CoV-2-Thread


    Demnach konnten schon im Dezember Lehrer und Erzieher nach Schulung die Tests selbst durchführen. Die Medizinstudenten waren meine ich eher ein Vorschlag für Testung vor Altersheimen, keine Ahnung, ob die je eingesetzt wurden. Antigenschnelltests können seit Anfang Februar an jeden verkauft werden, da hatte Spahn die entsprechende Abgabeverordnung geändert. Nur die Selbsttests sind erst Ende Februar zugelassen worden. Ansonsten die Knappheit war sicherlich ein Grund für die Rationierung.


    Dass man erst mit einer sinnvoll niedrigen Inzidenz öffnen wollte, kann dir nicht entgangen sein. Nicht so wie jetzt, wo man es aus politischen Gründen trotzdem macht, und die Chance sicherlich da ist, dass im Anschluss wieder zugemacht bzw. zu lange gewartet und dann doch noch zugemacht wird.


    Ich finde wir stehen hier recht gefühlt symmetrisch da: Du hast offensichtlich nie akzeptiert, was für ein enormes Politikversagen es war, Mitte Oktober nicht den shutdown gemacht zu haben und zwar tatsächlich von den Spitzenpolitikern, die das entschieden haben. Ich finde halt an den vielen Nickligkeiten und Vergleichen, die sich aus Produktionsskalierung und Marktgröße im Vergleich und den mal mehr, mal weniger funktionalen behördlichen Strukturen, wo dann die Spitzenpolitik letztlich auch keinen größeren Einfluss hat außer noch einen weiteren Punkt auf die Prioritätenliste zu setzen, ist nicht viel dran. Ein großer nicht anerkannter Fehler gegen das Schulterzucken über viele kleine Misstände.

  • Ja, das wirst Du sicherlich viel besser einschätzen können als dieser Bürgermeister, nicht wahr Schlaubi-Schlumpf? Und außerdem floppte das ja sowieso... also was erzählt dieser Mann....


    Ich kann mir das verordnungstechnisch ganz wunderbar vorstellen, weil Zelte gekauft werden mussten, die es vielleicht noch gar nicht gab und das Budget für eine solche Aktion eben entsprechend hoch war, so dass eine Ausschreibung notwendig wurde. "Öffentliche Mittel" meint Steuergelder.... oder was dachtest Du jetzt?


    Es geht nicht darum, dass das letzte Testzentrum gefloppt ist, sondern dass schonmal sowas Ähnliches aufgebaut wurde und "an der Stadthalle" klingt für mich als Ortsunkundigen nicht sehr viel anders als Marktplatz. Warum ging es damals und jetzt nicht?


    Ich will nicht behaupten, dass das nicht stimmt, ich bin bloß skeptisch. Denn wenn ich mich recht entsinne ist der Schtick von dem Typen, dass er seinen vermeintlichen dänischen Pragmatismus gegen den vermeintlichen deutschen Ordnungswahn setzt. Und da passt die Geschichte natürlich gut dazu.

  • Warum ich an der Übertragbarkeit von der pauschalen R-Werterhöhung oder an dem höheren Wert der Verbreitung von B.1.1.7 (46%) immer noch gewisse Zweifel habe, ist sowas hier:


    https://www.destatis.de/DE/Pre…021/03/PD21_100_p001.html


    Zitat

    Die Mobilität in Deutschland hat sich in der zweiten Februarhälfte 2021 (15. bis 26. Februar) stark dem Vorkrisenniveau angenähert. Während die Mobilität der Bevölkerung in den ersten beiden Februarwochen (1. bis 14. Februar 2021) noch 19 % unter dem Vorkrisenniveau des Februars 2019 lag, stieg sie in den Folgewochen deutlich: In der 7. Kalenderwoche (15. bis 21. Februar) lag sie nur noch 11 % und an den ersten fünf Tagen der 8. Kalenderwoche (22. bis 26. Februar) nur noch 4 % unter den Referenzwerten des Februars 2019.


    Ist im Detail nuancierter die Auswertung und natürlich hatten wir im Februar einen Späterwinter aka Frühling, was wiederum gegen die Verbreitung wirken sollte, aber ein wirklicher erneuter Anstieg bei Infektionszahlen scheint sich erst jetzt zu zeigen und ist denke ich mit Lockerungen, Mobilitätszunahme usw. gut zu erklären. Bisher fehlt mir so ein bisschen die durchschlagende Wirkung einer deutlichen R-Erhöhung, wenn man wirklich schon bei der Hälfte der Dominanz von B.1.1.7 wäre. Es ist auch nicht undenkbar, dass der fitness-Vorteil zum Beispiel mit Temperaturen zusammenhängt und sich nicht mehr so manifestiert. Aber vielleicht muss man da auch wieder auf sowas wie Übertragungsnetzwerke schauen, kritische Schwelle usw.


    Ich muss allerdings sagen entgegen dem gerade verbreiteten Missmut, habe ich eigentlich das Gefühl das Ding ist fast durch. Mir scheint das Schlimmste was jetzt von der Krankheit her passieren kann, ist nochmal einen Anstieg zu lange laufen zu lassen, weil man die jetzigen Obergrenzen nicht für politisch durchsetzungsfähig hält, und dann würde ich hoffen, dass wir dann nur noch ein paar zehntausend Menschen verlieren. Und natürlich das Szenario einer großen Krankheitswelle mit Jüngeren, von denen man dann später viele Post-CoViD-19-Syndrome erbt. Meines Erachtens sollte man erstmal mit dem vermehrten Einsatz von Schnelltests versuchen die Inzidenz weiter runter zu bringen und dann mehr öffnen, aber was solls.

  • Grundsätzlich fand ich die gestrigen Beschlüsse ok.

    Du meinst die Kapitulationserklärung? Letztlich war das nichts anderes. Ich rechne einigermaßen sicher damit das man die "Schwellwerte" bei Erreichen der 100er Marke einfach weiter nach oben zieht.

    Wenn ich mich recht entsinne war es der CCC, der hier den Ritterschlag erteilte. Sogar hier im Forum gab es Bedenken, dass diese APP evtl. zu viel wissen könnte.

    Ja, und was hat der CCC nun Deiner Meinung nach falsch gemacht? Die App ist datensparsam und datenschutzrechtlich besser als alle Varianten die die Regierung im Vorfeld betrachtet hat. Die App weiss im Prinzip nichts über Dich oder andere, das Leute (IIRC Clive) hier im Forum mit Unwissen spazieren gegangen sind hat ja erstmal nichts zu bedeuten.


    Und natürlich ist es richtig das man den Datenschutz hätte aufweichen können oder gar müssen, wenn es an einer bestimmten Stelle bzw für eine bestimtme Maßnahme nicht anders geht. Für die App in der damaligen Konzipierung war zentralisierter Datenreichtum aber nicht notwendig.

    Unsere Regierung macht einen richtig beschissenen Job und verlangt nun von den Gewerbetreibenden und Kulturschaffenden für ihre Unfähigkeit pragmatisch zu handeln über die Klinge zu springen?!?

    Wie mehrfach gesagt: bei der Kritik an den flankierenden Maßnahmen sind wir uns ja weitgehend einig. Die Tatsache das da versagt wurde kann aber IMO nicht als Argument für die Aufweichung oder den allgemeinen Verzicht auf Infektionsschutz dienen.

    Naja, die No-Covid-Leute hatten sich doch auch überlegt, dass das Ziel Null ("no") möglicherweise zu ambitioniert ist und man die Schwelle etwas höher anlegen muss. Das ist jetzt einfach noch höher gelegt.

    Die Schwelle liegt jetzt an einer Schwelle an der man den Positionspapier den Namen "Max-Covid" geben müsste.

  • Der Punkt ist, woher kommt dann die Enttäuschung, da dir Sascha Lobos Enttäuschung aus der Seele zu sprechen scheint.

    Dass man allgemein in der Verwaltung und Organisation gerade völlig versagt! (Finanzhilfen, Impfmittelbestellung, Impftempo)

    Ich überfliege vieles von dem, was Du so schreibst und habe schon festgestellt, dass Du die Regierung hierbei immer sehr in Schutz nimmst, aber ich werde das so nicht tun.

    Beim Thema Schnelltests/Selbsttests hätte man doch schon im Sommer alles Mögliche organisieren können, von der Zulassung bis zur Bestellung.

    Dass man JETZT erst mal eine Task Force ins Leben ruft, die sich im weitesten Sinne wohl mit der Beschaffung, Verteilung und Anwendung beschäftigt ist doch irgendwie...ganz schön spät oder nicht?

    Demnach konnten schon im Dezember Lehrer und Erzieher nach Schulung die Tests selbst durchführen. Die Medizinstudenten waren meine ich eher ein Vorschlag für Testung vor Altersheimen, keine Ahnung, ob die je eingesetzt wurden. Antigenschnelltests können seit Anfang Februar an jeden verkauft werden, da hatte Spahn die entsprechende Abgabeverordnung geändert. Nur die Selbsttests sind erst Ende Februar zugelassen worden. Ansonsten die Knappheit war sicherlich ein Grund für die Rationierung.

    Na dann ist ja alles gut. Roche hatte schon Anfang September angekündigt, dass da was kommt (https://www.aerzteblatt.de/nac…uf-Antigene-auf-den-Markt) und wir haben dann nur 3 Monate gebraucht um es Lehrern zu erlauben/zu ermöglichen. Blöd nur, dass wahrscheinlich schon eine Woche später die Schulen erst in die Ferien und dann in den Lockdown gingen. Hat ja richtig was gebracht.:thumbup:

    Und natürlich lag das nicht an der Dumpfbackigkeit und Behebigkeit unserer Ministerien und Behörden! Nein, weitblickend verzichtete man im Voraus auf derartige Möglichkeiten, weil sie evtl. zu knapp hätten sein können. (Das kenne ich aus meinem Leben. Ich habe nämlich auch ganz bewußt auf eine Karriere als Profifußballer verzichtet, weil mir klar war, dass andere diese Karriere nötiger hatten als ich! Aber das nur nebenbei)

    Dass man erst mit einer sinnvoll niedrigen Inzidenz öffnen wollte, kann dir nicht entgangen sein. Nicht so wie jetzt, wo man es aus politischen Gründen trotzdem macht, und die Chance sicherlich da ist, dass im Anschluss wieder zugemacht bzw. zu lange gewartet und dann doch noch zugemacht wird.


    Ich finde wir stehen hier recht gefühlt symmetrisch da: Du hast offensichtlich nie akzeptiert, was für ein enormes Politikversagen es war, Mitte Oktober nicht den shutdown gemacht zu haben und zwar tatsächlich von den Spitzenpolitikern, die das entschieden haben. Ich finde halt an den vielen Nickligkeiten und Vergleichen, die sich aus Produktionsskalierung und Marktgröße im Vergleich und den mal mehr, mal weniger funktionalen behördlichen Strukturen, wo dann die Spitzenpolitik letztlich auch keinen größeren Einfluss hat außer noch einen weiteren Punkt auf die Prioritätenliste zu setzen, ist nicht viel dran. Ein großer nicht anerkannter Fehler gegen das Schulterzucken über viele kleine Misstände.

    Da hast Du was richtig erkannt. Ich nehme den nicht gemachten Shutdown im Oktober wirklich nur mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. Du hättest Dir diesen maximal einfalls- und hilflosen Schwachsinn also noch einen Monat...oder nein eigentlich 2 Monate früher gewünscht und siehst ansonsten bei der Administration dieser Krise maximal „Schönheitsfehler“? Nee Wemir, wir kommen hier nicht mehr zusammen.

  • Es geht nicht darum, dass das letzte Testzentrum gefloppt ist, sondern dass schonmal sowas Ähnliches aufgebaut wurde und "an der Stadthalle" klingt für mich als Ortsunkundigen nicht sehr viel anders als Marktplatz. Warum ging es damals und jetzt nicht?


    Ich will nicht behaupten, dass das nicht stimmt, ich bin bloß skeptisch. Denn wenn ich mich recht entsinne ist der Schtick von dem Typen, dass er seinen vermeintlichen dänischen Pragmatismus gegen den vermeintlichen deutschen Ordnungswahn setzt. Und da passt die Geschichte natürlich gut dazu.

    Ja. Und der deutsche Ordnungswahn ist für Dich eher eine Legende?

  • Ja klar ist das ein Impfnationalismus.

    Warum sind wir denn bevorzugt und DANN die anderen?

    Gerecht wäre das was da ist gerecht aufzuteilen nicht den ersten Kuchen bekommen wir und dann irgendwann bekommen die anderen auch welchen.


    Wenn wie zuerst geimpft sind haben wir ja nicht nur den gesundheitlichen Vorteil-sIndern auch einen wirtschaftlichen.

  • Warum sind wir denn bevorzugt und DANN die anderen?

    Argumentation der EU ist: AZ hält seine Lieferverpflichtungen mit der EU momentan nicht ein. Darum keine Exporte aus EU-Werken ins EU-Ausland.


    https://www.deutschlandfunk.de…html?drbm:date=2021-03-04


    Gerecht wäre das was da ist gerecht aufzuteilen nicht den ersten Kuchen bekommen wir und dann irgendwann bekommen die anderen auch welchen.

    Klar, aber das kannste in der momentanen Stimmung niemanden verkaufen. Wenn von 7 hergestellten Dosen 6 nach Afrika, Asien und Südamerika gingen und nur eine im "Wertewesten" verbleibt hätten wir hier richtig Bambule.

  • Jeder Bürger hätte die Wahl, ob beim Hausarzt oder auf einer Regierungswebseite, anzukreuzen, ob er seine Impfung für die Unterstützung der ärmeren Länder um 1-2 Jahre aufschieben will, oder nicht.


    Ich glaube, dass jeder von uns sich das Ergebnis denken kann, aber dann wäre wenigstens die Wahrheit glasklar zu sehen.

    Das ist ne super Idee. Dieser ganzheitliche Gerechtigkeitsgedanke setzt ja voraus das sich quasi alle Erdenbürger über diesen Begriff einig wären. Wenn die EU jetzt anfängt jede AZ Lieferung nach irgendeinem Schlüssel gerecht auf benachteiligte Kontinente aufzuteilen wird man sich außer gutem Willem am Ende nichts ins haben Heft schreiben können. Die USA werden einfach keine Ampulle rausrücken bis die Produktion den eigenen Bedarf mehr als gedeckt hat und das sollte zunächst der einzige Fokus in den Ländern sein, die einen Anteil an der Produktion haben.

    Wenn UK oder die Amis mit der Impfung wirklich zurück in "normale" Verhältnisse kommen und wir in der EU dann noch nicht mal bei der hälfte sind, wird sich kaum einer damit zufrieden geben das man wenigstens keinen Impfnationalismus betrieben hat. Ich denke viele Leute auch hierzulande wüssten erstmal wieder gerne wann sie wieder ohne staatliche Almosen ihren Kühlschrank füllen können. So schlimm es sein mag, aber jeder ist sich selbst der nächste.

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