HANS JESSEN SHOW - Deine Politiksprechstunde

  • Für die Menschen im Gesundheitswesen kann man sich nur wünschen, dass irgendwann mal ein Grad der Solidarität erreicht wird, dass andere systemrelevante Berufe, deren Streik nicht direkt Menschenleben auf dem Gewissen hätte, in den Streik treten. Nicht für sich, sondern eben für die Menschen im Gesundheitswesen.


    Es trägt schon eine traurige Ironie in sich, wenn die Berufsgruppe, die vermutlich den größten gesellschaftlichen Rückhalt im Falle eines Streikes genießen würde, aufgrund der Natur des Berufs, nicht wirklich die Arbeit niederlegen kann.

  • Für die Menschen im Gesundheitswesen kann man sich nur wünschen, dass irgendwann mal ein Grad der Solidarität erreicht wird, dass andere systemrelevante Berufe, deren Streik nicht direkt Menschenleben auf dem Gewissen hätte, in den Streik treten. Nicht für sich, sondern eben für die Menschen im Gesundheitswesen.

    Dazu herrscht - im Gegensatz zu anderen europäishen Demokratien - im Land der marktkonformen Hochleistungsträger und Exportüberschussweltmeister natürlich eine ganz spezielle Auffassung:

    Als nicht-tariflichen Arbeitskampf betrachte die herrschende Meinung den Demonstrationsstreit als nicht durch Art. 9 Abs. 3 GG gedeckt.[62] Im Rahmen des Grundrechts auf freie Meinungsäußerung stehen kurze politische Demonstrationsstreiks jedoch nicht unter strafrechtlicher Sanktion wegen Nötigung eines Verfassungsorgans, sie können aber wegen Verletzung arbeitsvertraglicher Leistungspflicht einen zivilrechtlichen Schadensersatzanspruch des Arbeitgebers nach sich ziehen. Begründet wird das Verbot politischer Kampfstreiks damit, dass in einer repräsentativen Demokratie die politische Willensentscheidung durch die dafür vorgesehenen Organe in dem verfassungsmäßig vorgesehenen Verfahren frei von Zwängen zu treffen sei. Aus diesem Grund schütze das Grundgesetz in Art. 9 Abs. 3 GG explizit Arbeitskämpfe, die „zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen“ geführt werden. Auch widerspräche es dem Demokratieprinzip, wenn die Gewerkschaften per Streik politische Forderungen durchsetzen könnten, die von einer Mehrheit des Parlamentes nicht geteilt werden.


    Also so richtig verboten wäre es nicht, solidarisch für eine andere Berufsgruppe in den Streik zu gehen. Aber man liefe damit halt Gefahr jeden rechtlichen Schutz gegen den eigenen Arbeitgeber und schlimmstenfalls auch den eigenen Ausbeutungs Arbeitsplatz zu verlieren.


    Auch hier regelt der (Arbeits-)Markt ganz effizient, was der Gesetzgeber nicht regeln will.:thumbup:

  • Wenn ich ganz ehrlich bin blicke ich immer ratloser auf unsere politische Kaste. Das kurze Interview mit Herr Spahn hat es deutlich gezeigt. Das Volk wurde vergessen. Die Nöte und Sorgen der Bevölkerung sind den Politikern egal. Beratung findet zwar statt, aber nur mit und im Interesse der Wirtschaft. Es fühlt sich an als ob wir zwischen zwei Mühlsteinen zermahlen werden.


    Ich habe vor kurzem an einem Workshop der Süddeutschen Zeitung zum Thema "Wie geht gutes Regieren?" teilgenommen. In meiner Diskussionsrunde war ein Tenor dass die Politik nicht die Interessen der Wähler umsetzt sondern die Interessen der Wirtschaft. Und dass wir zwei Dinge benötigen:

    1) Totale Transparenz (Lobbyregister, Offenlegung aller Einkünfte, Verbot von "Nebenjobs" als Aufsichtsrat, Einfluss von Lobby und Unternehmen auf die Legislative durch "ausgeliehene" Juristen).

    2) Eine demokratische Möglichkeit, Politiker die entgegen ihrer Wahlversprechen permanent gegen das Volk handeln aus dem Parlament und Ministerien zu entfernen.

    Ich würde ergänzen: Ob Politiker bezahlt werden, sollte sich nach der Umsetzungsquote der Wahlversprechen richten. Wer (wie die aktuelle Regierung in den letzten zehn Jahren) nur den Mißstand verwaltet soll hungern.

    Frau Esken hat den ersten Punkt bestätigt und darauf verwiesen, dass die CDU/CSU mit ihrer Mehrheit verhindern. Den zweiten abgelehnt, ohne dies begründen zu können. Ihr gefällt die Vorstellung nicht. Ein Schelm, der böses dabei denkt...

  • Dritte Ausgabe der #HansJessenShow



    00:45 Andrea (40) über Weihnachten
    14:52 Daniel (38) über Weihnachten
    31:14 Georg (62) über Ambulante Pflege
    48:45 Christina (24) über Pflege
    01:10:17 Rosa (20) erneut über Pflege
    01:32:53 Kay (17) über Fridays for Future
    01:52:04 Laura (37) über Politikeraussagen
    02:12:15 Pfarrer Karl (32) über Gottesdienste


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  • Die sPD ist auch nur dafür, weil die Union dagegen ist und so nix passiert ;)

    Ist das so? Ich habe dafür keine Referenz ob sie das bisher abgelehnt hätten.


    Mich beschäftigt diese Frage in letzter Zeit vermehrt. Leben wir in einer Demokratie? Oder ist das Puppentheater mit austauschbaren Rollen und in Wirklichkeit sind es die Konzerne, die die Fäden in der Hand haben? War das schon immer so oder hat sich das verändert? Hatten die Lobbyisten auch in Adenauers und Erharts Zeiten schon so viel Einfluss?

  • Mich beschäftigt diese Frage in letzter Zeit vermehrt. Leben wir in einer Demokratie? Oder ist das Puppentheater mit austauschbaren Rollen und in Wirklichkeit sind es die Konzerne, die die Fäden in der Hand haben?

    Wir leben (noch) in einer Demokratie. Bürgerbewegungen haben immer noch "zu viel" Einfluss um von einer Post-Demokratie zu reden. Aber so langsam bewegen wir uns immer weiter in Richtung "nicht mehr Demokratie". Im übrigen sind es nicht nur Konzerne. Die Polizei selbst hat auch eine der größten Lobbys.


    Trotz allem muss man aber auch sagen, dass nicht alle Politiker fehl am Platz sind. Einige machen wirklich gute Arbeit, sind aber nur selten am längeren Hebel.



    Die 2300€ für Pflegekräfte wurden im Livechat ja rege diskutiert. Ich möchte dazu mal eine andere Sichtweise aufmachen um mal Vergleiche zu ziehen. In der Leiharbeit (ohne Ausbildung) arbeiten Menschen meist 35h/Woche und verdienen ~1100€ Netto. Das ist etwa die Hälfte von Christinas Einkommen. Davon gehen noch Fahrtkosten ab, die je nach Einsatzort auch mal 20€ am Tag kosten können, etwa wenn man mit dem Zug weiter weg fahren muss.


    Die schwere Arbeit, welche Pflegekräfte machen, machen auch Leiharbeiter in anderer Form. Ob das nun bedeutet am Fließband in Akkordarbeit zu stehen, bei der Müllabfuhr zu helfen und 80 Kilo-Mülltonnen durch Treppenhäuser zu zerren (gerne auch mal 2 gleichzeitig) und auf der Straße/Fußweg von verrückten Autofahrern fast umgefahren zu werden oder Maschinen in Fabriken zu reinigen, was ebenfalls nicht ungefährlich ist. Teilweise auf Montage und, teilweise Nachtdienst oder rollende Woche (kommt auch auf den Arbeiter an, was er einwilligt). Man macht sich den Körper in einigen Bereichen regelrecht kaputt. Ich habe sogar schon erlebt, dass Menschen mit kaputter Hüfte zur Müllabfuhr geschickt wurden, für die das Trittbrett hinten schon zu hoch war.


    Ähnlich geht es auch in anderen Bereichen zu, Leiharbeit ist nur ein Beispiel gewesen. Es gibt sicherlich Unterschiede in Ausbildungsgrad und Verantwortung anderen Menschen gegenüber. Aber was einige Leute im Chat so aufgeregt hat ist die Tatsache, dass in anderen Berufen für eine ähnliche Leistung, sowohl körperlich als auch von der eingesetzten Zeit (wertvollste Ressource überhaupt) viele andere Menschen so wenig verdienen, dass das Einkommen nur knapp über dem Existenzminimum (Hartz 4) liegt.


    Ich denke aus dieser Sicht kann man verstehen, wieso 2300€ wie ein Vermögen aussieht. Das bedeutet nämlich, statt 200€, die man am Ende des Monats bei sparsamer Lebensweise übrig hat, sind es plötzlich 1400€. Über ein Jahr zusammengerechnet stehen 2400€ dem 16800€ gegenüber. Wenn man davon nochmal sonstige Ausgaben wie Ersatz defekter Geräte, Kleidung etc abzieht, ist der Unterschied noch krasser. Ich hoffe, es ist zumindest verständlich, wieso sich einige Leute über Sätze wie "2300€ sind zu wenig" beschweren. Andere Bereiche haben eine Lohn- und Gehaltssteigerung nämlich genauso dringend nötig, aber in einer deutlich größeren Differenz. Und über die wird nur sehr selten geredet, während Pflege ein Dauerbrenner ist.


    Vielleicht sollten mal alle betroffenen Menschen berufsübergreifend gemeinsam auf die Straße gehen.

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  • Wir leben (noch) in einer Demokratie. Bürgerbewegungen haben immer noch "zu viel" Einfluss um von einer Post-Demokratie zu reden. Aber so langsam bewegen wir uns immer weiter in Richtung "nicht mehr Demokratie".


    Weiterer Grund, warum man nicht von "Demokratie" sprechen sollte: Ich nehme an, in dem skizzierten Szenario wird sich die "nicht mehr Demokratie", was die Möglichkeit demokratischer Mitbestimmung angeht, nicht von der "Demokratie" vorher unterscheiden.

  • Würden wir in einer Post-Demokratie leben, wäre so etwas wie die Corona-App so nicht möglich gewesen. Es gäbe dann wohl eine App, die maximale Daten bezieht, zentralisiert speichert und auf die Behörden Zugriff haben. Zudem wäre sie verpflichtend und nicht-Nutzung wäre eine Straftat.


    Ähnliche Beispiele findet man in allen möglichen Richtungen der Politik. Nur weil die Entwicklung negativ ist, heißt es noch nicht, dass wir das große Spektrum an "Demokratie" verlassen haben. Aber Demokratie bedeutet auch nicht automatisch, dass sinnvolle Entscheidungen getroffen werden oder das die Mehrheit des Volkes automatisch zählt (wir leben in keiner direkten Demokratie und lebten in Deutschland auch nie in einer), genauso wie Diktatur nicht bedeutet, dass die herrschende Person schlechte Entscheidungen treffen muss oder auf die Meinung des Volkes scheißen muss (passiert nur de facto immer).


    Wenn wir jetzt weiter darüber diskutieren wollen, würde ich aber einen eigenen Thread vorschlagen. Sonst wird das hier zu viel Offtopic.

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  • Ich rede sowohl im Straßenverkehr, als auch in den Fabriken ebenfalls um Menschen. Ein unachtsamer Moment und dein Kollege könnte Geschichte sein. Gleiches gilt für Baustellen usw. Und gerade die Leute, die am schlechtesten bezahlt werden (also nicht die gut bezahlten VW-angestellten Fließbandarbeiter, sondern jene, die die Maschinen warten), sind in der Position, wo Verantwortung am wichtigsten ist.


    Aber es ist richtig, dass die Verantwortung anderen Menschen gegenüber nicht gleich ist. Ja Pflegekräfte haben mehr Verantwortung. Aber das rechtfertigt nicht die überdimensionale Ungleichbehandlung.


    Im übrigen haben die Pfleger auch untereinander sehr unterschiedlich viel Verantwortung und werden trotzdem sehr ähnlich bezahlt. Finde den Fehler. Das Ausbildungspapier macht einen deutlich größeren Unterschied zur Bezahlung, selbst wenn am Ende exakt der selbe Job ausgeführt wird.

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  • Theoretisches Partikel ich denke man sollte menschen nicht mit maschinen verwechseln. du kannst dir ja mal in einer fabrik die menschen und deren bezahlung anschauen, deren aufgabe es ist mit menschen umzugehen und nicht mit maschinen...ich denke dann sieht man etwas klarer. das sind dann manager und führungskräft die extra viel kohle bekommen, weil sie ja so viel verantwortung tragen ;)

    In dieser Pauschalität kann man das so nicht stehenlassen.

    Ich weiß ja nicht, ob Du schonmal in einer Fabrik gearbeitet hast, aber in gewissen Branchen sind Gruppen- oder Schichtleiter mit einem marginal höheren Gehalt, dafür aber deutlich höherer Verantwortung bedacht.

    Immer auf diese Managerschiene zu gehen ist zu holzschnittartige Kapitalismuskritik.


    Selbst Manager und Führungskräfte sind doch nur Lakaien des Kapitals und nur ein paar wenige (die die DAX-Konzerne führen z. B.) haben wirklich Gehälter, bei denen es unverschämt wird.


    BTW. sollten wir hier aber ganz schnell davon wegkommen, die Hungergehälter von Leiharbeitern gegen die nicht-mehr-ganz-Hunger-aber-doch-sehr-niedrigen-Gehälter von Pflegekräften auszuspielen.

  • BTW. sollten wir hier aber ganz schnell davon wegkommen, die Hungergehälter von Leiharbeitern gegen die nicht-mehr-ganz-Hunger-aber-doch-sehr-niedrigen-Gehälter von Pflegekräften auszuspielen.

    Ich wollte den Blick dafür öffnen, wieso die Leute mit Hungerlohn sich über die Lohnsteigerung bei 2,3k$ beschweren. Wenn kein Verständnis für den Tellerrandblick von Niedriglohnbezieher vorhanden ist, werden diese Leute auch kein Verständnis für eine Lohnsteigerung von Pflegern aufbringen können und das mündet dann im gegenseitigen Ausspielen. Eigentlich wollte ich so ein bisschen dazwischen vermitteln.

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  • Die 2300€ für Pflegekräfte wurden im Livechat ja rege diskutiert. Ich möchte dazu mal eine andere Sichtweise aufmachen um mal Vergleiche zu ziehen. In der Leiharbeit (ohne Ausbildung) arbeiten Menschen meist 35h/Woche und verdienen ~1100€ Netto.

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    Ich denke aus dieser Sicht kann man verstehen, wieso 2300€ wie ein Vermögen aussieht. Das bedeutet nämlich, statt 200€, die man am Ende des Monats bei sparsamer Lebensweise übrig hat, sind es plötzlich 1400€.

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    Andere Bereiche haben eine Lohn- und Gehaltssteigerung nämlich genauso dringend nötig, aber in einer deutlich größeren Differenz. Und über die wird nur sehr selten geredet, während Pflege ein Dauerbrenner ist.

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    Ich wollte den Blick dafür öffnen, wieso die Leute mit Hungerlohn sich über die Lohnsteigerung bei 2,3k$ beschweren. Wenn kein Verständnis für den Tellerrandblick von Niedriglohnbezieher vorhanden ist, werden diese Leute auch kein Verständnis für eine Lohnsteigerung von Pflegern aufbringen können und das mündet dann im gegenseitigen Ausspielen. Eigentlich wollte ich so ein bisschen dazwischen vermitteln.

    Ja, trifft auf die Mehrheit der Menschen zu, die Löhne müssten generell höher liegen, aber vorallem im Bereich unter dem Durchschnitt müssten sie stark steigen, dies betrifft viele Millionen Menschen welche sich leider auch oft garnicht dessen bewusst sind.

    Der Mindestlohn und H4 usw müsste deutlich höher liegen, aber das ist ja kein neues Problem sondern schon seit Jahren so, nur dafür scheinen sich nicht genug Leute zu interessieren und die sPD kann (und vermutlich will) sich gegenüber der cdU ja nichtmal durchsetzen mit der Forderung nach lächerlichen 12€ Mindestlohn (was die schon Jahre fordern und daher auch veraltet ist und jetzt vermutlich eher bei 15-16€ aufwärts liegen müsste).


    Wie du schon geschrieben hast, große Teile der Bevölkerung werden seit langer Zeit gegeneinander ausgespielt...und die bemerken leider nicht ansatzweise wie sie manipuliert werden, die spielen das Spiel mit und zerfleischen sich gegenseitig.

    Dazwischen zu vermitteln ist meiner Erfahrung nach garnicht so einfach weil vorallem viele ärmere Menschen kein richtiges Bewusstsein dafür entwickelt haben was so falsch läuft, viele von diesen Menschen interessieren sich nicht wirklich für Politik / sind Nichtwähler, perfekt manipulierbare Opfer, die schützen mit ihrem Verhalten die bestehenden Strukturen und bemerken dabei garnicht mehr das sie sich (und ihren armen Mitmenschen) damit am meisten Schaden zufügen.


    Und der Rest der Bevölkerung bemerkt offensichtlich auch nicht das damit immer mehr die Demokratie zerstört wird wenn man immer größere Teile der Bevölkerung in Armut fallen lässt, viele (leider auch die demografisch ältere Mehrheit) Menschen sind lange schon so geistig vernebelt und entsolidarisiert von ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen das ich mir manchmal auch die Frage stelle ob sich das noch aufhalten lässt oder ob das ab einem gewissen Punkt nicht ein sich selbst verstärkender Prozess ist der zwangsläufig immer weiter geht bis es...sehr hässlich wird.

  • ne du otto, das ist sogar gar keine kapitalismus-kritik...deswegen machste ja hier auf schlaumeier. ich habe offensichtlich im gegensatz zu die tatsächlich als leiharbeiter bei siemens am fliessband gestanden. daher ist mir bewusst, dass meine vorgesetzten mindestens doppelt so viel verdient haben als wie ich...was ich im gegensatz zu dir auch statistisch nachweisen kann und nicht marginalisieren muss um einen punkt zu landen. und stelle dir vor ich habe sie nicht gehasst und alle anderen arbeiter*innen hatten sogar verständnis für die gehälter von krankenschwestern und pflegerinnen...weil ihnen im gegensatz zu hier dikutierenden mcflys der unterschied zwischen menschen pflegen und maschinen bedienen bewusst ist. ich gehe übrigens nie gegen peronen (bei dir mach ich mal ne ausnahme - ehre brudi) sondern gegen systeme und argumente - aber das geht in deiner toxisch-ideologischen hirnverwurstung irgendwo verloren.


    so, der musste noch raus damit es zu keinen verwechslungen kommt.
    ach ja, guten rutsch und lass dich nicht ärgern.

    Freund der Sonne, es gibt auch noch andere Firmen als Siemens und von meinem (Arbeits-)Leben weißt Du einen Scheiß.

    Ich habe für knapp über Mindestlohn am Band gestanden und die Schichtleiter haben 1,50 € mehr die Stunde bekommen und dafür die ganze Verantwortung getragen. Das wurde mir auch mehrmals angeboten und ich habe jedes Mal dankend abgelehnt.

    Die Welt ist größer als Dein persönlicher Erfahrungshorizont (und selbstverständlich auch als meiner), das sollte man in seiner Argumentation berücksichtigen.

    Ich habe bewusst davon gesprochen, Du hast es ja auch schön nochmal zitiert, dass man den Vorwurf nicht in dieser Pauschalität machen kann (bzw. sollte) und dass das in anderen Branchen zum Teil ganz anders aussieht. Ob es jetzt am Lesen oder am Verstehen gescheitert ist, kann ich natürlich nicht sagen.

  • ja, überall da wo es um verantwortung für menschen geht, direkt oder indirekt, bekommt man etwas mehr geld.

    Eben nicht, das wollte ich damit sagen. Um mal ein paar Beispiele zu nennen:

    - Leiharbeiter in einigen Lebensmittelfabriken verdienen mehr Geld (knapp über dem Mindestlohn) als Abteilungsleiter dieser Fabriken (Bezahlung via Tarif - wird auf Mindestlohn angesetzt und kann bei Mindestlohnsteigerung auch unter den Mindestlohn bis zur nächsten Tarifverhandlung fallen).

    - VW-Fließbandarbeiter bekommen viel mehr bei "machineller" Verantwortung als die Leute, die für die Filteranlagen und Reinigung der Maschinen zuständig sind. Zweitere sind über 3.-Firmen angestellt, aber dauerhaft am selben Arbeitsplatz (werden sogar bei Firmenwechsel durch Ausschreibungen mit übernommen, was Gehaltssteigerungen regelmäßig resettet), haben aber Verantwortung über Leib und Leben der Kollegen.

    - Ein Müllmann verdient bei uns in der Stadt deutlich weniger, wenn er gelbe Säcke/Tonnen anstelle von Hausmüll. Papier oder Bio abholt, trotz deutlich höherer Belastung (alte Autos, mehr Adressen pro Tag). Die Verantwortung ist die Selbe, die Belastung aber höher. Gelbe Säcke müssen nämlich nicht von der Stadtfirma abgeholt werden, weshalb diese eine Tochterfirma gründete um Geld sparen zu können. Von Stadt zu Stadt ist das sowieso nochmal sehr unterschiedlich, bei den Privaten sind die Arbeitsbedingungen grundsätzlich schlechter.


    Nicht die Verantwortung bestimmt über das Einkommen, sondern kapitalistische Hintergründe. Es wird dort gespart, wo gespart werden kann, ungeachtet der Verantwortung. Das Siemens z.B. deutlich überdurchschnittlich bezahlt liegt daran, dass sie von dem Ruf eines "guten Arbeitgebers" leben. Das Image ist hier direktes Kapital. Und ein Abteilungschef wird nicht für die Verantwortung der Mitarbeiter gegenüber besser bezahlt, sondern wegen der Verantwortung dem Geld gegenüber. Wenn Verantwortung anderen Menschen gegenüber eine Rolle spielt, dann nur untergeordnet als ganz kleine Variable.

    ich frage mich halt immer noch wer auf die idee gekommen ist zu sagen pfegekräft verdienen zu viel und nicht andere verdienen zu wenig.

    Im Livechat stand nicht, dass sie zu viel verdienen, aber zumindest "genug". Und die Sicht derjenigen endet natürlich am eigenen Tellerrand. Aber der Tellerrand ist nur eine logische Folge davon, dass sie sich noch ungerechter behandelt fühlen als Pflegekräfte (wie das gestern ausgedrückt wurde "Hungerlohn vs nicht-mehr-ganz-so-Hungerlohn"). Das versetzt sie in die schwächere Position. Deshalb diskutiere ich auch weniger über ihren Tellerrand, sondern über den Anderen hier, wo Unverständnis darüber herrscht. Der in der schwächeren Position wird in der Regel seine Haltung ändern, sobald ihm genügend Verständnis gezeigt wird.

    ist kein fehler [...]

    Ich sprach hier von Fällen, in denen angelernte Pfleger exakt die selbe Arbeit am selben Arbeitsplatz erledigen und die Bezahlung grundsätzlich 200-400€ Unterschied ausmacht. Wohlgemerkt spielt hier Dauer der Beschäftigung keinen Unterschied, das habe ich schon ausgeklammert. Denn auch nach 5 Jahren verdient ein angelernter Pfleger weniger als eine neu angestellte Ausgebildete. Der angelernte Pfleger hat aber vielleicht 5 Jahre praktische Erfahrung vs Neuling mit Ausbildungserfahrung.

    Aber selbst im Falle es stimmt exakt so wie du sagst. Das Argument richtete sich gegen das Argument "Verantwortung als Bezahlgrundstein". Deine Argumente unterstreichen das damit ebenfalls auf andere Weise.

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  • Oh ja...

    Das linke antikapitalistische Kaderestablishment versucht hier Meinungen zu unterdrücken!

    Geht es vielleicht auch ne Nummer kleiner, intellektueller Robin Hood?

    Opferrolle light?


    Es würde vielleicht schonmal helfen, wenn Du lesen würdest, was andere schreiben, ohne daraus in der Antwort irgendetwas zu basteln, was da nicht steht, um Dich daran dann abarbeiten zu können. Das wirst Du jetzt natürlich gleich wieder als unerhörten persönlichen Angriff betrachten, vielleicht könntest Du es aber auch einfach als Argumentationshilfe annehmen. So wie das hier läuft, ist eine Diskussion mit Dir nämlich einfach frustrierend, was dann, zumindest bei mir persönlich, gerne mal zu Verärgerung führt (die dann den Ton über Gebühr scharf werden lässt).

  • interessant, hast du da zahlen und eine quelle zu?

    Persönliche Gespräche mit Betroffenen und Beobachtungen, daher ist es etwas schwer zu belegen. Es ist richtig und wichtig zu hinterfragen, aber ich kann dir versichern, dass ich das auch selbst schon gemacht habe. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich in dem Punkt Unsinn verbreite, geht gegen Null. Ich bin in den letzten 2 Jahren viel herum gekommen und habe so einige interessante Einblicke erhalten.

    und die leute die die maschinen bedienen haben dann keine verantwortung mehr für leib und leben der kollegen? verstehe ich nicht

    Die meisten Menschen, die Maschinen in Fabriken bedienen, gefährden ja nicht direkt andere Menschen. Es gibt nicht umsonst viele Sicherheitsmechanismen wie Umzäunung von Gefahrenbereiche etc. Die Wartungen, wo Menschen in die Maschinen klettern müssen, sind damit am höchsten (neben Gabelstaplerverkehr).

    kannst du nochmal erklären, dass man versteht warum man jetzt gegen hähere löhne im gesundheitswesen sein muss um verständnis auszudrücken?

    Das habe ich nicht gesagt, Ich meinte, jene die sich über die Beschwerde (Pfleger bekommen zu wenig) beschweren, tun das aus ihrer eingeschränkten Sicht. Im Livechat kam dann regelmäßig die Gegenreaktion "die verdienen definitiv nicht genug". Damit war die Argumentationslinie, vereinfacht ausgedrückt, fertig. Ich glaube, ich muss nicht sagen, dass diese Reaktion nur zu noch mehr Abwehrhaltung gegenüber der Lohnsteigerung von Pflegekräften führt.


    Also nein, niemand soll gegen höhere Löhne im Gesundheitswesen sein um irgendein Verständnis auszudrücken. Hier haben wir uns missverstanden. Aber das Verständnis und Befürwortung zur Lohnsteigerung für Leute im Niedriglohnsektor wurde in der Diskussion nicht ausgedrückt. Aber das ist eine notwendige solidarische Aktion, damit hinterher alle gemeinsam an einem Strang ziehen.

    du hast von unausgebildeten vs. ausgebildeten peronal gespochen und gefragt warum die unterschiedlich bezahlt werden, bei gleicher arbeit. das habe ich dir erklärt, warum wechselst du jetzt auf einmal das thema?

    Tu ich nicht, ich schrieb:

    Im übrigen haben die Pfleger auch untereinander sehr unterschiedlich viel Verantwortung und werden trotzdem sehr ähnlich bezahlt. Finde den Fehler. Das Ausbildungspapier macht einen deutlich größeren Unterschied zur Bezahlung, selbst wenn am Ende exakt der selbe Job ausgeführt wird.

    Das sollte den wirtschaftlichen "Wert" für Verantwortung verdeutlichen. Verantwortung spielt deutlich weniger eine Rolle als andere Dinge ... das Ausbildungspapier sollte dabei als Beispiel dienen. Vielleicht habe ich das nicht optimal ausgedrückt.


    Hans hat übrigens nichts zur konkreten Diskussion beigetragen. Bei ihm stand die These "Pflegekräfte werden schon gut genug bezahlt" gar nicht zur Debatte. Dafür hätte er sich in den Livechat einklinken müssen (was bei dem Format quatsch gewesen wäre).

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  • Ich wollte nur mal loswerden, dass ich das Format großartig finde. Ein großes Lob an hansj. für seine ruhige Art, seine Fragen, und die sehr diverse Auswahl an Themen bzw. Gesprächspartner:innen durch den Redaktionspraktikanten ;). Ich glaube, mein Favorit war bisher Murat aus Neukölln in der ersten Folge, der über Gerechtigkeit gesprochen hat. In welcher normalen Politik-Talkshow kommen solche Leute denn einmal zu Wort (nie, und offenbar zu unrecht).

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