HANS JESSEN SHOW - Deine Politiksprechstunde

  • Gelungene Premiere!


    Der Vergleich zu Domian hinsichtlich der inhaltlichen und stilistischen Aufmachung liegt auf der Hand, aber die Hans Jessen Show trägt eine eigene Handschrift. Kein eng geschnürtes Zeitkorsett, breites Themenspektrum. Hans Moderation zwischen den Anrufen ist überragend. Möge uns die Show mit Mr. Show noch lange Zeit bereichern.


    Ich hätte jetzt z.B. nicht gedacht, dass ich jetzt nach dem Anhören dank Rita mehr über den Danni und seine Hintergründe erfahre. Dazu find ich es gut und fair von euch, Leute aus anderen politischen Spektren (FDP-Lennart) zuzulassen und Anrufer:innen ohne akademischen Hintergrund wie z.B. Murat. Auch das dient dem Abbau klassistischer Hürden. Gerade bei ihm merkte man, wie er sich selber im Flassbeck'schen Sinne ("man muss immer nachdenken") seine Gedanken zum Thema Erbschaft gemacht hat, auch wenn er (scheinbar noch) keine feste Position gefunden hat.


    Spende ist jedenfalls mal wieder raus. Besten Dank. Wenn man derzeit schon viel zuhause rumsitzt, kann man sich wenigstens die Hans Jessen Show gönnen, unterstützten und vielleicht werd ich mich auch mal trauen und anrufen.

  • Die Frage ist ja, ob man sich da stimmlich exponieren will. Hättet ihr etwas gegen Leute, die mit Stimmverzerrer anrufen?

    Was hast du vor, einen stimmlichen Deep Fake hinlegen?



    Nachdem ich nun auch die ersten paar Minuten nachgehört habe, muss ich ein bedingungsloses Lob aussprechen. Habt ihr und besonders Hans gut gemacht. :thumbup:Ich will mehr davon.


    Und auch wenn es der Vergleich unpassend ist, die empathische Art erinnerte mich dann doch an den Stil von D. Wie kamt ihr denn auf das Format? Das passt ja wie zugeschnitten.

  • Nichts läge mir ferner.


    Ich schätze da eher meine eigene Widerstandsfähigkeit gegenüber der Versuchung gering, aus jeder politischen Frage eine Grundsatzdiskussion zu machen. :S

    Hans hat wunderbar gezeigt, dass er die Argumentation der Hörer:innen so herausarbeiten kann, dass die Kernargumentation relativ knapp ausfällt. Also im Dialog beim Wesentlichen am Ball zu bleiben, aber dem Unwesentlichen nicht allzuviel Raum zu lassen und dann auch das Gespräch ohne für viele scheinbar nötige "Einigung" zu beenden. Es geht um die Perspektive der Hörerinnen und die hat er ganz wunderbar sicht- und nachvollziehbar gemacht.


    Was anderes:


    Meine große Vorlage für das Format ist übrigens der Sprechfunk bei Radio Fritz von Ostberliner Jürgen Kuttner (bei vielen hauptsächlich bekannt für seine Tochter Sarah Kuttner).


    Originalaufnahmen hat er nach einer Radiolegenden-Sendung bei Radio Eins (die sich vermutlich als Verlängerung des 90er Jahre Fritz-Publikums verstehen, während Fritz selber sich immer wieder an die Jugend rückbindet) selber bei mixcloud hochgeladen: https://www.mixcloud.com/discover/sprechfunk/


    Kuttner hat auch ein anderes Gesprächsformat vorgelegt, das an Jung & Naiv erinnerte: Das Expertengespräch. Seine legendären Videoschnipselabende erinnern andere Parallelen beim CCC Kongress. Die Videoschnipsel gibt es inzwischen wieder und offensichtlich ist der Sprechfunk auch bei Radio 1 zurück. Interessanterweise als Online-Stream und dann Podcast - ohne gleichzeitige Sendung im offiziellen Programm.


    Man merkt... während ich das so schreibe... wünsche ich mir ein Interview mit diesem sehr intelligenten Mann.

  • Meine große Vorlage für das Format ist übrigens der Sprechfunk bei Radio Fritz von Ostberliner Jürgen Kuttner (bei vielen hauptsächlich bekannt für seine Tochter Sarah Kuttner).


    Da weiß niemand wer anruft oder um welches Thema es geht, das hat schon was für sich. Ich habe es auch geschätzt, auch wie gesagt Lateline/BlueMoon mit Böhmermann, Caro Korneli oder Kathrin Thüring waren am Ende bis zu 3 Stunden und mal gabs aktuelle Themen und meist waren sie offen.


    Ich schätze Hans, Alex und Thilo - aber das Format wird nicht an den Aufwachen-Erfolg anknüpfen. Auch Stefan/Jenny scheinen mir nicht mehr so gefragt wie vorher alle zusammen.


    Wenn gestandene Journalisten wie Hans Nachrichten/ÖR besprechen ist es schon interessant, das Format könnte mit Tilo/Hans/Alex sicher ein großes Potenzial haben!


    Vielleicht macht Herr Reitschuster und Herr Theiler ja mal zusammen ein Podcast mit Nachrichtenbespechungen :S

  • Moin,

    ich muss hier mal einen Rant loswerden (weswegen ich mich extra in diesem Forum angemeldet habe).
    Das Gespräch mit Rosa der Krankenschwester hat mich ziemlich wütend gemacht, weil Sie zu 100% Recht hat und sich wundert, warum sich in dem System nichts ändert (Dazu muss ich sagen, ich bin selber Naturwissenschaftler, meine Schwiegermutter ist allerdings seit Jahrzehnten in der Pflege tätig und ich höre von da aus auch genug).


    Politik:

    Zu glauben, dass ein Politiker wie Herr Spahn irgendetwas ändern würde, nur weil er mal mit einer Pflegerin spricht oder sich mal ein paar Tage im Krankenhaus umschaut ist trügerisch. Dieses "Reden und verstehen" ist dasselbe, wie auch die Politik zurzeit versucht/schafft die FFF-Bewegung einzuhegen. Die wissen ziemlich gut was die Probleme sind, aber solange es irgendwie noch läuft wird da kein Finger krum gemacht, wozu auch, wird ja kein wirkliches Wirtschaftswachstum generiert. Solange das Thema Pflege keinen wirklichen großen DIskurs in der Gesellschaft erzeugt, wirkt sich das Thema kaum auf irgendwelche Wahlergebnisse aus und das ist das einzige wie man die Parteien treiben kann. Und solange es keine interessante Bewegung innerhalb der Pflege gibt, über das sich gut berichten lässt, wird es in den Medien vermutlich auch kein großes Thema werden.

    Also ein Bewusstseinswandel der Politik durch "Reden" ist Wunschdenken.


    Die Rolle der Arbeiter in der Pflege:

    Das Problem sind sehr oft die Persönlichkeiten der PflegerInnen. Meine Schwiegermutter ist so wie es Rosa von Ihren Arbeitskolleginnen berichtet. Sätze wie "Man kann ja eh nichts ändern...", "Ich halte das noch solange durch bis ich in die Rente gehe..." usw. muss ich mir seit vielen Jahren anhören. Auf Vorschläge sich wirklich einmal zu organisieren kommt nur : "Aber irgendwer muss sich ja um die Patienten kümmern...." und da haben wir den springenden Punkt. Leute die in der Pflege arbeiten sind einfach soziale Menschen und ertragen es noch viel schwerer als andere, dass Leute (die Patienten) leiden müssen wegen Ihnen. Übrigens einer der Gründe glaube ich, wieso die Feindschaft unter Kollegen recht hoch ist (vom Hörensagen, verschiedener anderen Bekannten/meiner Frau). Wenn man immer >100% gibt und einige dann mal krank sind oder selbst so gefrustet sind, dass sie nicht mehr Ihre 100% schaffen, staut sich Frust bei den anderen Mitarbeitern auf, weil Sie dann das Gefühl haben umsonst sich auszupowern. Das sind im Übrigens perfekte Bedingungen für die Arbeitgeber, die können sich gar nicht mehr wüschen als das sich die Arbeiter gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben. Und wenn die Leute so geschafft sind, dass Sie in Ihrer Freizeit fast nur noch die Beine hochlegen und sich mental auf Ihre nächste Schicht vorbereiten (genauso ist meine Schwiegermutter) kann auch von Organisation oder Sozialem Engagement nichts kommen.



    Hans Vorschläge an Rosa sich zu engagieren sind genau richtig, sind mir aber nicht konkret genug.

    Vorschläge Gedankenanstöße meinerseits, wie ich, wenn ich Pfleger wäre, versuchen würde mich zu organisieren/Öffentlichkeit zu erzeugen.

    Genau diese Wut die Rosa hatte, muss genutzt werden (das Gespräch klang im übrigen sehr therapeutisch für Sie, diesen Frust endlich einmal in eine breitere Öffentlichkeit rauszubrüllen).

    Dabei ist es wichtig nicht die gesamte Energie nur beim ranten zu vergeuden sondern gezielt zu nutzen, um etwas zu verändern.

    1. Der Schritt das in ein öffentlichen Talk unterzubringen ist sehr begrüßenswert, und schafft schon viel mehr als es nur im privaten Wohlfühlkreis unterzubringen.


    2. Organisation mit Leuten die willig sind. Wenn Rosa sich mit anderen jungen Pflegern wie z.B. Alexander Jorde organisieren würde und eine Koalition der willigen Pfleger gründet wäre viel mehr zu erreichen. Ihre angesprochene "neue Partei" kann natürlich etwas sein, aber Parteien und dann auch noch neue sind ein unfassbar langsames Organ. Vllt. bestehende Parteien beitreten und von unten THemen setzen wäre da besser. Oder man macht ähnliche Koordination wie FFF.


    3. Eine einfache Methode die mir einfallen würde wäre z.B. ein Twitter Hashtag für gewillte Pfleger. Zum Beispiel: #WürdeDesMenschen oder ähnliches, wo Pfleger kurze Bilder oder Stories von Ihrer Arbeit berichten, wie mal wieder die Würde des Menschen in Deutschen Anstalten von Stiefeln getreten wird.


    Grüße gehen raus an alle, die nicht nur wie ich im Home-Office/Labor versauern.

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