Nun muss ich aber auch sagen, dass ich von meiner Regierung vorerst auch nur erwarte, dass sie bestenfalls meine Interessen vertritt. Dieses Interesse ist nicht immer mit dem des deutschen Mittelstandes gleichzusetzen, allerdings ist eine Politik, die sich zu Gunsten ausländischer Imperien, gegen den deutschen Mittelstand richtet, in meinen Augen schon im Ansatz nichts, was ich mir wünschen kann.... und das ist das Hauptnarrativ jedweder AfD-Kritik, wie Du richtig festgestellt hast. Ich glaube, dass das Hufeisen auch hier begraben liegt. Sowohl Linke, als auch Rechte in Deutschland sind sich in einem sehr einig: Der "gemeinsame" Feind lässt sich mit "US-Imperialismus" ganz gut beschreiben. Dieser Feind ist sehr mächtig, wie man sieht... und die Auswirkungen dieses US-Imperialismus sind nun auch hierzulande alles andere als trivial.
Ich würde sagen, der US-Imperialismus ist vor allem der Feind der deutschen imperialisten, weil er ihren eigenen Großmachtgelüsten - zumindest innerhalb Europas, bzw. als europäische "Führungsmacht" - gerade zuwider läuft. Das gilt insbesondere für die AfD.
Für die Ampel, die Union, und sicher auch Teile der Linkspartei besteht zwischen US- und EU-Imperialismus (noch) kein großer Widerspruch, weil die alle Deutschland und die EU als Teil der gemeinsamen transatlantischen Gemeinschaft sehen, deren gemeinsame #Werte - so haben sie es sich gegenseitig eigeredet - nun unter russischen Beschuss geraten seien.
Tatsache ist aber, dass (West-)Deuschland schon immer von diesem, durch die USA dominierten westlichen Imperialismus profitiert hat. Hätte es ihn nicht gegeben und wäre er nicht auch von allen (west)deutschen Regierungen seit dem Ende des 2. Weltkrieges grundsätzlich unterstützt worden, dann wäre die BRD heute keine führende Industrienation und es gäbe auch keinen deutschen Mittelstand, der international konkurrenzfähige Hochtechnologie in die ganze Welt exportiert, und deshalb jetzt z.B. bei der Entlastung von hohen Energiepriesen den privaten Haushalten vorgezogen wird.
Gegen diesen deutschen (co-)imperialismus hatte die AfD überhaupt nichts. Sie hatte auch nichts dagegen, dass Deutschland in der sogenannten Euro- bzw. Staatschuldenkrise gegenüber den Defizitländern im europäischen Süden wie eine Kolonialmacht auftrat, und denen praktisch diktierte, wie sie ihre Staatshaushalte zu führen hatten. Da waren die Wirtschaftsprofessoren, die die Afd gegründet haben nicht nur voll dabei, sondern das lief ihnen alles noch nicht imperialistisch und unnachgeibig genug gegen die faulen Südländer.
Die AfD hat auch überhaupt kein Problem damit, wenn deutsche und Europäische Konzerne zum wohle der heimischen Wirtschaft in Asien und Afrika Geschäfte mit allen möglichen Despoten und Erbdiktatoren machen, um an billige Rohstoffe und Arbeitskräfte zu kommen, und wenn die sich dann von dem Geld, das sie damit verdienen deutsche Waffen kaufen, um die eigene Bevölkerung arm, arbeitswillig und regimetreu zu halten.
Auch das ist Imperialismus und der wird seit Ende des Kalten krieges auch von Deutschalnd aus nicht mehr nur allein im Dienste des amerikanischen Imperiums betrieben. Die EU vertritt dabei auch durchaus eigene, mit den amerikanischen konkurrierende Interessen.
Da muss man auch gar nicht gleich mit der Bundeswehr oder der Fremdenlegion einfallen. Man kan nauch einfach erstmal die lokalen Warlords mit Waffen und Ausbildung im "kampf gegen den Terror" versorgen.
Insofern nehmen sich AfD und "Altparteien" eigentlich nichts in Sachen imperialistische Ausbeuting der restlichen Welt. Sie sind nur in der Frage gespalten wie man mit Russland umzugehen habe. Mit der Aufrüstung der Bundeswehr und der "ertüchtigung" zur militärischen Führungsmacht hat man aber auch auf dem rechten Flügel des Reichstages kein grundsätzliches Problem.
Für antiimperialistische Linke ist hingegen nicht einfach nur der US-Imperialsimus der Feind, sondern natürlich auch der deutsche, der europäische und der russische - sofern man das was Russland da macht wirklich als "imperialismus" begreifen will. Man hält sich mit der Kritik aber natürlich hauptsächlich an die eigene Regierung und deren engste Verbündete, weil die den Anspruch erheben, demokratisch zu sein und den Willen der Bevölkerung zu repräsentieren.