Diskussionen zu Interessanten News, Sendungen, Links und sonstigen Aufregern des Tages

  • Erklär' doch mal, wie angelegtes Geld wächst, ohne das etwas produziert wird. Würde sicher auch noch andere Leute hier brennend interessieren, wie das funktioniert.


    So lange Du das nicht kannst glaube ich Dir doch nicht, dass Du "das Geldsystem" verstanden hast, bloß weil Du mir hier einen Link servierst, auf dem ich Herrn Höfgen Geld für etwas bezahlen soll, das ich wahrscheinlich sowieso schon weiß.


    Ich habe jedenfalls nicht behauptet, dass Geld nicht von Geschäfts- oder Zentralbanken aus dem Nichts erschaffen werden kann.

    Ich behaupte, dass Geldanlagen nur so lange Kapitalerträge abwerfen können, wie der Kapitalismus funktioniert. Und Kapitalismus - inklusive Fiat-Geld, Finanzmärkte und Modern Monetary Theory - funktioniert nur, so lange Waren produziert und gewinnbringend verkauft werden können.


    Auch der Staat kann nicht endlos Geld drucken, damit die Anbieter kapitalgedeckter Altersvorsorge nicht pleite gehen. Das würde auch Maurice Höfgen nicht behaupten, selbst wenn ich ihm dafür 9,99 € überwiese.

  • Gedanklich war ich hier noch bei denen (zB auch aus dem Medienzirkus), die es eigentlich besser wissen bzw wussten,

    Wen meinst da konkreter? Also jetzt mal abgesehen von Tilo?

    Wo wir da schon dabei sind, noch zwei andere Sachen welche den Weg hin zum endültigen Teil des Systems und vor allem auch offensichtlich zum Teil der Nutznieser, aus meiner Sicht, zeigten.

    Der Nutzen des Forums wird ganz offen an seinem Beitrag, und da gefälligst in gewünschter und erwarteter Form und Menge, bemessen, benannt und kritisiert.

    Die Beteiligung im Forum ging auf nahe Null und dafür wurden neue Formate, welche die alte und im Forum vermisste Interaktion, gerade auch mit Hans, spiegeln versucht.

    Es wird also offensichtlich immer mehr in ROI und dabei primär wirtschaftlich gedacht und gehandelt.


    Ich bin mir nur noch nicht sicher, ob sie da gedanklich einfach (noch) nicht sind, oder eben (wie schon mal geschrieben) die Implikationen dieser Erkenntnis zu monströs sind, weil sie einfach alles auf den Kopf stellen und deshalb abgelehnt werden.

    Hmm gute Frage. Aber müsste man sich der Implikationen dann nicht erst bewusst sein um sie ablehnen zu können? Oder meinst das ist vollkommen unterbewusst und wird gar nicht erst gedacht, da es das gesamte eigene Lebensmodell und irgendwie die gesamte Existenz zu fundamental in Frage stellen würde?

    Ich denke aktuell noch, dass die meisten da einfach nicht sind, da sie sich mit dem Thema weder in Umfang noch Tiefe intensiv genug beschäftigt haben. Man beschäftigt sich mit seiner eigenen kleinen Realität und selbst da steckt mancher schon vor manchem den Kopf in den Sand. Sobald da dann noch komplexere Zusammenhänge kommen schaltet man geistig eher ab. Hier müsste man wohl dann jeden dort abholen wo er ist und, tut mir leid das wieder anzubringen, die auf ihn/sie passende Art und Weise finden. Aber vllt muss man ja auch nich jeden abholen oder erreichen, "nur" die kritische Masse würde ja irgendwie schon reichen.


    Ich denke seitdem wir irgendwann mal Afrika verlassen haben und größere Zivilisationen gründeten, war es immer ein Kampf der Mehrheiten gegen autoritäre Unterdrückungen.

    Das nen sehr großes Thema. Schon erstmal da anzukommen wo und wie die Menschheit überhaupt Zivilisationen gründete.

    Die Frage ist auch, ob es denn immer ein Kampf war und dann auch gerade ob es immer der Kampf Mehrheiten gegen autoritäre Unterdrückung war? Oder gab es diese Kämpfe halt immer wieder, je nach gegebener Ausgangslage?



    Sie ist in ihrer aktuellen Form auf lange Sicht leider auch völlig unbrauchbar, weil sie immer noch zu viele asoziale Arschlöcher und Soziopathen produziert und systemisch bevorzugt.

    jap, offensichtlich



    ja. Ich denke diese Eigenschaften sind schon bekannt und werden von wenigen auf sehr perfide Weise gegen uns eingesetzt. Auch hier schließt sich ein Kreis. :)

    welche davon tun es bewusst und absichtlich und welche werden selbst dahin gezwungen und manipuliert?

    Wenn die Zwänge und die Manipulation systemimmanent sind, dann ist es vllt ein selbstverstärkender und systemerhaltender Prozess?


    Es wird sich zeigen, ob die eigenen Opfer für etwas tun immer noch größer sind, als die eigenen Opfer für weiter nichts tun. ....

    Ich meinte da nun nicht primär eigene Opfer sondern die Opfer, bis hin zu Tote, welche der Generalstreik der kritischen Infrastruktur und Berufe zur Folge hätte. Andererseits kann man es doch als eigenes Opfer begreifen, wenn man es so sieht, dass eigene Überzeugungen geopfert werden müssen und man eine gewisse Form von Schuld auf sich laden muss.


    Ich weiss es nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass die Kurve zur kritischen Maße gerade eine ähnliche Form zeigt, wie die Kurve unserer Energiekosten-Charts.

    Gut möglich. Wenn die eigene Existenz direkt bedroht ist, kann man nur noch schwer daran festhalten durch eigene Aufopferung die Existenz anderer zu erhalten und ermöglichen.


    Es bleibt spannend. :)

    Wenns nich so existenziell beängstigend wäre...

  • Aber müsste man sich der Implikationen dann nicht erst bewusst sein um sie ablehnen zu können? Oder meinst das ist vollkommen unterbewusst und wird gar nicht erst gedacht, da es das gesamte eigene Lebensmodell und irgendwie die gesamte Existenz zu fundamental in Frage stellen würde?

    Ich denke, dass wir alle schon recht effektiv auf einen Lebensplan (Karriere, Familie etc) konditioniert sind/werden. Selbst wenn man dann im Alter der Erleuchtung, Erkenntnis und Selbstverantwortung den Bug im System erkennt, ist es schwer diese Planung und die Zwänge, in die man sich alternativlos begeben hat/musste, aufzugeben. Zumindest solange, wie es noch so aussieht, als würde man irgendwie über die Runden kommen.


    Also ein bisschen würde ich Deinen beiden Optionen unterschreiben:

    Meine Überzeugung ist, dass die Implikationen klar sind - beim einen mehr, beim anderen weniger. Der konsequente Umgang damit aber dann aktiv abgelehnt wird. Es gibt ja auch im persönlichen und medialen Umfeld genug Feedback, das wie eine Filterbubble als Rückversicherung der eigenen Ignoranz funktioniert. Der mediale Part setzt also die manipulativen Akzente, die sich dann im persönlichen Raum selbstverstärkten. Teuflisch.


    Die Frage ist auch, ob es denn immer ein Kampf war und dann auch gerade ob es immer der Kampf Mehrheiten gegen autoritäre Unterdrückung war? Oder gab es diese Kämpfe halt immer wieder, je nach gegebener Ausgangslage?

    Ich würde sagen, das kommt auf die Skalierung des Zeitraums an. Im Großen und Ganzen war/ist der Kampf immer der Gleiche aber in unterschiedlichen Ausführungen.


    welche davon tun es bewusst und absichtlich und welche werden selbst dahin gezwungen und manipuliert?

    Wenn die Zwänge und die Manipulation systemimmanent sind, dann ist es vllt ein selbstverstärkender und systemerhaltender Prozess?

    Das ist es ganz sicher. Letztendlich sagt die Erzählung ja, dass wir nach beruflicher Karriere und Erfolg streben sollen. Konsum ist Glück. Viel Konsum ist viel Glück. Die Karriere bestimmt Deinen Wert. Wer sich dem verweigert (warum auch immer) ist zwangsläufig wertlos. Der Spielraum des sag- und denkbaren hat im öffentlichen Diskurs klare Leitplanken, die sich nicht nach Moral oder Werten ausrichten, sondern den Systemerhalt als Prämisse haben. Die Leitplanken setzt, wer am Megafon sitzt. Am Megafon sitzt, wer sich ideologisch dafür qualifiziert.


    Die Feindbilder im Inneren und Äußeren werden täglich gezeichnet und wiederholt.


    Ich meinte da nun nicht primär eigene Opfer sondern die Opfer, bis hin zu Tote, welche der Generalstreik der kritischen Infrastruktur und Berufe zur Folge hätte.

    Ja gut. Ich hätte es auch lieber anders. ...


    Wen meinst da konkreter?

    Spontan fallen mir auch Restle und Gysi ein. Ganz sicher jeder, der in der #zeitenwende sein Hirn pulverisiert hat und zB auch ”Wandel durch Handel" neuerdings versucht als gescheitert und Schreckgespenst zu Framen.


    Ich hab davon aber auch viel zu viele im persönlichen Umfeld, wie wahrscheinlich die allermeisten.

  • Ich denke, dass wir alle schon recht effektiv auf einen Lebensplan (Karriere, Familie etc) konditioniert sind/werden. Selbst wenn man dann im Alter der Erleuchtung, Erkenntnis und Selbstverantwortung den Bug im System erkennt, ist es schwer diese Planung und die Zwänge, in die man sich alternativlos begeben hat/musste, aufzugeben. Zumindest solange, wie es noch so aussieht, als würde man irgendwie über die Runden kommen.

    Absolut. Und selbst wenn man dann selber für sich da sogar dagegen ist und vllt sogar einen anderen Lebensplan sich vorstellen kann, so müsste man dieses auch noch gegen die Widerstände der eigenen Familie, Freunde, Bekannte und große Teile der Gesellschaft tun und zudem auch noch gegen all die möglichen staatlichen Repressalien. Damit wird man dann ja sogar auch noch direkt zum "Negativbeispiel" für seine Umgebung und die bekommt auch eher vermittelt, dass es an den eigenen Entscheidungen und der "falschen Einstellung" lag/liegt.


    Der mediale Part setzt also die manipulativen Akzente, die sich dann im persönlichen Raum selbstverstärkten. Teuflisch.

    Die Bildung hat im Vorfeld auch noch gute Tunnel gegraben.


    Ich würde sagen, das kommt auf die Skalierung des Zeitraums an. Im Großen und Ganzen war/ist der Kampf immer der Gleiche aber in unterschiedlichen Ausführungen.

    Ich dachte da nun eher in die Richtung ob es da nicht zwischen den Kämpfen eigentlich auch "gute" Phasen gab. Und auch ob die Kämpfe immer Mehrheit gegen autoritäre Unterdrückung oder nicht auch mal andere "Parteien" war und ob dann der Blick auf diese anderen Parteien und Kämpfe dann nicht eventuell hilf- und lehrreich sein könnte und man sich selbst mit dem Blick und Fokus auf Mehrheit VS autoritäre Unterdrückung da den eigenen möglichen Horizont verengt. Das aber nur nen Gedanke von mir, welchen ich jetzt nicht mit weiterem Wissen füllen kann. Wie gesagt, die große historische Betrachtung finde ich da schon ein sehr großes Thema, wobei ich mir nichmal sicher bin ob die Historie da so bekannt überhaupt ist.


    Letztendlich sagt die Erzählung ja, dass wir nach beruflicher Karriere und Erfolg streben sollen. Konsum ist Glück. Viel Konsum ist viel Glück. Die Karriere bestimmt Deinen Wert. Wer sich dem verweigert (warum auch immer) ist zwangsläufig wertlos.

    Ich habe in letzter auch noch das Gefühl, dass perfider Weise die Rufe nach mehr (unbezahlter) Arbeit im Ehrenamt laut werden. Aber halt nicht als Ersatz, sondern als Zusatz zu der zwanghaften Karriere.


    Ja gut. Ich hätte es auch lieber anders. ...

    Absolut. Man muss sich dessen aber halt irgendwie trotzdem bewusst sein. Und ist gerade diese Folge das wohl größte Hemmnis für gerade diese kritischen Berufe/Bereiche so wirklich aufzubegehren. Zudem wird darüber natürlich auch beim kleinsten Aufbegehren, also selbst beim kleinsten Protest sehr schnell die moralische Keule geschwungen und dabei springen sehr schnell sehr viele mit auf, selbst von jenen welche ja eigentlich für die welche da gerade protestieren wären bzw sonst sogar groß Töne spucken.

    Wenn wir da nun also von Generalstreik reden, dann muss man sich halt auch klar sein, dass sowohl die welche kritische Berufe inne haben, als auch die welche davon abhängen sich dafür bereiterklären müssen diese Opfer zu bringen, sonst wird es nie ein General... sein.

    Und genau daher sehe ich da aber auch noch recht wenig wirkliches Potential, dass es zu sowas kommen könnte.


    Spontan fallen mir auch Restle und Gysi ein.

    Stimmt, Gysi hatte mich tatsächlich auch überrascht, etwas.


    Ich hab davon aber auch viel zu viele im persönlichen Umfeld, wie wahrscheinlich die allermeisten.

    Trauriger weise habe ich tatsächlich jetzt nicht so viele im persönlichen Umfeld, denen ich attestieren könnte, dass es sie besser wussten.

  • Und Kapitalismus - inklusive Fiat-Geld, Finanzmärkte und Modern Monetary Theory - funktioniert nur, so lange Waren produziert und gewinnbringend verkauft werden können.

    Tolle Erkenntnis.


    Ich schreibs mir auf meinen Notizzettel:

    • Fleisch essen ist kein Problem, und
    • Konsum von kapitalistisch produzierten Produkten (Apple und Co.) ist kein Problem,

    weil "es gibt kein richtiges Leben im falschen", oder so. Sein Erarbeitetes auf dem Sparbuch dahinschmelzen zu lassen, ist aber absolute solidarische Pflicht!!!!!111!eins!elf!

  • Tolle Erkenntnis.


    Ich schreibs mir auf meinen Notizzettel:

    • Fleisch essen ist kein Problem, und
    • Konsum von kapitalistisch produzierten Produkten (Apple und Co.) ist kein Problem,

    weil "es gibt kein richtiges Leben im falschen", oder so. Sein Erarbeitetes auf dem Sparbuch dahinschmelzen zu lassen, ist aber absolute solidarische Pflicht!!!!!111!eins!elf!

    Nur mal so, um die Tragweite einer korrekten Äußerungen wie "Es gibt kein richtiges Leben im Falschen." aufzuzeigen: Jeder Gegenstand um dich herum, alles was du anhast, in der Hand hälst usw. inklusive Haus, Straße, ect. wurde durch Ausbeutung hergestellt. (Ausser du hast alles selbst hergestellt oder bei sowas wie einem ko-op gekauft).


  • Leute, bleibt zu Hause, Bürgergeld ist da 8)

    Leider musste ich erst gestern erleben wie gut diese Propaganda funktioniert, war bei Rewe und habe kurz mit dem Kassierer (35-40 Jahre alter Mann) geredet weil nicht viel los war...und er war voll aufgehetzt, hat mir erzählt das es sich jetzt ja garnicht mehr lohnen würde zu arbeiten, er würde mit seiner Arbeit nur etwas mehr verdienen...und die ganzen Sozialschmarotzer würden das jetzt alle ausnutzen und man müsste den faulen Schweinen mal richtig Feuer unterm Arsch machen etc, ihr kennt diese Vorurteile ja.


    Hab ihm dann erstmal gesagt das die BILD etc gerade massiv Propaganda betreibt und sich von H4 zum Bürgergeld eigentlich nicht viel geändert hat, die Erhöhung von 450 auf 500€ ist ein Witz, die 50€ werden von der Inflation mehr als aufgefressen, eigentlich ist es keine Erhöhung sondern eine Senkung der Sozialleistung...und Sanktionen von 30% sind ja auch weiterhin möglich...das mit den Sanktionen war ihm aber garnicht bekannt, bei ihm ist nur die Propaganda angekommen.


    Dann hab ich ihm noch gesagt das er als Arbeitnehmer - der an der Kasse bei Rewe sitzt = Niedriglohnsektor - seine Verhandlungsposition (bzw die aller Arbeitnehmer) gegenüber dem Chef (bzw gegenüber allen Arbeitgebern) kaputt macht, als Arbeitnehmer hat man eine bessere Verhandlungsposition wenn es hohe Sozialleistungen und einen hohen Mindestlohn gibt...bzw umgekehrt ist es halt so das er einen solch schlechten Niedriglohn (über den er sich ja aufgeregt hat) von seinem Chef bekommt weil er sich eben nicht für mehr Mindestlohn und Sozialleistungen einsetzt, je niedriger der Mindestlohn und je schlechter die Sozialleistungen desto schlechtere Löhne kann ein Arbeitgeber zahlen, so einfach ist das.

    Da hat er mich ziemlich komisch angeguckt, ich glaube er hatte große Probleme diesen Sachverhalt mit seinem Weltbild in Einklang zu bringen.


    Gerne hätte ich mir noch seine Antwort angehört, aber an der Stelle kam dann der nächste Kunde und ich hab noch einen schönen Tag gewünscht.

  • Ich habe mal versucht, einem Familienangehörigen zu erklären, was damit gemeint ist, wenn linke von "Ausbeutung" sprechen. Der Mann hat nur Hauptschule gemacht, war früher Bergmann, dann mal kurz Wirt einer kleinen Kneipe, ging dann aber pleite und ist dann die letzten zwanzig Jahre lang LKW für lokale Unternehmen gefahren. Also eigentlich optimale Zielgruppe Arbeiterklasse.


    Neben ihm in der Vorstadt wohnt ein Millionär in so einer modernen Villa mit riesen Grundstück und Indoor Pool. er fährt natürlich den dicksten Benz und seine erwachsenen Kinder Porsche und Audi. Mit dem versteht er sich gut, weil der privat ein netter Typ und ein ordentlicher Nachbar ist.

    Der Millionär hat schon drei Kapitalgesellschaften mit beschränkter Haftung in den Sand gesetzt, aber dabei pesönlich nie so große Verluste gemacht, dass er selbst irgendwo als Angestellter hätte arbeiten, oder sein großes Haus verkaufen müssen, und seine vierte Firma lief jetzt schon seit zehn Jahren ganz gut.


    Ich sage also zum Arbeiter: "Was glaubst Du warum Dein Nachbar Angestellte hat? Will der denen unbedingt Arbeitsplätze geben, weil er so nett ist, oder kann er einfach mit Angestellten mehr verdienen, als wenn er Soloselbständig wäre, und sich und seinen Kindern Dicke Autos kaufen, während Du nur einen Kleinwagen fährst?"

    Sagt der Arbeiter: "Ja natürlich verdient der mehr Geld, weil er Angestellte hat. er ist ja schliesslich Unternehmer. Der hat doch ein viel größeres Risiko als seine Angestellten!"

    Sage ich:" Ja aber warum hat er denn eine dicke Villa und einen fetten Benz, wenn er schon dreimal Pleite gegangen ist und alle seine Leute rausschmeissen musste? Wer hat denn da das größere Risiko? Er oder seine Angestellten?"

    Sagt er: "Ach, ihr müsst immer alles schlecht reden. Wenn er nicht betrogen hat, dann hat er das auch verdient. Fertig."


    Er sagt übrigens auch schon immer, dass das ja wohl nicht sein kann, dass Leute die nichts arbeiten überhaupt Geld vom Staat bekommen. Er hat schliesslich schon im Bergwerk malocht, seit er 14 ist und noch nie irgendwelches Geld vom Staat genommen.


    Deutsche Arbeiterklasse im 21. Jahrhundert.

  • Er sagt übrigens auch schon immer, dass das ja wohl nicht sein kann, dass Leute die nichts arbeiten überhaupt Geld vom Staat bekommen. Er hat schliesslich schon im Bergwerk malocht, seit er 14 ist und noch nie irgendwelches Geld vom Staat genommen.

    Hab mich mal vor nich all zu langer Zeit mit ner Köchin unterhalten und ka wie wir drauf kamen, aber kamen auf Steuererklärung und das man Sachen von der Steuer absetzen kann und Freibeträge und so. Und da hat die ernsthaft zu mir gesagt, dass es ja unfair wäre, wenn sie vom Staat da Geld zurück bekommen würde, daher will sie keine Steuererklärung machen....


    edit:

    ach und was ich schon öfter, auch innerhalb der Familie gehört hab war die fast schon stolze Aussage "Ich hab noch nie Geld vom Staat genommen, selbst als ich arbeitslos geworden bin hab ich mich nicht gemeldet. Ich lieg doch keinem anderen auf den Taschen"

  • Tja, das haben die Privaten und konservativen Medien schön hinbekommen. Habe früher in Ferienjobs hauptsächlich am Bau gearbeitet - egal wo du eingesetzt würdest die heilige Dreifaltigkeit war Mettbrötchen, Stubbis und Bildzeitung/Express. Fällt mir immer schwer, denen Vorwürfe zu machen, man entsozialisiert sich fast unfreiwillig qua weiterführende Schule, Ausbildungsweg und Geld. Ich merke ja schon, dass ich in das mehr oder weniger Arbeitermilieu, aus dem ich stamme, nicht mehr wirklich integrierbar bin. Das geht nicht nur aus meiner Richtung so, sondern in merkwürdiger Form guckt man auf mich herab, war ich doch so lange "auf der Schule" und hätte die Gegend verlassen, um in die Stadt zu ziehen.

    Natürlich unterhält man sich über allerlei Ungerechtigkeiten, nicht selten wird einem zugestimmt. Aber die grünversiffte Studentin oder der 19 jährige Migrant aus dem nahen Osten, die sind als Feindbild irgendwo dann doch näher und greifbarer.

  • Wieso beziehst du dich auf seinen Nachbarn, von dem er bestimmt nicht im Detail weiß, wie die Betriebe geführt wurden? Er hat doch selbst als Lohnarbeiter gearbeitet. Wahrscheinlich hat er dabei andere Erfahrungen gemacht. Gerade bei handwerklichen Berufen ist es ziemlich offensichtlich für die Arbeiter, wie der Chef sein Geld verdient und wie ungerecht das ist.



    Er hat schliesslich schon im Bergwerk malocht, seit er 14 ist und noch nie irgendwelches Geld vom Staat genommen.


    Und wieso soll er deswegen nicht stolz sein? Arbeit ist Arbeit. Vielleicht fand er die Arbeit so sinnerfüllend, dass er sie sogar freiwillig ohne Lohn gemacht hätte (wenn er finanziell abgesichert wäre).

    Und eine andere Frage ist, unter welchen Bedingungen gearbeitet wird.

  • Aber die grünversiffte Studentin oder der 19 jährige Migrant aus dem nahen Osten, die sind als Feindbild irgendwo dann doch näher und greifbarer.

    Solche Themen bekommt man dann doch eher in Form von schon vorgefertigten Meinungsnarrativen von den Medien präsentiert. Was waren denn die tagtäglichen Ressentiments bei der Arbeit?


  • Richtig, du stellst andere Fragen..

  • Solche Themen bekommt man dann doch eher in Form von schon vorgefertigten Meinungsnarrativen von den Medien präsentiert. Was waren denn die tagtäglichen Ressentiments bei der Arbeit?

    Ne ernstgemeinte Frage? Dort herrscht gemeinhin ein enormes Reservoir an fragiler Männlichkeit, Mitläufertum (das gilt natürlich fast überall) und den damit einhergehenden typischen Ressentiments die es je nach Zusammenstellung so gibt: Ein bisschen Rassismus hier, ein wenig Frauengeringschätzung da, das übliche halt. Interessanterweise sind Bekannte, die mit mir Abi gemacht haben aber dann ins Handwerk gewechselt sind erst nach der Schulzeit konservativ assimiliert worden - die waren vorher eigentlich eher progressiv. Wobei ich vor der Studienzeit ohnehin auch noch viiiiiel konservativer war. Diese Strukturen bekommt man durch das Festhalten an den verschiedenen Systembedingungen nur sehr schwer aufgelöst. Ich erzähle hier doch nix Neues..

  • Ne ernstgemeinte Frage? Dort herrscht gemeinhin ein enormes Reservoir an fragiler Männlichkeit, Mitläufertum (das gilt natürlich fast überall) und den damit einhergehenden typischen Ressentiments die es je nach Zusammenstellung so gibt: Ein bisschen Rassismus hier, ein wenig Frauengeringschätzung da, das übliche halt. Interessanterweise sind Bekannte, die mit mir Abi gemacht haben aber dann ins Handwerk gewechselt sind erst nach der Schulzeit konservativ assimiliert worden - die waren vorher eigentlich eher progressiv. Wobei ich vor der Studienzeit ohnehin auch noch viiiiiel konservativer war. Diese Strukturen bekommt man durch das Festhalten an den verschiedenen Systembedingungen nur sehr schwer aufgelöst. Ich erzähle hier doch nix Neues..

    Mir geht es um Probleme wie Unzufriedenheit am Arbeitsplatz und die Gründe dafür. Hast du da nix mitbekommen?

  • Du hast mich zunächst bzgl. der Ressentiments gefragt. Kann ja nur auf das antworten, was Du gefragt hast.


    Und auch bei deiner zweiten Frage würde ich dir entsprechende Literatur empfehlen, aber da kennst du dich a) besser aus und b) ich hab keine lust mehr.

  • Und wieso soll er deswegen nicht stolz sein? Arbeit ist Arbeit. Vielleicht fand er die Arbeit so sinnerfüllend, dass er sie sogar freiwillig ohne Lohn gemacht hätte (wenn er finanziell abgesichert wäre).

    Er konnte es sich allerdings auch überhaupt nicht aussuchen wo er arbeiten musste, damals in den 50er Jahren, weil ihn seine Eltern aus dem Bayerischen Wald, wo er herkam, mit 14 jahren von der Schule genommmen und den Ruhrpott geschickt hatten, wo sie damals Bergleute für das Wirtschaftswunder brauchten, weil sie es sich nicht mehr leisten konnten, ihn und seine drei Brüder weiter durchzufüttern.

    Ich weiß ja nicht, ob Du schon mal ein Bergwerk von innen gesehen hast, aber er hat mir erzählt, dass sie die ganz jungen Azubis wie ihn natürlich in die engsten Stollen geschickt haben, weil sie kleiner waren als die Ausgelernten und da noch irgendwie reingepasst haben.


    Ob er irgendwie "Stolz" auf seine Arbeit ist, weil man ihm schon eingetrichtert hat, dass harte Arbeit für seinesgleichen die angemessene Lebensaufgabe ist, als sein Gehirn noch nicht mal fertig ausgewachsen war, ist im übrigen völlig irrelevant.

    Dass er komplett verinnerlicht hat, dass ein Unternehmer mehr Geld verdient hat als ein Arbeiter, weil er ein unternehmerisches Risiko trägt ist das Problem.


    Wieso beziehst du dich auf seinen Nachbarn, von dem er bestimmt nicht im Detail weiß, wie die Betriebe geführt wurden? Er hat doch selbst als Lohnarbeiter gearbeitet. Wahrscheinlich hat er dabei andere Erfahrungen gemacht.


    Und natürlich hat er das selbe auch über seine eigenen späteren Arbeitgeber aus dem deutschen Mittelstand gesagt. Den Millionär haben wir nur angesprochen, weil der halt sein Nachbar war und weil er schon drei Insolvenzen erfolgreich ohne großes Risiko hinter sich gebracht hatte.


    Meine Mutter, die zwar nicht im Bergwerk schuften musste, aber auch seit sie 14 Ist Lohnarbeit in Mittelständischen Unternehmen verrichten durfte, weil ihre eigenen Eltern auch nur ihre Schwester wenigstens noch bis zum Realschulabschluss durchbringen konnten, sagt im Prinzip genau das gleiche. Natürlich waren ihre Chefs ihrer Ansicht nach alle Idioten, aber denen ihre Firma wegzunehmen und den Laden mit den KollegInnen selbst zu organisieren wäre auch ihr niemals eingefallen, weil das halt einfach so ist und schon immer so war, dass es Leute gibt, die die Ansagen machen und den Gewinn einstreichen, und welche die sie ausführen und dafür einen Arbeitslohn bekommen. Stramme sPD-Wählerin, natürlich - und ebenfalls der Ansicht, dass nur "Asoziale" sich vom Staat für's Nichtstun bezahlen lassen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!