Diskussionen zu Interessanten News, Sendungen, Links und sonstigen Aufregern des Tages


  • Was ich bei Flasspöhler nicht unter einen Hut bekomme ist, dass sie einerseits - wie ich finde größtenteils völlig zu recht! - beklagt, dass sich Empfindsamkeit gegenüber anderen Menschen immer mehr in individuelle Empfindlichkeit und Empörung gegenüber als unsensibel empfundenen Anderen verwandelt, und andererseits in Talkshows sitzt, und - zumindest indirekt - die individuelle Empfindlichkeit von ImpfgegnerInnen verteidigt.


    Auch Precht macht eigentlich einen guten Punkt, wenn er die These aufstellt, das ständige Moralisieren aus persönlicher Betroffenheit sei die Kehrseite einer "freiheitlichen Gesellschaft", in der sich jedes Individuum dazu legitimiert fühle, seine persönliche Befindlichkeit zu veröffentlichen. Aber gleichzeitig sitzt er in Talkshows und verteidigt in der Pandemiediskussion das bürgerliche, individuelle Freiheitsideal gegen den übergriffigen Staat.


    Da stimmt einfach was nicht mit der "philosophischen" Analyse.

  • puh. das gespräch beim precht war ja tatsächlich bemerkenswert.

    am anfang hatte es schon riefenstahl vibes, als sie sich über die fehlende erotik vom jan im vergleich zum soldatischen mann unterhalten.

    oder als precht behauptet, der moderne, gefühle zeigende mann wiederspreche der kulturgeschichte des rationalen denkens. als ob sich seiner gefühle bewusst zu werden, nicht eigentlich das rationalste überhaupt ist und tatsächlich die saufenden und schlagenden nachkriegsmänner ein problem mit ihren gefühlen hatten.


    ich glaube, dass sind die fehler die einem passieren, wenn man unbedingt eine diskussion gegen den vermeintlichen mainstream führen will und deshalb das nachdenken schon einstellt, wenn das argument nur genug kanten zum dran stoßen hat. precht und flaßpöhler werden da opfer ihrer eigenen belesenheit.

  • Ich bin ja auch dafür erstmal jedem Lebewesen gegenüber kooperativ zu sein, solange ich nicht in den Arsch gebissen werde. Ich würde kein Unterschied machen ob ein Haider im Auto verreckt, ein Polizist oder eine Nonne, jeder hat erstmal Würde und Hilfe verdient ...


    Aber manchmal entstehen auch absurde Gesellschafts-Umstände in denen man ruhig sagen kann es scheint einem absurd, ohne den Einzelnen verletzen zu wollen.

  • wenn die Anliegen von BLM und metoo als persönliche Empfindlichkeiten geframt werden.


    Ich unterstelle jetzt mal sowohl Precht als auch Flaßpöhler, dass es ihnen dabei nicht um die Anliegen von Rassismus betroffener nicht-weißer Menschen oder von Opfern von sexuellem Missbrauch geht, sondern um den hoch emotionalen Charakter der öffentlichen Diskussion darüber, die nicht selten gerade von Leuten maßgeblich befeuert wird, die selbst gar nicht unmittelbar betroffen sind, weil sie weder "BIPOC" noch Opfer sexueller Unterdrückung sind, sich aber trotzdem fürchterlich darüber empören und in ihrem persönlichen Moral-Empfinden angegriffen fühlen, wenn man ihnen dabei nicht vollumfänglich zustimmt.


    Wenn man sich die Reaktionen von "links"-twitter auf die Sendung ansieht, dann zeigt sich das - zumindest in dieser linken bürgerlich-liberalen Blase - ziemlich exemplarisch. Da wird sogar vor dem Vorwurf der Holocaust-Relativierung nicht zurück geschreckt.


    Gilt aber natürlich - und darauf weißt Flasspöhler ja auch hin - ebenfalls und schon immer für den eher konservativen bis reaktionären Teil der bürgerlichen Mitte.

  • Ich unterstelle jetzt mal sowohl Precht als auch Flaßpöhler, dass es ihnen dabei nicht um die Anliegen von Rassismus betroffener nicht-weißer Menschen oder von Opfern von sexuellem Missbrauch geht, sondern um den hoch emotionalen Charakter der öffentlichen Diskussion darüber, die nicht selten gerade von Leuten maßgeblich befeuert wird, die selbst gar nicht unmittelbar betroffen sind, weil sie weder "BIPOC" noch Opfer sexueller Unterdrückung sind, sich aber trotzdem fürchterlich darüber empören und in ihrem persönlichen Moral-Empfinden angegriffen fühlen, wenn man ihnen dabei nicht vollumfänglich zustimmt.


    Wenn man sich die Reaktionen von "links"-twitter auf die Sendung ansieht, dann zeigt sich das - zumindest in dieser linken bürgerlich-liberalen Blase - ziemlich exemplarisch. Da wird sogar vor dem Vorwurf der Holocaust-Relativierung nicht zurück geschreckt.


    Gilt aber natürlich - und darauf weißt Flasspöhler ja auch hin - ebenfalls und schon immer für den eher konservativen bis reaktionären Teil der bürgerlichen Mitte.

    Ja, vielleicht. Ich höre das mal ganz unvoreingenommen zu Ende und editiere dann ggf. meinen 60sek Eindruck nochmal.

  • Ich unterstelle jetzt mal sowohl Precht als auch Flaßpöhler, dass es ihnen dabei nicht um die Anliegen von Rassismus betroffener nicht-weißer Menschen oder von Opfern von sexuellem Missbrauch geht, sondern um den hoch emotionalen Charakter der öffentlichen Diskussion darüber,

    ist aber schade, wenn zwei öffentlichkeits-profis, die ihr geld mit reden und texten verdienen, so vage bleiben, dass man sich nicht sicher sein kann.

  • Wenn man sich die Reaktionen von "links"-twitter auf die Sendung ansieht, dann zeigt sich das - zumindest in dieser linken bürgerlich-liberalen Blase - ziemlich exemplarisch.

    Aber genau hier probiert die Frau Bleisch ja wenigstens etwas zu differenzieren. Die Twitteria sollte man als Empörungsmedium erst mal im Wesentlichen von dem gesamten Kontext entkoppeln. Richtigerweise erkennt ja auch Svenja Flaßpöhler das auf ähnliche Weise, nur scheint es dennoch ihre Gedanken überproportional in diese Richtung zu beeinflussen. Denn es ist doch so: Bei all der Diskussionen, wie viel Empörung etc. zu Grunde liegt, das Tocqueville-Paradox muss doch nicht zwangsläufig als Faktum im Raum stehen, dass es jetzt nur noch penibelst mimosenhaft auf kleinste Differenzen hingewiesen wird, weil wir bereits gegen ein Maximum an Gleichheit konvergiert sind. Ich nehme doch mal schwer an, dass hier wirklich die meisten davon überzeugt sind, dass es immer noch keine absolute Gerechtigkeit (die es als solche ja vermutlich auch nie geben wird, das ist mir bewusst) vorliegt. Das jetzt als Empfindsamkeit der jeweiligen Gruppe zu marginalisieren bzw. negativ zu kontextualisieren aufgrund mangelnder Resilienz, das erscheint mir wenig dienlich für den weiteren Verlauf der Diskussion.

  • Hab jetzt eine Minute geguckt und eigentlich schon keine Lust mehr, wenn die Anliegen von BLM und metoo als persönliche Empfindlichkeiten geframt werden. Was soll der Scheiss?

    So, nach eineinhalbmaliger Durchsicht konnte sich mein Ersteindruck nicht wirklich verbessern. Spannend wurde es für mich sehr kurz erst und nur nach 30 min, als Svenja dann mehr zufällig und mit äußerst fragwürdigem Einstieg auf einen gesellschaftlich strukturellen Hintergrund zu sprechen kommen wollte. Auf die Ausformulierung war ich sehr gespannt, nur wurde sie leider von David sofort eingefangen, der lieber über die Ausbeutung von Milchkühen weitersprechen wollte. So schade wie grotesk. Aber vielleicht wollte er sie da auch vor sich selbst schützen.


    Ein völlig absurde Show.


    Ich unterstelle jetzt mal sowohl Precht als auch Flaßpöhler, dass es ihnen dabei nicht um die Anliegen von Rassismus betroffener nicht-weißer Menschen oder von Opfern von sexuellem Missbrauch geht, sondern um den hoch emotionalen Charakter der öffentlichen Diskussion darüber, die nicht selten gerade von Leuten maßgeblich befeuert wird, die selbst gar nicht unmittelbar betroffen sind, weil sie weder "BIPOC" noch Opfer sexueller Unterdrückung sind, sich aber trotzdem fürchterlich darüber empören und in ihrem persönlichen Moral-Empfinden angegriffen fühlen, wenn man ihnen dabei nicht vollumfänglich zustimmt.


    Wenn man sich die Reaktionen von "links"-twitter auf die Sendung ansieht, dann zeigt sich das - zumindest in dieser linken bürgerlich-liberalen Blase - ziemlich exemplarisch. Da wird sogar vor dem Vorwurf der Holocaust-Relativierung nicht zurück geschreckt.


    Gilt aber natürlich - und darauf weißt Flasspöhler ja auch hin - ebenfalls und schon immer für den eher konservativen bis reaktionären Teil der bürgerlichen Mitte.

    Ich hab mir jetzt keine Twitter Reaktionen dazu angeschaut. Ich kann mir aber vorstellen, wie da argumentiert wird. Ich kann aus dem Interview trotzdem nichts positives Gewinnen.


    Wenn das eine Show sein sollte, die sich in erster Linie mit und für die Twitteria beschäftigt, halte ich sie erst recht für völlig überflüssig.


    In einem gesellschaftlichen-historischen Kontext betrachtet, finde ich sie eigentlich nur grotesk und dümmlich. Der David verbringt evtl. zu viel Zeit mit dem Markus.

  • Den Artikel aus dem FAZ-Feuilleton kann man da schon als halbwegs sauber argumentierten Debattenbeitrag in der bürgerlichen Gesellschaft sehen, auch wenn die Autorin sich zwischenzeiltlich dazu hinreissen lässt, den von Precht so lapidar (und blödsinnig) beklagten Mangel an "Erotik" am Arbeitsplatz zu einer Apologie sexistischer, toxischer Männlichkeit aus dem letzten Jahrhundert umzuinterpretieren, und damit leider genau die selbe Verabsolutierung der Gegenposition zu betreiben, die sie den üblichen Verteidigern der Freiheit™ wider die Corona-"Diktatur" zu recht vorwirft.


    Der Artikel in der Frankfurter Rundschau liest sich allerdings so, als habe der Autor ihn aus den einschlägigen tweets der linken liberalen Empöreria zusammengecopypastet, und bestätigt damit eigentlich jedes abgedroschene Vorurteil, das man sich im konservativen bis hart-rechten Lager so über "linke" Empörungs- und Cancel-Kultur zusammenspinnt.


    Aber natürlich alles - Precht, Flasspöhler, FAZ und FR - immer schön im Rahmen der bürgerlichen Moral.

  • Wenn das eine Show sein sollte, die sich in erster Linie mit und für die Twitteria beschäftigt, halte ich sie erst recht für völlig überflüssig.

    Das ist ja das Problem, weil sich auf twitter eben nicht nur irgendwelche "blasen" bilden, sondern ganz handfest politische Propaganda betrieben wird und sich auch die versammelte Journaille da herumtreibt, um den nächsten "Skandal" aufzudecken.

    In einem gesellschaftlichen-historischen Kontext betrachtet, finde ich sie eigentlich nur grotesk und dümmlich. Der David verbringt evtl. zu viel Zeit mit dem Markus.

    Das stimmt allerdings.

  • Das ist ja das Problem, weil sich auf twitter eben nicht nur irgendwelche "blasen" bilden, sondern ganz handfest politische Propaganda betrieben wird und sich auch die versammelte Journaille da herumtreibt, um den nächsten "Skandal" aufzudecken.

    Eben. Aber dann würde ich von unseren Philosophen erwarten, dass sie eine solche "Diskussion" auch entsprechend darauf ausrichten und genau dieses Problem behandeln. Ich hätte ihnen das zumindest zugetraut, wenn das auch tatsächlich ihr Ansinnen wäre.

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