Diskussionen zu Interessanten News, Sendungen, Links und sonstigen Aufregern des Tages

  • Alles was du mir bewiesen hast ist, dass du hier seit Jahren das gleiche immer neu formulierst und dir dabei selten die Zeit nimmst dich kurz zu fassen.

    Mal abgesehen davon das man dir und vielen anderen das selbe vorwerfen könnte(seit Jahren das gleiche)...um sich kurz zu fassen muss man sich doch keine Zeit nehmen, so einen Einzeiler hinrotzen kann jeder schnell und ist doch kein Zeichen von Qualität oder ähnl. ...Zeit nehmen muss man sich eher wenn man einen ausführlichen Beitrag schreibt, so wie Utan das halt immer macht, auch wenn die Texte manchmal sehr lang sind und man nicht immer die Zeit hat das alles zu lesen...so ist das doch einfach nur ein Hinweis darauf das Utan versucht sich Mühe zu geben und Zeit nimmt Sachverhalte möglichst gut zu erklären.

    Dabei legst du einen interessanten Umgang mit Widerspruch an den Tag, wahrscheinlich weil du von deiner Diskurshoheit hier in einem "'linken' Forum" (warum auch immer der Käs aufpoppt) ausgehst.

    Was für einen Widerspruch meinst du eigentlich?


    Du wirst das vermutlich abstreiten und total anders sehen, aber inhaltlich kam von dir und den paar anderen Leuten hier nicht besonders viel, meist hat es sich einfach nur gegen Utan persönlich gerichtet, wurde hier schon mehrmals angesprochen.

    Verlang ich da jetzt zu allem die fertige Lösung von dir?

    Nein. Ich verlange wenn dann, dass du die Diskussion darüber zulässt. Noch besser natürlich wäre, wenn du die Kritik annimmst und dich an einer möglicherweise daraus entstehenden Diskussion beteiligst.

    Achso...Utan ist also ganz alleine schuldig und lässt die Diskussion nicht zu, alle anderen Beteiligten sind natürlich total unschuldig und haben sich genau richtig verhalten. Na dann ist ja alles ok.


    Und ich dachte schon eine inhaltliche Diskussion wurde ursprünglich von den Leuten verhindert die Utan hier die ganze Zeit blöd anmachen.

  • Achso...Utan ist also ganz alleine schuldig und lässt die Diskussion nicht zu, alle anderen Beteiligten sind natürlich total unschuldig und haben sich genau richtig verhalten. Na dann ist ja alles ok.

    jup! Genau das habe ich da geschrieben und zum Ausdruck bringen wollen.


    Und ich dachte schon eine inhaltliche Diskussion wurde ursprünglich von den Leuten verhindert die Utan hier die ganze Zeit blöd anmachen.

    eben, alle anderen einfach nur am trollen

    (kack Faschos!)

  • Mhm, vieles liest sich nach corona burnout. Oder haben die anstehenden Wahlen damit zu tun? Ich hab das Gefühl, dass hier vor ein paar Wochen irgend ein Schalter umgelegt wurde. 🤔

    Oder es ist der Sommer der massiv abgekackt ist.. Das Klima hat schon enormen Einfluss auf´s Wohlbefinden.

  • Es ist vielleicht ein naiver Gedanke, aber daher versuche ich in meinem Umfeld die Köpfe dahingehend so weit ich kann schon zu primern. Das öffnen der GedankenBox ist dann so ein rhetorisches Bild zB.

    ...darf ich fragen was innerhalb dieser Vorgänge so Deine Erfahrungen sind? Was hab ich schon, auch gerne mal zu Weihnachten, mit der Familie diskutiert?! Da ist von stark links bis ziemlich rechts alles vertreten. Auch arm und reich. Es ist wirklich kompliziert. Ich habe aber, um ehrlich zu sein, nur überzeugen können, indem ich bspw. von einem Ereignis berichtete oder jemanden mal irgendwohin mitnahm. Eine Theorie hat noch niemanden von irgendetwas überzeugt. Wirklich nie.

    Klar bietet er das. Aber Du denkst ja sicher nicht, dass ”Selbstverwirklichung, Bildung, Gleichberechtigung, Emanzipation usw. usf." von mir abgeschafft werden sollen oder in meinen Wunschbild keine Rolle spielen, oder doch?

    Nein, natürlich nicht! Ich glaube, dass ich hier gerne mal in jedem Wunschbild jedes Mitforisten mal leben würde. Leider geht das nicht und ich bin mittlerweile auch etwas traurig darüber, wie verbittert alles wurde. Ich hab daran auch meine Aktie, aber dieses Belehrende, dieses Absprechen jeder Fantasie, Offenheit oder auch einfach Intelligenz, kränkt. Und irgendwann ist dann der Kaffee auf. Aber...nein, ich glaube Dir dass Du Selbsverwirklichung, Bildung, etc. nicht abschaffen willst. Der Punkt ist nur, dass das Dinge sind, die für mich alles andere als eine „Selbstverständlichkeit“ sind und die ich demnach nicht mal zu 10% aufs Spiel setzen will. Eine offene und tolerante Gesellschaft ist nämlich womöglich auch kein Naturzustand.


    Die Erfahrungen, die Menschen mit Systemen machten, die als „bessere Welt“ ins Rennen gingen, endeten all zu oft als Alptraum. Daher sage ich mir einfach; „tue möglichst gutes und warte nicht auf bessere Zeiten. Versuche Deiner Familie möglichst täglich eine Freude zu machen. Setze Dich für nachhaltige Projekte ein. Überzeuge Entscheidungsträger davon und bescheiße niemanden dabei. Sei nett zu Deinen Kollegen. usw.“ Das alles ist schon schwer genug und es klingt nach Biedermeier. Es ist wahrscheinlich auch Biedermeier und furchtbar unpolitisch, aber ich werde vielleicht mehr für alle erreichen, wenn ich eine wirtschaftliche Lösung für ein nachhaltiges Klimaschutzprojekt im Rahmen einer Bioabfallvergärungsanlage ersonnen habe, als wieder und wieder den besten Klimaschutz Klassenkampf zu agitieren. Das würde ich hier manchmal auch gerne ausführen. Ursprünglich wollte ich nur über Klima und Kunstzeug quatschen.


    Mich hat diese Polemik mittlerweile sehr verschreckt, daher... stehen „Inhalte“ gerade irgendwie auch hinten an. Das wären in meinen Augen sogar konkrete „Entfaltungs- und Gestaltungsmöglichkeiten“, die es heute schon gibt. Warum geht es hier so derart selten um vorhandene Möglichkeiten und wenn dann nur als Vorlage für die nächste Polemik? Man kann heute auch schon super gestalten. Verstehst Du mich?

    Eine ehrliche und echte Sozialdemokratie hat es vielleicht mal gegeben und diese will ich nicht verteufeln. Das, was sich heute so nennt, scheint mir aber nicht potent genug, um die aktuellen Entwicklung aufzuhalten, umzukehren, geschweige denn Raum für notwendige Paradigmenwechsel zu schaffen. So ehrlich muss man schon sein. Meinste nicht?


    Ich will halt keine Verwaltung des Zerfalls. Ich hab Kinder. Wir können es uns mMn nicht leisten alten Zerrbildern aus Gewohnheit hinterherzutrauern.

    Ja, die Bundes-SPD ist fürn Arsch. Haste recht. Ich glaube aber, ich wähle die diesmal trotzdem. Ich will einen Wechsel und mag unseren Bürgermeister(SPD). Ist vielleicht ne alberne Begründung, aber bevor dann wieder rumgejammert wird, warum keiner mehr die SPD gewählt hat und deshalb vielleicht entscheidende Mehrheiten für den Wechsel fehlten, wähle ich diesen unsympathischen Sparkassendirektor namens Scholz. Hauptsache die CDU ist aus der Regierung. Um mehr geht es bei dieser Wahl auch erstmal nicht.


    Verwaltung des Zerfalls? Ich nehme das wirklich anders wahr; ich sehe viele Möglichkeiten und glaube einfach, man sollte sie, nein man muss sie nutzen!

  • ...um sich kurz zu fassen muss man sich doch keine Zeit nehmen, so einen Einzeiler hinrotzen kann jeder schnell und ist doch kein Zeichen von Qualität oder ähnl.

    Nein, hinrotzen, dazu bedarf es nicht viel Zeit. Allerdings kann man auch längere Texte sinnvoll eindampfen, wenn man sich denn die Zeit dazu nimmt. Mein Verweis in diese Richtung gründet auf einem Brief Blaise Pascals, in dem er sich eben dafür entschuldigte dass er keine Zeit hatte sich kürzer zu fassen. Bei Wikiquote zu finden.

  • Ich verlange wenn dann, dass du die Diskussion darüber zulässt.

    Was soll das? Ich bin hier nicht der Hausherr. Ich kann niemand daran hindern hier zu schreiben was er will.


    Nur weil ihr drei-vier Jungs mich jetzt plötzlich kollektiv als Buhmann auserkoren habt, heißt das doch nicht, dass ich hier der Diktator bin.


    Geht's noch?

  • Ich hab das Gefühl, dass hier vor ein paar Wochen irgend ein Schalter umgelegt wurde.

    ich habe ja so eine idee dazu, wer hier als erster mit dem "Narrativ" ankanm, dass die Linken eigentlich die neuen Faschisten seien...


    :/


    Ach nee. An dessen verlogener Heuchelei war ja neuerdings auch nur ich schuld.

  • Disclaimer: Das sage ich jetzt nicht als Mod, sondern als jemand, dem das Forum schon irgendwie etwas bedeutet und auch etwas am Forenfrieden gelegen ist.


    Die Diskussion (egal welche) leidet ungemein daran, dass hier persönliche Angriffe erfolgen, verletzte Befindlichkeiten sich jetzt dauerhaft gegenseitig als Gegner ausgemacht haben und damit die Sprache dauerhaft angespannt ist. Ständig wird bewusst oder aus der Emotion heraus die eine Gruppe gegen die andere ausgespielt, vereinfacht, absolutiert und ggf. sogar absichtlich etwas falsch verstanden. Ich persönlich hab keinen Bock auf diesen Mist und werde jetzt aus Prinzip auch keine Likes mehr vergeben, die in irgendeiner Form an eine Diskussion gekoppelt sind - das verhärtet die Fronten nämlich auch ungemein. Ich klinke mich aus dieser Diskussion hier jetzt auch aus oder probiere so defensiv wie möglich zu bleiben, bevor wieder losgebissen wird.


    Ich möchte euch einfach nur nochmal daran erinnern, dass ihr alle eigentlich nicht so weit voneinander entfernt seid, wie es teilweise hier wirkt. Und wenn ihr das selbst nicht so seht, dann akzeptiert den Umstand und hört auf dem jeweils anderen einen Strick aus der jeweiligen Meinung/Einstellung oder meinetwegen auch Ideologie (was ein verbranntes Wort) zu drehen.


    Lange Rede, kurzer Sinn: Reißt euch gefälligst mal zusammen. Dem Geist der vergangenen Pandemie noch nachträglich die Genugtuung zu geben, dass man sich hier zerfleischt, das geht mir gehörig aufs Scrotum.

  • Was soll das? Ich bin hier nicht der Hausherr. Ich kann niemand daran hindern hier zu schreiben was er will.


    Nur weil ihr drei-vier Jungs mich jetzt plötzlich kollektiv als Buhmann auserkoren habt, heißt das doch nicht, dass ich hier der Diktator bin.


    Geht's noch?

    Es gibt auch andere Formen des Zulassens oder Nichtzulassens als die diktatorische.

  • In den letzten 7 Tagen habe ich hier 8 Beiträge verfasst die allesamt überhaupt nichts mit dieser leidigen Befindlichkeits-Diskussion zu tun hatten und sich entweder auf externe Quellen oder auf ein Interview von Tilo bezogen.


    (Die anderen Beiträge mit externen Quellen, die sich auf die Klima- bzw. Kapitalismuskritik-Debatte bezogen, habe ich jetzt mal nicht mit einberechnet, weil es dabei ja auch schon wieder um Befindlichkeiten ging.)


    Dazu hat sich so gut wie gar niemand in irgendeiner Form geäußert. Der Einzige dieser Beiträge, der zu einer "Diskussion" geführt hat - an der ich mich nicht beteiligt habe - war einer, der sich auf einen tweet von Wolfgang m. Schmitt über Amazons neue wokewashing-Richtlinien für die hauseigene Filmproduktion bezog.


    Ich finde es bezeichnend, auf welche Themen hier letzterdings besonders engagiert reagiert wird.

    Das sind zu einem großen Teil solche - es wurde auch von anderen schon erwähnt - die sich mit der Kritik an "linken" Blödheiten beschäftigen und besonders gerne im konservativen bis scharf rechten Lager und in der Springer-Presse skandalisiert werden.

    Wer ein Beispiel dafür sucht, wie sich die "bürgerliche Mitte" gegen linke Kritik zu immunisieren versucht, indem sie linke Positionen ins Groteske verzerrt, der wird bei dieser Thematik garantiert fündig.


    Damit behaupte ich explizit nicht, dass hier irgendwer rechts sei, sondern nur, dass diese Skandalisierung von - für tatsächlich Linke SystemkritikerInnen eigentlich eher nebensächlichen - Aufreger-Themen offenbar auch in nicht-rechten Kreisen immer mehr haltlose Empörung erzeugt. Und das funktioniert auch deshalb so gut, weil ein großer Teil der "liberalen" und bürgerlichen Medien sich daran beteiligen und zur Verbreitung dieser Empörungstrigger auf social media beitragen.

    Besonders gut verfängt diese "Kritik" an der angeblich weit verbreiteten "linken" Bevormundungs- und Gesinnungspolizei dann, wenn sich selbst ehemals als ErzkommunistInnen verschrienene Linke aktiv daran beteiligen und darüber immer mehr ins bürgerliche Lager abdriften.


    Wenn ich "bürgerlich" schreibe, dann meine ich damit nicht "rechts" oder "Nazi", sondern vor allem eine Haltung, die sich gegenüber der "bürgerlichen Gesellschaft" und ihrem Selbstverständnis als "freie" und "offene" Gemeinschaft mündiger, demokratisch gesinnter BürgerInnen, die ein selbstbestimmtes Leben führen und dieses Selbstempfinden als individuelles Recht einfordern, zumindest unkritisch, oder offen affirmativ zeigt.


    Die linke Kapitalismus- und Ideologiekritik, die ich und ein paar wenige andere hier seit Jahren zu erklären versuchen, wendet sich absolut nicht gegen ein demokrtisches Zusammenleben freier, selbstbestimmter und mündiger Individuen. Im Gegenteil: Vor allem die Freiheit, über die Art und Weise der eigenen Lebensführung in der Gesellschaft zu bestimmen ist und war schon immer das ureigenste Anliegen der Linken. Marx & Engels haben das im "Kommunistischen Manifest" auf eine einfache Formel herunter gebrochen:


    "An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für freie Entwicklung aller ist."


    Die beiden haben das nicht erfunden. Es ist nicht das Produkt ihrer eigenen ideologischen Verbohrtheit, sondern es war auch schon vor diesem Manifest der Antrieb aller links-revolutionären Bemühungen.


    Was die klassische und auch heutige Kapitalismuskritik kritisiert, ist nicht die Freiheit selbst, sondern die Illusion derselben. In einer Gesellschaft in der die allermeisten Menschen davon abhängig sind, einer Lohnarbeit nachzugehen, die sie dem Profitinteresse ihrer Arbeit-"geber" unterwirft, kann es keine Freiheit geben. (Und der Klimawandel erweitert dieses Problem der Unfreiheit auf die natürlichen Lebensbedingungen aller Menschen, indem er es ihnen selbst dort wo sie nicht unmittelbar lohnabhängig sind verunmöglichen wird, sich frei in der Natur zu bewegen.)


    Die "bürgerliche Gesellschaft" negiert dieses Faktum der defacto Unfreiheit der überwiegenden Mehrheit der Menschen in der kapitalistischen Marktwirtschaft. Sie hat es schon damals im 19. Jahrhundert getan und sie tut es heute noch. Sie muss es geradezu tun, um ihre eigene Existenz nicht zu gefährden.

    Das gesellschaftliche "Bewusstsein" - also das was gesellschaftlich als common sense, als realistische, pragmatische Sicht auf die herrschenden Verhältnisse gilt und die Grenzen dessen absteckt was gesellschaftlich Diskursfähig ist - ist ein Produkt von ideologie.


    Diese Ideologie ist nicht das alleinige Werk finsterer Strippenzieher oder neoliberaler Gesellschaftstheoretiker. Sie ergibt sich aus den gesellschaftlichen Verhältnissen selbst und wird durch sie reproduziert. Sie entsteht aus der Notwendigkeit, den eigentlich unauflösbaren Widerspruch zwischen dem Profitinteresse des Kapitals und dem Bedürfnis nach einem freien Leben (in einer intakten Natur) der an dessen Vermehrung arbeitenden Menschen aus dem gesellschaftlichen Bewusstsein zu tilgen.

    Die Freiheit des Individuums ist in dieser Gesellschaft lediglich die Freiheit, sich gesellschaftlich produziertes Eigentum privat anzueignen und es entweder in Form von käuflich erworbenen Waren zu verkonsumieren, oder es zur Produktion neuen Eigentums zu verwerten.


    Man muss kein Marxist sein, um zu erkennen, dass diese From der "Freiheit" des Einzelnen nur Bestand haben kann, wenn dafür die Freiheit anderer Einzelner weiter eingeschränkt bleibt. Die Ideologie der bürgerlichen Gesellschaft verklärt diesen unbestreitbaren, absolut menschengemachten Umstand zur natürlichen Entwicklung und die Ausbeutung der Arbeitskraft anderer Menschen (und der natürlichen Welt) zum Menschenrecht. Wer dagegen aufbegehrt wird zum Menschenfeind erklärt.


    Dabei wird aber eigentlich das Versprechen des Kapitalismus - bzw. (so wie Richard D. Wolff es in meinem obigen Zitat erklärt) der bürgerlichen Revolutionen, die ihn nach der Überwindung der Feudalherrschaften zur Grundlage des sozioökonomischen Gefüges machten - von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit permanent gebrochen. Und zwar nicht erst seit der neoliberalen "Wende" sondern schon seit aus diesen bürgerlichen Revolutionen gegen Ende des 18. Jh. die bürgerlichen Gesellschaften hervorgegangen sind.


    Dieses gebrochene Versprechen ist der Kern aller Widerstände - egal ob sie von links, rechts oder quer kommen - gegen die herrschende Ordnung. Der Unterschied zwischen dem linken Widerstand und dem rechten ist, dass ersterer die ungleichen materiellen Verhältnisse auflösen und demokratisieren will, die zu diesem permanenten Vertrauensbruch führen.

    Die rechten, und neuerdings auch die "bürgerlichen" Feinde der herrschenden Ordnung wollen das nicht. Sie wollen sich lediglich die Führung über die Gesellschaft aneignen und sie dann nach ihrem Willen, bzw. nach dem eines imaginären Volkes - also nach ihrer eigenen Ideologie - umformen, ohne ihre grundsätzlichen, materiellen Widersprüche aufzuheben.


    Jeder der nun meint, es sei der Freiheit, der Gleichheit und der Brüderlichkeit unter den Mitgliedern der Gesellschaft dienlich, in den Chor all jener einzustimmen, die schon seit Mitte des 19. Jh. , als Marx & Engels das Manifest verfassten, den linken Widerstand gegen die herrschenden Verhältnisse - bzw. im Fall der Grünen, gegen deren Symptome - zu einer wachsenden Bedrohung durch Bevormundung und Gesinnungsterror umzudeuten versuchten, macht sich - auch wenn er dabei eigentlich das genaue Gegenteil zum Ziel hat!!! - unweigerlich zum Erfüllungsgehilfen der rechten "Revolutionäre".

    Und im Gegensatz zu den paar linken KapitalismuskritikerInnen, die es heute überhaupt noch auf eine öffentliche Bühne schaffen, ist deren "populistisches" Potenzial um Größenordnungen stärker und sind deren Krigeskassen prall mit den Milliarden der kapitalistischen Profiteure gefüllt.


    Und wer jetzt meint, sich von diesem Text zu unrecht in irgendeine Ecke gestellt zu sehen, der sollte mal darüber nachdenken, warum er sich davon angesprochen fühlt.

  • Alles was du mir bewiesen hast ist, dass du hier seit Jahren das gleiche immer neu formulierst

    Das stimmt nicht. Ich lese zwar nicht oft Utans Beiträge in voller Länger, aber ich habe gemerkt, dass er nach inhaltlicher Kritik auch öfters seine Einstellungen in mancher Hinsicht zum IMO besseren geändert hat. Dass er keine Kritik annehmen würde, was auch nachdenklich behauptet, stimmt halt einfach nicht.

  • Apropos "Ecken" : )


  • Dazu hat sich so gut wie gar niemand in irgendeiner Form geäußert

    Das ist das mittlerweile wohl schon als klassisch zu bezeichnende Problem, dass Zustimmung bis mindestens mal keine Ablehnung selten zu größerer Reaktion führt.

    Das führt dann klar dazu, dass die Sachen welche dann ne Reaktion bekommen als entsprechend gewichtiger erscheinen.


    die sich mit der Kritik an "linken" Blödheiten beschäftigen

    Ich würde jetzt Kritik an den großen Konzernen nicht gerade als gegen linke ... bezeichnen. Auch wenn der Punkt "woke" dann doch der linken Seite eher zugeordnet wird. Auch da sehe ich den Kern der Kritik nicht auf das woke an sich bezogen.

    Wobei ich beim Thema woke doch sagen muss, dass ich die Ausmaße die das annimmt doch bedenklicher und weitreichender finde und es definitiv nicht als nur ne Blödheit ansehe, sondern als tatsächlich gefährliche Entwicklung.

    Auch wenn das bei uns noch immer nicht ganz so extrem angekommen ist, so merkt man die Tendenzen und die Entwicklung. Und dann schaut man zum großen "Vorbild" und dann sollte einen das schon etwas mehr besorgen. Aber vllt ist das ja dann auch nur von rechts beeinflusste und skandalisierte Meinung/Sorge.

    Hier zB Auszüge aus den aktuellen Auswirkungen an den Unis, aber Achtung ist bei einem auch schon (von manchen "Linken") dem rechten Lager zugeordneten und daher bestimmt tendenziös, manipulativ, skandalisierend und beeinflussend.




    Besonders gut verfängt diese "Kritik" an der angeblich weit verbreiteten "linken" Bevormundungs- und Gesinnungspolizei dann, wenn sich selbst ehemals als ErzkommunistInnen verschrienene Linke aktiv daran beteiligen und darüber immer mehr ins bürgerliche Lager abdriften.

    Vllt sehen die auch einfach nur eine größere Gefahr darin. Insbesondere darin es als ""linke" Blödheit" abzutun, daher nicht weiter zu beachten und es wie davor weiter metastasieren zu lassen(?).



    Dem ganzen bezüglich dem Empfinden bzw durch die eigene Lebenssituation quasi eingeschränkten verstehen, begreifen und vorstellen Könnens und damit auch definierens dessen was Freiheit ist und bedeutet stimme ich zu. Auch dass hier auf die Umstände und Verhältnisse hingewiesen und sie erklärt und deutlich gemacht werden müssen, gerade auch um das verstehen, begreifen und vorstellen Können erst zu ermöglichen.

    Genauso stimme ich der Kapitalismuskritik an sich zu.



    zu einer wachsenden Bedrohung durch Bevormundung und Gesinnungsterror umzudeuten versuchten, macht sich - auch wenn er dabei eigentlich das genaue Gegenteil zum Ziel hat!!! - unweigerlich zum Erfüllungsgehilfen der rechten "Revolutionäre".

    Also "for the greater good" zu anderen Dingen, welche man eventuell sogar auch als tatsächlich bedrohlich sieht, nichts sagen? Weil könnte der Gegenseite helfen?

    Ist hier nicht doch auch zu differenzieren? Ist da nicht doch nen großer Unterschied zwischen den Beschwörungen der "rechten" Kritiker, dass da "Bevormundung und Gesinnungsterror" drohen, teils dann sogar ohne substantielle Grundlagen. Und der Kritik an tatsächlichen Vorkommnissen, welche noch dazu eine Häufung und in ihrem Ausmaß Verstärkung erfahren, welche als Bedrohlich und Gefährlich empfunden werden? Ist das Problem hierbei, dass es Überschneidung mit "rechter" Kritik hat? Wenn nicht, warum wird das dann andauernd als ein Argument ins Feld geführt? Das ist doch genauso schädlich, da es die Behandlung des eigentlichen Themas be- oder sogar verhindert und unnötig verschiebt und damit sogar auch wieder die Aufmerksamkeit den "rechten" Talkingpoints zulenkt. Wenn man die Sorgen unbegründet findet und da inhaltlich anderer Meinung ist, dann kann man dem ja auch einfach auf der Ebene (der inhaltlichen) be- bzw. entgegnen.



    Und wer jetzt meint, sich von diesem Text zu unrecht in irgendeine Ecke gestellt zu sehen, der sollte mal darüber nachdenken, warum er sich davon angesprochen fühlt.

    Sollte eigentlich nicht passieren, da keiner direkt angesprochen wurde ;)

  • Also "for the greater good" zu anderen Dingen, welche man eventuell sogar auch als tatsächlich bedrohlich sieht, nichts sagen? Weil könnte der Gegenseite helfen?

    Nein. Ich habe mich hier doch selbst schon oft darüber beklagt, dass die Wahrnehmung der Linken als nur noch mit Identitätspolitik beschäftigten Berufsempörer*innen auch daher kommt, dass es die ja leider gibt und dass sie zu einer sehr lauten, öffentlichkeitswirksamen Gruppe gehören.


    Aber man muss halt aufpassen - und da schliesse ich mich selbst absolut mit ein - dass man der immer massiver in den Mainstream dringenden rechten Propaganda nicht auf den Leim geht, die versucht, übertriebenen wokism als Ausweis für den angeblichen, latenten Totalitarismus der kapitalismuskritischen Linken darzustellen.

    Man muss sich auch klar machen, wer in diesen Debatten die absolute Übermacht des bürgerlichen Propagandaapparates auf seiner Seite hat. Es ist offensichtlich, dass "linke" Kritik von diesem Apparat nur solange geduldet wird, wie sie nicht an die eigentlichen Machtverhältnisse zwischen Kapital und Arbeit rührt. Mehr Gleichberechtigung für Nicht-weiße oder LGBTQ-Menschen tun dem Kapital nicht weh. Im Zweifel kann man das wokewashing noch als Verkaufsfördernde Werbung für die eigene Marke verkaufen.


    Aber das heißt halt nicht im Umkehrschluss, dass solche Rechte nicht eingefordert werden müssen. Die Diskriminierung gegen Menschen, die nicht der bürgerlichen "Norm" entsprechen findet in der Gesellschaft nun mal nach wie vor statt, obwohl sie per Gesetz fast verschwunden ist.

    Man kann und soll sich unter Linken gerne darüber streiten, in welcher Form das bekämpft werden soll, oder besser bekämpft werden kann. Aber es einfach als Luxusproblem der besserverdienenden "Lifestyle-Linken" abzubügeln, wie die GenossIn Wagenknecht das tut, führt ganz sicher nicht zu mehr gegenseitigem Verständnis oder einer vornehmeren Diskussionskultur. Es verhärtet Fronten, wo eigentlich Gemeinsamkeiten gefunden werden sollten, Auch schwule "People of Colour" essen womöglich gerne Currywurst und hätten gerne höhere Mindestlöhne.


    Jordan Peterson ist leider das beste Beispiel dafür, wie dieser ganze Diskurs nicht nur von links, sondern auch von rechts ad absurdum übertrieben und intsrumentalisiert wird, um politische Lagerbildung voran zu treiben und die Gegenseite zu dämonisieren.

    Er hat aus einer ursprünglich durchaus berechtigten Kritik ein Zerrbild von der angeblichen Übermacht von "cultural-" oder "neo-marxists" gemacht, sich damit im liberal-konservativen bis rechten Lager zum Kronzeugen der "linken" Gesinnungsdiktatur gemausert und nebenher auch noch einen Haufen Geld mit seiner großen yotube-Personality Show verdient.


    Spätestens seit seiner öffentlichen Debatte mit Slavoj Zizek sollte allerdings klar sein, dass Peterson keine Ahnung davon hat, was Marxismus überhaupt ist.

    Wüsste er das, dann wäre ihm auch klar, dass die marxistische Kapitalismuskritik, oder solche, die darauf aufbaut, wie etwa die ursprüngliche Frankfurter Schule, absolut nichts mit diesem post-materialistischen Aktivismus am Hut hat, der sich nur noch in einander als immer exklusiver gegenüber tretenden Identitäten verliert, und darüber die eigentlichen materiellen Verhältnisse außer Acht lässt, die das Machtgefälle zwischen Diskrimnierten und Diskrimnierenden überhaupt erst ermöglichen - und historisch ermöglicht haben.


    Die Leute die sich auf die Fahnen schreiben, durch fanatische Ausgrenzung der vermeintlich Intoleranten als rassistische, sexistische Trumpisten oder gleich als Faschisten etwas gegen die allgemeine Ungerechtigkeit zu tun, argumentieren zum größten Teil überhaupt nicht kapitalismuskritisch. Dabei geht es nicht um die Aufhebung des Klassenwiderspruches, sondern nur um eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Identitäten auf die vorhandenen Klassen.


    Und das liegt eben genau daran, dass diese Leute sich nicht wirklich mit Kapitalismus- und noch viel weniger mit Ideologiekritik befassen. Sonst wüssten sie nämlich, dass man Ideologie nicht damit bekämpfen kann, dass man sie für obsolet erklärt und eine neue Ideologie dagegen setzt.

  • Aber man muss halt aufpassen - und da schliesse ich mich selbst absolut mit ein - dass man der immer massiver in den Mainstream dringenden rechten Propaganda nicht auf den Leim geht, die versucht, übertriebenen wokism als Ausweis für den angeblichen, latenten Totalitarismus der kapitalismuskritischen Linken darzustellen.

    Dem stimme ich zu.

    Auch leider wieder so nen generelles Problem, dass aus/von einem Vorkommen auf eine grundlegende Eigenschaft geschlossen/geschlussfolgert wird. Leider kommt das in alle Richtungen und in allen Richtungen vor und verunmöglicht oder zumindest erschwert es massiv einen wirklichen Lösungsansatz meist direkt.


    Man muss sich auch klar machen, wer in diesen Debatten die absolute Übermacht des bürgerlichen Propagandaapparates auf seiner Seite hat. Es ist offensichtlich, dass "linke" Kritik von diesem Apparat nur solange geduldet wird, wie sie nicht an die eigentlichen Machtverhältnisse zwischen Kapital und Arbeit rührt.

    Hier wirds aus meiner Sicht schon echt schwierig mit den Links - Rechts Seiten zu kommen.

    Das dann viel mehr wirklich der unterschied der Klassen und der Machtpositionen und das unabhängig von bisher vorgegebener politischer Ausrichtung. Kann man jetzt natürlich sagen, dass die dann nicht wirklich links sind, aber ich befürchte dann driftet es schnell ins ideologische ab. Aber auch gerade solche Unschärfen sind der Grund warum ich dieses ganze Kategorisieren eigentlich nicht ab kann und schädlich finde.


    Aber das heißt halt nicht im Umkehrschluss, dass solche Rechte nicht eingefordert werden müssen.

    absolut richtig.

    Aber gerade hier ist das Wie wichtig. Und dabei dann genauso das Was. Und auch hier wird leider schon direkt und schnell in Lager gedacht und gesteckt. Insbesondere dann auch wieder, wer dagegen ist ist Rechts, Rassist, Antisemit, Homophob, alter weißer Mann, ... Gehts wieder direkt null um inhaltliches. Und oben drauf dann noch immer mehr Cancel Culture.


    Aber es einfach als Luxusproblem der besserverdienenden "Lifestyle-Linken" abzubügeln, wie die GenossIn Wagenknecht das tut, führt ganz sicher nicht zu mehr gegenseitigem Verständnis oder einer vornehmeren Diskussionskultur

    Dazu kann ich nix sagen, hab ich zuwenig Wissen, was da von ihr konkret gesagt/geschrieben wurde.




    Jordan Peterson ist leider das beste Beispiel dafür, wie dieser ganze Diskurs nicht nur von links, sondern auch von rechts ad absurdum übertrieben und intsrumentalisiert wird, um politische Lagerbildung voran zu treiben und die Gegenseite zu dämonisieren.

    Ich gehe bei seiner Einordnung als Rechts leider nicht mit und komme direkt wieder zu meiner Ablehnung dieser ewigen Kategorisierungen von oben zurück.

    Aber und daher rührt das wohl, ich sehe bei ihm durchaus auch die konservativen Punkte, insbesondere bei Thema Religion und seine Überzeugung dem Kapitalismus gegenüber.


    In dem von mir verlinkten Beitrag gehts aber um keines der von dir angesprochenen Themen und er ist da noch nichtmal selber derjenige der da seine eigene Meinung groß Kund tut. Es ist ein Zusammenschnitt von Aussagen und Erzählungen seiner Gäste.


    Und man kann mirweng von jedem halten was man will. Man sollte aber nicht einzelne Punkte auf Grund von anderen Punkten diskreditieren und abschreiben. Er macht, wie jeder, Punkte zu Sachen denen ich zustimme und Punkte zu Sachen die ich vollkommen anders sehe. Das er oder auch irgendwer anderes Punkte macht, welche dann von Rechten oder denen Zugeordneten für gut befunden werden und/oder jemand im laufenden System besonders erfolgreich ist, womöglich sogar mit oder wegen den Punkten, spielt für mich überhaupt keine Rolle. Insbesondere nicht wenns darum geht inhaltlich Aussagen zu bewerten. Kann man vllt benutzen um Beweggründe zu hinterfragen, sofern das einem anderen Ziel als dem Aufbau eines ad hominems dient. Ansonsten sollte man eh grundsätzlich, egal wer da gerade was mitteilt, immer hinterfragen, auch bzw eigentlich sogar insbesondere wenns von einer Stelle kommt, der man eigentlich unbedenklich und zustimmend gegenübersteht.


    Spätestens seit seiner öffentlichen Debatte mit Slavoj Zizek sollte allerdings klar sein, dass Peterson keine Ahnung davon hat, was Marxismus überhaupt ist.

    ka, hab ich auch nicht. Hierzu interessiert mich aber auch seine Meinung nicht so wirklich. Ist ja aber eben auch nur eines und noch dazu ein kleines seiner Themenfelder.


    Ich sehe das eher so, dass er die bisher real existierenden sozialistischen Gebilde kritisiert. Dabei wird dann der Einfluss der zeitgleich existierenden kapitalistischen Gebilde außer acht gelassen sowie vorhergender Einfluss. Zudem der auch oben schon angesprochene Fehler des Schließens einzelner Ereignisse auf eine Gesamteigenschaft gemacht. Hat er da aber irgendwie auch Punkte, wenn er die Gefahr in Entwicklungen und Veränderungen beschreibt, insbesondere auch mit Beachtung der "Natur" (mein Ausdruck, ka grad wie er das ausdrückt) des Menschen? Ich finde schon. Das jetzt sicherlich alles sehr verkürzt dargestellt und auch ungenau und terminologisch falsch. Aber vllt kommt ja rüber was ich ausdrücken wollte. Hab seine Ausführungen zu dem Thema auch schon länger nicht mehr gehört und eigentlich auch nicht vor mich damit nochmal oder überhaupt näher zu beschäftigen.



    Die Leute die sich auf die Fahnen schreiben, durch fanatische Ausgrenzung der vermeintlich Intoleranten als rassistische, sexistische Trumpisten oder gleich als Faschisten etwas gegen die allgemeine Ungerechtigkeit zu tun, argumentieren zum größten Teil überhaupt nicht kapitalismuskritisch. Dabei geht es nicht um die Aufhebung des Klassenwiderspruches, sondern nur um eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Identitäten auf die vorhandenen Klassen.


    Und das liegt eben genau daran, dass diese Leute sich nicht wirklich mit Kapitalismus- und noch viel weniger mit Ideologiekritik befassen. Sonst wüssten sie nämlich, dass man Ideologie nicht damit bekämpfen kann, dass man sie für obsolet erklärt und eine neue Ideologie dagegen setzt.

    Jap, da sind wir dann wieder direkt bei dem Problem mit dem Kategorisieren. Da werden die Kapitalismuskritiker, die Wokistanixensens, die Cancelixestens und und und alle in einer Kategorie zusammengefasst und "Linke" draufgeschrieben. Leider in dem Fall dann sogar von sich selbst. Das Problem geht halt leider in beide Richtungen. Ich wüsst jetzt aber auch nicht direkt, wie sich das mal eben lösen lassen würde.


  • Copy & Paste aus dem Aufwachen!-Forum:

    Zitat von @Utan (28.01.2018):


    (ab Start des Videos)


    Jordan Peterson: "I don't think that you can understand the current situation properly without considering the role that postmodernism plays in this, because postmodernism, in many ways, especially as it's played out politically, is the new skin that the old marxism now inhabits.

    So you could think that there's a postmodern philosophy, which we'll talk about a bit, that really came into its vogue in the 1970s after classic marxism, especially of the economic type, had been so thoroughly discredited that no one but an absloute reprobate could uh... support it publicly anymore. Even the french intellectuals had to admit that communism was a bad deal by the end of the 1960s. And what happened was that there... they played a slight-of-hand game in some sense and rebranded themselves under the postmodern guise. And that's where identity politics came from. And so... and now it spread like wildfire from France, especially into the US, through Yale University, through the English department there, and then everywhere, and so...

    What happened was... You know there is this idea that the marxists had put forth, that the natural landscape of... economic landscape is a battle, and it's a battle between the proletariat, the working class, and the Burgeois and that the economic systems where doomed to continue to enslave people and to keep them poor and downtrodden, unless there is a radical economic transformation that was predicated on something more like equity policy.

    And that was put in place in many, many places, as you no doubt know, throughout the twentieth century, with absloutely murderous results. It was the most destructive economic an political doctrine, I think, that has ever been invented by Mankind. And that includes national-socialism because the absolute magnitude of the havoc wreaked by the communist systems exceeded that wreaked by Hitler, and that's... I mean, Hitler didn't have quite as long a time to pull his stunts off quite as effectively, but it was a catastrophic system and one of the things that's quite interesting is that the full breadth of that catastrophe is not something that students are well taught in our current educational system, which has always made me very suspicious.

    For example, the students I teach usually know nothing about what happened in the soviet union under Stalin between, say, Stalin and Lenin between 1919 and 1959. They have no idea that millions, tens of millions of people where killed and far more tortured and brutalized by that particular regime, to say nothing of Mao.

    [...]"


    (weiter ab 03:03)



    "Even the french intellectuals, like Sartre, Jean Paul Sartre, the famous Philosopher, had to admit by the end of the 1960s that the stalinist, communist maoist experiment and all of its variants, not just those particular dictators but all of its variants, was an absolute catastrophic failure.


    And then what happened was the postmodernists came onto the scene and they were all marxists. But they couldn't be marxists anymore because you couldn't be a marxist and claim that you were a human being by the end of the 1960s and so they started to play a slight-of-hand and instead of pitting the proletariat, the working class, against the burgeoisie they started to pit the opressor... the opressed against the opressor, and that opened up the avenue to identify any number of groups as opressed and opressor and to continue the same narrative under a different name. It was no longer specifically about economics. It was about power. And everything to the postmodernists is about power. And that's actually why they're so dangerous, because if you're engaged in a discussion with somenone who believes in nothing but power, all they are motivated to do is to accrue all the power to them, because what else is there?

    There's no logic, there's no investigation, there's no negotiation, there's no dialogue, there's no discussion, there's no meeting of minds and consensus - There's power.

    And so, since the 1970s, under the guise of postmodernism, we've seen the rapid expansion of identity politics throughout the universities. It's come to dominate all of the humanities, which are dead as far as I can tell and a huge proportion of the social scientists... sciences, and we've been publicly funding extremely radical postmodern leftist thinkers, who are hell-bent on demolishing the fundamental substructure of western civilization. And that's no... that's no paranoid delusion. That's...that's their self-admitted goal."


    Peterson ist, bei aller inhaltlichen Kritik, sicher kein Dummkopf, denn er versteht sich sehr gut darauf, quasi aus dem Stehgreif eine recht komplexe, und aus seiner Sicht absolut wasserdichte Argumentationskette aufzubauen.

    Und natürlich schwingt dabei auch ein Körnchen Wahrheit mit, wenn er zum Beispiel die Dominanz der Poststrukturalisten in den Geistes- und Sozialwissenschaften seit den 70er Jahren, oder die perspektivische Verengung seiner Student/inn/en auf identity politics als Ausdruck einer "linken" Emanzipation beklagt.

    Aber sowohl sein grundsätzliches (Miß-)Verständnis marxistischer Ideologie, als auch die Schlüsse die er daraus zieht, halte ich, gelinde gesagt, für wenig originell, und es wundert mich nicht, dass er damit im konservativen und rechten Lager (von Alt-Right bis einfach nur republican right) so viel Zustimmung erfährt.


    Ich fasse mal zusammen, was ich aus meiner eigenen, keineswegs neutralen(!) Perspektive für seine Kernaussagen in diesem kurzen Ausschnitt halte:


    • Marxismus ist die gefährlichste und mörderischste Ideologie, welche die Menschheit in ihrer gesamten Geschichte jemals erfunden hat, und sie war sogar noch schlimmer als der Nationalsozialismus. ("...the most destructive economic an political doctrine, I think, that has ever been invented by Mankind. And that includes national-socialism")
    • Postmodernismus, und speziell der französische akademische Poststrukturalismus, ist ein Taschenspielertrick ("slight-of-hand"), also eine falsche Gestalt, oder Verkleidung ("guise"), hinter der sich die Marxisten verstecken (müssen), seitdem der klassiche, ökonomische Marxismus mit seiner Verwirklichung ("...that was put in place...") durch die Verbrechen kommunistischer/marxistischer Regime unter Stalin und Mao, et al. weltweit derart in Verruf geriet und diskreditiert wurde, dass nur noch absolut verwerfliche Menschen ("reprobates") sich offen damit identifizieren können.
    • Peterson unterscheidet dabei insofern zwischen der ursprünglich von Kommunisten und Marxisten formulierten Idee des Klassenkampfes zwischen dem Proletariat und der Burgeoisie (Arbeiterklasse vs. kapitalistisches Bürgertum) und der postmodernen Variante des "verkleideten" Marxismus, als er Letzterer attestiert, sie habe den, mittlerweile allgemein als verbrecherisch erkannten und diskreditierten, ökonomischen Verteilungskampf der traditionellen Marxisten auf die kuturelle Ebene transferiert und sich vor allem unter Sozial- und Geisteswissenschaftler/innen eine Anhängerschaft herangezogen, für die alle gesellschaftlichen Konflikte sich nur noch um Macht und Ohnmacht, um einen Kampf zwischen "Unterdrückten" und "Unterdrückern" drehe, und die nun alles daran setze, die behauptete Macht für sich selbst zu beanspruchen ("...to accrue all the power to them.")
    • Die postmodernen, linksextremen Initiatoren dieses Machtkampfes sehen es als ihre "selbsterklärte" Aufgabe ("...their self-admitted goal."), mit "höllischer" Vehemenz ("...who are hell-bent...") die fundamentalen Strukturen für den Fortbestand der westlichen Zivilisation systematisch zu zerstören.

    ZITAT ENDE


    [Edit: (ab 1:44:48)

    /Edit]

  • Ok ich muss zugeben, dass ich hier meine Aussage, dass es ein kleines seiner Themenfelder ist, revidieren muss. Hatte ich so nimma dran gedacht, aber ja er hat da größere Zusammenhänge verargumentiert. Ka aber so genau, wie er da selbst Marxismus versteht und ob er nicht eher gegen staatlichen Sozialismus argumentiert. Glaub am Ende bleibts bei der Natur des Menschen und dass man dieser systematisch oder systemisch was entgegenstellen muss und es daher inherent gefährliche bzw gefährlichere Systeme gibt. Aber all das ändert dann trotzdem nix an meinen sonstigen Aussagen.

    Und erneut, ich möchte mich eigentlich nicht näher mit Petersons Analyse des Marxismus oder Sozialismus beschäftigen, denn da bin ich mir dann doch sicher, da reichen 2 Vids nicht und ich weiß nicht ob mir/uns das nun hier groß die Erkenntnis für was bringt. Mag nichts desto trotz nicht uninteressant sein, wenn man sich mit dem gesamten Thema näher beschäftigen will, ich hab die Zeit dazu grad schlicht nicht.

  • Und erneut, ich möchte mich eigentlich nicht näher mit Petersons Analyse des Marxismus oder Sozialismus beschäftigen, denn da bin ich mir dann doch sicher, da reichen 2 Vids nicht

    Das was er in den "2 vids" (von denen eines eine zweieinhalbstündige Diskussion ist) über den "Marxismus" sagt, ist seine Analyse. Mehr hat er nicht. Er wiederholt es ab der Zeitmarke in der Diskussion mit Zizek fast wortgetreu so, wie er es in dem von mir transkribierten Interview ein-zwei Jahre vorher auch schon behauptet hat. Es ist in beiden Fällen eine völlig falsche Darstellung dessen was Marxismus ist. Er vertritt einfach die althergebrachte konservative Auffassung, dass der Mensch des Menschen Wolf sei und feste, traditionelle Hierarchie und Ordnung brauche, damit er seine Mitmenschen nicht permanent über's Ohr haut oder ihnen den Schädel einschlägt.

    Und unter Vorlage dieses vormodernen Abziehbildes einer angeblichen "menschlichen Natur" zieht er den Zirkelschluss, dass der Marxismus eine dieser "Natur" widersprechende "Doktrin" (Doctrine) sei, deren Anwendung unweigerlich dazu führen müsse, dass die Marxisten/Sozialisten/Linken Andersdenkende massenmorden um sich selbst an die Spitze der Hierarchie zu stellen und dann die Bevölkerung mit ihrem Gleicheitswahn in die kollektive Armut zu treiben.


    Von der Marxschen Analyse oder von der späteren soziologischen Forschung die damit arbeitet, hat er keine Ahnung. Er kann Zizek auf dessen Frage hin auch keinen einzigen heutigen Marxisten nennen, der die Haltung vertritt, die Peterson den von ihm völlig falsch als neo-marxists identifizierten "Postmodernisten" um Foucault und Derrida andichtet. Das hält ihn allerdings nicht davon ab, unter seiner Anhängerschaft diese anti-linken Propagandamärchen zu verbreiten.

  • Das was er in den "2 vids" (von denen eines eine zweieinhalbstündige Diskussion ist) über den "Marxismus" sagt, ist seine Analyse. Mehr hat er nicht. Er wiederholt es ab der Zeitmarke in der Diskussion mit Zizek fast wortgetreu so, wie er es in dem von mir transkribierten Interview ein-zwei Jahre vorher auch schon behauptet hat. Es ist in beiden Fällen eine völlig falsche Darstellung dessen was Marxismus ist. Er vertritt einfach die althergebrachte konservative Auffassung, dass der Mensch des Menschen Wolf sei und feste, traditionelle Hierarchie und Ordnung brauche, damit er seine Mitmenschen nicht permanent über's Ohr haut oder ihnen den Schädel einschlägt.

    Und unter Vorlage dieses vormodernen Abziehbildes einer angeblichen "menschlichen Natur" zieht er den Zirkelschluss, dass der Marxismus eine dieser "Natur" widersprechende "Doktrin" (Doctrine) sei, deren Anwendung unweigerlich dazu führen müsse, dass die Marxisten/Sozialisten/Linken Andersdenkende massenmorden um sich selbst an die Spitze der Hierarchie zu stellen und dann die Bevölkerung mit ihrem Gleicheitswahn in die kollektive Armut zu treiben.


    Von der Marxschen Analyse oder von der späteren soziologischen Forschung die damit arbeitet, hat er keine Ahnung. Er kann Zizek auf dessen Frage hin auch keinen einzigen heutigen Marxisten nennen, der die Haltung vertritt, die Peterson den von ihm völlig falsch als neo-marxists identifizierten "Postmodernisten" um Foucault und Derrida andichtet. Das hält ihn allerdings nicht davon ab, unter seiner Anhängerschaft diese anti-linken Propagandamärchen zu verbreiten.

    Stimmt ihm Zizek da nicht bei dem Punkt mit den Hirarchien zu?

    Zizek stimmt ihm auch bei seinem Sleight of hand Punkt zu.


    Ich würde das mehr als Konklusion bezeichnen und nicht als Analyse. Für die Analyse müsste man dann schon noch mehr in die Details gehen, insbesondere auch bezüglich der Analyse des Faktors Mensch und Gesellschaft. Insbesondere wenn man die Konklusion oder mirweng auch die Analyse verstehen will. Ist halt bei komplexen Themen leider so, dass die nunmal komplex sind und man daher ne Menge Teile betrachten und dann in Beziehung und zusammensetzen muss.

    Das solls jetzt aber von mir dazu wirklich gewesen sein. Ich bin kein Sozial- und/oder Geisteswissenschaftler und in dem ganzen Thema echt nahezu null drin, daher kann ich da inhaltlich lediglich bescheidene uneducated guesses abgeben.

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