Diskussionen zu Interessanten News, Sendungen, Links und sonstigen Aufregern des Tages

  • Zitat von pseudolinken Zynikern pragmatischen Realisten

    Zitat

    [...] Textwände! Polemik! Gesinnungsterror! [...] Bringt doch nix! Wissen wir doch alles schon! Immer antwortet ihr das selbe auf die selben Fragen! [...] Die Natur des Menschen passt nicht zu eurer Ideolgie! Die Welt war schon immer schlecht und ungerecht! Die Leute in Indien wollen auch alle Auto fahren! [...] Ihr habt ja auch keinen Plan wie es besser gehen soll! [...] etc.


    TL/DR: Es war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Da ändert auch die ganze wortreiche Kapitalismuskritik nichts dran. Wir sollten lieber über Technik und technokratische Stellschraubenmechanik reden. Das ist viel realistischer und praktischer, als sich ständig darüber aufzuregen, dass der Kapitalismus klimaschädliche Technik produziert und politische Technokratie (samt Stellschrauben) zur Profitnaximierung usurpiert.


    (Zig Tausende von linken TheoretikerInnen, GewerkschafterInnen, DissidentInnen, und Aufständischen, die dem westlichen Kapitalismus mit ihrem kritischen Rumgenerve in der Vergangenheit zumindest ein bisschen Sozialstaat und Marktregulierung abpressen konnten, rotieren zwar in ihen Gräbern wenn sie sowas lesen - Aber was soll das Gejammer? Die sind doch alle schon lange tot.)

  • [...] Dies ist gewissermaßen die sozial-strukturelle Dimension der Kälte: Es sind die Struktur und die materiellen Grundlagen der kapitalistischen Gesellschaft, die den Menschen eine primäre Orientierung am eigenen Fortkommen und damit ein Handeln aufnötigen, das im Wesentlichen geprägt ist durch Kälte und Gleichgültigkeit gegenüber anderen. Die Kälte besitzt aber noch eine weitere, psychologische Dimension. Diese besteht vor allem darin, dass dieselbe den Menschen strukturell aufgezwungene Kälte zugleich von diesen offenbar nur sehr schwer zu ertragen ist.


    Konfrontiert mit menschlichem Leid und gesellschaftlichem Unrecht reagieren Menschen häufig mit dem Rückgriff auf moralische Werte, mit denen sie Einspruch gegen die Gesellschaft und die von ihr ausgehende Kälte einlegen: Gegen Wettbewerb und rücksichtslose Übervorteilung wird etwa ein solidarisches Miteinander gesetzt, gegen soziale Ungleichheit wird die Gleichheit aller Menschen postuliert und allgemeine Chancengleichheit gefordert.

    Verwiesen ist damit zunächst auf ein Bewusstsein der Subjekte von den herrschenden gesellschaftlichen Missständen und Widersprüchen. Offenbar wird aber auch und vor allen Dingen eine unerhörte Spannung zwischen ihren moralischen Ansprüchen einerseits und ihrer Alltagspraxis andererseits, die unter dem Zwang der Selbsterhaltung und der Verfolgung partikularer Interessen eine Realisierung der moralischen Norm in der Regel bereits grundsätzlich sabotiert.


    Es scheint insofern gerade zum Wesen der Kälte zu gehören, dass sie zwar kritisiert werden kann und üblicherweise auch kritisiert wird, dabei aber keineswegs praktisch negiert werden muss. Dass die Menschen dazu fähig sind, dass sie also den Widerspruch zwischen moralischer Norm und gesellschaftlicher Realität auszuhalten und gleichsam zwischen beiden zu vermitteln vermögen – und vielleicht sogar erst dadurch die ihnen abverlangte Funktionstüchtigkeit bewahren können –, eben dafür machen Horkheimer und Adorno die bürgerliche Kälte verantwortlich. Um die Kälte der gesellschaftlichen Verhältnisse ertragen zu können, müssen die Menschen selbst kalt werden. Für Hork-heimer und Adorno stellt daher die bürgerliche Kälte das »Grundprinzip der bürgerlichen Subjektivität« (Adorno 2003a: 356) dar.


    [...]


    Gesellschaftskritik hat stets eine moralische Dimension. Egal ob sich die Kritik gegen die fortschreitende Vernichtung natürlicher Ressourcen, gegen Rassismus, Homophobie, gegen Armut und soziale Ungerechtigkeit oder die Ungleichheit zwischen Mann und Frau richtet – immer und geradezu notwendig ist damit, und sei es nur implizit, die Idee eines besseren gesellschaftlichen Zustandes verbunden, an dem das Falsche festgemacht und im Grunde sogar überhaupt erst als solches abgeleitet werden kann.

    Aus einem an der bürgerlichen Kälte geschulten Blickwinkel wäre nun gewissermaßen alle Kritik an ihren eigenen Ansprüchen zu messen und zu prüfen, ob mit ihr tatsächlich kritisiert wird, was sie zu kritisieren vorgibt, und das heißt vor allen Dingen: ob sie an die Wurzel des Problems heranreicht. Denn nur so und nicht anders könnte durch die Kritik überhaupt erst eine Perspektive eröffnet werden, durch die es potentiell möglich würde, eine Überwindung des kritisierten Zustandes und mithin eine echte Veränderung herbeizuführen.

    Wo Kritik dies nicht oder nur unzureichend leistet, läuft sie tendenziell Gefahr, in die Affirmation und damit in Kälte umzuschlagen. Dort bleibt ihr mangels analytischer Tiefe oft nur die personalisierende Anklage. Aus Moral wird dann Moralisieren. Es wird dann etwa die Unmoral von Menschen und ihren Handlungen angeprangert, ohne damit jene gesellschaftlichen Verhältnisse zu treffen, in deren Strukturen das der moralischen Norm widersprechende Handeln ursächlich begründet liegt.


    Unfreiwillig affirmativ wird die Kritik ebenso, wo und weil sie sich im bloß symbolischen Protest verliert. Selbst und vor allem dann, wenn damit – wie es heute die bevorzugte Strategie im Umgang mit gesellschaftlichen Problemen zu sein scheint – zunächst gar nichts anderes erreicht werden soll, als die Menschen für bestimmte Problemlagen und Missstände zu »sensibilisieren«, so ist damit im besten Falle die Benennung des Problems geleistet. Es geht damit noch keine Einsicht in seine tieferen gesellschaftlichen Ursachen einher, geschweige denn erwächst daraus eine tragfähige Basis für eine politisch verändernde Praxis.7


    [...]


    Unmittelbar praktisch orientierte Kritik – so wenig diese deshalb per se gering zu schätzen ist – bezahlt ihre praktische Orientierung notwendig mit dem Preis des tendenziellen Verlustes kritischen Potenzials. Damit sie überhaupt, im Dienste einer konkret herbeizuführenden Veränderung, praktisch werden kann, ist sie stets zur Kommensurabilität mit den bestehenden Verhältnissen gezwungen.

    Was also für eine Gesellschaftskritik, welche die Chance eines substantiellen gesellschaftlichen Wandels nutzen oder überhaupt nur am Leben halten möchte, unbedingt notwendig wäre – die Distanzierung vom Getriebe –, ist gerade das, was der Praxis aufgrund ihrer eigenen Logik verbaut bleiben muss. Nur eine von Handlungs- und Rechtfertigungszwängen entlastete Theorie ist dazu in der Lage. Daraus ergeben sich wiederum gravierende Konsequenzen für das Verhältnis von Theorie und Praxis.


    Das Theorie-Praxis-Verhältnis ist heute weitgehend, auch in den Sozialwissenschaften, von einer im Grunde sehr unglücklichen Arbeitsteiligkeit geprägt. Theorie ist demnach stets mit praktischen Erkenntnisinteressen verkoppelt und beinhaltet daher notwendig auch eine praktische Handlungsperspektive, wie umgekehrt die Praxis in der Regel (auch) auf theoretische Einsichten zurückgreift.

    Unglücklich ist diese arbeitsteilige Konzeption insofern, als dabei ein Kontinuum von Theorie und Praxis unterstellt wird, das unter den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen schlechterdings nicht unterstellt werden kann – jedenfalls nicht, ohne dass die Theorie dabei ihren größten (und vielleicht einzigen) Vorteil verspielt: eben die Möglichkeit zur kritischen Distanz.

    Im Bemühen um praktische Umsetzbarkeit theoretischer Kritik (so sie sich nicht überhaupt an genuin praktischen Erkenntnisinteressen orientiert) muss die Theorie etwas von den Zwängen der immer schon unausweichlich ins Bestehende involvierten Praxis annehmen – damit untergräbt sie ihr eigenes kritisches Potenzial.


    Das Theorie-Praxis-Verhältnis wäre in diesem Lichte neu zu überdenken. Aufgabe der Theorie sollte es, auch im eigenen Interesse, gerade nicht sein – jedenfalls nicht unmittelbar –, die Praxis mit praxistauglichen und konkret umsetzbaren theoretischen Einsichten zu versorgen. Ihre Aufgabe hätte vielmehr in der konsequent kritischen Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse zu bestehen, und dies implizierte unbedingt auch eine kritische Distanz zur Praxis und deren Akteuren. Die Praxis wäre selbst zum Gegenstand der kritischen Analyse zu machen und gegebenenfalls mit aller gebotenen Vehemenz zu kritisieren und über sich selbst aufzuklären. Wo Theorie dies nicht oder nur unzureichend leistet, wird mit Theorie und Praxis zwanghaft und künstlich etwas zusammengebracht, was unter den bestehenden Verhältnissen notwendig auseinanderfällt – und dort lauert statt der ersehnten gesellschaftlichen Veränderung die Gefahr einer ideologischen Verklärung einer sich als kritisch begreifenden Praxis, die konsequent verfehlt, was sie erreichen möchte [...]

    _____________________________________________________________

    Andreas Stückler: Gesellschaftskritik und bürgerliche Kälte, Soziologie 43.JG., Heft 3, 2014, S.278–299 (->PDF)

  • "i would prefer not to" ist ja die lösung der linken intellektuellen. also lasst uns alle nix tun und im bett liegen bleiben :)


    [/edit] wenn man die historische praxis zum gegenstand der analyse macht, kann man beobachten, dass die bemühen der praktischen umsetzbarkeit der abschaffung des kapitalismus ständig verfehlt, was sie erreichen möchte.

  • Vor etwas mehr als 70 Jahren gab es in Deutschland einen Generalstreik.

    Ziele Waren:

    Keine Marktpreise für Mieten sondern staatliche Regelung

    kein Arbeitsmarkt sondern Lohnpolitik des staates.

    Vergesellschaftung wichtiger Unternehmen


    Kapitalismuskritik hat diesen Streik getragen.



    Zitat

    Ludwig Erhard und seine wenigen Mitstreiter wollten, dass jede Art der Preisbildung durch Wettbewerb und Markt zustande kommt und nicht durch staatliches Diktat. Das galt auch für die Lohnhöhe, denn Löhne sind Preise, Preise für Arbeit. Staatlich verordnete Mindest- oder Maximallöhne lehnte Erhard deshalb ab. Denn der Staat, so seine klare Überzeugung, erwirtschafte selber nichts und dürfe daher die Freiheit derjenigen, die etwas erwirtschaften, an diesem Punkt nicht einschränken. Ludwig Erhard hob die Bewirtschaftung auf, gestützt auf das sogenannte „Leitsätzegesetz“, das heute gänzlich unbekannte Grundgesetz der Sozialen Marktwirtschat

  • Ich schreibe es nur ungern aber:

    1. noch nie (!) hatte innerhalb eines kapitalistischen Systems Umweltverschmutzung bzw. klimaschädliches Verhalten einen Preis. Folglich wurde darauf natürlich nicht geachtet. Wenn sich hier Parameter verändern, wird sich das System diesen Parametern anpassen.


    2. glaube ich schon zu verstehen was Utan mit dieser „Kälte“ meint. Immer wenn ich z.B. in Berlin bin fällt mir wieder auf, wie viele Bettler, Obdachlose und aus der Gesellschaft ausgestoßene dieses Land zulässt. (Bzw. dieses System)

    In meinem normalen Leben in einer kleineren bis mittelgroßen Stadt sehe ich so gut wie keine Bettler, Obdachlose oder aus der Gesellschaft ausgestoßene. Zumindest sind sie nicht so derart einfach zu erkennen wie in der „kalten Stadt“ Berlin. Ich glaube, dass dieser Umstand schon genügt um etwas andere Perspektiven auf die Welt einzunehmen.

    Eine der grundsätzlichen Fragen lautet für mich: „Wieviel (Vermögens-)Unterschied sind wir bereit zu akzeptieren?“

    Mir ist klar, dass der Kapitalismus extremste Unterschiede in Bezug auf das Privatvermögen produziert und kein Maß kennt, aber mich würde schon interessieren wie ihr grundsätzlich dazu steht.


    3. Ganz grundsätzlich glaube ich z.B., dass stabile Systeme durchaus Entscheidungsträger brauchen und demnach auch eine gewisse Hierarchie.

    Ganz grundsätzlich glaube ich, dass Rohstoffe am besten nur noch aus Recyclinghöfen kommen dürfen und demnach aufwendiger herzustellen sind. Aber wer oder welcher Mechanismus sorgt (alternativ zum Preis) für eine möglichst sinnvolle Verteilung?... wo wir wieder beim Anfang wären und der Frage inwieweit ungleiche Verteilungen tolerierbar sind....

  • Das allgemeine Unwissen über Grundsätzliche Funktionsweisen unseres Wirtschaftssystems oder unserer Gesellschaft ist ziemlich erschütternd. Das Wissen über politische Ökonomie hat allgemein leider vielfach das Niveau von Grundschülern nie überschritten. Kapitalismuskritik scheint davon ungefähr so weit entfernt wie das Lösen von Differentialgleichungen vom 1x1.


    Dabei war Kapitalismuskritik noch vor wenigen Generationen so selbstverständlich wie Fahrradfahren. Anscheinend haben 70 Jahre konsequente Propaganda Früchte getragen.


    Die Reproduktion eines totalen System wie dem Kapitalismus beginnt im Kindergarten. Ohne jemals mit Systemkritik in Verbindung zu kommen wird man durch möglichst "effiziente" und normierte Lehranstalten gejagt. Darin wird gelehrt wie man sich selbst optimiert um dem zukünftigen Arbeitgeber am meisten Profit zu verschaffen. Angekommen im ersehnten Beschäftigungsverhältnis mit Firmenwagen beginnt langsam die Erkenntnis, dass zu einem glücklichen Leben vielleicht doch noch mehr notwendig ist. Depression, Angststörungen, Panikattacken, Sucht, Alkoholismus sind seit dem unsere Volkskrankheiten, woher kommt das wohl.


    Die vermeidung von Kapitalismuskritik ist Teil eines gesellschaftlichen Dogmas geworden. Ein System wird getragen von dem was wir glauben zu wissen, den selbstverständlichen Epistemen die nicht mehr hinterfragt werden. Wer es doch tut muss sich ausführlich erklären und befindet sich in der Defensive. Man könnte jetzt Literatur von Pierre Bourdieux, Noam Chomsky, Michel Foucault, ... dazu empfehlen, spar ich mir aber.


    Zur Überwindung eines System wie dem Kapitalismus ist es notwendig sich selbst von dieser gesellschaftlichen Prägung zu befreien. Wir können den Klimawandel nicht verstehen wenn wir nur über das Wetter reden. Bemerkungen wie "Gestern war es aber sehr kalt" über den Klimawandel sind ebenso irrelevant wie "Es geht "uns" doch gut" zum Kapitalismus. Das Klima befindet sich auf einem Katastrophalen Weg, aber trotzdem kann es schönes Wetter geben.


    Eine politische Diskussion in der nicht im Kern eine Kritik am Kapitalismus steckt ist bedeutungslos. Weil das diejenigen Wissen die von diesem System profitieren, wurden Diskussionen über Kapitalismus gesellschaftlich Tabuisiert. Eine Diskussion um den Kapitalismus muss mit sozialem Kapital bezahlt werden. Politiker, Wissenschaftler und andere Personen in öffentlichen Positionen hüten sich davor überhaupt das Wort Kapitalismus in den Mund zu nehmen. Wer es dennoch tut muss befürchten seine Stellung zu verlieren oder neudeutsch "Gecancelt" zu werden.


    Wenn ich hier Kapitalismuskritik betreibe dann weil jede andere Diskussion erst dadurch Bedeutung hat weil sie sich darauf bezieht. Es ist Ideologie NICHT über Kapitalismus zu sprechen. Es ist Reaktionär NICHT über Kapitalismus zu sprechen und wer nicht über Kapitalismus spricht weiss offenbar nicht über was er spricht wenn er sich Links nennt. .


    Man schaue sich nur an wie die Transformations-Ökonomin Milena Buchs auf diese einfache Frage zum Kapitalismus reagiert:


  • Ich geb hier mal exemplarisch ne Antwort, die ich von nem sehr guten Kumpel bekommen hab, als ich mal wieder auf laufende, systemische Probleme hingewiesen habe. Meist passiert das im Zusammenhang von aktuellen Ereignissen und entsprechenden Berichten.

    Zitat

    Wir diskutieren hier theoretisch. Praktisch denke ich über meinen Job nach, über Bewerbungen und Ähnliches. Das Umstürzen unserer Gesellschaft ist leider nicht Nummer eins Priorität. Und so denken 99% vom Rest auch.

    Und das trifft es nun mal exakt.

  • Das allgemeine Unwissen ... ist ziemlich erschütternd... vielfach das Niveau von Grundschülern nie überschritten.... so weit entfernt wie das Lösen von Differentialgleichungen vom 1x1.

    Sollen diese abermals vollkommen überheblichen Einlassungen jetzt Antworten auf meine Punkte sein?

    Wenn Du das Thema wirklich diskutieren willst, dann diskutiere es ernsthaft und verzichte auf diese Einleitungen in dessen Anschluss Du eben keine Antworten auf die Punkte sondern allgemeine Dinge zur Theorie lieferst.

    Kann natürlich sein, dass Du mich hier auch blockiert hast oder einfach so mal wieder schreiben wolltest wie blöd alle anderen sind, die nicht auf Deiner Linie liegen. Ich kann Dich so ernst nehmen. Weder vom Stil her noch inhaltlich. Glaubst Du wirklich ich bin doof und verstehe Deine Punkte nicht?

  • Nein, das soll(te) nicht der Maßstab sein.

    Und nu?

    Welcher Handlungsansatz ergibt sich jetzt aus dieser Erkenntnis?

    Zwingen wir beide BMW morgen zur Vergenossenschaftung?

    Was heißt hier zwingen? In einen Unternehmen wie BMW walten alle möglichen Sachzwänge, die Mensch und Natur zerstören, wieso wird denn das nicht als Zwang gesehen, der überwunden werden muss? Falsche Prioritäten würd ich sagen. Eine Chemiefabrik kippt Chemieabfälle in einen Fluss. Würdest du das als ein "zwingen" sehen, wenn wir diesem Unternehmen verbieten, das zu tun? Wär das moralisch fragwürdig, das zu verbieten, weil Zwang ein Teil davon wäre? Sehe ich anders, es muss ein Imperativ sein, so ein Verhalten über Zwang zu verbieten.

  • Politischer Konsens und gesellschaftlicher Konsens ist so weit ausseinander wie nur möglich, und es war auch immer so. Allein die Individuen zu betrachten, als würden sie in einem Vakuum leben oder die Sachen zu psychologisieren ist meiner Meinung nach der Versuch die bürgerlichen Ideologien zu legitimieren. Es gibt eine Reihe von Untersuchungen, die man anstellen müsste, z. B. Beeinflussung von Werbung, Entfremdungserscheinungen, überhaupt die Integrität des Wahlsystems usw.

    Z. B. woher kommt dieses Geiz ist Geil Ding? Hat die Gesellschaft darüber entschieden, dass das der neue Slogan sein soll? Nö. Eine PR hat sich das ausgedacht.

    Es gibt regelmäßig Umfragen in der Bevölkerung, die zeigen, dass die Meinungen der Leute eigentlich die genau gegensätzliche ist.

  • und ja umfragen ergeben das und wahlen das vollkommene gegenteil . könnte an den umfragen liegen und wie und wo (festnetz) die fragen gestellt werden und vorallem wer sie bezahlt ...

    Könnte vielleicht auch am Wahlsystem liegen und an den Parteien, die wortwörtlich nicht an ihr Wahlprogramm gebunden sind.

  • @baum

    Dazu gibt es auch empirische Studien. Wenn man herausfinden will, wie demokratisch ein System ist, muss man überprüfen, wie sehr die Meinungen und Einstellungen der Repräsentanten mit denen der Repräsentierten übereinstimmen und das ist methodisch sehr leicht zu machen und wurde auch beim 4. Armuts und Reichtumsbericht gemacht (für die USA gibt es eine ähnliche Studie). Was waren die Ergebnisse? Dass die Bundesregierung Politik für die gehobene Klassen und für die Reichen macht und sogar Politik GEGEN die unteren Schichten. Das hat nichts mit Demokratie zu tun und dass das System so funktioniert ist auch Absicht, was ideengeschichtlich eine lange Tradition bis ins 17. Jahrhundert hat. In Deutschland hat der Parlamentarische Rat absichtlich keine direktdemokratischen Elemente auf Bundesebene eingeführt, aus Angst vor den Kommunisten und wegen der Fürstenenteignung in der Weimarer Republik, Theodor Heuss hat darauf hingewiesen. Die Demokratie geht zwar vom Volke aus, wird aber nicht vom Volk selbst ausgeübt.

  • solagne es eine handvoll wissenschaftler gibt die eine gegenteilige studie veröffentlichen aber den gleichen oder größere mediale aufmerksamkeit bekommen ... wird das alles nichts nützen.

    Welche gegenteilige Studie? Die Wissenschaftler der Studie sind sehr renommiert und haben sich an der Studie (glaube sogar von Oxford oder einer anderen Eliteuni) über die USA orientiert, was die Methode angeht. Glaube kaum, dass es eine Studie gibt, die das Gegenteil behauptet und an die Standards heranreicht.

  • Es gibt sogar eine ganz neue Studie dazu, die mit sehr modernen Methoden wie Big Data und neuronalen Netzwerke gemacht wurde, muss nochmal recherchieren, Chomsky hat sie in einem Video erwähnt, aber er sagt die Namen undeutlich.

  • man kann halt alles instrumentalisieren und anderen zwecken unterwerfen wenn man die intention mitbringt...nur handelt es sich dann eben nicht mehr um wissenschaft. andererseits ist es auch spannend diese fehlende reflexivität zu beobachten.

  • es geht nicht um aussagekräftig .. ich meine die studien auf die sich die Regierungen berufen und von den Medien prominent als konsensfähige wissenschaftliche Gegenargument dargestellt werden.

    es geht nicht um Wahrheit .. es geht um Interessen

    Was meinst du? Der 4. Armuts und Reichtumsbericht ist eine Studie, die von der Bundesregierung selbst in Auftrag gegeben worden ist. Die Eliten müssen ein akurates Bild von der Welt haben, auch wenn die Studien ihnen nicht gefallen, sonst können sie nicht regieren.

  • ich glaube du willst mich nicht verstehen .. es ist egal welche studie unvermögen der politik aufzeigt. auch wenn das 1000 studien sind die das belegen. die politik wird auf die neine zurückgreifen die das gegenteil behauptet ... und die medien werden so tun als wäre sich die wissenschaft da uneinige... dabei ist das um beim bespiel zu bleiben 1000 zu 1 .. in den talkshows (medien) aber 50/50 und somit auch das was beim wähler ankommt.

    Ich denke nicht, dass das so funktioniert. Die Medien und Politiker sind sich eigentlich einig, dass große Ungleichheit herrscht in Deutschland, was weder vertuscht oder verheimlicht wird, sondern hier kommt die Funktion von Ideologie, neoliberale Denkmuster ins Spiel, die diese Ungleichheit bei der Politikerklasse legitimiert. Die Bevölkerung hat aber eine entgegengesetze Aufassung davon.

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