Diskussionen zu Interessanten News, Sendungen, Links und sonstigen Aufregern des Tages

  • He said officers used "restraint chairs" which are widely installed in police stations across China. "Your wrists are locked in place by metal restraints, and [the] same applies to your ankles."


    He provided evidence of how the AI system is trained to detect and analyse in facial expressions and skin pores.



    Künstliche Intelligenz als Lügendetektor ... was kann da schon schief gehen? Kann man nicht gleich ein Richter/Exekutions-Algoríthmus hinzufügen, wenn man schon am Stuhl gefesselt ist?

  • Die technische Entwicklung, die mit der Aufklärung und dem allmählichen Sieg der rationalen Naturwissenschaft über die christliche Schöpfungslehre einher ging, kann man aber nicht einfach von den nach dem Mittelalter, während des aufkommenden Imperialismus neu entstehenden ökonomischen Verhältnissen lösen.

    Naturphilosophen wie Newton, Leibniz, oder später auch der oberste deutsche Aufklärer Kant - die allesamt (genau wie der gelernte Philosoph K. Marx) in ihren stillen Kämmerlein und akademischen Studierzimmern sogar ganz enorme Berge von Theorie auftürmten - konnten sich den Luxus, sich berufsmäßig dem Philosophieren hinzugeben, anstatt einer produktiven Tätigkeit nachzugehen, auch nur leisten, weil sie dafür von reichen Sponsoren aus dem Adel oder dem neu entstehenden städtischen Großbürgertum bezahlt wurden.

    Jene hatten wiederum ein ganz materielles Interesse daran, zunächst die ideologische Macht der Kirchen, und schliesslich des Adels selbst zu brechen, weil sie ihren poltischen und geschäftlichen Interessen im Weg stand.

    Das unterscheidet sie inwiefern von Denkern zuvor? Bei den alten Griechen war es die Bürgerwürde und der Besitz von Sklaven, die ihnen die Freiheit Theorieberge aufzuhäufen ermöglichte, während es für die Denker des Mittelalters die klösterliche Sonderstellung war, zwangsbezahlt vom Bauernvolk drumherum.

    Lediglich die Institutionalisierung war mehr oder weniger neu, wenn auch die Universitäten eine Erfindung des Mittelalters waren.


    Und das materielle Interesse des städtischen Großbürgertums an Marx' Arbeiterbefreiung erschließt sich mir jetzt auch nicht so recht... Der Zug für Adel und Klerus war da so oder so schon abgefahren (oder wenigstens in Abfahrt begriffen) und nur wer aus diesem Klientel die Transition rechtzeitig begriff, was trotz guter Voraussetzungen nicht allen gelang, konnte den Schritt selbst mitmachen.

    Das winzige, militärisch ehemals völlig unbedeutende Holland wurde z.B. in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vor allem deshalb zur weltgrößten Handelsmacht, weil im relativ sekulären Amsterdam eine neue Schicht an reichen Kaufleuten die ökonomische und politische Macht ausübte, welche den Fernhandel als lukrative Geldanlage entdeckt und die ersten Beteiligungsgesellschaften an Handelsschiffsflotten gegründet hatten.

    ...

    Die Forschung ist sich absolut nicht einig darüber, was genau dazu führte, dass diese Entwicklung ausgerechnet zu dieser Zeit in diesem Land seinen Ursprung hatte, aber sicher ist, dass sie ohne die bereits entwickelten Börsen und Finanzmärkte, und ohne den massiven Eingriff des Staates in die sozioökonomischen Verhältnisse (bitte googlen: "enclosures") des Landes zum Zweck der "Befreiung" von Landarbeitern zu Industriearbeitskräften niemals so schnell in dieser Form statt gefunden hätte.

    Alles schön und gut.

    Ich verstehe nicht ganz, was genau Du mir damit jetzt sagen willst?

    Marktwirtschaft kann (vor allem im Gegensatz zur z. B. in den deutschen Ländern zu der Zeit noch herrschenden kleinstaaterischen Selbstherrlichkeitsideologie lokal regierender Kleingeister) technische Entwicklung beschleunigen, aber aus einem winzigen Holland kein großes (zur damaligen Zeit) UK machen, so weit eine Binse.

    Im heutigen Deutschland leben wir allerdings nicht mehr in einer Gesellschaft, in der sich große Philosophisch- Ethische Konzepte und Ideologien im Kampf um die Deutungshoheit über die Welt befinden, und damit starke gesellschaftliche Bewegungen auf beiden Seiten theoretisch unterfüttern, sondern in einer längst durchkommodifizierten Marktgesellschaft, zu der es spätestens seit dem Fall des eisernen Vorhanges überhaupt keinen großen Gegenentwurf mehr gibt.


    ...


    Selbst wenn man also der Ansicht wäre, dass nur eine gewaltsame, revolutionäre Übernahme der Produktionsmittel durch die Arbeitnehmerschaft zu einer nachhaltigen Veränderung führen könne (was ausdrücklich nicht mein Ziel ist![Edit: <- Nicht die Übernahme als solche, sondern die gewaltsame Revolution!]) , bräuchte man dafür trotzdem erst mal eine ausreichend große Masse an RevolutionärInnen, die bereit sind, dafür ihr Leben aufs Spiel zu setzen.

    Das erschließt sich mir noch weniger.

    Du gehst also von einer betonierten Einheitsideologie aus, bei der selbst Marx und Engels abwinken würden, ob der Revolutionsmüdigkeit bzw. kommoden Einrichtung der nichtrevolutionären Massen im Kapitalismus, folgerst daraus dann die Notwendigkeit... Ja was genau?


    Kapitalismuskritische Beiträge in obskuren Foren reichen nicht, Graswurzelbewegungen werden durch den permanenten Betonmischer der kapitalistischen Ideologiemaschine redundant gemacht und den gewaltsamen Umsturz lehnst Du ab und siehst auch da eh keine nennenswerten revolutionären Massen, ja was denn dann? Ich sehe da ein Ja, aber auf Ja, aber auf Ja, aber. Sind da die seitenlangen Beiträge moralische Absolution vor Marx an der proletarischen Himmelspforte, oder was soll das dann? Man schreibt doch nicht aus Langeweile so viel, es muss doch ein Ziel dahinterstecken? Ich verstehe es einfach nicht. Wenn Du das einfach aus Spaß an der Freude machst, bitteschön, jeder wie er mag, dann hätte das als Antwort aber auch ausgereicht.

    Und auch wenn der Satz...:

    ...natürlich nach wie vor richtig ist, nützt das ja nichts, wenn fast niemand den dreibändigen Schinken tatsächlich gelesen und noch weniger Leute ihn wirklich verstanden haben.

    Aber auch diese Erkenntnis ändert eben nicht, dass die Problembeschreibung nunmal schon da ist und offensichtlich als Problembeschreibung allein nicht zur Lösung des Problems ausreicht, was also ist der daraus folgende nächste Schritt?

    Sorry Fruchtoase. Da haben mich die Trolle etwas aufgebracht.


    Es ist ja nicht so, dass in den Kreisen der Gesellschaftswissenschaftler seit Jahrzehnten das ewige Leben des Kapitalismus gefeiert wird. Wir Leben laut dem Fachjargon im Zeitalter des Spätkapitalismus.

    Das Grundproblem der Benennung von Epochen in der Geschichtswissenschaft ist, dass es selten singuläre Ereignisse gibt, die das Ende einer Epoche bedeuten. Die Spätantike endet für die einen mit dem herrschaftlichen Ende des weströmischen Reiches 476, für die anderen mit dem Tode Justinians 565 und für die nächsten mit dem Einfall der Araber in das Oströmische Reich und dem Tod Herakleios 641. Da reden wir jetzt von einer Diskrepanz von knapp zwei Jahrhunderten. Was fangen wir jetzt mit einer Bezeichnung an, die einer Epoche schon gegeben wird, bevor diese überhaupt geendet haben kann, denn dass der Kapitalismus noch herrscht, wird wohl niemand ernsthaft bestreiten. Was sind die Anzeiger, die das Ende des Kapitalismus markieren? Elon Musks Flug in den Weltraum, wohl eher nicht. Mir fallen keine ein. Gegenbeispiele allerdings sehr wohl.


    Letztlich muss man dem Kapitalismus, das gilt hierbei zu bedenken, auch unterstellen, denn auch das wird wohl kein ernstzunehmender Forscher bestreiten, äußerst anpassungsfähig und wandelbar zu sein. Ob nun hyperindividualistischer Kapitalismus der Marke USA oder staatsgelenkter Kapitalismus der Chinesischen "Volksrepublik", es ist (fast) überall auf der Welt Kapitalismus bis auf wenige exotische Ausnahmen "innerhalb des Systems", wie z. B. die angesprochenen Genossenschaften.

    Seit den 70ern haben sich Gesellschaftswissenschaften oder Systemtheoretiker darüber ausgelassen wie der Kapitalismus seine Existenzgrundlage zerstört. (z.B. Jürgen Habermas "Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus": 1973; Limits to Growth: 1972 ) ...


    ...


    Kurz gesagt, dass man überhaupt dazu was schreiben muss ist für mich eine Überraschung gewesen und das getrolle dazu höchst ärgerlich. -> Zynismus meinerseits.

    Nur was sagt es einem, dass seit den 70ern schon vom Ende des Kapitalismus geschrieben wird und wir im Jahr 2021 jetzt irgendwie noch nicht so richtig Auflösungserscheinungen erkennen können? Also ich sehe zumindest keine.


    Das Problem ist, dass der Kapitalismus die Lebensgrundlage des Menschen zerstört, er zerstört eben nicht die Lebensgrundlage des Kapitalismus (wenn man mal etwas abgehoben argumentieren darf).


    P. S. : Ich musste die Zitate etwas einkürzen, die Maximallänge für einen Beitrag war überschritten.

  • Sondern? Aber mindestens doch ein Hochwasser, was es vorher so nicht gegeben hat. Zumindest in dem Jahrhundert.

    Ich hab versucht das mit der Wahrscheinlichkeit zu beschreiben, das 1% gilt pro Jahr und Gewässer/Überschwemmungsgebiete. Analog könnte man einen Kasinosaal mit Roulettetischen (französisch bitte, nicht den Amibeschiss mit Doppelzero) betrachten bei denen einmal im Jahr die Croupiers die Kugel im Kessel laufen lassen. Pro Tisch und Spiel beträgt die Wahrscheinlichkeit von Zero 1/37. Bei mehr als 37 Tischen bzw. 100 Überschwemmungsgebieten, Ist das jährliche Auftreten von Zero bzw. Jahrhunderthochwassers zu erwarten.

    Dieses "tritt statistisch nur einmal in 100 Jahren auf" gilt also nur regional.

    Allerdings wird sich die Hochwasserstatistik, im Gegensatz zu den Roulettewahrscheinlichkeiten, dank Klimawandel deutlich verändern, so dass die alten HQ100 öfter kommen werden.

  • Es bleibt politisches Totalversagen.

    Ich sehe es durchaus als ein Versagen der Politik. Ob man es so absolut sehen muss, ka.

    Aber ich sehe es vermutlich an anderer Stelle als du. Ich sehe es nicht im kurzfristigen Entscheidungsträgerbereich sondern an früherer Stelle. Es hätten der vorgegebene Umgang, die vorgegebene Einordnung, die vorgegebenen Maßnahmen und die drohenden Konsequenzen schon lange angepasst werden müssen. Das die aktuellen Beamten in ihren gegebenen Mustern agieren ist für mich zumindest dann doch verständlich.

  • Die technische Entwicklung, die mit der Aufklärung und dem allmählichen Sieg der rationalen Naturwissenschaft über die christliche Schöpfungslehre einher ging, kann man aber nicht einfach von den nach dem Mittelalter, während des aufkommenden Imperialismus neu entstehenden ökonomischen Verhältnissen lösen.

    interessant ist, wie viele der technischen erfindungen getrieben durch die christliche schöpfungslehre schon entstanden sind. z.b. wurden die druckbehälter welche später als dampfkessel umfunktioniert wurden schon recht früh erdacht - man kann zwischen technischer erfindung und unter gesellschaftlichen verhältnissen getriebenen entwicklungen unterscheiden.

    Naturphilosophen wie Newton, Leibniz, oder später auch der oberste deutsche Aufklärer Kant - die allesamt (genau wie der gelernte Philosoph K. Marx) in ihren stillen Kämmerlein und akademischen Studierzimmern sogar ganz enorme Berge von Theorie auftürmten - konnten sich den Luxus, sich berufsmäßig dem Philosophieren hinzugeben, anstatt einer produktiven Tätigkeit nachzugehen, auch nur leisten, weil sie dafür von reichen Sponsoren aus dem Adel oder dem neu entstehenden städtischen Großbürgertum bezahlt wurden.

    dazu könnte man auch zurück zu platon gehen, dessen denkarbeiten auch nur möglich waren da gesellschaftlich die möglichkeit dazu durch sklavenarbeit geschaffen wurde. ich bin mir nicht sicher ob man dann dort schon einen kapitalistischen moment verorten möchte - oder es als eine gesellschaftlich funktionale struktur welche auch damals schon von den intelligentesten köpfen (platon selber) aus mangel an technischen optionen nicht anders gedacht werden konnte beobachtet.

    Jene hatten wiederum ein ganz materielles Interesse daran, zunächst die ideologische Macht der Kirchen, und schliesslich des Adels selbst zu brechen, weil sie ihren poltischen und geschäftlichen Interessen im Weg stand.

    könnte man zurückblickend dort hinein interpretieren, jedoch wollte weder leibniz noch newton die macht der kirche brechen. kant hat dem glauben seinen platz gegeben und mmn durch beschreibung der (selbstreferentiellen) wissenschaftlichen methode religion und wissenschaft von einander getrennt.

    Das winzige, militärisch ehemals völlig unbedeutende Holland wurde z.B. in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vor allem deshalb zur weltgrößten Handelsmacht, weil im relativ sekulären Amsterdam eine neue Schicht an reichen Kaufleuten die ökonomische und politische Macht ausübte, welche den Fernhandel als lukrative Geldanlage entdeckt und die ersten Beteiligungsgesellschaften an Handelsschiffsflotten gegründet hatten. Deren Anteile wurden dann an der ersten Börse gehandelt.

    hier würde ich auf die die bedingungen der möglichkeit verweisen handel betreiben zu können. ohne schiffe und technische erfindungen der überproduktion gibt es keinen bedarf neue märkte erschließen zu können. erst die im historischen geist verfügbaren technischen mittel bieten die bedingungen der möglichkeit diese kapitalistische verwertbarkeit denken zu können.

    mit diesen ausführungen möchte ich ergänzend und nicht widerlegend wirkend - es ist ein anderer fokus auf die techniziät, welche natürlich durch gesellschaftliche verhältnisse getrieben wird...falls ich nachher zeit finde schreibe ich noch was dazu.


  • Das ist argumentativ doch sehr dünn. Du siehst keine Krise des Kapitalismus?

    vielleicht weil du keine Näherin in Bangla Desh bist? Oder nicht in Südafrka, Mali oder irgendeinem anderen Staat befindest der sich gerade unter den Segnungen der Globalisierung auflöst.


    Mein Standpunkt war immer, dass der Klimawandel ein Versagen des Kapitalismus ist und im Kapitalismus die Ziele des Pariser Abkommens nicht erreicht werden können. Ich habe dazu brandneue Studien genannt die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Warum haben die Unrecht? Die sehen eine Krise. Beispiel hier die Studie des MPIfG. Warum werden solche Studien hier immer wieder einfach völlig unkommentiert ignoriert?


    how plausible it is that our complex contemporary society – spanning the globe, under conditions of extreme inequality, and firmly embedded in capitalist modes of production and consumption – will actually enter the path towards achieving the Paris goal by 2050. We ended up with a rather bleak assessment: given our current understanding of enabling and constraining conditions for social drivers that might bring about this great transformation, and given the empirical evidence that we can weigh against this conceptual model of change, we conclude that achieving the Paris goal by 2050 is currently not plausible, however possible it might still be (Stammer et al. 2021).


    Ich bin auch der Meinung, und auch dazu hab ich Studien genannt, dass ein Ende des Wachstums ein Ende des Kapitalismus bedeutet. Was davon, ausser Anekdoten und deiner Beobachtungen, lässt dich Glauben, dass dem nicht so ist?


    Zitat von Wolfgang Streeck: Wie wird der Kapitalismus enden

    ...

    Das Bild, das ich mir vom Ende des Kapitalismus mache – einem Ende, dem wir uns meiner Auffassung nach gegenwärtig nähern – ist das eines aus sich heraus, und ohne dass es einer funktionsfähigen Alternative bedürfte, chronisch funktionsgestörten Gesellschaftssystems. Zwar können wir nicht wissen, wann und wie genau der Kapitalismus verschwinden wird und was nach ihm kommt. Entscheidend ist aber, dass nirgendwo eine Kraft zu sehen ist, von der eine Umkehr der drei Abwärtstrends – beim Wirtschaftswachstum, der sozialen Gleichheit und der finanziellen Stabilität – und die Beendigung ihrer wechselseitigen Verstärkung zu erwarten wäre.

    ...

  • Das ist argumentativ doch sehr dünn. Du siehst keine Krise des Kapitalismus?

    vielleicht weil du keine Näherin in Bangla Desh bist? Oder nicht in Südafrka, Mali oder irgendeinem anderen Staat befindest der sich gerade unter den Segnungen der Globalisierung auflöst.

    Müssten für eine Krise des Kapitalismus nicht auch die Kapitalisten in der Krise stecken?

    Der Näherin mag es schlecht gehen aber der Eigentümer des Sweat Shops findet reißenden Absatz vei Zalando und Co.

  • PS: Newton war sehr gläubiger Christ und durch die Bank hatten alle Figuren der Aufklärung ein deistisches Weltbild. Dieser Fokus auf rationale Fakten hat sich eher über die Philosophie des Positivismus Anfang des 20. Jahrhunderts verbreitet (in den wirtschaftswissenschaften, die von physikalischen modellen inspiriert ist), hatte aber schon Vorgänger im 19. auch in den Sozialwissenschaften. Gute Kritik daran ist halt immernoch die Dialektik der Aufklärung von Adorno und Horkheimer, auch wenns viel Geschwurbel ist.

  • Müssten für eine Krise des Kapitalismus nicht auch die Kapitalisten in der Krise stecken?

    Der Näherin mag es schlecht gehen aber der Eigentümer des Sweat Shops findet reißenden Absatz vei Zalando und Co.

    Das hängt davon ab, was du Krise nennst und für wen. Aber selbst die Kapitalisten sind regelmäßig in der Krise selbst getroffen, zb 2008 Finanzkrise.

  • Falls es noch nicht aufgefallen ist, in den Medien wird dann und NUR dann von einer Krise gesprochen wenn Kapitalisten davon betroffen sind.


    2008 War eine Krise weil Kaptialisten davon betroffen waren. Diese Krise ist nicht überwunden. Seit dem ist unser Finanzsystem ein Zombie der durch Quantitative easing am laufen gehalten wurde. aber niemand sieht einen Ausweg.


    Häuserpreise, Goldpreise, Aktienblasen, Bitcoin-Blase. All das ist Ausdruck der Krise der Kapitalisten. Die Kapitalisten wissen das.


  • Häuserpreise, Goldpreise, Aktienblasen, Bitcoin-Blase. All das ist Ausdruck der Krise der Kapitalisten.

    Kann mir richtig vorstellen, wie die Haus- und Aktienbesitzer gerade in der Krise stecken.

    Betrifft das nicht doch eher die Mieter und lohnabhängig Beschäftigen? Und sollte man nicht statt einer Krise des Kapitalismus, dem es blendend geht, von einer Krise des Sozialstaats reden.

  • Nur wenn man grundsätzliche wirtschaftliche Zusammenhänge ignorieren will.


    Das alles sind Pyramidenspiele. Kapitalismus, also Investition von Kapital in Erwartung von Renditen (also Wachstum) findet so gut nicht mehr statt. Statt dessen wird mit dem billigem Geld gezockt. Reiche werden dadurch durchaus reicher, aber das ist nicht Kapitalismus, das ist die umgekehrte Reise nach Jerusalem. Wer als letzter aussteigt verliert.


    Frage: Ist das eine vernünftige Basis eines Wirtschaftssystems?

    Warum ist es denn so schwierig über ein neues Wirtschaftssystem nachzudenken?


    Ernsthaft. Ist es weil wir nichts anderes kennen? Weil es Angst macht über ein neues Wirtschaftssystem nachzudenken? Was ist das Problem?

  • Solange drei Viertel der Menschheit in Schwellen- Entwicklungsländern leben gibt es auch Wachstum. Soviel zu den wirtschaftlichen Zusammenhängen.


    In einigen Ländern des Westens gibt es kaum Wachstum mehr, das ist richtig. Als Kunden für die Produkte der ausgelagerten Produktionsstandorte taugen wir aber allemal. Und der Kapitalismus wird auch nicht von alleine aufhören, uns unserer Arbeitskraft zu berauben. Bevor wir ein BGE bekommen, fahren wir alle auf dem Gorillaz Fahrrad Lebensmittel aus.


    Reiche werden dadurch durchaus reicher, aber das ist nicht Kapitalismus,


    Genau das ist Kapitalismus!


    Warum ist es denn so schwierig über ein neues Wirtschaftssystem nachzudenken?

    Das tun hier doch alle. Wir legen unsere Hoffnung aber nicht in die immer wieder vorhergesagte und nie eingetretene letzte Krise des Kapitalismus.

    Ein bisschen Plündern hier und da bringt den nicht zum Fall.

  • Genau das ist Kapitalismus!

    Genau da liegt der Denkfehler vor dem ich Angst habe.


    Natürlich ist das nicht Kapitalismus. Es ist das Ziel des Kapitalismus, dass Reiche reicher werden, das ist richtig. Kapitalismus aber ist ein Wirtschaftssystem das auf die Investitition des Kapitalis, vornehmlich in Produktionsmittel, beruht und den Mehrwert aus der Ausbeutung von Arbeit und Externalisierung erwirtschaftet. Dazu nochmal Streeck:


    Zitat

    Um also entscheiden zu können, ob der Kapitalismus lebt, stirbt oder tot ist, schlage ich vor, ihn als eine moderne Gesellschaft18 zu definieren, die ihre kollektive Reproduktion als unbeabsichtigte Nebenwirkung individuell rationaler, kompetitiver Profitmaximierung zum Zweck privater Kapitalakkumulation sicherstellt – vermittels eines „Arbeitsprozesses“, der privates Kapital mit kommodifizierter Arbeitskraft kombiniert, um so die Mandevillesche Verheißung der Verwandlung privater Laster in öffentliche Güter wahr werden zu lassen.

    Ebendiese Verheißung, behaupte ich, kann der gegenwärtige Kapitalismus nicht mehr einlösen – womit er am Ende seiner historischen Existenz als aus eigener Kraft reproduktionsfähige, nachhaltige, vorhersagbare und legitime Gesellschaftsordnung angekommen ist.


    Das entscheidende ist, dass Kapitalimus eine Legitimation hat (hatte?) die er aus der herrschenden Ideologie (im Sinne Gramscis) erfährt.

    (Kurz : "Wer arm ist ist selber schuld, wer reich ist hat es sich verdient")


    Die Vermehrung von fiktiven Vermögen durch Pyramidenspiele die, wenn sie dann zusammenbrechen, von den Steuerzahlern "gerettet" werden, ist schon kein Kapitalismus mehr. Dieser Form der Vermehrung der Vermögen hat keine Legitimation in einer Ideologie. Weil den herrschenden Eliten eine Legitimation der Herrschaft fehlt, müssen sie mit anderen Mitteln ihren Herrschaftsanspruch durchsetzen. Dazu braucht man also z.B: ein neues bayerisches Polizeiaufgabengesetz, Überwachung, Entdemokratisierung, immer mehr autoritäre Strukturen, nicht legitmierte Funktionäre ala Mario Draghi als Staatschefs, usw ...


    Ein postkapitalistisches System kann durchaus eines sein, das autoritärer, ungerechter und zerstörerischer ist und dazu dient die Gewinner des Kapitalismus mit allen Mitteln an der Macht zu halten.


    Das ist ja genau der Grund warum ich der Meinung bin, dass man über das Ende des Kapitalismus sprechen soll. Die andere Seite hat sich schon entschieden wie das neue Modell aussehen soll. Es heist "Trumpismus".

  • Zitat

    Das tun hier doch alle. Wir legen unsere Hoffnung aber nicht in die immer wieder vorhergesagte und nie eingetretene letzte Krise des Kapitalismus.


    Ein bisschen Plündern hier und da bringt den nicht zum Fall.


    Naja, du schliesst hier von dir auf andere. Es gibt da einige die halten alleine die Vorstellung eines anderen Wirtschaftsystems für Anstössig und können sich einen Nicht-Kapitalismus nicht vorstellen.


    Ausserdem ist es lustig dass du mir irrglauben vorwirfst, weil ich sage dass der Kapitalismus in sich zusammenbricht da er an seinen widersprüchen scheitert, während mir von anderen immer wieder vorgehalten wird ich würde hier einem antikapitalistischen Umsturz durch bolschewiken anhängen.


    Wachstum in den Schwellenländern ist (vielleicht) prinzipiell möglich, aber hat nach allen Studien die es dazu gibt eine totale Klimakatstrophe zur Folge die diesen Planeten ziemlich unbewohnbar machen würde.


    Also, nochmal, wenn wir in Zukunft eine Erde wollen auf der es halbwegs gerecht zugeht und die für unsere Nachkommen bewohnbar ist müssen wir uns dem Problem stellen, dass Kapitalismus als Wirtschaftsystem ausgedient hat. Wir brauchen daher eine Diskussion darüber wie es weitergeht. Mehr will ich gar nicht. Wenn du sagst, dass das hier stattfindet, erzähl das Danton, Marner usw.


    Ich kann das nicht erkennen. Statt dessen wird darüber geschrieben ob Ich oder Utan den richtigen Ton treffen oder arrogant, oder oberlehrerhaft rüberkommen wenn wir auf die langfristige Notwendigkeit eines Systemwechsels bestehen.

  • Wachstum in den Schwellenländern ist prinzipiell möglich, aber hat nach allen Studien die es dazu gibt eine totale Klimakatstrophe zur Folge die diesen Planeten ziemlich unbewohnbar machen würde.

    Das stimmt ja auch. Dieses Wachstum wird am Klima nicht spurlos vorbei gehen. Aber fünf milliarden Menschen werden nicht freiwillig auf die Verlockungen der Konsumgüterindustrie verzichten wollen. Sowie ja auch im Westen niemand verzichtet hat, obwohl man seit den 70ger Jahren ahnen konnte, was uns blüht.


    Und die Klimakrise ist ja auch eine Krise der Gesellschaft, keine Krise des Kapitalismus.

    Die Kapitalisten werden schon einen Weg finden, daraus Kapital zu schlagen. Kluge Kapitalisten kaufen wahrscheinlich schon Grund und Boden weit im Norden und diversifizieren in Solar und Wasserstoff Aktien.


    Mir macht Angst, dass der Kapitalismus eben nicht mit einer finalen Krise endet, sondern aus jeder Krise furchtbarer hervorgeht.

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