Zwei mögliche Ergebnisse:
1. Sie verschmelzen am Ende zu einer Über-Kreatur.
2. Minus mal Minus ergibt Plus.
Also ich kann nur empfehlen, sich das mal anzugucken.
Die beiden sind sich im Übrigen überhaupt nicht so einig, wie es manche hier vielleicht glauben.
Tucker Carlson ist ein ziemlich verrückter, tendenziell misogyner, kulturchauvinistischer bis rassistischer, und sicher völkisch-religiöser Nationalist, der sich sehr gut in der Rolle eines Journalisten gefällt, dem es nach eigener Aussage um nichts anderes gehe, als um die Versorgung des amerikanischen Volkes mit wahrheitsgemäßer Berichterstattung über seine Machthaber.
Das kann man völlig zu recht ganz furchtbar finden (auch wenn es ziemlich unterhaltsam sein kann, so lange man nicht selbst davon betroffen ist) und Carlson von mir aus auch einen "Faschisten" schimpfen, aber was ihn ganz klar vom deutschen Qualitätsjournalisten Paul Ronzheimer unterscheidet, ist der Umstand, dass er im Gegensatz zu diesem gar nicht den Anspruch hat, das Weltgeschehen und dessen Protagonisten für sein Publikum nach dem Maßstab irgendwelcher höheren, übernationalen und universell für die ganze Menschheit als gültig behaupteten #Werte "einzuordnen" und ihm beizubringen, wer die besonders verachtenswerten Feinde dieses wertebasierten Edelmutes zu sein haben, sondern dass er ganz offen dazu steht, dass ihn andere als die (natürlich von ihm selbst definierten) amerikanischen Interessen und von Gott den Gründervätern der USA überantworteten amerikanischen #Werte überhaupt nicht interessieren.
Wäre Ronzheimer tatsächlich der Qualitäts-Großjournalist, für den er selbst und seine große Fangemeinde ihn offenbar halten, dann hätte ihm eigentlich schon spätestens nach der ersten Viertelstunde dieses Interviews klar sein müssen, dass er mit seinen Versuchen, Carlson wegen dessen "Freundschaft" zu dem Unhold Trump, seiner doch eher kritischen America First-Position zur NATO, und insbesondere zum Ukraine-Krieg, oder wegen seines unter deutschen Wertejournalisten als besonders unkritisch kritisierten Interviews mit dem schrecklichen Russenhitler Putin in Moskau auf moralisches Glatteis zu führen, vollkommen auflaufen und gegen die Wand rennen würde.
Aber weil er halt eigentlich nichts anderes kann als moralisieren, und weil sein ganzer (völlig unverdienter) guter Ruf in Deutschland vor allem darauf beruht, sich bei seiner Arbeit selbst immer auf der moralisch richtigen Seite einzuordnen - sei es an der Ostfront, eingebettet in das nur aus todesmutigen HeldInnen bestehende ukrainische Militär ("they all told me that they want to fight!"), sei es an der Südostfront, mit den Israelischen Verteidigungsstreikräften im verzewifelten Kampf um das Überleben des "jüdischen Volkes", oder sei es an der Podcastfront, wie eben hier in dieser Scheune in New England) -, versucht Ronzheimer dann trotzdem noch mindestens eine Stunde lang (weiter als bis etwas mehr als die Hälfte bin ich noch nicht gekommen) Carlson immer wieder als moralisch fragwürdigen Feind der ukrainischen und europäischen #Freiheit vorzuführen, und beißt damit bei diesem komplett auf Granit, weil dem das einfach scheissegal ist.
Man kann aus diesem Interview einiges darüber lernen, warum die Sorte von Amerikanern, die dort jetzt an der Macht sind, Europa überhaupt nicht mehr ernst nehmen, und noch mehr darüber, warum das nicht alleine daran liegt, dass Leute wie Tucker Carlson verrückte völkisch-religiöse Nationalisten sind, sondern auch daran, dass insbesondere gebildete und weltgewandte deutsche Europäer wie Paul Ronzheimer sich einen Chauvinismus gegenüber dem Rest der Welt angeeignet haben, den sie sich eigentlich schon lange überhaupt nicht mehr leisten können.