Diskussionen zu Interessanten News, Sendungen, Links und sonstigen Aufregern des Tages

  • hab ich jetzt zu wenig intus oder du zu viel?

    Ich red weder von Wasser noch O-Saft...

  • "Kritik alleine ist zum Ziel geworden."


    Horkheimer ist ganz sicher nicht der Typ, der sagt, dass zu viel kritisiert wird und man mehr Pragmatismus an den Tag legen soll.


    Er sagt, dass die "subjektive Vernunft" (denke, es geht im Grunde um das Individuum) nichts mit Zielen anfangen kann, die selbst nirgendwo hinführen, sondern für sich stehen ("kann um seiner selbst willen vernünftig sein"). Würde vorsichtig behaupten, dass er diese Denkart als instrumentell darstellt.


    Beispielsweise Eis essen führt zu nichts weiteren oder Bildung ist "um seiner selbst Willen vernünftig" (sollte sie zumindest) oder Freundschaft oder ....


    Und dann sagt er, dass das auch für Gesellschaftskritik gilt, also es gibt Gesellschaftskritiken, die nicht für sich stehen, sondern auf etwas Zielen, etwas erzeugen wollen. Man denke an Nationalismus, was eine Gesellschaftskritik gegen andere Nationen formuliert usw.


    Man hört dann eine Gesellschaftskritik von jemanden, der eine Absicht hat und eben nicht Kritik um der Kritik willen wahrnehmen will.

  • […]

    Man hört dann eine Gesellschaftskritik von jemanden, der eine Absicht hat und eben nicht Kritik um der Kritik willen wahrnehmen will.

    Kritik um der Kritik willen wahrzunehmen bedeutet ja, einen Diskurs zu führen, auf sachlicher Ebene zu bleiben, und somit das Gegenüber trotz anderer Meinung zu akzeptieren.

    Heute wird jedoch versucht, jedewede Äußerung von Ddiskutanten abweichender Meinung zu nutzen, um ihnen die Legitimation zum Diskurs abzusprechen. Shitstorming a la 'wie werden ihn ruinieren'. Viel "Kritik" ist daher Diskurszerstörung – aber das ist nach der Zeitenwende vermutllich opportun. Das Bessere sei deshalb nicht mehr der Feind des Guten, sondern ein Pakt mit dem Teufel.

  • Horkheimer kritisiert ja die subjektive Vernunft als eine nur in unserer Zeit sehr verbreitete Vorstellung von Vernunft. Er kontrastiert die subjektive Vernunft mit der objektiven Vernunft, die eigentlich die ursprüngliche Vorstellung von Vernunft war und bei der es noch ein höheres Ziel gab.


    Er sagt, dass die "subjektive Vernunft" (denke, es geht im Grunde um das Individuum) nichts mit Zielen anfangen kann, die selbst nirgendwo hinführen, sondern für sich stehen ("kann um seiner selbst willen vernünftig sein"). Würde vorsichtig behaupten, dass er diese Denkart als instrumentell darstellt.


    Nicht Ziele, die selbst nirgendwo hinführen, sondern das Ziel selbst ist in den Hintergrund gerückt. Z. B. ein Ziel, das aus sich selbst heraus Sinn machen würde. Weil sowas als mythos oder als nicht vernünftig gesehen wird.


    Beispielsweise Eis essen führt zu nichts weiteren oder Bildung ist "um seiner selbst Willen vernünftig" (sollte sie zumindest) oder Freundschaft oder ....


    Ja Bildung um seiner selbst Willen ist ja das Problem, in einer Gesellschaft in der das Ziel von Bildung ist, auf dem Arbeitsmarkt zu funktionieren. Es wird nicht darüber diskutiert, was eigentlich der höhere Sinn von Bildung in der Gesellschaft sein sollte.

  • "Was erlaube Strunz?! Schreibe wie Flasche leer?!"


  • Komme gerade aus einer VWL Vorlesung zur Wirtschaftsgeschichte von Deutschland. Ich hatte einige Vorurteile. Am Ende hat der Dozent aber was gesagt, was ich nicht von ihm erwartet hätte. Es ging gerade darum, wie sich wohl die Wirtschaft in Zukunft entwickelt und ob die Digitalisierung dazu führen wird, dass wir alle unsere jobs verlieren. Und er meinte so, dass wir bei diesen Themen "outside the box" denken sollten. Das derzeit Wirtschaftssystem sei zwar das beste System, welches wir bis jetzt hatten, also ein System, welches aus privaten Kapitalbesitzern besteht und aus den restlichen, die arbeiten gehen. Aber damit die Kapitalbesitzer letztenendes nicht alles besitzen und der Rest nichts, müssten wir uns überlegen, wie wir den Kapitalbesitzern ihre Produktionsmittel abnehmen können und sie gleich verteilen. Und das sei eine schwierige Aufgabe.

    Ich hab gedacht, ich hör nicht richtig 😅 Bis jetzt hat er bei der Darstellung der Wirtschaftsgeschichte mit typischen neoklassischen Konzepten wie Humankapital und Marktgleichgewicht gearbeitet. Also genau das, was immer an den Methoden der VWL kritisiert wird.

    Fand die Rede am Ende aber super. Gibt wohl noch Leute, die man nicht so schnell in eine Schublade schieben kann ;) Und es scheint noch Ökonomen zu geben, die nicht zu der Sekte der capitalismus fan-boys gehören.

  • Naja deshalb:


    [...] Das derzeit Wirtschaftssystem sei zwar das beste System, welches wir bis jetzt hatten, also ein System, welches aus privaten Kapitalbesitzern besteht und aus den restlichen, die arbeiten gehen. Aber damit die Kapitalbesitzer letztenendes nicht alles besitzen und der Rest nichts, müssten wir uns überlegen, wie wir den Kapitalbesitzern ihre Produktionsmittel abnehmen können und sie gleich verteilen. Und das sei eine schwierige Aufgabe. [...]


    Wir nehmen das beste System, Kapitalismus, aber wir müssen darin halt ein bisschen besser verteilen vulgo demokratisieren. Also demokratischer Kapitalismus.

  • Naja deshalb:



    Wir nehmen das beste System, Kapitalismus, aber wir müssen darin halt ein bisschen besser verteilen vulgo demokratisieren. Also demokratischer Kapitalismus.

    Also erst mal hat das der Dozent gesagt, und nicht ich. Und ich glaube kaum, dass er ein Sozialist oder Antikapitalist ist. Darum ging es auch nicht in meinem post. Abgesehen davon, hat er ja davon gesprochen, die Produktionsmittel den, ich sag mal, Kapitalisten abzunehmen und das ist ja weit mehr als nur umverteilen. Man könnte von Vergesellschaftung sprechen. Aber mein Ziel war nicht, ihn deswegen gleich in eine politische Ecke zu drängen.

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