Diskussionen zu Interessanten News, Sendungen, Links und sonstigen Aufregern des Tages

  • Du willst mir sagen, dass es dem Coca Cola trinkenden und Markenanzug tragenden Marxisten an ideologischer Integrität mangelt? ;) ich mag Wolfgang, versteh mich nicht falsch, aber ein Rädelsführer der Arbeiterklasse wird er sicher nicht.

    So ähnlich. :)

    Ich sehe es hier aber nicht zwingend auf der Ebene des Marxismus, sondern eher auf der Ebene Gesellschaftsinteresse vs. Eigeninteresse. Es versteigen sich ja einige Herren, dieser und anverwandter Bubbles, gern mal auf steile Thesen, wenn es darum geht, was der Gesellschaft jetzt mal gut täte - ohne dass es sie persönlich beträfe natürlich...

    Wäre Wolfgang auf irgendeine zauberhafte Weise nicht persönlich von diesem Problem betroffen, wie sähe wohl sein Urteil zu dieser Frage aus? Ich vermute, etwas utilitaristischer...

  • Stefan, der zuvor noch Jenny fertig machen wollte, weil die sich insgesamt unsicher gefühlt hat wegen der beschleunigten Zulassung bei den Impfstoffen, hat das zu 100% unterschrieben.

    Widerspruch im neuezwanziger und im Salon ist ja die Ausnahme. Es ist doch eher so, beide arbeiten ihre Inhalte ab und wenn man sich ergänzen kann, umso besser. Vermutlich geht man die "Tagesordnung" vorher auch gemeinsam durch, um die Reihenfolge festzulegen.

    Und genau das macht das Format gewöhnungsbedürftig. Zuletzt hat mich die wiederholte wohlwollende Kommentierung zum Vorstoß um die IT-Giganten als Regierung sehr erschreckt. Wenn bei solchen Dingen keine Alarmglocken mehr angehen, ist das bedenklich. Über den Fetisch für Leute wie vdL, Spahn und Söder und Pelosi muss ich da nicht weiter sprechen.


    Gut, bei dem Format kann ich das noch nachvollziehen. Da ging es ja immer darum, auf andere, aus Sicht der Beiden interessante, Quellen hinzuweisen und mal einen ganz neuen Blick aufzumachen. Wolfgang liefert oft genug den erfrischenden Gegenpart, aber die Kontroverse bleibt formatbedingt eher dürftig.


    Allerdings hatte der neue Podcast nun auch diese Tendenz und ich den Eindruck, der Host will vor allem seine Talking Points unterbringen und alles, was dabei stört, hat sich dem unterzuordnen. Ich habe aber deswegen auch seit Wochen nicht mehr reingehört und mein Eindruck ist ja ohnehin subjektiv. Jedenfalls habe ich mich auch daran erinnert, wie er A! als "seinen" Podcast bezeichnete, was Tilo nachvollziehbar nicht besonders gut gefallen hat.

    Wenn man nach ein paar Folgen den Vergleich zieht, so war A! deshalb solange soviel besser und eben auch Stefans Performance, solange er Teilnehmer und ihre Gedanken und die Widersprüche als auf Augenhöhe akzeptiert hat. Mir fehlt auch die Emotionalität. Was in der Nachbarkneipe Stein des Anstoßes ist, damit wurde der A!-Podcast zu seinen besten Zeiten schon mal eingeleitet, als zynischster Podcast Deutschlands.


    Ich mag vermutlich genau aus diesen Gründen auch die Hans-Jessen-Show. Niemand wird abgebügelt, auch wenn die Positionen noch so wenig nachvollziehbar und oder emotional sind. Kontroverse und die Type von der Straße sind Programm. Das gefällt auch nicht jedem.

  • Du willst mir sagen, dass es dem Coca Cola trinkenden und Markenanzug tragenden Marxisten an ideologischer Integrität mangelt? ;) ich mag Wolfgang, versteh mich nicht falsch, aber ein Rädelsführer der Arbeiterklasse wird er sicher nicht.

    Er ist halt mehr so ein klassischer Feuilletonist.


    Im Zweifel ist mir allerdings ein Berufsintellektueller lieber, der den Kapitalismus und seinen ideologischen Überbau radikal kritisiert - auch wenn es nur theoretisch ist -, als ein Berufsintellektueller, dessen Systemtheorie sich darauf beschränkt, zu konstatieren, dass es zwar gesellschaftliche Systeme gebe, man diese aber sowieso nicht radikal verändern könne, und der sich daher anonsten darauf beschränkt, seinem Strukturkonservatismus freien Lauf zu lassen, und Systemkritik immer nur dort zu üben, wo das System und seine FunktionsträgerInnen ihm selbst und seiner Keimzelle der Gesellschaft Familie nicht zum eigenen Vorteil gereichen.

  • Das trifft aber halt auch nur für die Schießbahn zu.

    Im Maneuver oder auf Übung zählt natürlich niemand mit, wie oft es nun tatsächlich geknallt hat.

    Da wird so einiges wegverschwunden...

    Außerhalb von Schießanlagen werden auch die Kommandosoldaten nicht mit Gefechtsmunition rumrennen, und was an Manövermunition und Nebeltöpfen so wegkommt sollte man in der Presse nicht skandalisieren, zumindest nicht so als wäre es Gefechtsmunition.


    Wenn z.B. ein Artikel aufmacht mit "Scharfe Handgranate der Bundeswehr in Hagen gefunden" und den Artikel so ein Bild (kein Symbolbild) ziert, dann könnte man schon dazuschreiben, dass die meisten Silvesterkracher gefährlicher sind.


  • Er ist halt mehr so ein klassischer Feuilletonist.


    Im Zweifel ist mir allerdings ein Berufsintellektueller lieber, der den Kapitalismus und seinen ideologischen Überbau radikal kritisiert - auch wenn es nur theoretisch ist -, als ein Berufsintellektueller, dessen Systemtheorie sich darauf beschränkt, zu konstatieren, dass es zwar gesellschaftliche Systeme gebe, man diese aber sowieso nicht radikal verändern könne, und der sich daher anonsten darauf beschränkt, seinem Strukturkonservatismus freien Lauf zu lassen, und Systemkritik immer nur dort zu üben, wo das System und seine FunktionsträgerInnen ihm selbst und seiner Keimzelle der Gesellschaft Familie nicht zum eigenen Vorteil gereichen.

    *hust


  • Holgi ruft an (Übermedien-Podcast)


    ...zum Thema BPK, die Historie der BPK, die Ansätze von Tilo und auch das neue Phänomen Reitschuster werden thematisiert.


    https://podcastaddict.com/episode/119699507

    Sehr erhellend. Wir lernen, Journalismus ist vor allem ein hochprofessionelles Geschäft, das nicht wider die bürgerlichen Grenzen des Anstands gegenüber hart arbeitenden FunktionsträgerInnen strapaziert werden, oder gar irgendwelchem "Aktivismus" aheim fallen darf.

    Wie jedes Kind in der sozialen Marktwirtschaft weiß, ist Zeit Geld - und gerade in diesem Geschäft ein knapp bemessenes Gut.

    Gottseidank wissen der Seibert und seine Vollprofis, bei denen jedes Wort sitzt nicht, dass da ein rund-um-die-Uhr-News Cycle auf zitierfähige Antworten wartet, die gut in den knapp bemessenen Zeichenvorrat, oder in die kurz durchgetaktete Sendezeit passen.

    Die könnten ja sonst am Ende noch auf die Idee kommen, ein Prinzip daraus zu machen, ihre Antworten so zu formulieren, dass man ihnen - so rein sendezeitlich oder zeichenkapazitär - eigentlich gar nichts mehr hinzuzfügen haben möchte - schon gleich gar keine augenrollende Diskussion.

    Womöglich würden die gar darauf spekulieren, dass nervige Videoschnipsler, die solche medienprozeduralen Probleme nicht haben, den anderen mit ihrem despektierlichen Störverhalten so auf den Zeiger gehen, dass die schon dafür sorgen, dass dieser herablassende Spaßjournalismus nicht die harte Arbeit all jener ins lächerliche zieht, die der altehrwürdigen Institution noch die angemessene Ehrfurcht entgegenbringen.


    Wir sind ja nicht in der DDR, wo es sowas gar nicht gab.

  • Maier: Nein, das ist anders. Wenn zum Beispiel in Niedersachsen ein neues Autobahnkreuz eröffnet wird, und das Ministerium keine Zeit, Lust, etc. hat um schriftliche Anfragen zu beantworten dann kann ich die Sprecher dazu live in der BPK befragen. Auf Augenhöhe.

    Also und wenn es dazu dann erst mal keine Antwort gibt, dann äh... verstehe ich das natürlich.


    Antworten zum Autobahnbau - die ganz bestimmt auch der Anja Maier auf Augenhöhe weiterhelfen - die gibts nat. hier...

  • ohne Worte :D

  • Fun Fact: In Berlin werden schon seit Jahren keine LehrerInnen mehr verbeamtet.

    Im goldenen Süden hat man so manchen Gesellschaftsumbruch wohl nicht mitbekommen. Manchmal merkt man dem Marner schon an, wo er verwurzelt ist, gel. ;)

    Viele Bundesländer haben mit der Verbeamtung erst wieder angefangen, nachdem sie bemerkt haben, dass lieber in die Länder mit sozialer Sicherheit gehen, also mit Aussicht auf Verbeamtung.


    In meiner Schulzeit gabs bei uns sowas wie Lehrer-Verbeamtung nicht. Die konnten das machen, weil noch genug gut ausgebildete Reserven aus der Zeit vor der Wende vorhanden waren und die Schülerzahlen absehbar heruntergingen. Da gab es Arbeitskämpfe, in deren Ergebnis unsere Lehrer in Teilzeit geschickt wurden. Gleichzeitig stieg die maximale Klassengröße.


    Auf den Weg zu null Neuverschuldung unseres Bundeslandes haben wir doch gerne auf bessere Bildung verzichtet, immerhin sind als Entschädigung dafür Schulstunden im Krankheitsfall dann auch öfter ausgefallen. So hatten wir alle was davon.

  • Viele Bundesländer haben mit der Verbeamtung erst wieder angefangen, nachdem sie bemerkt haben, dass lieber in die Länder mit sozialer Sicherheit gehen, also mit Aussicht auf Verbeamtung.

    Ja das ist hier auch so. Berlin hat drei große Universitäten und mehrere Fachhochschulen. Das Brandenburgische Kultusministerium freut sich, wenn die BerlinerInnen ihm die Ausbildung von Lehrkräften finanzieren, die dann hier studieren und wohnen, und sich im Nachbarland verbeamten lassen.


    Das ist mal wieder so eine von diesen Win-Win Situationen.:thumbup:

  • Im goldenen Süden hat man so manchen Gesellschaftsumbruch wohl nicht mitbekommen. Manchmal merkt man dem Marner schon an, wo er verwurzelt ist, gel. ;)

    Viele Bundesländer haben mit der Verbeamtung erst wieder angefangen, nachdem sie bemerkt haben, dass lieber in die Länder mit sozialer Sicherheit gehen, also mit Aussicht auf Verbeamtung.


    In meiner Schulzeit gabs bei uns sowas wie Lehrer-Verbeamtung nicht. Die konnten das machen, weil noch genug gut ausgebildete Reserven aus der Zeit vor der Wende vorhanden waren und die Schülerzahlen absehbar heruntergingen. Da gab es Arbeitskämpfe, in deren Ergebnis unsere Lehrer in Teilzeit geschickt wurden. Gleichzeitig stieg die maximale Klassengröße.


    Auf den Weg zu null Neuverschuldung unseres Bundeslandes haben wir doch gerne auf bessere Bildung verzichtet, immerhin sind als Entschädigung dafür Schulstunden im Krankheitsfall dann auch öfter ausgefallen. So hatten wir alle was davon.

    Ja mei, wer ein einjähriges Kind regelmäßig 5 Tage die Woche für jeweils 9 Stunden, ohne wirklich triftigen Grund, an Fremde abgibt sollte Besuch vom Jugendamt bekommen.

    Alter weißblauer Mann.

  • Ja mei, wer ein einjähriges Kind regelmäßig 5 Tage die Woche für jeweils 9 Stunden, ohne wirklich triftigen Grund, an Fremde abgibt sollte Besuch vom Jugendamt bekommen.

    Alter weißblauer Mann.

    Ich glaube zwar, es geht dabei eher darum, die Möglichkeit die Öffnungszeiten in Anspruch zu nehmen und weniger die kompletten 9 Stunden, aber es gibt sicher solche Fälle. Ich kenne das auch nur vom Hörensagen aber weiß, dass es insbesondere für Eltern im Schichtdienst ein Angebot sein kann. Ich vermute auch Alleinerziehende könnten profitieren. Habe lange nichts mehr davon gehört, habe aber im Kopf, dass es wohl irgendwo auch eine 24h Kita mit Wochenenddienst gab

    Dass es ein gesellschaftlicher Offenbarungseid ist, darüber sind wir uns einig. Man könnte es natürlich auch einfach so gestalten, dass niemand so etwas braucht, um seine Familie durchzubringen. Aber don't blame the parents.

  • In Schweden gibt's das.

    WiE ihr wisst bin ich ein großer Freund davon seine Kinder nicht unter 3 überhaupt fremd zubetreuen und auch so möglichst der Schule das Beschulen und den Eltern das Erziehen zu überlassen.


    Bei der 24h Kindergartensache bin ich aber sehr von angetan.

    Es ist nämlich echt cool, wenn es die Möglichkeit gibt, auch als Alleinerziehende mal abends wegzugehen und das Kind sicher in vertrauter Umgebung zu wissen.

    Ich zB war mehr als die letzten zehn Jahre nicht mehr allein weg und abends erstrecht nicht.

    So ein-zweimal im Jahr fände ich das echt cool.

  • Wusste ich nicht, aber man muss da ja nicht dogmatisch sein.


    In Deutschland gibts das auch. Wird wohl auch vom Bund gefördert. Klar, das erhöht das Arbeitskräftepotenzial. Die DDR hatte auch nicht ohne Not Frauen als Arbeiterinnen emanzipiert und in Kinderbetreuung investiert.


    Zurück in die Gegenwart. Besser wäre es, mehr Fachkräfte auszubilden und dann den Familien Privilegien bei den Arbeitszeiten zu bieten. In Schweden ist es, glaube ich, z.B. auch so, dass die draufgegange Zeit, um die Kinder zur Kita zu bringen, Arbeitszeit ist.

  • Kinderkrippe machen wir auch nicht, mit drei in den Kindergarten ist früh genug. Vorher können die Zwergerl eh kaum was miteinander anfangen.


    Hast du arme gar keine Großeltern oder Geschwister in der Umgebung, oder wird das nicht akzeptiert das sich die Mama mal abseilt?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!