#479 - Philosophin Eva von Redecker über Revolution

  • Here we go... Willkommen im Hans Jessen Showroom!



    Wir sind an einem neuen, eigenen Ort (über den wir euch bald mehr verraten) und haben Eva von Redecker zu Gast. Eva ist Philosophin, Autorin und freie Publizistin, die zu Kritischer Theorie und feministischer Philosophie forscht. Ihr Buch "Revolution für das Leben - Philosophie der neuen Protestformen" (Fischer, 2020) ist gerade erschienen.


    Eva kennt sich mit Revolutionen aus. Wie klären zunächst was sie daran interessiert, was eine Revolution überhaupt ist und welche wir in der jüngsten Vergangenheit miterleben konnten.


    Die junge Philosophin berichtet, wie sie zu ihrem Fachgebiet gekommen ist, was Kritische Theorie bedeutet und weshalb Hannah Arendt sowie Judith Butler sie geprägt haben. Eva ist auf einem Bauernhof aufgewachsen: Wie politisch waren ihre Eltern? Wie wurde sie politisiert?


    Dann geht's um Evas Analyse der Verhältnisse: Wieso ist unser Leben von einer kapitalistischen Herrschaft geprägt? Weshalb herrscht der Kapitalismus durch und über uns? Welche Zumutungen erfahren wir? Wir sprechen über die Spielregeln des realexistierenden Kapitalismus und warum Privateigentum entscheidend ist: Was meint Eva mit "Sachherrschaft"? Welche Rolle spielen Form und Verteilung von Eigentum? Was sind ihre revolutionären Lösungsvorschläge? Und was ist "Phantombesitz"?


    Außerdem geht's um eine mögliche revolutionäre Situation, in der wir uns befinden sowie die aktuelle Bewegungen wie Extinction Rebellion und Ende Gelände.


    Das und vieles, vieles mehr in Folge 479 - wir haben sie am 9. Oktober in Berlin aufgezeichnet.


    Eva auf Twitter


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  • Geniale Folge. Sie hat das Thema Revolution im Kontext von Kapitalismus sehr gut theoretisch aufgearbeitet. Tolles Interview. Ich fände aber auch der Showroom könnte mehr Hans Jessen vertragen. Wo ist er in Person, wo sind die Pappaufsteller und huldigenden Bilder?^^;)

  • Also was sie über Abtreibung erzählt, scheint mir mit Verlaub ziemlicher Blödsinn. Der Fötus stirbt ja nicht an Vernachlässigung, wie der Bruder von dem Faulenzer, sondern er wird bei der Abtreibung umgebracht. Natürlich redet die Gesellschaft da mit. Außerdem, wenn ich als Mann ein Kleinkind versorge und fahre zwei Wochen in Urlaub und lasse das derweil zu Hause verhungern, kriege ich sehr wohl ärger. Nix gegen Abtreibung, aber der Vergleich mit den zwei erwachsenen Brüdern ist lächerlich.

  • Also was sie über Abtreibung erzählt, scheint mir mit Verlaub ziemlicher Blödsinn. Der Fötus stirbt ja nicht an Vernachlässigung, wie der Bruder von dem Faulenzer, sondern er wird bei der Abtreibung umgebracht. Natürlich redet die Gesellschaft da mit. Außerdem, wenn ich als Mann ein Kleinkind versorge und fahre zwei Wochen in Urlaub und lasse das derweil zu Hause verhungern, kriege ich sehr wohl ärger. Nix gegen Abtreibung, aber der Vergleich mit den zwei erwachsenen Brüdern ist lächerlich.

    Da musste ich auch etwas die Stirn runzeln.

    Aber auch in einem ansonsten sehr schönen und informativen Interview kann ja mal ein Aspekt in die Hose gehen.

  • Ich stimme natürlich großflächig zu. Nur mit der Konstruktion von Sexismus und Rassismus aus dem Eigentumsbegriff habe ich ein Problem. Im Grunde behauptet sie damit, dass sich die Menschen im Kapitalismus im individuellen Krisenfall erst recht - wenn auch unbewusst - auf ein relativ abstraktes Prinzip berufen.

    Tatsächlich führt die permanente, latente Angst des Bürgertums vor dem Verlust seines Eigentums aber eigentlich im schlimmsten Fall zu einem Rückfall in vorzivilisatorische, instinktive Verhaltensweisen.

    Der ganze Faschismus und der heute wieder erstarkende Rechtspopulismus hat ja eine sehr irrationale Komponente, wenn er bestehende Ängste aufgreift, sie zu scheinbar überwältigenden Dimensionen aufbläst, und sich den Verängstigten dann als Erlösung von einer als existenziell und durchaus materiell wahrgenommenen Bedrohung präsentiert, während der moderne Eigentumsbegriff eigentlich eher ein ideelles und sehr rationales Konstrukt ist.

  • Es gab! in der DDR die freie, selbstverantwortliche Entscheidung der Frauen zum Abbruch einer Schwangerschaft bis zur 12. Woche. War ab 1972 Gesetz. Es war das bedingungslose Recht der Frau. Darum: Vorsicht mit dem Fortbestehen patriarchaler Sachherrschaft und einer besonderen deutschen Mutterbild.

    Und der Clue war: es die freie, zuzahlungslose Abgabe der Pille auf Rezept. Mit dem Übergang auf das westdeutsche Krankenversicherungssystem mussten die Frauen plötzlich ihre ständige Pille (oder das Legen und Ziehen einer Spirale) vollständig bezahlen.

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