Karl Marx Sammelthread

  • Gehört zu meinen lieblings Facts of Life:


    https://www.digitalhistory.uh.…ook.cfm?smtID=2&psid=3230




    A public opinion poll conducted during the 200th anniversary of the U.S. Constitution in 1987 found that most Americans were woefully ill-informed about the content and meaning of the document. Only a bare majority knew that the purpose of the Constitution was to create a federal government and define its powers. Nearly half believed that the Constitution contains Karl Marx's phrase "From each according to his ability, to each according to his need."


  • Die Bourgeoisie hat in der Geschichte eine höchst revolutionäre Rolle gespielt.

    Die Bourgeoisie, wo sie zur Herrschaft gekommen, hat alle feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat die buntscheckigen Feudalbande, die den Menschen an seinen natürlichen Vorgesetzten knüpften, unbarmherzig zerrissen und kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übriggelassen als das nackte Interesse, als die gefühllose „bare Zahlung". Sie hat die heiligen Schauer der frommen Schwärmerei, der ritterliechen Begeisterung, der spießbürgerlichen Wehmut in dem eiskalten Wasser egoistischer Berechnung ertränkt. Sie hat die persönliche Würde in den Tauschwert aufgelöst und an die Stelle der zahllosen verbrieften und wohlerworbenen Freiheiten die eine gewissenlose Handelsfreiheit gesetzt. Sie hat, mit einem Wort, an die Stelle der mit religiösen und politischen Illusionen verhüllten Ausbeutung die offene, unverschämte, direkte, dürre Ausbeutung gesetzt.

    Würde im kommunistischen Manifest: Im Kapitalismus ist Würde ein Tauschwert.

  • Marx likes


  • What would Marx do? 🤔

    Bin mir nicht mal sicher, ob Marx Lohnarbeit heutzutage kritisieren würde. Der junge Marx schon.

  • In der Marxismusgruppe in Facebook wird immer wieder das Kommunistische Manifest als Einstiegslektüre zu Marx empfohlen. Eigentlich eignet sich das KM überhaupt nicht dazu. Marx hat tausende Seite geschrieben. Nur selten hat er so eingeschränkt gedacht wie im KM. Die ständigen Revisionen des Texts zeigen doch auch, dass das Denken von Marx in ständigem Wandel war. Ich glaube, Marx hat es wohl bereut, dieses, eigentlich ein Pamphlet, um die Arbeiter vor dem Ausbruch der Revolution 1848 zu radikalisieren, Manifest geschrieben zu haben.

    Ich vermute, dass das KM auch sehr verbreitet ist unter Rechtskonversativen, die sich damit "kritisch" ausseinandersetzen wollen. Daher sind wahrscheinlich die ganzen Vorurteile so verbreitet. Man sollte lieber das Kapital Band 1 lesen. Die theoretischen Kapitel am Anfang kann man überspringen. Das Buch ist voll von genialer und unterhaltsamer historischer Geschichtsschreibung. Im Maschinenkapitel lernt man auch einiges zu der Geschichtsauffassung von Marx.

  • Die Theorie vom tendenziellen Fall der Profitrate bezieht sich - so wie ich es verstehe(!)* - in erster Linie auf die Realwirtschaft, wo die Konkurrenz unter den Produzenten die Produktivität so weit steigert und damit die Lohnstückkosten reduziert, dass sie zwar am Ende alle hoch produktiv sind, aber durch die Steigerung des Anteils an konstantem Kapital (Maschinen) im Prduktionsprozess der Anteil an variablem Kapital (Lohnarbeit) immer weiter sinkt und sich somit auch der Mehrwert reduziert, der aus der Arbeit extrahiert werden kann.


    *was nicht unbedingt der letzte Schluss der Marx-Exegese sein muss


    Da im Kapitalismus aber stetig wachsende Erträge nötig sind, um z.B. Aktienkurse und Dividenden steigen zu lassen, oder frühere Investitionskredite (für das konstante Kapital) nebst Zinsen zu armotisieren, sucht sich das Kapital folgerichtig den Weg des (scheinbar) geringsten Widerstandes und vermehrt sich auf den Finanzmärkten, wenn es sich durch die klassische Ausbeutung von Arbeitskraft nicht mehr schnell genug vermehren kann, um diesen inhärenten (Geld-)Wachstumszwang zu befriedigen.


    Die Weltwirtschaftskrise 1928/29, die der Great Depression voranging, war vor allem das Resultat eines gigantischen Börsencrashs in den USA - also nicht einer Krise der realwirtschaftlichen Produktion, sondern eines aufgeblähten, globalisierten Finanzmarktes. Das heißt, es wurde schon damals - wie auch heute wieder - verstärkt in spekulative Anlagen investiert, die keine unmittelbare Steigerung der Produktivität mehr nach sich zogen.

    Man kann auch heute sehen, dass die produzierenden Unternehmen ihre Erträge tendenziell(!) immer mehr in Geldgeschäfte bis hin zu Ankäufen ihrer eigenen Aktien zur Stützung der Kurse re-"investieren".

    Die Rate der Produktivitätsentwicklung wird dabei in nahezu allen westlichen Industrienationen immer geringer. Weil die bestehenden Märkte gesättigt sind und sich - mal abseits von virtuellen, digitalen "Produkten" - nur unter großem, kostspieligem Marketing- und Werbeaufwand, neue Marktsegmente erschliessen lassen, versucht das Kapital eben seinen Wachstumshunger über die reine, scheinbar magische Selbstvermehrung zu stillen.


    Wer die derzeitigen Bemühungen der Konservativen und Neoliberalen ExpertInnen, eine drohende Hyperinflation herbei zu prophezeien aufmerksam verfolgt, der wird von Seiten der eher "linken" ÖkonomInnen vielleicht schon gehört haben, dass die aktuellen Lieferengpässe nicht auf mangelnde Produktionskapazitäten zurückzuführen sind (wie z.B. bei den beiden Hyperinflationen in Deutschland nach den Weltkriegen), und dass die deutsche Industrie insgesamt nach wie vor kapazitär eher unterausgelastet ist.


    Die (vor allem von EigentümerInnen großer Geldwerte) viel gescholtene Niedrigzinzpolitik der EZB soll ja eigentlich die Unternehmen dazu anreizen, wieder mehr Geld in das Produktivitätswachstum zu investieren. Auch die Klimawirtschaftspolitik der Ampel ist vor allem darauf abgerichtet, den Klimaschutz als Eröffnung neuer Märkte zu propagieren, dabei den Privatsektor zu klimafreundlich(er)er technischer Innovation zu animieren und somit der deutschen Industrie mehr Anreize für produktive investitionen und neue Arbeitsplätze zu bieten.


    Ich finde die derzeitige Entwicklung - wie auch die der frühen dreißiger Jahre des letzten jahrhunderts - widerspricht Marx' Theorie eigentlich nicht. Sie bestätigt sie sogar eher, weil sie vor allem wegen der von ihm prognostizierten fallenden Profitraten statt findet. Allerdings nur dann, wenn man Finanzmärkte und Digitalisierung nicht als von der realwirtschaftlichen Produktion losgelöste Phänomene, sondern als logische Folge der kapitalistischen Produktionsweise und ihrer eingebauten Widersprüche betrachtet.


    Marx lag vermutlich falsch damit, dieses "Gesetz" als Teil der quasi-automatischen Selbsterledigung des Kapitalismus zu sehen und letzterer als "historische Notwendigkeit" die Diktatur des Proletariates als Endpunkt zu setzen (wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob er das bis zum Schluss auch immer noch so sah).

    Er hat offensichtlich die Dynamik unterschätzt, mit der sich der Kapitalismus und sein ideologischer Überbau den eigenen Zerfallstendenzen entgegen stemmen, und sich so vor der Selbstzerstörung retten würden - notfalls auch durch die Opferung der Demokratie und sämtlicher anderer liberaler Errungenschaften der bürgerlichen Revolutionen, die ihn zum herrschenden Gesellschaftsprinzip gemacht hatten.


    Aber im Kern beruht auch die heutige kapitalistische Akkumulation nach wie vor auf der realwirtschaftlichen Produktion und der Verwertung von Arbeitskraft - Auch wenn man das als wirtschaftsnaher Ökonom, oder als BewohnerIn vergleichsweise stinkreicher, westlicher Nationen schon mal aus dem Auge verlieren kann, weil die wirklich harte Ausbeutung entweder längst in ferne Länder ausgelagert wurde, oder hier zur profitablen Verwertung von Dienstleistungen verwendet wird, die man selbst nur allzu selbstverständlich gerne in Anspruch nimmt.


    p.s.: Es gibt natürlich auch (erratische) Marxisten, die behaupten, der Kapitalismus habe sich eigentlich schon selbst erledigt und zu einem Neuen Techno-Feudalismus entwickelt. ->



    Aber egal wie man es nennt - Es ändert nichts daran, dass die Produktionsmittel in privatem Eigentum bleiben und die Masse der Nicht-EigentümerInnen davon abhängig gehalten wird, dass sich das investierte Geld in profitables Kapital verwandelt.

  • Weiß jemand, ob die etwas von Marx Theorie auf die Große Depression 1929 anwendbar ist? Lese immer nur, dass seine Idee der sinkenden Mehrwert- und Profitrate sich nun mal nicht in der Realität erfüllt hätte

    https://thenextrecession.wordp…rate-of-profit-1948-2015/


    Marxist Michael Roberts hat viel zu dem Thema auf seinem Blog geschrieben, da aber erst ab Ende des 2. WK. In seinem Buch A World in Crisis (Co-Autor) und in The Long Depression geht er näher auf die Details ein. In The Long Depression geht er auch auf die GD ein. Für die GD hat er die Profitrate und die technische Zusammensetzung des Kapitals in den USA von 1914 bis 1931 berechnet.




    Seine Erklärung für den Verlauf ist, dass ab 1924 in den USA nicht mehr in den produktiven Sektor investiert wurde, sondern in den Finanzsektor.





    m ist der Mehrwert

    v ist das variable Kapital (z. B. Löhne)

    c ist das konstante Kapital (z. B. Produktionsmittel)


    p insgesamt ist die Profitrate.

    m/v ist die Rate des Mehrwerts und c/v ist die technische Zusammensetzung des Kapitals (in der englischen Literatur auch "organic composition of capital" genannt).


    Nun ist es so, dass wenn die Rate des Mehrwerts konstant ist (das Verhältnis von m/v), die technische Zusammensetzung des Kapitals aber gleichzeitig steigt, dann fällt die Profitrate.

    Die Theorie von Roberts ist: Dadurch dass mehr in den Finanzsektor investiert wurde, ist es dazu gekommen, dass das v in der technischen Zusammensetzung des Kapitals fällt und daher der Term c/v größer wird und daher die Profitrate fällt.


    Es ist so eine Art dialektisches Verhältnis. Steigt die technische Zusammensetzung des Kapitals, dann fällt die Profitrate (unter der Annahme, dass die Rate des Mehrwerts konstant ist).


    Auf deutsche Verhältnisse zur Zeit der GD wurde das, soweit ich weiß, noch nicht angewendet. Aber allgemein kann man sagen, dass nicht wirklich klar ist, was genau die GD ausgelöst hat. Und das Gesetz zum tendenziellen Fall der Profitrate bedeutet nicht wirklich, dass die Profitrate immer fällt. Es ist eben nur eine Tendenz und es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie dieser Tendenz entgegen gewirkt werden kann. Eine davon ist unter Anderem die Zerstörung von konstantem Kapital c durch z. B. Kriege, was ja bei der USA nicht der Fall war.


    Wie man die Theorie aber konkret anwendet, dazu gibt es viele Möglichkeiten über die auch konktrovers diskutiert wird unter Marxisten. Es hängt auch davon ab, wie man Marx interpretiert.

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